
KI nutzen im Fundraising
Anträge schreiben, Präsentation erstellen, Flyer entwerfen – wer Gelder für einen bestimmten Zweck sammelt, hat oft viel Schreibarbeit vor sich. Mit dem geschickten Einsatz von KI kann Einiges davon gespart werden.
Text: Daniela Knoll
Wer im Fundraising arbeitet, beschafft Geld- und Sachleistungen für Projekte, Kampagnen und Initiativen. 2023 wurden in Deutschland knapp fünf Milliarden Euro an Spenden eingeworben, wie die Consumer Panel Germany GfK GmbH in einer Pressemitteilung zur „Bilanz des Helfens“ schreibt. Erstmals wurden darin regionale Unterschiede im Spendenverhalten analysiert und als sogenannte Regionaldaten zur Verfügung gestellt. Dadurch werden Erfolge im professionellen Fundraising regional messbar und vergleichbar. Für Fachkräfte im Fundraising bietet das die Möglichkeit, Spendenkampagnen mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) zu optimieren.
Um das volle Potenzial von KI ausschöpfen zu können, benötigt es neben Daten, mehr Daten, und noch mehr Daten auch Menschen, die mit den neuen technologischen Möglichkeiten umgehen können und möchten. Dadurch werden die verschiedenen KI-Anwendungen immer besser trainiert, wodurch wiederum etwa potenzielles Spendenverhalten oder die Erfolgsaussichten von Fundraising-Kampagnen vorhergesagt werden können. Mittels KI können zudem in sozialen Medien Stimmungen und Meinungen zu bestimmten Non-Profit-Organisationen erkannt und analysiert, also segmentiert, werden. So kann beispielsweise ein Beitrag in Sozialen Medien wie „Die Arbeit der NPO XY ist wirklich toll“ von der KI als positiv oder ein Beitrag wie „Von der NPO XY hätte ich mir mehr Transparenz gewünscht“ als negativ eingeordnet werden. So erhält eine Non-Profit-Organisation detaillierte Informationen, wie sie in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird und kann darauf aufbauend gezielte Kommunikationsstrategien entwickeln und Kampagnen optimieren. KI erkennt auch wiederkehrende Muster in Datensätzen. Wenn auf diese Weise beispielsweise spezifische Muster im Spendenverhalten herausgearbeitet werden, die zu einem Rückgang der Spenden geführt haben, können mithilfe von KI Gegenstrategien entwickelt werden, um verlorene Spender*innen zurückzugewinnen.
Routineaufgaben auslagern
Fachkräfte im Fundraising können KI entweder als Sparringpartner nutzen oder auch den Großteil der Arbeit an sie abgeben. So kann man beispielsweise auf der englischsprachigen Plattform Pitchgrade einen Text fürs Fundraising durch eine KI generieren lassen. Die Plattform bietet eine Vielzahl an Eingabe-Sprachen an, allerdings erforderte es einige Versuche, bis der Chatbot einen Spendenaufruf auf Deutsch anstelle von Englisch generierte. Bei Routineaufgaben wie der personalisierten Erstellung von Werbematerialien, Dankesschreiben oder Spendenaufrufen kann generative KI wie ChatGPT, Google Bard, Midjourney und PerplexityAI genutzt werden. Auch für das Ideenbrainstorming für effektive Spendenkampagnen und sonstige Geldbeschaffungsmaßnahmen können diese hilfreich sein.

Förderanträge lassen sich ebenfalls mit KI schreiben. Wer möchte, nimmt bei einem Meeting zu einem geplanten Förderantrag das gesprochene Wort einfach mit der kostenpflichtigen App Castmagic auf – natürlich nur, wenn alle Beteiligten mit der Audioaufnahme einverstanden sind. Anschließend füttert man eine KI mit dem Audiotranskript und fordert sie auf, wesentliche Punkte aus dem Meeting für einen Förderantrag zusammenzufassen. Manche Förderer lassen in ihren Eingabemasken nur eine bestimmte Zeichenzahl zu. Dann können Fachkräfte wiederum etwa auf ChatGPT zugreifen und den möglicherweise zu langen Text schnell und unkompliziert kürzen. Wenn man seine Kampagnen illustrieren möchte, greift man auf eine der zahlreichen frei verfügbaren KI-Bildgeneratoren zurück. Zu nennen ist hier etwa Leonardo.Ai.
KI-Ergebnisse überprüfen
Es ist wichtig, die Arbeit jeder KI zu überprüfen, insbesondere wenn es um ein heikles Thema wie das Sammeln von Geldern geht. Es gilt, KI-generierte Inhalte auf ihre Richtigkeit hin zu hinterfragen und außerdem diskriminierungssensibel zu reflektieren, um keine Stereotypen und Vorurteilen zu reproduzieren. Auch das Thema Datenschutz sollten Fachkräfte im Blick behalten. Die DRK-Wohlfahrt arbeitet derzeit beispielsweise an einem KI-Assistenz-System, um Kampagnen zu optimieren und die Spendenbereitschaft zu erhöhen. Wie sie schreiben, „fehlen bislang noch klare Richtlinien zum Thema Datenschutz im Rahmen von KI. Welche Daten darf man wie weitergeben, etwa an Dritte oder an KI-Technologien wie ChatGPT“.
Bei der Mittelbeschaffung spielen Gefühle, Empathie und Appelle eine wichtige Rolle, um eine hohe Spendenbereitschaft bei der Zielgruppe zu erzielen oder die Bewilligung eines Förderantrags zu erreichen. Und gerade bei spezifischen Projekten, die eine genaue Beschreibung erfordern, ist der unterstützende Einsatz von KI meist sinnvoll. Denn je spezieller das eigene Vorhaben oder Spendenziel ist, desto mehr muss die KI im Vorfeld mit Informationen gefüttert werden. Man sollte also immer sinnvoll abwägen, ob und wie generative Tools bei der Mittelbeschaffung weiterhelfen können.