Bewerben im Laufe des Lebens
Auch bei Bewerbungen gibt es Trends: Für Bewerber/innen gilt daher, sich immer vor einer anstehenden Bewerbungsphase über aktuelle Dos und Donts beispielsweise im Internet zu informieren.

Bewerben im Laufe des Lebens

Jobsuchende sammeln auf ihrem Karriereweg nicht nur Berufserfahrung, sondern auch jede Menge Zeugnisse und Qualifikationen. Damit Arbeitgeber nicht vor dem Berg an Nachweisen kapitulieren, hilft nur: sorgfältig auswählen.

Text: Nicole Kretschmer

Kennen Sie noch das „Spiel des Lebens“? Hier fahren die Spielfiguren in verschiedenfarbigen Autos das Spielfeld entlang und die Spielerinnen und Spieler entscheiden sich nach und nach für ein Studium oder eine Lehre, ergreifen einen Beruf, können ihren Job aber auch verlieren. Die Höhen und Tiefen des Lebens prägen den Lebenslauf, nicht nur im Spiel.

Die Erfahrungen, Berufsstationen und Qualifikationen ändern sich und wachsen im Laufe der Zeit an – dieser Prozess hat auch Einfluss auf unsere Bewerbungsunterlagen. Es kommen nicht nur Punkte im Lebenslauf und Zeugnisse hinzu, sondern es gilt auch, die Unterlagen auf die entsprechende Position zuzuschneiden: „Standardisierte Bewerbungen führen selten zum Erfolg. Es ist wichtig, dem Unternehmen die Details und Informationen zu präsentieren, die für dieses besonders relevant sein können. Wer Individualität wagt, sticht schneller aus der Masse heraus“, erklärt Janna Rademacher vom Career Service der Universität Münster.

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Eine Bewerbung besteht üblicherweise aus dem Anschreiben, einem Lebenslauf und Zeugnissen. Hinzukommen können Motivationsschreiben, Qualifikationsprofile, Empfehlungen oder Teilnahmebestätigungen von Weiterbildungen. Je nach Branche können Arbeitgeber zudem noch um zusätzliche Unterlagen bitten: Für eine Stelle im Produktdesign, als Marketing-Mitarbeiterin oder als Journalist müssen Jobsuchende häufig Arbeitsproben einreichen. Landschaftsarchitektinnen müssen mitunter ebenso damit rechnen, nach Skizzen und einem Kostenplan für ein potenzielles Vorhaben gefragt zu werden. Von Kuratoren hingegen wird möglicherweise ein Konzept für die nächste Ausstellung verlangt.

Darüber hinaus hat jede Branche ihre eigenen Vorlieben und Bewertungskriterien: In der Wissenschaft ist die Beteiligung an Forschungsprojekten genauso wichtig wie die fachlichen Kenntnisse des Bewerbers oder der Bewerberin. Diese können sie mithilfe von wissenschaftlichen Aufsätzen und der Teilnahme an Konferenzen nachweisen. Bewirbt sich eine Wissenschaftlerin oder ein Wissenschaftler hingegen in der Wirtschaft, sind praktische Erfahrungen bedeutsamer als das Fachwissen, zum Beispiel im Projektmanagement oder im Programmieren.

Das Bewerbungsfoto

Sympathisch, freundlich und seriös: So möchten Jobsuchende auf dem Bewerbungsfoto wirken. In Deutschland ist es immer noch ein gern gesehenes Detail in den Bewerbungsunterlagen, obwohl es keine Pflicht gibt, es beizufügen. „Wenn Bewerber/innen sich für ein Bewerbungsfoto entscheiden, dann sollte es auf jeden Fall ein professionelles und aktuelles Foto sein. Außerdem sollte das Bild einen gewissen Wiedererkennungswert haben“, rät Rademacher.

Für das passende Bewerbungsfoto lohnt es sich für Jobsuchende, auch einen Blick auf die Webseiten der Unternehmen zu werfen. Denn je nachdem, wie sich hier die Mitarbeiter/innen präsentieren, erhält man einen ersten Hinweis auf die nötige Anmutung des eigenen Fotos oder die Kleidungswahl beim Vorstellungsgespräch. Außerdem sollten Jobsuchende sich selbst fragen, in welcher Kleidung und Pose sie sich wohlfühlen. Zu guter Letzt spielt aber auch die Position, auf die sie sich bewerben, eine Rolle. Eine Führungskraft, die im öffentlichen Dienst tätig ist, möchte beispielsweise selbstbewusst und seriös wirken – also eine gewisse Autorität ausstrahlen.

Nach der Uni ins Berufsleben

Doch zurück zum „Spiel des Lebens“: Wir fahren also los mit unserem Karriereauto und entscheiden uns erstmal für ein Studium. Hier erhalten wir Fachwissen über einen bestimmten Bereich, erlangen aber auch erste praktische Erfahrungen durch Praktika, bilden Soft Skills aus und lernen vielleicht, wie Photoshop oder Auto-CAD funktioniert. Kurz gesagt: Wir sammeln Erfahrungen, mit denen wir unseren Lebenslauf füllen können. Nun steht die erste Bewerbung an – ... und die Ernüchterung folgt auf dem Fuße.

Viele Arbeitgeber verlangen in den Stellenausschreibungen oft ein ganzes Paket an Kompetenzen. Für Berufseinsteiger/innen heißt das, dass sie die erforderlichen Qualifikationen mitbringen sollten, für die neue Tätigkeit und vor allem für das Unternehmen brennen, zum Arbeitgeber passen und trotzdem ganz viel Neues dazulernen wollen – keine leichte Aufgabe. Janna Rademacher empfiehlt, dass sich die Bewerber/innen zuerst einmal die Stellenanzeige genau anschauen: „Im ersten Schritt sollten die Jobsuchenden definieren, welche Fähigkeiten und Qualifikationen für die Stelle ausschlaggebend sind.“

Nicht immer sind Stellenanzeigen jedoch ganz eindeutig und klar zu verstehen. Was sich hinter einzelnen Formulierungen verbirgt, zeigt der WILA Arbeitsmarkt in seiner Serie „Jobs unter der Lupe“. Alle vier Wochen gehen wir hier zunächst unverständlich erscheinenden Beschreibungen auf den Grund. Hat man verstanden, was gefordert ist, folgt die Überprüfung, ob man die gefragten Kompetenzen mitbringt. Ganz wichtig: Niemand muss alle Wünsche der Arbeitgeber erfüllen. In vielen Fällen ist das auch gar nicht möglich, weil eine „eierlegende Wollmilchsau“ erträumt wird. Kann man sich jedoch mit der ausgeschriebenen Stelle identifizieren und findet eigene Kompetenzen in der Ausschreibung wieder, gilt es, sie im zweiten Schritt zu belegen.

Das erfolgt unter anderem im Anschreiben: „Hier müssen die Bewerber/innen dann ihre Kompetenzen konkret auf die Stelle beziehen“, so Rademacher. Wie das funktionieren kann, zeigt ein Beispiel: Ein Verein, der Projekte in der Entwicklungszusammenarbeit durchführt, schreibt eine Stelle für eine Projektmitarbeiterin oder einen Projektmitarbeiter aus.

Als Kompetenzen fordert der Arbeitgeber einen Hochschulabschluss, Erfahrungen im Projektmanagement, Kenntnisse der Länder Tansania und Äthiopien und Teamfähigkeit. Eine Ethnologie-Absolventin kann hier mit ihrem Auslandssemester in Simbabwe punkten. Außerdem hat sie an der Uni Projektmanagementkenntnisse erlangt und in Teams zusammengearbeitet. In ihrer Freizeit engagiert sie sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe und hat hier vielleicht sogar bereits Kontakt mit Menschen aus den Zielregionen des Projekts gehabt – Erfahrungen und Qualifikationen, auf die man verweisen sollte.

Auch das Beiwerk ist entscheidend

Der Lebenslauf dient in erster Linie dazu, alle wichtigen Stationen aufzuführen, die für die Stelle relevant sind. Er stellt übersichtlich dar, welche beruflichen oder praktischen Erfahrungen der oder die Bewerber/in hat. Darüber hinaus zeigt er, welche schulische und universitäre Bildung und welche Software- und Sprachkenntnisse der Kandidat oder die Kandidatin mitbringt. Außerdem sollten sich Jobsuchende auch über das „Beiwerk“ einer Bewerbung Gedanken machen: Denn gerade für Berufseinsteiger/innen ist es wichtig, sich bei Praktika, Aushilfsjobs und ehrenamtlichen Tätigkeiten um Nachweise zu bemühen.

Da sie meistens über wenig Berufserfahrung verfügen, sind das die ersten qualifizierenden Nachweise neben dem Abschlusszeugnis des Studiums, die für Arbeitgeber relevant sind. „Bewerber/innen sollten sich bei Zeugnissen immer fragen, ob sie für die ausgeschriebene Stelle relevant sind“, erklärt Rademacher. Dabei sind nicht nur die gefragten Erfahrungen, beispielsweise im Projektmanagement, wichtig. „Wenn das Zeugnis ein guter Beleg für die Teamfähigkeit ist, dann gehört es in die Bewerbungsunterlagen“, so die Expertin.

Umgang mit schlechten Zeugnissen

Nicht alle Zeugnisse und Noten sind jedoch immer gut oder sehr gut. Der erste Impuls der Bewerteten ist, die Zeugnisse einfach wegzulassen. Doch es gibt zwei gute Gründe dafür, auch ein schlechtes Zeugnis mitzuschicken: Erstens prüfen die zuständigen Fachkräfte die Bewerbung auf Vollständigkeit. Fehlt ein Zeugnis, kann das schon als Ausschlusskriterium gelten.

Fachkräfte der Personalabteilung würden das Fehlen eines Zeugnisses als schlechten Abschluss interpretieren, und spätestens im Vorstellungsgespräch müssten sich Bewerber/innen mit Nachfragen auseinandersetzen. Zweitens stehen auch in schlechteren Zeugnissen wichtige Informationen. Beispielsweise die Übernahme einer Tätigkeit, die für den neuen Arbeitgeber relevant sein kann. Schlechte Zeugnisse können durch andere dann auch ausgeglichen werden. Jobsuchende sollten sich aber auf gar keinen Fall für schlechte Noten oder ein schlechtes Arbeitszeugnis rechtfertigen – weder im Anschreiben noch im Bewerbungsgespräch.

Neuer Job, neues Glück

Ist die Bewerbung erfolgreich, sammeln wir in unserem „Spiel des Lebens“ mit dem Berufseinstieg erste Erfahrungen auf dem Arbeitsmarkt, absolvieren Weiterbildungenund eignen uns weitere Fähigkeiten an. An einer Weggabelung müssen wir uns dann entscheiden: Wollen wir den Job behalten oder verschlägt es uns in andere Gefilde? Gründe für einen Jobwechsel gibt es viele – vom einfachen Umzug, über die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf bis zu neuen beruflichen Perspektiven. Laut dem Bewerbungsportal Karrierebibel wechseln im Laufe des Lebens mehr als die Hälfte aller Arbeitnehmer/innen ein- bis fünfmal den Job.

Zur Berufsbiografie gehören Jobwechsel also mittlerweile dazu. Dennoch wissen auch Arbeitgeber, dass es sein kann, dass die Bewerber/innen zuvor gekündigt wurden oder dass sie aufgrund von Differenzen mit Kolleg/innen oder Vorgesetzten von sich aus gegangen sind. Sie möchten sich selbst aber keine Querulant/innen ins Team holen und sind dadurch oft vorsichtig gegenüber Jobwechsler/innen – insbesondere bei häufigen Neuanstellungen.

Diplom-Soziologin Meike Böttger ist für das Projekt „power_m Perspektive Wiedereinstieg“ tätig, das Frauen und Männer beim Wiedereinstieg nach einer Familienphase unterstützt und von der Europäischen Union und der Landeshauptstadt München finanziert wird. Sie plädiert dafür, bereits im Anschreiben den Grund für den Wechsel zu nennen: „Wie bei der Frage nach der Motivation ploppt beim Arbeitgeber die Frage auf, warum die Person wechseln möchte. Wenn Jobsuchende den Wechsel im Anschreiben gut, beispielsweise inhaltlich, begründen, kann das sogar ein Vorteil sein.“

Checkliste für digitale Bewerbungen
  • Bewerber/innen müssen zunächst den richtigen Ansprechpartner oder die Ansprechpartnerin sowie deren E-Mailadresse herausfinden. Ebenfalls wichtig ist es, einen aussagekräftigen Betreff der E-Mail beizufügen.
  • Die Bewerbungsunterlagen sollten als ein Dokument, bestehend aus Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnissen, verschickt werden.
  • Das Anschreiben nur als Text der E-Mail zu verschicken, birgt die Gefahr, dass das Anschreiben verloren geht, wenn die Angestellten nur die Datei intern weiterleiten. Es empfiehlt sich daher, das Anschreiben auf jeden Fall als erste Seite im PDF mitzuschicken.
  • Das Bewerbungsfoto gehört entweder vor den Lebenslauf auf ein separates Deckblatt oder direkt auf den Lebenslauf.
  • Im Text der E-Mail sollten Jobsuchende die Stellenbezeichnung samt Stellennummer nennen – sofern diese existiert. Außerdem können sie auf die Stellenausschreibung Bezug nehmen.
  • Zu guter Letzt können Bewerber/innen auch um eine Eingangsbestätigung bitten. Allerdings gibt es auch Arbeitgeber, die dem nicht nachkommen.

Mit Bezug auf die Stellenausschreibung können Jobsuchende schlüssig darlegen, warum sich eine Zusage für die Stelle sowohl für das Unternehmen als auch für den Kandidaten oder die Kandidatin lohnt. Beispielsweise kann eine Geografin ihren Jobwechsel mit dem Wunsch einer beruflichen Weiterentwicklung begründen, da sie beim alten Arbeitgeber nicht die Möglichkeit hatte, bestimmte Tätigkeiten auszuüben, die aber die neue Stelle bietet.

Mit ihren Kenntnissen im Kartografieren wäre sie zudem ein Gewinn für das Team. Ein anderer Kandidat, der in der sozialen Arbeit tätig ist, wünscht sich eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und bewirbt sich daher bei der Stadt. Für ihn persönlich sind die Arbeitszeiten der Grund für die Bewerbung, aber für den Arbeitgeber stellt er eine begehrte Fachkraft mit Berufserfahrung dar.

Mit dem Lebenslauf belegen Wechselwillige wiederum ihre Qualifikationen für die ausgeschriebene Stelle. Hier sollten sie darauf achten, dass sie die Positionen oder Qualifikationen hervorheben, die für die neue Stelle relevant sind. Bewerber/innen die beispielsweise in der Migrationsarbeit oder in politischen Institutionen gearbeitet haben und nun einen Wechsel in die Entwicklungszusammenarbeit anstreben, müssen häufig Auslandserfahrungen und Sprachkenntnisse nachweisen. Im Lebenslauf können daher die Auslandsaufenthalte des letzten Jobs oder des Studiums hervorgehoben werden – und natürlich die Sprachkenntnisse.

Rückkehr in den Arbeitsmarkt

Doch es gibt auch Situationen, die einen erst einmal aus dem Arbeitsleben rausreißen. Das kann das Gründen einer Familie sein, aber auch die Pflege von Angehörigen oder eine eigene Erkrankung. Wie man mit solchen „Lücken“ im Lebenslauf verfahren sollte, darüber gibt es unterschiedliche Ansichten. Meike Böttger empfiehlt den Teilnehmer/innen diese Stationen anzugeben: „Jobsuchende sollten diese Zeit nicht als Lücke wahrnehmen, sondern als eine weitere Lebensphase, die zur Biografie und somit auch zum individuellen Lebenslauf dazugehört.“ Der Vermerk im Lebenslauf kann dann auf verschiedene Arten erfolgen:

1. Die Unterbrechung, zum Beispiel in Form von Elternzeit, fand während einer Beschäftigung statt. In diesem Fall kann der Vermerk als Zusatzinformation unter die berufliche Tätigkeit gesetzt werden. 
 
2. Die Bewerberin oder der Bewerber war zur Zeit der Unterbrechung nicht angestellt. Dann hat sie oder er die Möglichkeit, die Unterbrechung als „Elternzeit“ oder „Pflege von Angehörigen“ unter der Kategorie Sonstiges zu ergänzen.
 

Das Projekt power_m unterstützt Frauen und Männer beim Wiedereinstieg nach der Elternzeit oder nach der Pflege von Angehörigen. Auch die Teilnehmer/innen müssen sich damit auseinandersetzen, wie sie mit dieser Zeit im Bewerbungsverfahren umgehen wollen. „Es gibt auch Bewerber/innen, die Informationen zum Familienstand weglassen und zum Teil Erfolg damit haben“, erklärt Böttger. „Aber gerade, wenn es sich um Bewerber/innen handelt, die beispielsweise die Betreuung der Kinder noch nicht vollständig geklärt haben und sich deswegen auf Teilzeitstellen bewerben, ist das Thema auch im Vorstellungsgespräch wichtig. Letztendlich müssen die Bewerberinnen und Bewerber aber selbst entscheiden, wie sie sich damit wohlfühlen.“

Allen, die sich dafür entscheiden, auf eine Auszeit aufmerksam zu machen, geben die Expert/innen von karrierebibel.de hier zwei Möglichkeiten an die Hand, wie sie diese Information im Lebenslauf aufführen können:

1. „Genesung nach Krankheit“: Mit dieser Formulierung können die Betroffenen auf ihren Gesundheitszustand eingehen, ohne gleich die ganze Krankheitsgeschichte zu beschreiben. Außerdem liegt die Betonung auf der Verbesserung des Zustandes. 
 
2. „Berufliche Pause aus privaten Gründen“: Mit dieser Angabe halten sich die Bewerber/innen etwas bedeckter. Diese Formulierung kann auch genutzt werden, wenn beispielsweise Angehörige gepflegt oder Elternzeit genommen wurde. Eine Nachfrage im Bewerbungsgespräch ist aber ziemlich sicher, und darauf sollten sich die Bewerber/innen vorbereiten.
 

Im Vordergrund der Bewerbung sollten aber auch in diesen Fällen die Qualifikationen für die ausgeschriebene Stelle stehen. Ist es einem gelungen, sich in der „Auszeit“ vom Arbeitsleben auch noch fortzubilden, sollte man das dem Arbeitgeber in den Bewerbungsunterlagen selbstverständlich keineswegs vorenthalten.

Karriereleiter rauf

Führungspositionen sind für viele Arbeitnehmer/innen ein begehrtes Berufsziel. Ob sie diesen Schritt wagen wollen, muss jeder für sich selbst entscheiden. Bei der Bewerbung gibt es aber einige Kniffe, die sie beachten sollten: Hier sind nämlich nicht nur vorausgegangene Erfolge wichtig, sondern vor allem die notwendigen Kompetenzen und Führungsqualitäten. Es geht beispielsweise nicht mehr darum, ob die Museumsmitarbeiterin teamfähig ist, sondern ob sie ein Team führen kann und Durchsetzungsvermögen hat.

Diese Soft Skills gilt es im Anschreiben zu belegen. Allgemeine Formulierungen führen nicht zum Erfolg. Was zählt, ist Individualität, auch wenn es um die Motivation geht: Was reizt den Biologen an dem Projekt, das sich mit Biodiversität in Flusslandschaften auseinandersetzt? Warum bewirbt sich eine Soziologin auf eine Führungsposition bei einem Verein, der sich um sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche kümmert? Genau diese Fragen müssen Führungskräfte im Anschreiben, das mehr einem Motivationsschreiben gleicht, beantworten können.

Auch der Lebenslauf und die Zeugnisse sollten zeigen, dass die Bewerberin oder der Bewerber ein Team oder eine Abteilung führen kann. Wurde in der Vergangenheit bereits ein kleines Projekt geleitet? Haben Vorgesetzte die gefragten Soft Skills im Arbeitszeugnis erwähnt?

Daraus ergibt sich bereits eine Vorauswahl an relevanten Berufsstationen und Zeugnissen, die die Jobsuchenden in ihre Unterlagen aufnehmen sollten. Außerdem sind für den Karriereaufstieg Weiterbildungen in besonderem Maße relevant. Hier zählen nicht nur die fachlichen Weiterbildungen, sondern auch Seminare zu Führungsmethoden oder gefragten Management-Tools.

Referenzen: Ja oder Nein?

In Deutschland sind Arbeitszeugnisse das übliche Bewertungswerkzeug – mittlerweile aber sehr standardisiert. Im Ausland sieht es anders aus: „Im englischsprachigen Raum sind Referenz- oder Empfehlungsschreiben üblich“, berichtet Rademacher, „und in Deutschland machen sie gerade im wissenschaftlichen Bereich Sinn. Hier zählen die Empfehlungen von Doktorvätern und -müttern oder von Koryphäen eines Fachs besonders viel.“

Aber auch für Führungspositionen lohnen sich Referenzen, denn sie geben ein individuelleres Bild der Fähigkeiten wieder, da sie nicht aus Textbausteinen bestehen. Bei der Ausstellung einer Referenz gibt es jedoch einiges zu beachten: Zuallererst sollte die Person mindestens eine Position über der oder den zu beurteilende/n Angestellte/n stehen, da sonst die Referenz wenig glaubwürdig erscheint.

Zudem sollten Angestellte, die sich um eine Referenz bemühen, sorgfältig prüfen, ob die anvisierte Person eine gute Wahl ist. Dafür ausschlaggebend ist, ob die Person den oder die zu beurteilende/n Mitarbeiter/in gut genug kennt, um ihre oder seine Arbeit zu beurteilen. Außerdem ist es auch wichtig, bei der Auswahl darauf zu achten, dass keine Antipathie vorliegt.

Karriereleiter runter

Nicht immer geht es jedoch nur nach oben: Führungspositionen sind oft stressiger und zeitaufwändiger als andere Stellen. Außerdem ist die Ausrichtung anders. Während Fachpositionen häufig Wissen auf einem Fachgebiet erfordern, sind bei Führungspositionen eher koordinierende Tätigkeiten relevant. Eine Soziologin, die in der empirischen Sozialforschung tätig ist, führt beispielsweise qualitative Interviews, startet Umfragen und wertet die Ergebnisse aus.

In einer Führungsposition dagegen würde sie zum Beispiel ein Projekt betreuen, das die soziale Ungleichheit in Deutschland untersucht oder einzelne Teams koordinieren, die sich mit dem Thema auseinandersetzen. Die Motivation, eine solche Funktion auszufüllen, ändert sich auch bei Arbeitnehmer/innen von Zeit zu Zeit. Das Gute ist: Karrieren dürfen heutzutage auch unterbrochen werden, und Arbeitnehmer/innen können jederzeit neue Wege einschlagen. Dadurch haben sie die Freiheit, sich auszuprobieren.

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Möchten Führungskräfte ihre Position aufgeben und wieder mehr inhaltlich arbeiten, müssen sie aber damit rechnen, dass ­Arbeitgeber nach den Gründen fragen. Dem kann man im Anschreiben zuvorkommen, indem man entsprechend mit dem Aufgabenspektrum der anvisierten Stelle argumentiert. Dafür ist es hilfreich, sich einen genauen Überblick über den Job zu verschaffen – auch über die Ausschreibung hinaus.

Was erfährt man beispielsweise von der Webseite über den Arbeitsbereich? Gibt es Ziele, die erreicht werden sollen? Welche Ereignisse stehen möglicherweise demnächst an? Im nächsten Schritt gilt es, die Rechercheergebnisse wieder mit den eigenen Qualifikationen und Erfahrungen abzugleichen. Wichtig ist beim sogenannten „Downshifting“ jedoch, sich bei den eigenen Ausführungen nicht mehr auf die Führungskompetenzen zu fokussieren, sondern vor allem darzulegen, wie und wo man bereits inhaltlich in Projekten mitgearbeitet hat.

Das sollte sich auch im Lebenslauf widerspiegeln. Wer in den letzten Jahren vor allem Führungspositionen innehatte, sollte ihn so umstellen, dass Arbeitgeber die fachlichen Kompetenzen auf den ersten Blick erkennen. Das gelingt, wenn zur passenden Berufsstation im Lebenslauf auch Tätigkeiten hinzugefügt werden.

Darüber hinaus können Bewerber/innen auch ein Qualifikationsprofil ergänzen. Hier erstellen die Jobsuchenden auf einer Seite eine Bestandaufnahme ihrer Qualifikationen – sowohl der Hard Skills als auch der Soft Skills. Da diese Form eine relativ freie Gestaltung zulässt, können Bewerber/innen die Schwerpunkte selbst setzen und sie mit der Stellenausschreibung abgleichen. Das Qualifikationsprofil wird als dritte Seite den Bewerbungsunterlagen beigefügt und von entsprechenden Zeugnissen unterstützt.

Bewerben mit 50plus

Mit 50 Jahren noch einmal den Job wechseln? Klingt absurd? Keineswegs! Da Arbeitnehmer/innen immer länger ihren Beruf ausüben, müssen sie ab 50plus noch mindestens 15 Jahre arbeiten – also warum nicht noch einmal etwas Neues wagen? Das ist nicht nur für einen selbst ein positiver Schritt, sondern auch die Unternehmen können von der Berufserfahrung profitieren.

Während einige Arbeitgeber das leider noch nicht erkannt haben, gibt es jedoch zunehmend Unternehmen, die die Vorzüge dieser Altersgruppe wahrnehmen, wie Böttger berichtet: „Unsere Erfahrung ist, dass sehr viele Arbeitgeber auch die Loyalität von Bewerber/innen ab 50plus schätzen, zum Beispiel weil sie eher eine längerfristige Mitarbeit suchen. Im Gegensatz dazu sind Berufseinsteiger/innen oft noch in der Orientierungsphase und probieren nach ein paar Jahren noch einen anderen Job aus.“

Dennoch ist es nicht notwendig, im Anschreiben das eigene Alter hervorzuheben oder den Jobwechsel im höheren Alter gar zu rechtfertigen. Auf welche Formulierungen Bewerber/innen 50plus im Anschreiben daher unbedingt verzichten sollten, hat das Onlineportal Karrierebibel aufgeführt:

• Mit meinen 51 Lebensjahren möchte ich … 
• Ich kann auf 20 Jahre Berufserfahrung zurückblicken …
• In meiner Laufbahn habe ich eine Lernfähigkeit bewiesen … 
• Jetzt möchte ich noch einmal durchstarten …
 

Ein weiteres Manko dieser Aussagen: Sie richten sich ausschließlich auf die Vergangenheit, also auf das, was der Bewerber oder die Bewerberin schon geleistet hat. Für den Arbeitgeber ist jedoch vor allem wichtig, was er oder sie noch beitragen kann und möchte. Jobsuchende sollten also ihre Vorzüge betonen und ihre Stärken ausspielen, die sie von den jüngeren Bewerber/innen unterscheiden: Laut Diplom-Soziologin Böttger schätzen Arbeitgeber neben der Berufserfahrung auch das Querschnittswissen, das viele ältere Jobsuchende mitbringen. Dadurch sind sie oft vielseitiger einsetzbar. Außerdem haben sie häufig Durchhaltevermögen entwickelt, da sie Erfolge und Misserfolge bereits kennen.

Selbstverständlich müssen auch Bewerberinnen und Bewerber jenseits der 50 ihre angeführten Qualifikationen nachweisen. Aufgrund der langjährigen Berufserfahrungen gilt für sie allerdings, die Nachweise am stärksten zu selektieren. Das Abizeugnis ist zu diesem Zeitpunkt hoffentlich schon längst aussortiert worden, notwendig ist lediglich das Zeugnis, das den letzten Bildungsabschluss belegt.

Das kann zum Beispiel das Diplom oder die Promotion sein. Ebenso sollte bei den zahlreichen Kompetenzen, die im Laufe der Jahre zusammengekommen sind, eine Auswahl getroffen werden. Auch wenn man zu Recht stolz auf die erworbenen Fähigkeiten ist, entscheidend sind die Qualifikationen, die in der Stellenausschreibung genannt werden. Wer hier auch noch mit aktuellen Weiterbildungen aufwarten kann, sollte nicht versäumen, damit zu punkten.

Am Ende von dem „Spiel des Lebens“ erreichen die Spieler/innen ihren wohlverdienten Ruhestand, und so endet auch eines Tages das Ringen um Stellen für Akademiker/innen. Bis dahin ist es jedoch wichtig, dass Jobsuchende jede Bewerbung auf die angestrebte Stelle zuschneiden, Zeugnisse auf ihre Relevanz prüfen und den Lebenslauf stets aktuell halten. Die Bewerbungsphasen brauchen Zeit und haben in jeder Lebenssituation ihre eigenen Herausforderungen. Aber der Aufwand lohnt sich: Denn mit jeder geschriebenen Bewerbung kommen Jobsuchende ihrem Ziel auch immer ein Stückchen näher.

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