Durchstarten im Umweltschutz
Für die Arbeit im Umwelt- und Naturschutz ist Fachwissen ebenso wichtig wie Praxiserfahrung. Im Trainee-Programm des WWF und der Umwelt Allianz können zukünftigen Naturschützer/innen diese sammeln.
Interview: Christine Sommer-Guist
WILA Arbeitsmarkt: Wie kam es zum Naturschutz-Trainee-Programm des WWF und der Allianz Umweltstiftung?
Oliver Führmann: Wie in vielen anderen Feldern auch, gibt es im Natur- und Umweltschutz leider immer noch eine große Diskrepanz zwischen dem Wissen, das Hochschulabsolvent/innen in der universitären Ausbildung lernen und dem, was in der professionellen Naturschutzarbeit in Organisationen von Projektleitenden gefordert wird. Dies sind neben einem exzellenten Fachwissen vor allem Managementkenntnisse, aber auch Wissen zur Pressearbeit, Arbeit mit Politiker/innen oder zur Beantragung von Fördergeldern. Diese Ausbildungslücke zu schließen, ist Ziel des Programms.
Wie hat sich das Programm entwickelt?
Das Programm startete 2017 und wurde sehr gut angenommen. Das zeigt sich sowohl in den stetig steigenden, sehr hohen Bewerberzahlen – im Jahr 2020 waren dies über 1.400 Bewerbungen auf fünf Stellen – als auch in der Kooperation mit anderen Umweltschutz-NGOs wie dem NABU und der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt als Einsatzstellen. Der dritte Jahrgang startet am 15. Oktober 2020; wir befinden uns aktuell im fortgeschrittenen Auswahlverfahren.
"Der oder die Trainee arbeitet als vollwertiges Teammitglied mit und managt hauptverantwortlich das eigene Projekt."
Was lernen die Trainees im Laufe ihres einjährigen Traineeships?
Das Traineejahr besteht aus zwei Säulen: Zum einen gehört das tägliche Volontariat in der ausgeschriebenen Einsatzstelle mit dem jeweiligen Themenschwerpunkt dazu. Der oder die Trainee arbeitet als vollwertiges Teammitglied mit und managt idealerweise von der Konzeption bis zur Ausführung eigen- und hauptverantwortlich das eigene Projekt. Die jeweiligen Projekte stellen die Trainees am Ende des Jahres auch in einer gemeinsamen Präsentation vor.
Die zweite Säule ist das Rahmenprogramm des Traineeprogramms. Die Trainees kommen über das Jahr verteilt zu intensiven Workshop-Wochen zusammen, bei denen sie sich austauschen und in der Umwelt- und Naturschutzwelt tiefer vernetzen. Die Veranstaltungen werden sowohl von internen Referent/innen der beteiligten Kooperationspartner als auch von externen Referent/innen und Trainer/innen durchgeführt. Themenschwerpunkte sind beispielsweise Projektmanagement, Finanzierung und Kommunikation. Abgerundet werden diese Intensivwochen durch kulturelle und soziale Begleitveranstaltungen.
"Das Programm richtet sich primär an Masterabsolvent/innen."
Was müssen Bewerber/innen mitbringen, um an Ihrem Programm teilnehmen zu können?
Insbesondere ausgewiesene Naturschutzkenntnisse, welche durch Studium, Praktika, Mitarbeiten oder Auslandsaufenthalte erworben wurden, sowie den jeweils stellenspezifischen Bildungshintergrund, der auch in den Bereichen Politik, Kommunikation oder Anthropologie liegen kann. Das Programm richtet sich primär an Masterabsolvent/innen.
Wie viele Bewerber/innen gibt es und wie groß sind die Chancen, angenommen zu werden?
Im ersten Jahrgang waren es rund 350 Bewerber/innen. Im zweiten Jahrgang haben sich knapp 1.000 Kandidat/innen beworben. Die aktuelle Ausschreibung für das dritte Jahr hat mit 1.463 Bewerbungen geschlossen. Das Traineeship sieht insgesamt fünf Stellen pro Jahrgang vor, auf die man sich einzeln bewerben kann, Mehrfachbewerbungen sind zulässig. Die reinen Zahlen verdeutlichen wie begehrt die raren Plätze sind. Ob es in der Zukunft mehr als fünf Traineestellen geben wird, kann zu diesem Zeitpunkt noch nicht beantwortet werden, da sich auch das Programm selbst in steter Evaluation befindet.
"Ziel des Programms ist es dennoch, die Alumni in den (deutschen) Umwelt- und Naturschutzorganisationen zu vernetzen und unterzubringen."
Haben die Absolvent/innen der ersten Runden dank des Programms den Berufseinstieg leichter gefunden?
Die ersten beiden Jahrgänge des Trainee-Programms waren an das Kalenderjahr angepasst. Um Hochschulabsolvent/innen einen zeitlich leichteren Übergang ins Berufsleben zu ermöglichen, wurde für den dritten Jahrgang der Einstieg auf den 15. Oktober angepasst, sodass das Trainee-Programm quasi an das Sommersemester anschließt.
Obwohl wir als NGO aufgrund unserer Organisationsstruktur vorab keinerlei Übernahmegarantie geben können, ist das Ziel des Programms dennoch, die Alumni in den (deutschen) Umwelt- und Naturschutzorganisationen zu vernetzen und unterzubringen. Ist dies im ersten Jahrgang zunächst nur in einem Fall geglückt, so waren es im dritten Jahrgang bereits drei Alumni, die im Anschluss in Referent/innen-Positionen übernommen werden konnten und denen somit der direkte Übergang aus dem Programm in eine Festanstellung gelungen ist.
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