Dressed for the job
Neben der fachlichen Kompetenz und der Persönlichkeit spielt die Bekleidung im Vorstellungsgespräch eine wesentliche Rolle. Mit diesen Tipps gelingt die Wahl des perfekten Outfits.
Text: Daniela Obermeyer
Kostüm, Sakko oder Jeans? Was Bewerber*innen im Vorstellungsgespräch tragen, ist ein starker visueller Eindruck, den Personalentscheider*innen vom Gegenüber gewinnen. Die passende Kleidung signalisiert nicht nur Ernsthaftigkeit und Respekt, sondern vermittelt auch, dass sich der oder die Bewerber*in bewusst mit der Unternehmenskultur und den dortigen Erwartungen auseinandergesetzt hat. Kleidung wirkt auf andere wie eine Visitenkarte: Sie kann Kompetenz und Verlässlichkeit ausdrücken, aber auch fehlendes Fingerspitzengefühl offenbaren. Umso wichtiger ist es für Jobsuchende, sich darüber vorab Gedanken zu machen.
Die Grundvoraussetzungen für die passende Bekleidung sind selbstverständlich. Sie sollte sauber und nicht zerknittert sein, zum Körperbau passen und weder zu eng noch zu locker sitzen. Schrille Farben und grelle Farbkombinationen sind genauso wie tabu wie zu viel nackte Haut, egal ob bei Männern oder Frauen.
Welche Bekleidungsstücke konkret ausgewählt werden, hängt auch von der Branche ab, in der man sich bewirbt. In eher konservativen Bereichen wie in Banken oder Versicherungen sind Anzug mit Krawatte beziehungsweise Hosenanzug oder Kostüm Pflicht, selbst wenn es selten zu Kontakt mit Kund*innen kommt. Für den klassischen Bürojob oder im öffentlichen Dienst geht es etwas lockerer. Männer können dort schickere Beinbekleidung wählen, zum Beispiel eine Chinohose, mit passendem Hemd. Frauen tragen ebenfalls eine elegantere Hose oder einen knielangen Rock mit Bluse, eventuell kombiniert mit einem Blazer. Relativ locker läuft es in Unternehmen aus dem kreativen, kulturellen oder sozialen Bereich sowie bei Start-ups. Hier ist Casual Look angesagt: Anstelle einer Anzughose sind hier auch Denimhosen oder Jeans erlaubt, allerdings ohne Waschung und idealerweise in schwarz oder dunkelblau. Hinzu kommen legere Oberteile, eventuell ein Freizeit-Sakko oder -Blazer und flache Schuhe. Wer sich auf eine Führungsposition bewirbt, sollte das unabhängig von der Branche nach außen strahlen und gehobene Qualitäts-Bekleidung tragen.
Probetragen erwünscht
Ein Blick auf die Website oder in die Social-Media-Kanäle des Wunsch-Unternehmens kann ebenfalls aufschlussreich sein. Dort sind vielleicht Fotos von Mitarbeiter*innen zu finden, die vermitteln, wie das Team typischerweise gekleidet ist. Fachkräfte mit Tattoos an einsehbaren Köperstellen sollten sich vorab überlegen, ob sie den Körperschmuck – wenn möglich – erst einmal mit Bekleidung überbedecken. Gegebenenfalls kann man den oder die Arbeitgeber*in im Verlauf des Vorstellungsgesprächs darüber informieren. Generell gilt, dass Tattoos und Piercings Privatsache sind und dem Persönlichkeitsrecht unterliegen. Allerdings können Arbeitgeber*innen teilweise ein begründetes Interesse am ordentlichen Erscheinungsbild ihrer Mitarbeiter*innen haben – insbesondere bei Kontakt mit Kund*innen.
Einige Tage vor dem Vorstellungsgespräch sollte sich der oder die Bewerber*in Gedanken über die Garderobe machen und die Sachen heraussuchen. Vielleicht wird dann festgestellt, dass das eine oder andere Teil fehlt, zu klein geworden ist oder gewaschen werden muss. Nicht vergessen werden dürfen auch die passenden Schuhe, idealerweise geschlossene. Eventuell muss noch ein Paar nachgekauft werden. Hat der oder die Bewerber*in alle Bekleidungsstücke beisammen, kommt der Bequemlichkeits-Test: Passt alles und trägt sich angenehm sowohl im Sitzen, Stehen als auch beim Laufen? Es ist wichtig, dass sich der oder die Bewerber*in in der gewählten Bekleidung wohlfühlt und nicht wie verkleidet. Sonst besteht die Gefahr, dass man während des Gesprächs nicht ganz bei der Sache ist und sich unnatürlich verhält. Gerade in Unternehmen mit einem strengeren Dresscode sollte man sich zudem bewusst machen, dass man diese Art von Kleidung jeden Tag im Job zu tragen hat. Wer damit ein größeres Problem hat, bewirbt sich womöglich sogar auf die falsche Stelle.
Frisur und Accessoires
Die Frisur beziehungsweise den Bartwuchs sollte man ebenfalls im Blick haben. Die Länge von Bart und Haaren spielt eine eher kleine Rolle, aber natürlich sollte beides gepflegt und ordentlich frisiert sein. Wer lange Haare trägt, kommt in der Regel besser an, wenn diese zusammengebunden oder hochgesteckt sind als mit einer wallenden Mähne. Zu guter Letzt sind noch Schmuck, Accessoires wie Taschen oder Schals sowie das Make-up zu beachten. In der Regel gilt: Weniger ist mehr. Das Ganze drumherum soll nicht von der Person des oder der Bewerber*in ablenken. Auch das Parfum oder Aftershave wird besser nur dezent aufgetragen. Dass man am Tag vor dem Vorstellungsgespräch nicht stark knoblauchhaltig essen oder viel Alkohol trinken sollte, versteht sich von selbst.
Ist das Vorstellungsgespräch weiter weg, empfiehlt es sich Ersatzbekleidung einzupacken. So hat man etwas in petto, falls die Hose aus Versehen im Zug mit Kaffee vollgekleckert wird oder die Bluse nach der langen Autofahrt Schweißflecken aufweist. Auch bei reinen Online-Vorstellungsgesprächen ist es empfehlenswert, sich so zu kleiden als ob man vor Ort wäre. Zum einen gerät man nicht in Verlegenheit, eine Jogginghose zur Bluse präsentieren zu müssen, wenn man aus irgendeinem Grund aufstehen muss. Zum anderen kommt der Spruch „Kleider machen Leute“ nicht von ungefähr: Ist man seriös und professionell gekleidet, fühlt und verhält man sich auch entsprechend.
Ist sich der oder die Bewerber*in trotz aller Überlegungen unsicher, welches Outfit zum Vorstellungsgespräch passt, sollte man lieber leicht overdressed als underdressed gehen, denn ein gepflegtes Erscheinungsbild wird in der Regel immer positiv wahrgenommen. Ein Vorstellungsgespräch bedeutet Stress genug. Wer sich in seiner Kleidung wohlfühlt und die richtige Auswahl getroffen hat, kann sich selbstsicher auf das Wesentliche konzentrieren: seine fachlichen und persönlichen Qualifikationen zu präsentieren.