Nachhaltigkeitskommunikation: Gutes tun und darüber reden
Bewerber*innen in der Nachhaltigkeitskommunikation können vor allem mit praktischer Erfahrung punkten. Foto: © Leonardo.Ai

Nachhaltigkeitskommunikation: Gutes tun und darüber reden

Nachhaltigkeitskommunikation wird in Unternehmen aller Branchen immer wichtiger, nicht zuletzt aufgrund gesetzlicher Vorgaben. Für Fachkräfte, die gerne Konzepte verfassen und mit unterschiedlichen Zielgruppen arbeiten, bietet sich dadurch ein interessantes Berufsfeld – auch im Quereinstieg.

Text: Anja Schreiber

Nachhaltigkeitskommunikation hat viele Facetten: Sie soll Glaubwürdigkeit ausstrahlen, Vertrauen schaffen, am Reputationsaufbau mitwirken und gesetzliche Pflichten erfüllen. Dabei ist ehrliche Kommunikation – kein Greenwashing – gefragt. Fachkräfte in diesem Bereich haben also die Aufgabe, wahrheitsgemäß über die Maßnahmen in Sachen Nachhaltigkeit in ihrer Organisation oder ihrem Unternehmen zu berichten. Ihre Arbeit kann sich sowohl an interne als auch an externe Zielgruppen richten wie etwa an Mitarbeiter*innen, Kund*innen, Geschäftspartner*innen, Investor*innen oder die allgemeine Öffentlichkeit.

Das Interesse und der Bedarf an Informationen zum Thema Nachhaltigkeit ist den letzten Jahren gestiegen. Der Grund dafür sind gesetzlichen Vorgaben. So sieht das CSR-Richtlinien-Umsetzungsgesetz seit 2017 eine Berichtspflicht über die „nichtfinanziellen Aktivitäten eines Unternehmens“ vor, wenn ein Unternehmen mehr als 500 Mitarbeiter*innen, einen Nettojahresumsatz von mindestens 40 oder eine Bilanzsumme von mehr als 20 Millionen Euro hat. Im Jahr 2022 wurde diese Berichtspflicht umfassend überarbeitet. Im Zentrum der aktualisierten EU-Richtlinie zur unternehmerischen Nachhaltigkeitsberichterstattung – englisch „Corporate Sustainability Reporting Directive“ (CSRD) – stehen nun einheitliche Berichtsstandards, die die Unternehmen anzuwenden haben. Und ab 2026 sind kleine und mittlere Unternehmen mit mehr als zehn Mitarbeiter*innen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet, wenn sie börsennotiert sind.

Auch wenn das Bewusstsein für Nachhaltigkeit durch die CSRD-Richtlinie und das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) gestiegen ist, fehlt es in Unternehmen oft noch an der dazugehörigen Kommunikationsstrategie. So ist laut Trendbarometer „Industriekommunikation 2024“ des „Bundesverbandes Industriekommunikation“ (bvik) die Nachhaltigkeitskommunikation nur bei 48,7 Prozent der Befragten in ihren Unternehmen fest verankert, obgleich an der Relevanz des Themas kein Zweifel besteht. Das zeigt, dass es in diesem Bereich noch Luft nach oben gibt.

Vernetzen und kommunizieren

Fachkräfte in der Nachhaltigkeitskommunikation arbeiten unter anderem in spezialisierten Kommunikationsagenturen, aber auch direkt bei den Unternehmen und zwar querbeet durch alle Branchen – wie Johanna Gary. Die 43-jährige ist in der Nachhaltigkeitskommunikation bei der Diakonie Deutschland tätig. „Ich habe Kulturwissenschaft mit Schwerpunkt Religion, Friedens- und Konfliktforschung studiert und später noch einen Master im Nachhaltigkeits- und Qualitätsmanagement gemacht“, berichtet die Leiterin der Gruppe Nachhaltigkeit. Ihre berufliche Laufbahn begann sie als Pressereferentin des Evangelischen Entwicklungsdienstes in Bonn. Später ging sie nach Berlin in die Öffentlichkeitsarbeit von Brot für die Welt. Von 2019 bis 2021 war sie Umweltbeauftragte des Evangelischen Werks für Diakonie und Entwicklung. Seit 2021 ist sie nun bei der Diakonie Deutschland für Nachhaltigkeit zuständig.

Die Aufgaben von Johanna Gary sind äußerst vielfältig. Sie schreibt zum Beispiel Artikel, etwa für „Wohlfahrt intern“, den Jahresbericht der Diakonie Deutschland. Medienvertreter*innen gibt sie Interviews zum Thema „Nachhaltigkeit in der Diakonie“ und erstellt Social-Media-Posts. Ihre zentrale Aufgabe ist es aber, allen Trägern und Einrichtungen innerhalb der Diakonie Deutschlands Hilfestellung bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung zu geben. „Wir haben 33.000 Träger und Einrichtungen und 700.000 Mitarbeitende“, berichtet Johanna Gary. „Und damit die sich nicht alle selbst zum Thema Nachhaltigkeitsberichterstattung schlaumachen müssen, übernehme ich das auf Bundesebene.“ So hat sie einen Leitfaden entwickelt, schreibt einen Newsletter und veranstaltet sowohl online als auch vor Ort verschiedene Weiterbildungsformate. „Ich organisiere auch Netzwerktreffen, bei denen das jährliche Sommertreffen jedes Jahr in einer anderen Einrichtung der Diakonie stattfindet und bei dem die Teilnehmenden das Nachhaltigkeitsmanagement vor Ort genauer kennenlernen können.“

Ein weiterer Teil der Arbeit von Johanna Gary ist die Netzwerkarbeit. „Ich nehme an einer Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege zum Thema Nachhaltigkeit teil und erarbeite dort mit meinen Kolleg*innen zum Beispiel Forderungspapiere.“ Sonst ist die Kulturwissenschaftlerin ebenfalls auf verschiedenen Veranstaltungen unterwegs, zum Beispiel bei Nachhaltigkeitskonferenzen. „Ich werde auch von den Landesverbänden der Diakonie zum Beispiel zu ihren Geschäftsführenden-Konferenzen eingeladen, um dort Vorträge zu halten.“

Praktische Erfahrungen gewünscht

Eine im WILA Arbeitsmarkt veröffentlichte Ausschreibung zeigt, wie andere Stellen im Bereich der Nachhaltigkeitskommunikation aussehen können. Die Agentur für Nachhaltigkeitskommunikation und -beratung Ökomedia suchte eine*n „Event- und Projektmanager (w/m/d) Nachhaltigkeitskommunikation“. Zum Jobprofil gehört es, unterschiedlichen Events zu organisieren. Dabei kann es sich um analoge und digitale Formate handeln, die von exklusiven Round-Table-Gesprächen bis zu internationalen Großveranstaltungen reichen. Auch das Projektmanagement sowie das Erstellen von kreativen Kommunikations- und Veranstaltungskonzepten zu Nachhaltigkeitsthemen ist Teil der Aufgaben. Weiterhin sollten Kreativ- und Produktionsprozesse unterstützt und betreut sowie sich um die Budgetplanung und -kontrolle gekümmert werden.

Bei den Anforderungen an die Bewerber*innen bleibt Ökomedia eher vage. So setzt die Agentur lediglich den erfolgreichen Abschluss eines relevanten Hochschulstudiums voraus, ohne mögliche Fächer zu nennen. Augenscheinlich sind für die Agentur die praktischen Fähigkeiten entscheidend. So sollten die Kandidat*innen bereits größere und kleinere Veranstaltungen in verantwortlicher Rolle erfolgreich durchgeführt haben. Auch „Praxiserfahrung in einer Agentur und/oder in der Kommunikationsbranche“ wird gewünscht. Wie überall im Bereich Kommunikation kommt es auch bei dieser Stelle auf Soft Skills an. So werden hohe Sorgfalt, Organisationsgeschick sowie ausgeprägte Team- und Kommunikationsfähigkeit genauso erwartet wie „Belastbarkeit und die Bereitschaft, Dinge zu Ende zu bringen“. Und natürlich sollten Bewerber*innen über sehr gute Deutschkenntnisse in Wort und Schrift verfügen.

Eine andere Stelle im Bereich der Nachhaltigkeitskommunikation schrieb kürzlich die REWE Group aus. Sie suchte eine*n „Senior Projektleiter Nachhaltigkeitskommunikation – CSRD (m/w/d)“. Zu den Aufgaben gehören die eigenverantwortliche Projektsteuerung, die Koordinierung des Projektteams und die Kommunikation zu Schnittstellen und Stakeholder*innen. Auch hier kommt es auf Soft Skills an wie etwa diplomatisches Geschick, Engagement, Belastbarkeit, ein verbindliches Auftreten sowie ein kritisches und analytisches Denk- und Urteilsvermögen.

Doch anders als die Ausschreibung von Ökomedia hat die REWE Group genauere Vorstellungen von den Qualifikationen der Kandidat*innen. So wird ein Studium in Wirtschaftswissenschaften, Nachhaltigkeitsmanagement, Umweltmanagement oder ähnlichen Fachbereichen vorausgesetzt. Außerdem wird Erfahrung im Umgang mit den aktuellen European Sustainability Reporting Standards oder in der Erstellung oder Prüfung von Nachhaltigkeitsberichten erwartet. Eine weitere Voraussetzung ist eine mindestens siebenjährige Berufserfahrung in einer Beratung, Wirtschaftsprüfung oder einer Nachhaltigkeitsabteilung in einem großen Unternehmen.

Praktische Kenntnisse ermöglichen Einstieg

Johanna Gary sieht im Bereich der Nachhaltigkeitskommunikation gute Beschäftigungschancen: „Die Nachfrage ist so groß, dass es aktuell nicht so sehr darauf ankommt, was man studiert hat. Wichtig ist, dass jemand erste Berufserfahrungen im Nachhaltigkeitsbereich mitbringt und zum Beispiel bereits bei einer nachhaltigen Firma gearbeitet hat.“ Man müsse nicht unbedingt Nachhaltigkeitsmanagement studiert haben, auch eine Weiterbildung in diesem Bereich reiche oft schon aus.

Neben der Kommunikationsfähigkeit komme es besonders auf digitale Kompetenzen an. „Künftig werden die gesetzlich vorgeschriebenen Nachhaltigkeitsberichte Zahlenwerke sein, die mit Hilfe von Software erstellt werden. Dort gibt es dann nur noch wenig Texte oder Bilder“, erklärt sie. So würden die Nachhaltigkeitsberichte vergleichbarer für Wirtschaftsprüfer*innen. Die Nachhaltigkeitsberichterstattung bekommt so den gleichen Stellenwert wie die finanzielle Berichterstattung von Organisationen und Unternehmen.

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