„Naturerfahrungen kann man nicht googeln“
Wenn Stefanie Horn mit ihrem Umweltbus an Schulen vorfährt, heißt es: Raus aus dem Klassenzimmer und ab in die Natur. Sie rät Bildungsreferent/innen, sich auszuprobieren.
Protokoll: Stefanie Wulff
„Die Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW (NUA) ist eine Bildungseinrichtung des Umweltministeriums Nordrhein-Westfalens und gehört zum Landesamt für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz. Wir bieten Fortbildungen für Multiplikatoren an, also für Menschen aus Kommunen und aus Verwaltungen sowie für Lehrkräfte und Ehrenamtler im Bereich Natur- und Umweltschutz.
Die NUA ist ein Kooperationsmodell des Landes NRW mit den vier großen Naturschutzverbänden Deutschlands, also der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW), dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der Landesgemeinschaft Naturschutz (LNU). Dadurch werden im Kuratorium einerseits die politischen Landesinteressen, andererseits aber auch die der Naturschutzverbände vertreten. Gemeinsam mit den Kooperationspartnern führen wir rund 200 Bildungsveranstaltungen pro Jahr durch.
Praktische Umweltbildung mit dem rollenden Klassenzimmer
Mein Arbeitsbereich ist der „LUMBRICUS-Umweltbus“. Wir haben zwei Siebeneinhalb-Tonner, mit denen wir als rollendes Klassenzimmer mit viel technischem Equipment an Bord praktische Umweltbildung an weiterführenden Schulen in NRW anbieten. Insgesamt sind wir drei Kolleginnen und Kollegen im LUMBRICUS-Team. Die Schulen im Land können uns kostenfrei anfragen. Wir kommen dann einen Tag zu ihnen, um in der Nähe der Schule eine ökologische Untersuchung durchzuführen.
- Der Artikel ist im WILA Arbeitsmarkt erschienen. Neben den Artikeln im Online-Magazin bietet das Abo-Produkt mehrere hundert ausgewählte aktuelle Stellen pro Wochen – von Montag bis Freitag aktualisiert und handverlesen speziell für Akademiker*innen mit einem generalistischen Studienhintergrund.
- Die Abonnentinnen und Abonnenten erhalten durch den redaktionellen Teil und die Stellen-Datenbank einen breiten und dennoch konkreten Überblick über derzeitige Entwicklungen in Berufsfeldern und Branchen, können sich anhand der ausgewählten Jobs beruflich orientieren und bleiben so bei der Jobsuche am Ball. Unsere Erfahrung: Viele Abonnent*innen stoßen auf Tätigkeiten, die sie gar nicht auf dem Schirm hatten.
Die Lehrkräfte wählen zuvor aus, ob es dabei um die Themenbereiche Wasser, Wald, Boden oder Lärm gehen soll. Im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung ist es für uns wichtig, den lokalen Bezug für die Schülerinnen und Schüler zu vermitteln. Sie sollen praktisch erleben können, welchen Wert die Natur hat, warum sie schützenwert ist und was sie durch ihr eigenes Verhalten dazu beitragen können.
Zu meinen Aufgaben gehören die Planung, die Organisation, die Durchführung und die Evaluation der Bildungseinsätze. Wir erstellen einen Tourneeplan für den Umweltbus, um möglichst viele Schulen mit möglichst kurzen Wegen erreichen zu können. Wir stimmen uns mit Lehrkräften ab, erstellen Materialen und fahren – zumeist allein – zu den Einsätzen an den Schulen. Außerdem führe ich andere Multiplikatoren-Fortbildungen durch, besuche mit dem Bus Messen und Aktionstage und bringe mich ins übrige Programm der NUA ein.
Bereit sein, lebenslang zu lernen
Ich habe Biologie, Chemie und Sozialwissenschaften studiert und bin ausgebildete Lehrerin. Das Schulministerium hat mich für die Stelle bei der NUA abgeordnet. Neben einem naturwissenschaftlichen Grundverständnis braucht man für die Umweltbildung meiner Meinung nach auch die Bereitschaft, lebenslang zu lernen und sich auf neue Dinge einzulassen.
Ich bin zum Beispiel auch ausgebildete Wildkräuter- und Heilpflanzenpädagogin. Das ist für meine tägliche Arbeit sehr hilfreich. Eine gute Mischung aus naturwissenschaftlicher Ausbildung und Zusatzqualifikationen in verschiedenen Bereichen halte ich für sehr empfehlenswert.
Die NUA kannte ich schon lange, bevor ich angefangen habe, dort zu arbeiten. Bereits im Studium habe ich hier ein Praktikum gemacht, und als Lehrkraft habe ich auch schon mit dem Umweltbus zusammengearbeitet. Vor meinem LUMBRICUS-Einsatz habe ich auch schon für ein anderes Projekt bei der NUA gearbeitet, bei dem es um ebenfalls um schulische Projekte zur Bildung für nachhaltige Entwicklung ging.
Flexibel sein und mit Menschen umgehen können
Um in der Umweltbildung arbeiten zu können, muss man offen und flexibel sein. Man braucht Kommunikationsfähigkeit, muss gerne mit Menschen umgehen und teamfähig sein. Es gibt viele Umweltbildungseinrichtungen, in denen man tätig werden kann. Wichtig ist, durch Praktika oder Ähnliches erste Erfahrungen zu machen und wertvolle Kontakte zu knüpfen.
Bei uns in der NUA gibt es den Spruch: „Naturerfahrungen kann man nicht googeln – man muss sie machen.“ Das gleiche gilt für die Arbeit als Umweltbildner: Man muss es einfach ausprobieren und schauen, ob es etwas ist, das zu einem passt.“