Politikberatung und  Interessenvertretung
Wer sich im Namen der Politik arbeiten möchte, braucht fachliche Expertise, methodisches Know-how und ein gutes Netzwerk.

Politikberatung und Interessenvertretung

Gesetze werden nicht nur von Politikerinnen und Politkern gemacht, sondern auch von Beraterinnen, Public Affairs Managern und Referentinnen.

Text: Janna Degener-Storr 

Um Gesetzentwürfe vorzubereiten, braucht die Politik detailliertes Fachwissen, das Berater/innen liefern. Als Expert/innen für Themen wie Kultur-, Umwelt-, Sozial- oder Wirtschaftspolitik schreiben sie zum Beispiel Stellungnahmen oder werden als Sachverständige angehört. Für manche Fachkräfte, etwa Projektverantwortliche von entsprechenden Agenturen, sind Politikberatung beziehungsweise Lobbyismus tägliche Arbeit. Für andere ist sie nur ein Teil der Aufgaben, für die sie in ihrer Position zuständig sind.

In Stellenausschreibungen wird allerdings eher selten nach Lobbyist/innen gesucht. Stattdessen lauten die Berufsbezeichnungen zum Beispiel Politikberater/in, Public Affairs Manager/in oder Referent/in. Der Begriff „Public Affairs“, also „öffentliche Angelegenheiten“, macht deutlich, dass die Themenfelder häufig für Politik, Gesellschaft und Medien bedeutsam sind.

Ziel der Fachkräfte ist es, die Politiker/innen oder auch die Öffentlichkeit in eine gewisse Richtung zu lenken, sie für eine bestimmte Position einzunehmen oder auch dafür zu sorgen, dass Gelder für bestimmte Anliegen zugesichert werden. Wenn dieses Werben um eine eigene Position nicht im Hinterzimmer, sondern öffentlich und transparent erfolgt, ist Lobbyismus nichts Anrüchiges. Vielmehr ist Politikberatung Teil der Demokratie, in der viele an Entscheidungsprozessen beteiligt sind.

Ohne Kommunikation geht es nicht

Die Unterstützer/innen der Politik sind – häufig schon durch ihr Studium – fachlich spezialisiert, haben aber auch einen Überblick sowie ein Gespür für politische Entwicklungen und wirken daran im Interesse ihres Arbeits- oder Auftraggebers mit. Eine zielgerichtete Kommunikation ist dabei das A und O: Politikberater/innen und Lobbyist/innen müssen ihre Positionen greifbar machen und auf geeignete Art und Weise vermitteln, beispielsweise mithilfe von Texten und Veranstaltungen wie Parlamentarischen Abenden oder Hintergrundgesprächen.

Sie bringen die nötige Flexibilität mit, um sich auf unterschiedliche Situationen und Ansprechpersonen einzustellen. Neben der Fachexpertise und dem methodischen Know-how ist in diesem Arbeitsfeld Erfahrungswissen aus der Praxis unabdingbar, um Situationen einschätzen zu können und die relevanten Akteurinnen und Akteure kennenzulernen. Einige Fachkräfte sind direkt bei Ministerien, Fraktionen oder Parteien angestellt, andere beraten politischen Institutionen von außen, etwa im Auftrag von Unternehmen, Gewerkschaften, Verbänden oder anderen Organisationen.

Als Mitarbeiter/innen von Verbänden beraten sie auch die Mitglieder. Weitere mögliche Arbeitgeber sind Kirchen, Agenturen oder Beraterfirmen sowie Behörden und Institute. Denn Politikberater/innen und Public Affairs Manager/innen vermitteln auch zwischen Politik und Wissenschaft sowie zwischen Politik, Wirtschaft, Organisationen und Öffentlichkeit. Teilweise bieten sie ihre Dienstleistungen auch auf selbstständiger Basis an.

Bundestagsfraktion

Im WILA Arbeitsmarkt sind regelmäßig Stellen ausgeschrieben, die auf das Voranbringen politischer Ideen abzielen. So suchte kürzlich etwa die Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen im Rahmen einer Vertretung einen Fraktionsreferenten (m/w/d) für Umweltpolitik. Die in der Ausschreibung festgehaltenen Aufgaben umfassen unter anderem die fachliche Unterstützung des Arbeitskreises und der Abgeordneten bei der Erarbeitung von parlamentarischen Initiativen, Positionspapieren und politischen Stellungnahmen.

Darüber hinaus gehört auch die Beratung der Fraktion sowie die Weiterentwicklung politischer Ansätze, die Unterstützung der Öffentlichkeitsarbeit sowie die Kontaktpflege dazu. Neben einem Studium oder einer vergleichbaren Qualifikation und Berufserfahrung zählen vor allem eine breite fachliche Kompetenz sowie Kommunikationsfähigkeit zu den Voraussetzungen für die Position.

Wirtschaftsunternehmen

Eine Offerte aus der Wirtschaft stammt von der Bayer AG. Gesucht ist hier ein Direktor für Public Affairs für den Bereich Agrarpolitik (m/w/d), der oder die das Unternehmen in der Hauptstadt Berlin vertreten soll. Der oder die Stelleninhaber/in soll politische Entwicklungen mit Relevanz für das Agrargeschäft des Bayer Konzerns beobachten und darüber Bericht erstatten sowie Maßnahmen für eine frühzeitige Positionierung des Unternehmens ergreifen.

Auch die Entwicklung und Umsetzung von Lobbying-Strategien und -aktivitäten sowie die Erweiterung des Netzwerks gehören zu den Aufgaben. Die Ausschreibung richtet sich unter anderem an Agrar-, Politik- und Naturwissenschaftler/innen mit Fachkenntnissen und einem guten Netzwerk.

Verbände

Der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften schrieb kürzlich eine Stelle als Leiter Parlamentskontakte (m/w/d) aus. Gesucht ist damit eine zentrale Ansprechperson für die politische Interessensvertretung. Zu den Aufgaben gehören die Kontaktpflege und der Kontaktaufbau zu Mandats- und Entscheidungsträgern in Parlamenten, Ministerien, Verbänden und sonstigen Organisationen, die Vertretung der Branche in diversen Gremien und auf Veranstaltungen sowie die Beratung von Politik und Regulierungsbehörden bei wichtigen Branchenthemen.

Aber auch die Recherche und Zusammenstellung von Materialien sowie das Verfassen von Positionspapieren und Stellungnahmen der Branche ist Teil der To-dos. Neben einem abgeschlossenen Studium der Rechts-, Wirtschafts- oder Gesellschaftswissenschaften werden für diese Position Berufserfahrung im politischen Berlin, ein hohes Maß an Überzeugungskraft und Ideenreichtum sowie Kommunikationsstärke vorausgesetzt.

Der evangelische Fachverband für Jugendsozialarbeit in Deutschland richtete sich mit seiner Ausschreibung hingegen vor allem an Fachkräfte aus der Sozialen Arbeit. Ein neuer Referent (m/w/d) für berufliche und soziale Integration benachteiligter junger Menschen soll sie demnach zukünftig unterstützen. Die Stelle umfasst die Bearbeitung jugend- und sozialpolitischer Grundsatzfragen, die kritische Begleitung der aktuellen Gesetzgebung und Programmentwicklung des Bundes sowie die Vertretung des Handlungsfeldes im Rahmen der verbandlichen Lobbyarbeit im parlamentarischen Raum.

Auch die Begleitung der verbandlichen Gremien, die Erstellung von Stellungnahmen und Positionspapieren, die Organisation und Durchführung von Fachveranstaltungen sowie die enge und vernetzende Kommunikation mit Mitgliedern, verbandlichen Gremien und Kooperationspartner/innen gehören zu den Aufgaben. Zu den Voraussetzungen zählen neben einem Hochschulabschluss in Sozialer Arbeit oder einem verwandten Handlungsfeld fachliche Expertise sowie einschlägige Erfahrungen, Kommunikationsstärke und Kompetenzen in der Erstellung von Stellungnahmen, Positionierungen und Fachtexten.

NGOs

Der Verein ChildFund Deutschland hatte bis April eine Teilzeitstelle für das Projektmanagement im Referat Östliche Partnerschaft ausgeschrieben. Das Aufgabengebiet umfasst hier unter anderem die Lobbyarbeit in Deutschland und den Projektländern. Die Ausschreibung sprach explizit Absolvent/innen der Wirtschafts-, Politik- und Osteuropawissenschaften sowie der Journalistik und Linguistik an.

Als Voraussetzungen wurde unter anderem genannt ein gutes Verständnis der zivilgesellschaftlichen und humanitären Lage in den Ländern der Östlichen Partnerschaft sowie der politischen Zusammenhänge wie Entwicklungszusammenarbeit, Bildung, Beschäftigung, Umwelt und Außenpolitik. Erwünscht waren neben Deutsch- und Englischkompetenzen auch Ukrainisch-, Georgisch- oder Russischkenntnisse.

Die Personalvermittlung Talents4Good veröffentlichte hingegen eine Ausschreibung, in der sie einen Leiter Strategie und Advocacy (m/w/d) für die Allianz „Rechtssicherheit für politische Willensbildung“ sucht, einen Zusammenschluss von Vereinen und Stiftungen. Der oder die Stelleninhaber/in soll eng mit dem Vorstand zusammenarbeiten und die Organisation nach außen vertreten.

Zu den Aufgaben gehören die strategische Planung der Arbeit, die Koordination interner Abläufe, das Monitoring relevanter politischer Themen, die Analyse von Gesetzen und Veröffentlichungen sowie die Teilnahme an Politik-Terminen. Bewerber/innen sollten ein Studium und Berufserfahrung im politischen Betrieb, im Campaigning oder in der strategischen Öffentlichkeitsarbeit mitbringen, etwa als Büroleitung für Abgeordnete, Journalistin, Referent oder Campaignerin in NGOs, Verbänden oder Gewerkschaften.

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