Lieber eine kreative Bewerbung?
Wer sich unsicher ist, kann auch beide Formen – die klassische und die kreative – einmal ausprobieren und direkt miteinander vergleichen.

Lieber eine kreative Bewerbung?

Kreativ oder klassisch bewerben? Diese Frage stellen sich viele Jobsuchende. Sie ist nicht pauschal zu beantworten. Denn entscheidend ist, in welcher Branche und bei wem sich jemand bewirbt. Ein paar Tipps gelten aber für alle.

Text: Anja Schreiber

Grundsätzlich gilt: Je besser Bewerberinnen und Bewerber ihren gewünschten Arbeitgeber kennen, desto passgenauer können sie ihre Unterlagen erstellen. Denn was bei dem einen Unternehmen gut ankommt, kann bei dem anderen schon (fast) ein ­K.-o.-Kriterium sein. Konservative Wirtschaftszweige oder kommunale Verwaltungen haben mit Sicherheit andere Vorstellungen als Unternehmen der Kreativwirtschaft wie etwa der Eventbereich, Medien, PR- und Werbeagenturen, Designbüros oder Kultureinrichtungen.

Es kommt zudem auf die konkrete Tätigkeit an, die Jobsuchende anstreben. Wer sich bei einer Hochschule auf eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter oder als wissenschaftliche Mitarbeiterin bewirbt, sollte sich anders präsentieren als jemand, der in der gleichen Institution im Bereich „Kommunikation und Marketing“ oder „Netzwerkkoordination“ arbeiten will. An eine Journalistin, die als Pressesprecherin tätig werden will, haben Arbeitgeber sicher andere Ansprüche, was Qualität und Einfallsreichtum des Anschreibens angeht als zum Beispiel an einen Bachelorabsolventen im Bereich des Umweltschutzes oder der Geoökologie.

Allerdings gilt auch, dass es in jedem Bereich sowohl eher traditionell und konservativ aufgestellte als auch innovative Unternehmen oder Institutionen gibt. Es ist also sinnvoll, sich vorher über den Arbeitgeber genau zu informieren.

Die Unternehmenswebseite und andere Formen der Außendarstellung wie ­Facebook- oder Instagram-Auftritte können bereits wichtige Hinweise dazu geben. Auch das eigene Netzwerk sollten Jobsuchende befragen. Vielleicht kennen sie jemanden, der bei dem Wunschbetrieb arbeitet oder gearbeitet hat. Dieser kann wichtige Hinweise geben, ob und wieviel Kreativität gewünscht ist.

Individuelles Design der Unterlagen

Gerade beim Design und Layout können Bewerber und Bewerberinnen kreativ werden, indem sie keine Standardvorlagen in Schwarz-Weiß verwenden, sondern Farben nutzen. So gibt es Jobsuchende, die die Farben des Zielunternehmens in ihre Bewerbung übernehmen. Auch verschiedene Formate sind möglich. Es muss nicht immer das DIN-A4-Hochformat sein, ein quadratisches Format kann zum Beispiel eine Alternative sein. Ebenso kann ein tabellarischer Lebenslauf überraschen, der die Form eines horizontalen Zeitstrahls hat.

Ungewöhnliche Formulierungen wählen

Auch der Text des Anschreibens oder des Motivationsschreibens kann kreativ sein. Dabei geht es zum Beispiel um einen überraschenden Einstieg, der die Neugier der Personalverantwortlichen weckt. Fakten können ebenfalls unkonventionell präsentiert werden.

Empfehlungen für das Bewerbungsschreiben:
  • Professionalität wahren: Kreativität um ihrer selbst willen reicht nicht, denn sie sollte die Kompetenz der Jobsuchenden unterstreichen, aber nicht diese infrage stellen. Wer unsicher ist, ob eine „Superidee“ auch wirklich gut ankommt, sollte einen vertrauenswürdigen Kontakt aus dem eigenen Netzwerk zu Rate ziehen.
  • Inhalt sticht Gestaltung: Bei aller Kreativität sollte sich der oder die Jobsuchende fragen, ob die Gestaltung die inhaltlichen Aussagen – also das Wichtigste bei der Bewerbung – wirklich vermittelt, beziehungsweise unterstreicht. Tut sie das nicht, so ist Vorsicht geboten.
  • Anforderungen erfüllen: Außerdem sollten sich Bewerber/innen auch bei kreativen Bewerbungen an die vom Unternehmen geforderten Vorgaben halten. Allgemeingültige Standards sind zu beachten. So ist es beispielsweise ratsam, dass die Größe des Anhangs einer E-Mail-Bewerbung fünf Megabyte nicht überschreitet.

So nutzen einige Jobsuchende den Überraschungseffekt, indem sie über ihre (angeblichen) Schwächen schreiben – natürlich mit einer positiven Gesamtaussage. Manche verwenden einen Cliffhanger, wie er in Krimis üblich ist, und animieren damit zum Weiterlesen. Auch überraschende Formulierungen, ungewöhnliche Perspektiven oder persönliche Einsichten können sich positiv von einer korrekten, aber standardisierten Darstellung der Fakten abheben.

Nicht immer das Standard-Foto

Oft zeigt ein Bewerbungsfoto lediglich den Kopf der oder des Jobsuchenden. Das muss aber nicht sein. Auch in diesem Fall gibt es kreative Alternativen: Es lassen sich auch Fotos anfertigen, bei denen die Bewerberin oder der Bewerber souverän und selbstbewusst an einer Wand oder Glasfront lehnt oder auf Treppenstufen sitzt. Solche Porträts sind Möglichkeiten, positiv aufzufallen. Auf jeden Fall sollten die Bilder aber professionell wirken und nicht etwa an einen Urlaubsschnappschuss erinnern.

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