Neue Diversitätsjobs in der Kultur
Netzwerkaufbau und -pflege ist eine der Aufgaben der Agent/innen.

Neue Diversitätsjobs in der Kultur

Damit Theater und Museen vielfältiger werden, schafft ein Förderprogramm des Bundes neue Stellen in der Kultur: Agent/innen für Diversität sollen Kultureinrichtungen für die Stadtgesellschaft öffnen.

Text: Jürgen Gauert

Ab Herbst 2019 wird es an einigen Kulturinstitutionen personelle Neuzugänge geben: In mehreren Theatern und Museen nehmen Agent/innen für Diversität ihre Arbeit auf. Sie sollen Einwanderung und kulturelle Vielfalt als Zukunftsthemen sowohl in das eigene Haus als auch in dessen Umfeld tragen. Ziel ist es, mit kulturellen Angeboten die gesamte Gesellschaft in den Blick zu nehmen. Zum einen sollen die Agent/innen den Kulturbetrieb selbst vielfältiger machen, zum anderen sollen sie neue Besucherschichten erschließen.

„Den hochsubventionierten Einrichtungen gelingt es bisher nicht, genügend Menschen mit familiärer Migrationsgeschichte, People of Color und Schwarze Menschen zu erreichen“, schreibt die Kulturstiftung des Bundes, die das neue diversitätsfördernde Programm „360° – Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft“ initiiert hat.

Weder in Entscheidungspositionen noch im Publikum entspreche der Anteil von Menschen mit familiärer Migrationsgeschichte ihrem Anteil an der Bevölkerung. Die mit öffentlichen Geldern unterstützten Kultureinrichtungen müssten sich aber dafür einsetzen, dass so viele verschiedene Menschen wie möglich ihre Angebote wahrnehmen.

Deutschlandweit finanziert das Programm 360° deshalb mit rund 13,9 Millionen Euro Arbeitsplätze für 46 Agent/innen, die Diversität in Kultureinrichtungen vorantreiben sollen. Bis zu vier Jahre werden die Mittel für E-13-Personalstellen zur Verfügung gestellt, für die Kulturinstitutionen sich bewerben konnten.

Entscheidend für die Zusage war, dass die eingestellten Agent/innen an die Leitung der Institution angebunden werden und über den gesamten Zeitraum auf der Führungsebene agieren. Gemeinsam mit den Leitungsverantwortlichen sollen sie Ideen und Projekte entwickeln, durch die sich die Institutionen öffnen und einen Beitrag zur Einwanderungsgesellschaft leisten.

Was erwartet wird

Alle bisher erschienenen Stellenausschreibungen haben eines gemeinsam: Für eine Bewerbung vorausgesetzt wird ein geeigneter Hochschulabschluss im künstlerischen oder geisteswissenschaftlichen Bereich beziehungsweise ein Studium im Kulturmanagement. Auch eine Ausbildung im Bereich der Theaterpädagogik oder in einem verwandten Aufgabengebiet wird akzeptiert. Weitere Voraussetzungen sind Diversitätskompetenz und Erfahrungen im Zusammenwirken von Kultur­einrichtungen mit Akteur/innen aus Einwandererfamilien. Ganz im Sinne des Programms sind Fachkräfte mit Migrationshintergrund explizit zur Bewerbung aufgefordert.

Aufgabe der Agent/innen ist es, gemeinsam mit der Leitung und den anderen Mitarbeiter/innen den diversitätsorientierten Veränderungsprozess der Kultureinrichtungen zu konzipieren und zu steuern. Dazu gehört beispielsweise die Entwicklung eines Ziel- und Maßnahmenplans für mehr Diversität innerhalb der Einrichtungen. Dabei können sie auch externe Expert/innen für Change-Prozesse mit einbeziehen.

Zu ihren Aufgaben gehört es außerdem, nachhaltige Netzwerke aufzubauen und zu pflegen, neue Kooperationen mit migrantischen Organisationen zu initiieren sowie mit Künstlerinnen und Künstlern aus anderen Kulturkreisen zusammenzuarbeiten. Ein weiteres Themenfeld kann die Entwicklung relevanter Kommunikationsformen sein.

Um die Agenten und Agentinnen fachlich zu beraten und deren Vernetzung untereinander sowie mit den teilnehmenden kulturellen Einrichtungen zu fördern, begleitet das Programm 360° sie in einer regelmäßig stattfindenden Akademie. Workshops und Fachkolloquien sollen den Austausch mit anderen Agent/innen sicherstellen.

Einige Stellenausschreibungen für Agent/innen für Diversität waren bereits im Stellenteil des „WILA Arbeitsmarkt“ zu finden und sind bereits besetzt. Es waren Theater dabei, wie das Düsseldorfer Schauspielhaus, das Nationaltheater Mannheim und die Staatsoper Hannover, aber auch Museen, so das Deutsche Filminstitut und das Landesmuseum Oldenburg. Auch die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und die Münchner Stadtbibliothek nahmen an dem Programm teil.

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