Netzwerken für die Gesundheit
Gesundheitsförderung ist wichtig und wird politisch durch viele Maßnahmen unterstützt – von der Frühförderung bis zur Sturzprävention für Senior*innen. Iris Grimm setzt sich dafür ein, dass möglichst viele davon profitieren.
Text: Janna Degener-Storr
Per Gesetz haben alle Menschen das Recht auf körperliche Unversehrtheit. In der Praxis klafft aber häufig eine Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Hier setzt die Arbeit von Iris Grimm an. „Zum Beispiel ist es für manche Eltern schwierig, sich im Gesundheitssystem zurechtzufinden, und es fällt ihnen schwer, geeignete Beratungs- und Unterstützungsangebote zur Förderung ihrer Kinder zu nutzen.
Durch niedrigschwellige Informationsangebote, gemeinsames Kochen und Sprechen über Erziehungsfragen, das Kennenlernen von Beratungsstellen sowie gemeinsame Aktivitäten und Projekte in der Kita kann man auch unsichere Eltern für dieses wichtige Thema sensibilisieren“, erklärt sie und ergänzt: „Ähnliche Probleme und Lösungsansätze gibt es zum Beispiel für die Gesundheitsförderung in Betrieben, für arbeitslose Menschen oder für Senior*innen.“
Iris Grimm vertritt die Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit am Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung (ZPG) im Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in München. Sie arbeitet nicht direkt mit den betroffenen Menschen zusammen, sondern mit Multiplikator*innen wie Fachkräften in Gesundheits- und Jugendämtern, Kitas, Schulen und Einrichtungen für ältere Menschen. Sie kooperiert auch eng mit dem bayerischen Modellprojekt GesundheitsregionenPlus an über 60 Standorten in Bayern, das sich auf Landkreisebene mit den Themen Gesundheitsförderung und Prävention, Gesundheitliche Chancengleichheit sowie Versorgung und Pflege befasst.
Zu den Aufgaben von Iris Grimm gehören vor allem das Planen, Organisieren und Durchführen von Fortbildungen und anderen Fachveranstaltungen auf Ebene der Kommunen oder Regierungsbezirke sowie auf Landes- und Bundesebene. Dort werden unter anderem erfolgreiche Praxisprojekte vorgestellt, in denen das Thema Gesundheitliche Chancengleichheit besonders gut umgesetzt wird.
Bei der Konzeption solcher Aktivitäten hat die Expertin Vorgaben wie den Bayerischen Präventionsplan im Blick. „Ziel ist es, den Fachkräften deutlich zu machen, welche Angebote es bereits gibt, wie sie sich mit ihnen vernetzen können und wo es sinnvoll sein kann, neue Angebote zu initiieren“, erklärt die Chiemgauerin, die in München arbeitet. Um immer auf dem neuesten Stand zu sein, steht sie in engem Kontakt zu Kolleg*innen auf Bundes- und Landesebene.
Qualität sichern, Überzeugungsarbeit leisten
Darüber hinaus ist Iris Grimm in einer bundesweiten Arbeitsgruppe zum Thema Qualitätsentwicklung und Good Practice tätig. Dort hat sie unter anderem an einer Broschüre mitgearbeitet, die Kriterien guter Praxis der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung beschreibt. Sie führt in der Koordinierungsstelle sowie in Landkreisen und Kommunen Lehrwerkstätten durch, in denen diese Kriterien für Praktiker*innen handhabbarer gemacht werden sollen.
Die größte Herausforderung ihrer Tätigkeit sieht die Koordinatorin darin, die verschiedenen Akteur*innen von der Bedeutung gesundheitlicher Chancengleichheit zu überzeugen. „Wir möchten dazu anstoßen, dass unsere Kooperationspartner*innen das Thema zu ihrem eigenen Anliegen machen und sich aktiv für die Umsetzung engagieren. Dafür versuchen wir sie von Anfang an aktiv in die Planung der Veranstaltungen einzubinden: Wen möchten sie gerne dabeihaben? Welche Projekte würden sie gerne unterstützen? Falls nötig, machen wir aber natürlich auch Vorschläge, welche Expert*innen und Projekte sich aus unserer Sicht für eine Teilnahme eignen würden.“
Wie sie sich gut mit Kooperationpartner*innen austauschen und diese für ihre Sache gewinnen kann, hat Iris Grimm erst durch die Erfahrungen im Beruf gelernt. Sie musste sich ihr Netzwerk zu Beginn erst aufbauen. Denn als sie 2006 ihre Stelle antrat, war der Kooperationsverbund erst drei Jahre alt und die Koordinierungsstelle gerade erst eingerichtet worden. Auch das Themenfeld der gesundheitlichen Chancengleichheit war für Iris Grimm damals noch neu.
Nachdem sie als Ökotrophologin zunächst in zwei Kliniken, dann in der staatlichen Ernährungsberatung und schließlich im Gesundheitsministerium gearbeitet hatte, nutzte sie die Chance und widmete sich in der neuen Stelle diesem für sie sehr spannenden Tätigkeitsfeld. Ihren Job, sagt sie, liebt sie bis heute: „Ich fand das Thema Gerechtigkeit schon immer wichtig und freue mich über die Möglichkeit, in so einem großen bundesweiten Netzwerk tätig zu sein“.
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