
Klimawandel als Aufgabe
Die Menschen über Hitze informieren, Orte für neue Bäume finden und netzwerken, netzwerken, netzwerken: Dies sind nur ein paar der Aufgaben, die Klimaanpassungsmanager*innen übernehmen.
Text: Maria Köpf
Als die Klimaanpassungsmanagerin (KAM) Annafried Stürmer ihre Stelle beim Umweltschutzamt in Kiel antrat, musste sie wider Erwarten keine Großprojekte aus dem Nichts heraus stemmen. Über ihre Kernaufgaben spricht sie in einem Video auf dem Youtube-Kanal des Zentrum Klimaanpassung (ZKA): Es sei schon viel in Kiel passiert, doch nun sei es ihre Aufgabe, all die bisherigen Klimaanpassungsmaßnahmen zu bündeln. Gemeint seien damit alle Erfahrungen im Gesundheitsamt, in der Stadtplanung, im Tiefbauamt sowie in ähnlichen Behörden.
Dafür entwickeln KAM Strategien und ressortübergreifenden Kooperationen, um das Querschnittsthema Klimaanpassung in der Verwaltung zu verankern. Was aber ist für Fachkräfte wie Annafried Stürmer in der ersten Phase nach dem Jobeinstieg zu tun? Wie die meisten KAM ist man meist zunächst damit beschäftigt, ein Klimaanpassungskonzept zu verfassen. Praktisch bedeutet das, sich gleich zu Beginn ein berufliches Netzwerk zu bauen und alle an einen Tisch zu bringen. Die meisten Kommunen veranschlagen etwa zwei Jahre, bis die die regionale Betroffenheitsanalyse, der Maßnahmenkatalog und die Kommunikationsstrategie – also das ganze Klimaanpassungskonzept – stehen.
Ein solches Konzept und ein gutes berufliches Netz machen anschließend systematisches Vorgehen in der Kommune möglich. Ähnlich wie Annafried Stürmer gehen auch viele andere KAM vor: sie pflegen von Beginn an ihre Kontakte zu verwaltungsinternen und externen Akteur*innen verschiedenster Fachbereiche, etwa durch eine Pressemitteilung über ihren Arbeitsbeginn. Überhaupt ist bei allen KAM vernetztes und strategisches Denken sowie kommunikatives Feingefühl gefragt.
Tipps für die ersten 100 Tage
Gleich zu Beginn sollten KAM laut einem Leitfaden des ZKA ihr eigenes Projektteam bilden und sich einen Überblick über die Verwaltungsstruktur verschaffen, denn jede Kommune ist anders. Steht ihr Projektteam fest, können sie sogleich Meilensteine festlegen: gemeinsame Meetings, Workshops zur Beteiligung von Akteur*innen und öffentliche Veranstaltungen. Ob sie im Rahmen der DAS-Förderung, also nach der Förderrichtlinie Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels, gefördert sind, legt auch die Meilensteine, Konzeptgliederung und administrative Aufgaben (wie etwa Mittelabrufe) fest. Auch für nicht geförderte KAMs lohnt sich ein Blick in die Begleitdokumente, um Vorlagen zu nutzen.
Nach rund 90 bis 180 Tagen könnte ihre Betroffenheitsanalyse und die Beteiligung aller Akteur*innen vollendete Züge angenommen haben. Doch erst nach zwei Jahren kann höchstwahrscheinlich ein Controlling und Verstetigungsverfahren eingeführt werden. Weitere Tipps für die ersten Tage im Job sind laut des ZKA: das Durchforsten der Datenbanken wie vom ZKA und Umweltbundesamt (UBA) und die Kontaktaufnahme zu Umweltvereinen, Akteur*innen aus der Land- und Forstwirtschaft, Volkshochschulen und Leuchtturmprojekten in der Kommune. Denn diese haben womöglich bereits Projekte und Studien durchgeführt, zusätzlich zu denen, die die Arbeitskolleg*innen bereits betreut haben.
Bewährte Ansätze
Auch Annafried Stürmer versuchte in den ersten zwei Jahren ihr Klimawandelanpassungskonzept für Kiel abzuschließen. Als Teil der Klimastrategie in Kiel habe sie beispielsweise die Zahl der tauglichen Jungbäume für die Umsetzung künftiger Klimaanpassung erfasst, um im Bereich der Ostsee vor Starkregen, Überschwemmungen und Hitzetagen zu schützen. Dafür sei eine starke Kommunikation nötig gewesen. Es seien verschiedene Ämter und Akteur*innen an runden Tischen vernetzt, bei Videokonferenzen zusammengebracht oder persönlich getroffen worden.
Hilfreich sind für angehende Klimaanpassungsmanager*innen Weiterbildungsangebote wie sie beispielsweise vom ZKA angeboten werden. Zur Aufrechterhaltung und Pflege des entstandenen Netzwerks dient die KAM-Plattform und das Mentorin-Programm. Durch einen erfahrenen KAM an der Seite können tagtäglich Herausforderungen besser bewältigt und Lösungen gefunden werden. Dies stärkt letztlich das eigene Handlungsspektrum und Prozessdenken.