Expert*innen für Artenschutz
Tiere und Pflanzen vor dem Aussterben retten: Für viele Fachkräfte eine äußerst sinnvolle Arbeit. Der Stellenmarkt für Artenschutzexpert*innen ist breit gefächert.
Text: Daniela Knoll
Sie geben Fledermäusen in alten Kirchtürmen und Bunkern sichere Lebensräume, sie bringen den Luchs zurück in ihr natürliches Habitat und unterstützten seine Ausbreitung: Artenschutzexpert*innen tragen wesentlich zum Erhalt oder Wiederaufbau der biologischen Vielfalt bei. Auf dem Arbeitsmarkt wartet auf sie eine Vielzahl an Arbeitgeber*innen. So suchte das Bundesamt für Naturschutz (BfN) eine*n Sachbearbeiter*in für das Fachgebiet II 1.2 „Botanischer Artenschutz” in Bonn. Zu den Tätigkeiten dieser Stelle gehörte unter anderem die fachliche Bewertung von Ein- und Ausfuhranträgen geschützter Pflanzen- und Tierarten, aber auch die inhaltliche Betreuung und Pflege der Oracle-Datenbank „WISIA“.
Auch Lebenshabitate wie „lichte Wälder“ genießen Schutzstatus und werden deshalb seit Mitte 2024 vom Bundesumweltministerium und dem BfN mit rund zwei Millionen Euro im Bundesprogramm „Biologische Vielfalt“ gefördert. Gerade nationale Artenschutzprojekte brauchen Fachexpertise. Deshalb kann es für die eigene Stellen-Recherche nützlich sein, in einschlägigen Umwelt- und Naturschutzportalen sowie auf Behördenseiten nach aktuellen Förderprogrammen im Bereich Artenschutz zu suchen. Dazu gehört auch ein Blick in aktuelle Projektsteckbriefe des BfN.
Zahlreiche offene Stellen
Das Bezirksamt in Berlin-Spandau hatte eine Stelle ausgeschrieben im Bereich „Sachbearbeitung Handelsartenschutz (m/w/d)“ in Teilzeit, um den Handel mit geschützten Arten zu überwachen. Voraussetzung dafür ist ein abgeschlossenes Hochschulstudium im Bereich Landschaftsplanung, Landschaftsökologie, Biologie mit Schwerpunkt Naturschutz, Artenschutz oder Ökologie, Natur- und Umweltwissenschaften oder vergleichbare Fachrichtungen.
Explizit eine „Fachkraft (m/w/d) für Artenschutz“ wollte der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) am Standort in Hannover einstellen. Zusammen mit dem Land Nordrhein-Westfalen führt das Land Niedersachsen ein „integriertes LIFE-Projekt für die Lebensräume und Arten der Sandlandschaften in der Atlantischen Biogeografischen Region“ durch. Die zukünftige Fachkraft sollte beispielsweise am landesweiten Gesamtkonzept zur Verbesserung der Erhaltungszustände der FFH-Arten mitwirken, das Monitoring von Zielarten betreuen und im Hinblick auf deren Erhaltungszustand notwendige Schutzmaßnahmen durchführen. Die Projektergebnisse sollte er oder sie zum Beispiel auf Veranstaltungen präsentieren.
Der Stellenmarkt zeigt darüber hinaus, dass auch Expert*innen für sehr seltene und außergewöhnliche Tier- und Pflanzenarten fündig werden können – wenn vielleicht auch mit etwas Geduld. So suchte das Naturschutzteam der Deutschen Wildtierstiftung am Standort Berlin eine*n „Projektmitarbeiter Schreiadler (M/W/D)“ in Teil- oder Vollzeit. Aufgaben waren unter anderem die Organisation von Artenschutzmaßnahmen, Öffentlichkeitsarbeit, Projektmitarbeit im Nationalen Artenhilfsprogramm (nAHP) für den bedrohten Schreiadler, Ausbau und Pflege von Netzwerken in den Bereichen Natur-, Artenschutz sowie Land- und Forstwirtschaft. Ein interdisziplinäres Tätigkeitsfeld für Artenschutzexpert*innen stellt der Bereich Umweltbaubegleitung dar. Neben biologischem sowie naturwissenschaftlichem Fachwissen sind dafür auch Kenntnisse im baulichen Planungsrecht hilfreich.
Fähigkeiten erweitern und vertiefen
Da Artenschutzexpert*innen häufig projektbezogen Arbeiten, sammeln sie neben fachlichem Know-how in verschiedenen Bereichen auch wertvolle Soft Skills. Fachkräfte, die darauf aufbauen wollen, um in eine Leitungsposition zu kommen, können Qualifizierungsseminare nutzen. So bildet die Umweltakademie Baden-Württemberg „sachkundige Personen“ in wenigen Tagen zu qualifizierten Artenschutz-Fachberater*innen aus. Das Artenschutzzentrum „Metelen“ des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) bietet ebenfalls spezialisierte Schulungen in diesem Bereich an. So können zum Beispiel Vertreter*innen des behördlichen internationalen Artenschutzes sowie Fachgutachter*innen Artenschutz für Planungsverfahren ihre Fachexpertise im Metelen vertiefen.
Man kann sich natürlich auch ehrenamtlich bei Natur- und Umweltschutzverbänden engagieren, was vor allem für Studierende sinnvoll sein kann, die sich beruflich Richtung Artenschutz orientieren möchten In Niedersachsen suchte etwa der Naturschutzbund e.V. (NABU) Bundesfreiwillige für den Artenschutz. Sein EU-Projekt „Life Bovar“ widmet sich stark gefährdeten Amphibienarten. Bundesfreiwillige helfen praktisch beim Artenschutz mit. Dafür unterstützen sie bei der Pflege, Aufzucht und Wiederansiedlung gefährdeter Amphibienarten oder beim Monitoring. Das bietet zukünftigen Fachkräften eine hervorragende Möglichkeit, den Natur- und Artenschutz aktiv mitzugestalten. Gleichzeitig steigert man dadurch die eigenen Artenschutzkompetenzen.