Das Ziel im Blick
Berufsbegleitende Weiterbildung bringen in vielen Situationen Vorteile mit sich, aber man muss auch auf einige Dinge beachten.

Das Ziel im Blick

Eine berufsbegleitende Weiterbildung kann der Karriere nutzen. Prof. Dr. Sabine Remdisch, Leiterin des Instituts für Performance Management der Leuphana Universität Lüneburg, erläutert, welche Voraussetzungen gegeben sein müssen, damit sie zum Erfolg führt.

Interview: Maike von Haas

Prof. Dr. Sabine Remdisch ist Professorin für Personal- & Organisationspsychologie an der Leuphana Universität Lüneburg. Foto: privat

WILA Arbeitsmarkt: Welche Grundvoraussetzungen müssen bei den Teilnehmer*innen für eine mehrmonatige oder mehrjährige berufsbegleitende Weiterbildung gegeben sein, damit diese zum Ziel führt?
Sabine Remdisch: In unserem Studiengang, dem berufsbegleitenden MBA Performance Leadership, haben wir die Erfahrung gemacht, dass eine der größten Herausforderungen persönliches Zeitmanagement und ein hohes Maß an Selbstorganisation sind.

Die Fähigkeit, alle Lebensbereiche – das heißt, die Weiterbildung, den Beruf und das Privatleben – unter einen Hut zu bekommen, ist hier unerlässlich. Fehlt diese Fähigkeit, schlägt sich das schnell auf die Motivation und damit auf den Weiterbildungserfolg nieder.


 
„Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Selbstführungskompetenz und die persönliche Zielsetzung entscheidend für den Weiterbildungserfolg sind.“
 

 

Wie kann man die eigene Motivation bei einer umfangreichen Weiterbildung aufrechterhalten?
Dieser Frage sind wir bereits vor einigen Jahren in einer langfristig angelegten Studie nachgegangen. Im Ergebnis lässt sich sagen, dass eine hohe Selbstführungskompetenz benötigt wird, um die Weiterbildung in das Konzept der persönlichen und beruflichen Entwicklung zu integrieren. Die Motivation, bei einer umfassenden Weiterbildung konsequent am Ball zu bleiben, ist häufig eng mit einer klaren Erwartung und Zielvorstellung verbunden. Dafür ist es sehr hilfreich, sich immer wieder an die Ziele zu erinnern, die zur Aufnahme der Weiterbildung geführt haben, und sich bewusst vorzustellen, welche persönliche und fachliche Entwicklung am Ende der Weiterbildung stehen soll.

Das Konzept des lebenslangen Lernens verlangt dem Einzelnen ein hohes Maß an Selbstvertrauen und Selbstverantwortung ab. Es hat sich daher als eine sehr gute Strategie erwiesen, sich mit anderen Weiterbildungsteilnehmenden zusammenzutun und gemeinsam zu lernen und das Gelernte zu reflektieren. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Selbstführungskompetenz und die persönliche Zielsetzung entscheidend für den Weiterbildungserfolg sind. Gerade Lebensphasen wie diese, die dem Einzelnen Zeitinvestitionen und Commitment abverlangen, können mit einer klaren Zielsetzung deutlich besser und zuverlässiger gemeistert werden.


 
„Es braucht Lernformate, die viel Flexibilität erlauben und sich gleichzeitig maßgeschneidert an die spezifische Charakteristik des Erwerbslebens anpassen.“
 

 

Wie können Bildungsanbieter zum Erfolg beitragen? Wie muss die optimale Weiterbildung für Professionals gestaltet sein?
Ein zentraler Punkt ist, inwieweit der Weiterbildungsanbieter das bisherige Wissen, die bereits erworbenen Kompetenzen, in die Weiterbildung einbezieht. Es kommt darauf an, eine auf den Erfahrungsschatz und das Wissen der Teilnehmenden abgestimmte, nutzen- und nutzerorientierte Lehre anzubieten. In unserem MBA ermöglichen wir dies unter anderem durch das „Lernen an anderen Orten“, ein Format, in dem wir die Studierenden aus den Hörsälen hinaus mit in spannende, innovative Unternehmen nehmen und ihnen dort exklusive Einblicke in deren Best Practices bieten.

Dieser Praxisbezug kann nur aus einer engen Kooperation zwischen Weiterbildungsanbietern und Unternehmen und Organisationen entstehen. Es braucht Lernformate, die viel Flexibilität erlauben und sich gleichzeitig maßgeschneidert an die spezifische Charakteristik des Erwerbslebens anpassen. Diese Anforderung bezieht sich auf die zeitliche Lehrplanung, die Auswahl der Lehrinhalte und die passenden Lehrmethoden.

Auf was sollte man also achten als Teilnehmer*in bei berufsbegleitenden Angeboten?
Man sollte auf Programme achten, die vor allem inhaltlich passen und zusätzlich eine optimale Work-Learn-Life-Balance erlauben; die zeitlichen und organisatorischen Bedingungen des Formats müssen zum Arbeits- und zum Privatleben passen. Auch Konzepte zur individuellen Unterstützung sollten vorhanden sein, beispielsweise Trainingsangebote rund um das Zeit- und Stress-Management oder auch Angebote des persönlichen Coachings. Günstig ist, praxisbezogene Angebote zu suchen; der potenzielle Lerntransfer eines Angebots sollte klar nachvollziehbar sein, und die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis sollte klar erkennbar sein.

Wer könnte einem bei der Entscheidung helfen, ob man eine berufsbegleitende Weiterbildung an einer Hochschule macht?
An den Universitäten ist es die Studienberatung. Und in unserem MBA beispielsweise sind auch Schnuppertage möglich.

  • Infodienst-Trainee-Stellen Der Artikel ist im WILA Arbeitsmarkt erschienen. Jede Woche werden im gedruckten Heft oder E-Paper rund 550 aktuelle Stellen zusammengestellt – speziell für Akademiker*innen mit einem generalistischen Studienhintergrund.
  • Die Abonnentinnen und Abonnenten erhalten durch den redaktionellen Teil und die Stellenübersicht einen breiten und dennoch konkreten Überblick über derzeitige Entwicklungen in Tätigkeits- und Arbeitsmarktfeldern, können sich anhand der ausgewählten Jobs beruflich orientieren und bleiben so bei der Jobsuche am Ball. Unsere Erfahrung: Viele Abonnent*innen stoßen auf Tätigkeiten, die sie für sich gar nicht auf dem Schirm hatten.
  • Erstabonnent*innen können kostenlos ein zweiwöchiges Schnupperabo bestellen. Mehr Infos hier.

Weitere WILA-Angebote