Dialog statt Einwegkommunikation
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Dialog statt Einwegkommunikation

Die interne Kommunikation wandelt sich und gewinnt an Bedeutung. Davon ist der Kommunikationsleiter Sebastian Lindemann überzeugt.

Interview: Janna Degener-Storr 

Sebastian Lindemann hat Forstwissenschaften studiert und leitet heute die Kommunikation bei Philips. Foto: philips

WILA Arbeitsmarkt: Welche Rolle spielen Geistes-, Sozial- und Umweltwissenschaftler/innen in der internen Kommunikation?
Sebastian Lindemann: Ich selbst bin Fortwissenschaftler. Die Dame, bei der ich als Praktikant in einer PR-Agentur gestartet bin, ist Biologin. In der Gesundheitskommunikation bei Philips haben wir jemanden im Team, der indische Sprachen studiert hat. Viele kommen aus den Kulturwissenschaften und haben sich früh auf das Marketing konzentriert. Letztlich ist der Studienhintergrund egal, wenn man Spaß an der Kommunikation hat und soziale Kompetenzen mitbringt. Man braucht Menschenkenntnis, Offenheit und Lust, sich mit unterschiedlichen Berufsgruppen auseinanderzusetzen.

Wie setzen Sie Ihre Menschenkenntnis im Beruf konkret ein?
Ein Beispiel: Ich war als Student für Praktika, Projektarbeiten und meine Masterthesis in der ganzen Welt unterwegs. Im Urwald von Ecuador habe ich gelernt, auf die unterschiedlichsten Menschen neugierig zuzugehen und mir ihre Geschichte erzählen zu lassen. Das hilft mir heute noch.

Ich schätze jeden im Unternehmen, mit dem ich zusammenarbeiten darf – von der Geschäftsführung bis zum Empfangschef. Der ist schon viele Jahre bei einem Dienstleister angestellt, der für Philips tätig ist. Im Unternehmen hat der Mitarbeiter einen unheimlich guten Ruf. Wenn ich ihn bei großen Firmenveranstaltungen als Moderator einsetze, kommt das also super an.

"Ich selbst achte sehr darauf, wie Bewerber auftreten und welche Fragen sie stellen."

Wie finden Hochschulabsolvent/innen den Einstieg ins Arbeitsfeld interne Kommunikation?
Ich persönlich habe mich nach dem Master einfach bei einer PR-Agentur beworben, die unbedingt einen Praktikanten brauchte. Ich hatte das Glück, dass das menschlich gepasst hat und mir meine Chefin dort die Kommunikation von der Pike auf beigebracht hat. Ich selbst achte bei Vorstellungsgesprächen sehr darauf, wie Bewerber auftreten und welche Fragen sie stellen.

Wenn jemand unser Unternehmen wirklich toll findet und in der Kommunikation etwas lernen möchte, vielleicht sogar schon ein Praktikum bei einer Zeitung, im Radio, beim Fernsehen oder bei einer Agentur gemacht hat, gebe ich ihm als Praktikant eine Chance. Man kann viel lernen, wenn man als Praktikant bei Philips eine Jahresauftaktveranstaltung mitvorbereitet oder an den Krisen-Calls zum Coronavirus teilnimmt, die wir zurzeit täglich mit der Geschäftsführung durchführen.

"Der permanente Dialog steht heute im Fokus."

Alternativ kann man aus einem anderen Arbeitsbereich heraus in die interne Kommunikation hineinwachsen…
Ja, die interne Kommunikation hat in den letzten Jahren unglaublich an Bedeutung gewonnen. Statt der Einwegkommunikation von oben nach unten steht heute der permanente Dialog im Fokus. Wenn Leute im HR-Bereich oder im Call-Center ein besonderes Händchen dafür zeigen, kann es durchaus vorkommen, dass sie von der Geschäftsführung gefragt werden, ob sie Aufgaben der internen Kommunikation übernehmen möchten. Das passiert sowohl in kleinen Verbänden und NGOs als auch in großen Unternehmen.

Ein Meteorologe kann bei seiner Bewerbung beim Wetterdienst auch schon betonen, dass er während des Studiums Redakteur der Unizeitung war oder journalistische Praktika gemacht hat. Vielleicht ergibt sich für ihn dann die Möglichkeit, in den Bereich der internen Kommunikation hineinzuwachsen.

"Gerade in der internen Kommunikation kann man auch ohne viel Geld viel erreichen."

Gerade in kleinen Organisationen ist das Budget für die interne Kommunikation oft sehr begrenzt. Ist der Frust da nicht vorprogrammiert? 
Nein. Mit etwas Kreativität kann man gerade in der internen Kommunikation auch ohne viel Geld viel erreichen. Gerade die digitalen Tools bieten unheimlich viele Möglichkeiten. Man kann zum Beispiel mit dem Smartphone filmen, wie die Chefin eine wichtige Botschaft verkündet oder ein Mitarbeiter eine spannende Geschichte erzählt, um das Video dann per E-Mail, per WhatsApp oder über einen im Empfang aufgehängten Bildschirm zu verbreiten.

Wie man ein Video schneidet, kann man auf Workshops des Bund deutscher Pressesprecher (BdP) oder auch mithilfe von YouTube-Tutorials lernen. Wenn ich für meine Organisation, ihre Produkte und Themen brenne, kann ich auch die anderen Mitarbeiter dafür begeistern. Und die tragen die Geschichten dann weiter nach draußen.

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