Wenn es Absagen hagelt
Absagen können eine Chance sein, etwas besser zu machen. © nmann77 – stock.adobe.com

Wenn es Absagen hagelt

In der Arbeitswelt werden vor allem jene sichtbar, die es geschafft haben, einen Job zu bekommen. Das dem eventuell zahlreiche Absagen vorausgehen, bleibt im Dunkeln. Bewerber*innen, die häufig ein „Leider nein“ als Rückmeldung bekommen, sollten sich nicht entmutigen lassen – und versuchen das Beste daraus zu machen.

Text: Anne Mittmann

Wer auf Jobsuche ist und eine Absage bekommt, fühlt sich in der Regel schlecht. Diese Form der negativen Rückmeldung ist höchst unbefriedigend, lässt sie doch meistens keinen Rückschluss auf Verbesserungsansätze zu. Trotzdem liegt in der Niederlage eine Chance. Und: Absagen sind ganz normal. Je nach Arbeitgeber und Branche kommen auf eine Stellenausschreibung hunderte Bewerber*innen. Da nur eine Person den Job bekommen kann, erhalten alle anderen zwangsläufig eine Absage. Auch die Berufserfahrung und Spezialisierung spielt eine Rolle. Grundsätzlich gilt: Je spezialisierter, desto weniger Stellen.

Vieles kann schief gehen

Gründe für eine Absage gibt es viele. Manche Stellen müssen öffentlich ausgeschrieben werden, obwohl die oder der interne Wunschkandidat*in schon lange feststeht. Vielleicht war der Bewerbungsprozess nur ein Testlauf für das Unternehmen, um die eigene Attraktivität auf dem Arbeitgebermarkt zu testen. Auch der Gehaltswunsch kann ein Grund für die Absage sein. Selbst realistisch formulierte Gehaltswünsche können dem Unternehmen zu teuer sein. Eventuell ist beim Wunsch, nicht anzuecken, die Persönlichkeit und Authentizität im Bewerbungsgespräch auf der Strecke geblieben. Dabei ist jedes Bewerbungsgespräch ein Übungslauf – und damit ein Gewinn. Geschlecht, Alter, Angst vor Schwangerschaft und zu niedrige oder zu hohe Berufserfahrung werden aus Gründen der Gleichstellung niemals in einer Jobabsage angegeben. Vielleicht passte die Konkurrenz ein bisschen besser ins Team oder hatte eine Qualifikation mehr vorzuweisen. Oder war einfach sehr hoch: Arbeitsplätze bei international bekannten Arbeitgebern sind hart umkämpft. Wer seinen Suchradius erweitert und räumlich flexibel ist, erhöht die eigenen Chancen auf Erfolg.

Doch egal ob direkt nach der Bewerbung oder nach dem Vorstellungsgespräch: Mit der Absage kommt häufig die Trauer. Vor allem, wenn viel Zeit in die Bewerbung investiert wurde und der Traumjob schon in greifbarer Nähe schien, ist eine Absage sehr frustrierend. Die erste Reaktion ist oft ungläubige Verneinung: Die Stelle hat so gut gepasst, das Bewerbungsgespräch lief gut – und nun die Absage? Da muss ein Fehler vorliegen. Doch Absage bleibt Absage, und so folgt auf die Verneinung in der zweiten Phase Trauer und Wut. Wut über die verkannten Kompetenzen, Trauer um die verlorene Chance auf den nächsten Karriereschritt. Darunter mischen sich häufig Selbstzweifel: „Wieso haben sie mich nicht genommen? Bin ich nicht gut genug? Ich bekomme bestimmt nie einen Job“. Auch wenn es (zunächst) schwerfällt: Fachkräfte sollten dennoch positiv bleiben, denn sogenannte „Lebensläufe des Scheiterns“ können inspirieren, zu neuer Kraft führen und machen Mut für den nächsten Schritt. So heißt es: Nicht persönlich nehmen, Bewerbungsstrategie überdenken und Bewerbungsunterlagen kritisch sichten.

Auf Fehlersuche gehen

Wer trotz guter Qualifikationen nur Absagen erhält, sollte seine Bewerbung auf formale Fehlerquellen untersuchen. Ist die Bewerbung einheitlich formatiert und durch eine klare Schriftart und -größe leserfreundlich? Sind E-Mail und Telefonnummer korrekt angegeben? Ist das professionelle Bewerbungsfoto noch aktuell? Wurde der Lebenslauf antichronologisch sortiert und endet mit Ort, Datum und Unterschrift? Eine Bewerbungsmappe, auch elektronisch, setzt sich – in dieser Reihenfolge – aus Anschreiben, Lebenslauf, Zeugnissen und Referenzen, Zertifikaten, Arbeitsproben zusammen. Sauber in einer Mappe oder einem PDF gebündelt, wirkt eine stringente, lückenlose Sortierung professionell und erleichtert der oder dem Personaler*in die Durchsicht der Unterlagen.

Dabei ergeben Lebenslauf und Anschreiben ein Gesamtkunstwerk, sollten sich also nicht inhaltlich doppeln. Während der Lebenslauf die Qualifikationen übersichtlich darstellt, erzählt das Anschreiben eine individuelle Geschichte der persönlichen Motivation. Bewerben ist Werben – und das Anschreiben ein Mittel des Marketings. Hier gilt Klasse statt Masse. Warum muss es genau dieser Job bei diesem Unternehmen sein? Gibt es eine Vision, ein klares Ziel? Welches Alleinstellungsmerkmal könnte für die oder den Personaler*in interessant sein? Je feiner die Arbeitgebersuche, desto effizienter die Bewerbungen. Dazu kommt der sogenannte graue Stellenmarkt: Mit Initiativbewerbungen bei interessanten Unternehmen erweitern Jobsuchende ihr Netzwerk und bringen sich aktiv ein, anstatt passiv auf neue Stellenanzeigen zu warten.

Apropos Netzwerk: Zu den Etiketten einer Bewerbung gehört bei Absage eine höfliche Antwort mit Danksagung und der Bitte nach Feedback. Anstatt sich bei einer Absage beleidigt zurückzuziehen, profitieren Bewerber*innen von konstruktiven Rückmeldungen. Dadurch ergibt sich im besten Fall ein persönlicher Kontakt im Unternehmen – und neue Ideen für die nächste Bewerbung.

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