Als Geografin in die Berufspolitik
Überschwemmungen, Waldbrände und mehr: Der Schwerpunkt auf Katastrophenvorsorge und Bevölkerungsschutz gewinnt immer an Bedeutung.

Als Geografin in die Berufspolitik

Seit Juni 2022 ist Dr. Julia Höller Mitglied des Landtags von Nordrhein-Westfalen. Ihre Leidenschaft für die Politik, die passende Berufserfahrungen und Networking haben ihr den Weg geebnet.

Text: Christine Lendt 

Die Grünen-Politikerin Dr. Julia Höller gehört seit Kurzem zum Landtag von Nordrhein-Westfalen. Foto: Sandra Then

Lange war die Politik für Julia Höller immer „nur“ ein Hobby gewesen. Vierzehn Jahre ist es nun her, dass sie bei den Grünen eintrat, motiviert von dem Thema Geschlechtergerechtigkeit. Sie engagierte sich im Wahlkampf, war in Arbeitskreisen aktiv, erst in Bonn und dann auch auf Landesebene. Hier war sie von 2018 bis 2022 ehrenamtlich im Landesvorstand der Grünen in Nordrhein-Westfalen tätig.

Aus dieser Zeit nahm sie viele spannende Erfahrungen mit, auch wenn die zahlreichen Meetings in den Abendstunden sich als Herausforderung erwiesen für die Mutter von zwei kleinen Söhnen, nun fünf und acht Jahre alt. Die Vereinbarkeit von Familie, Ehrenamt und Beruf ist für die 39-Jährige daher auch heute noch ein ganz großes Anliegen. Während dieser Zeit erweiterte sich aber auch der Wirkungskreis ihrer eigenen politischen Entscheidungen, sodass es dann nur noch ein kleiner Schritt war, auch für den Landtag in NRW zu kandidieren.

Engagement für den Schutz der Bevölkerung

Schon während ihres Diplom-Studiums der Geografie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn und ihrer anschließenden Promotion setzte Julia Höller einen Schwerpunkt auf Katastrophenvorsorge. Anschließend arbeitete sie bis vor kurzem zehn Jahre lang im Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Diese Berufserfahrung bewertet sie als wichtigste Vorbereitung für die Aufgaben, die jetzt nach der Sommerpause in Düsseldorf auf sie zukommen, da sie bereits entsprechende Konzepte mit verschiedenen Akteuren aus Bund, Ländern, Kommunen und Unternehmen umsetzen konnte, auch zu den Themen kritische Infrastrukturen und Versorgungssicherheit im Energiebereich.

„Dabei habe ich Verwaltung wirklich gut kennengelernt. Es ist sehr hilfreich zu wissen, wie politische Entscheidungen dort umgesetzt werden.“ Wie ein Kompass zeige ihr dieser fachliche Hintergrund nun an, in welche Richtung es gehen soll: den Bevölkerungsschutz in Nordrhein-Westfalen verbessern und Verantwortung für eine vorausschauende Politik übernehmen. Als nützlich für ihre neue Position mit einem eigenen Team im Landtag erweisen sich auch die Qualifizierungen durch Führungskräfteseminare, an denen sie als Beamtin während ihrer Tätigkeit in der Behörde teilnehmen konnte.

Der Kontakt zu unterschiedlichen politischen Akteuren bestärkte Julia Höller darin, den Schritt in die Berufspolitik zu gehen und sich für die Themen einzusetzen, die ihr am Herzen liegen. Aber auch andere Netzwerke sind für sie von großer Bedeutung. „Der Austausch mit Menschen aus meinem bisherigen beruflichen Leben ermöglicht mir einen unbefangeneren Blick auf die Politik und hilft mir, die konkreten Folgen von politischen Entscheidungen nicht aus dem Blick zu verlieren.“

Ungewohnter Berufsalltag

Noch fühlt sich für Julia Höller der Alltag als Abgeordnete ziemlich neu an. Nach dem ereignisreichen Wahlkampf ging es direkt mit den Koalitionsverhandlungen weiter, so blieb ihr bisher kaum Zeit, sich an ihre neue Tätigkeit zu gewöhnen. Momentan ist sie dabei, ihr Büro aufzubauen: Sie steht nun auch in Personalverantwortung und vor der Aufgabe, alles so zu organisieren, dass das Team nach der Sommerpause inhaltlich loslegen kann. Die Arbeit als Abgeordnete ist von einer großen Eigenverantwortung geprägt, dies mache sich bereits bemerkbar. „Von dem unendlich gefüllten Postfach muss und kann ich mir die Themen raussuchen, die mir besonders wichtig sind, für die ich mich begeistere. Es ist ein großes Privileg, mich den ganzen Tag damit beschäftigen zu dürfen.“

Überraschend kam dies alles dennoch nicht auf sie zu. Bei der Landtagswahl im Mai 2022 war Julia Höller in der komfortablen Situation, einen sehr guten Listenplatz erreicht zu haben. Dadurch war es äußerst wahrscheinlich, dass sie nach der Wahl in den Landtag einziehen würde. Doch sie bleibt realistisch, denn sie weiß, dass ihr Mandat vom Willen der Wähler*innen abhängt. „Auch wenn es gerade für meine Partei sehr gut läuft, bin ich mir der Unbeständigkeit solcher Ergebnisse bewusst", erklärt sie und ergänzt: „Daher ist es für mich eine große Entlastung zu wissen, dass mein berufliches Leben nicht vom politischen Erfolg meiner Partei abhängt.“ Als Beamtin kann sie nach dem Ende der Zeit als Abgeordnete wieder zurück in ihren alten Beruf. „Mit dieser Sicherheit im Rücken kann ich freier und unabhängiger meine Entscheidungen vertreten.“

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