
Eine Meteorologin im Museum
An der Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Kommunikation, Ausstellung und Veranstaltungsmanagement: Annika Brieber übernimmt als Meteorologin im Klimahaus Bremerhaven abwechslungsreiche Aufgaben.
Interview: Christine Lendt

WILA Arbeitsmarkt: In der Dauerausstellung „Es geht um die Welt!“ im Klimahaus Bremerhaven reisen Besucher*innen durch verschiedene Klimazonen. Welche Aufgaben haben Sie hier als Meteorologin?
Annika Brieber: Das Klimahaus ist eine Wissens- und Erlebniswelt mit einer kleinen wissenschaftlichen Abteilung hinter den Kulissen. Hier betreiben wir zwar keine eigene Forschung mit Wetterprognosen, sind aber äußerst aktiv in der Klimakommunikation und sensibilisieren die Öffentlichkeit und das Fachpublikum für dieses Thema. Wir kümmern uns darum, dass die Ausstellung inhaltlich immer up to date ist und organisieren Veranstaltungen wie zum Beispiel Vorträge und Wettershows, bei denen die Besucher und Besucherinnen der Ausstellung dazu eingeladen sind, sich das aktuelle Wetter rund um die Welt anzugucken. Am 13. und 14. März findet etwa eine Konferenz zum Thema „Wetter- und Wasserextreme als Folge des Klimawandels“ statt.
Außerdem beantworten wir Presseanfragen und sind ein großer Bildungsstandort, den Zehntausende von Schüler und Schülerinnen pro Jahr sowie viele Erwachsene besuchen. Bei solchen Veranstaltungen bringen wir unsere wissenschaftliche Expertise sowie aktuelle Studien ein und lassen die Ergebnisse in alle möglichen Formate mit einfließen. Dazu gehört auch, wissenschaftliche Inhalte in eine anschauliche, allgemein verständliche Sprache zu ‚übersetzen‘.
Wie halten Sie sich auf dem Laufenden?
Wir sind stark eingebunden in ein Netzwerk aus verschiedenen wissenschaftlichen Institutionen. Der Deutsche Wetterdienst ist ein Partner des Klimahauses, genauso auch das Alfred-Wegener-Institut sowie das Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, das sich gleich hier bei uns um die Ecke befindet. So greifen wir auf die Expertise und Erkenntnisse von den Forschenden zurück, informieren uns auch täglich über die Neuigkeiten bezüglich des Wetters und der weltweiten Klimawandelfolgen. Dies alles lassen wir in unsere Reisestationen mit einfließen, also die verschiedenen Bereiche unserer Ausstellung.
Inwiefern sind Sie an der Entwicklung der Ausstellung beteiligt?
Aktuell planen wir einen großen neuen Bereich in der Dauerausstellung zum Thema Wetterextreme. Außerdem sind wir gerade dabei, die Dauerausstellung „Klimareise um die Welt“ zu digitalisieren, sodass wir an jeder Ausstellungsstation Monitore haben werden, auf denen wir dann immer aktuelle Inhalte einspielen können.
„Eben genau diese Abwechslung, dass man also nicht immer nur am Schreibtisch sitzt, motiviert mich an meiner Arbeit.“
Sind Sie als Meteorologin auch selbst direkt in der Ausstellung tätig?
Ja, ich lege auch Wert darauf, mich selbst aktiv mit einbringen zu können, weil mir das unheimlich viel Spaß bringt. So führen meine Kollegin oder ich die Wettershows auch teilweise selber durch und halten Vorträge für Schulklassen oder Gruppen, die eine Führung gebucht haben. Eben genau diese Abwechslung, dass man also nicht immer nur am Schreibtisch sitzt, motiviert mich an meiner Arbeit. Und es ist auch schön, direkt Feedback zu bekommen, was den Besuchern und Besucherinnen gut gefallen hat oder welche Fragen sie haben.
Auf welchem Weg sind Sie an Ihre aktuelle Stelle im Klimahaus Bremerhaven gekommen?
Nach dem Bachelorstudium Physik des Erdsystems habe ich den Master Klima und Umweltwandel absolviert und dabei meteorologische Schwerpunkte gesetzt. Mein Ziel war es immer, nicht in der Forschung zu bleiben, etwas breiter aufgestellt zu sein und beruflich mit Menschen zu tun zu haben. Zum Klimahaus kam ich dann durch Zufall: Ich hatte meine Masterarbeit zum Thema Starkregenereignisse und Katastrophenschutz in Hessen bei einem Wettbewerb eingereicht. In der Jury saß auch Arne Dunker, der Geschäftsführer des Klimahauses. Er hat mich direkt angesprochen.
Welche Fachrichtungen sind außerdem in Ihrem Team vertreten?
In der Abteilung der Ausstellungs- und Programmentwicklung kommen alle aus den Naturwissenschaften, vor allem mit Bezug zu den Umweltwissenschaften, und sind mehr oder weniger Quereinsteiger. Eine meiner Kolleginnen ist Geowissenschaftlerin und für Themen wie Meere, Ozeane und Eisschilde zuständig. Ich selbst bin in unserer Abteilung als Meteorologin hauptsächlich für alles zuständig, was mit der Erdatmosphäre und dem Wetter zu tun hat. Zwei Kolleginnen haben promoviert. Das wird gerade in Bezug auf Presseinterviews teils gern gesehen, ist aber kein Muss.
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