Mein Tag als Umweltingenieur
Thorben Graff hat an der RWTH Aachen Georessourcenmanagement studiert. Seit 2017 ist er bei AECOM Deutschland GmbH als Projektmanager für Altlastensanierung und -erkundung sowie für Genehmigungsmanagement zuständig.

Mein Tag als Umweltingenieur

Thorben Graff will Gutes für die Umwelt bewirken. Als Fachmann für Altlastensanierung hilft er, die Zukunft vom giftigen Erbe der Vergangenheit zu befreien. Seit 2013 arbeitet Graff bei AECOM Deutschland GmbH.

Text: Martin Koch

8.00 Uhr: Thorben Graff kommt in sein Büro in der Essener Innenstadt – heute aber nur kurz, weil ein Außentermin ansteht: ein Standortbesuch in einer Chemiefabrik am Niederrhein. Dafür packt er seine Schutzausrüstung ein: Sicherheitsschuhe, Helm, Weste, Gehörschutz und Handschuhe. Dann geht’s los.

8.15 Uhr: Auf der Fahrt gibt der Umweltingenieur einen Überblick über das aktuelle Projekt: „An dem Standort will die Chemiefabrik eine neue Kühlanlage errichten. Das Grundwasser an der Stelle ist jedoch kontaminiert, eventuell durch undicht gewordene Erdtanks, die dort früher verwendet wurden. Und die Anlage liegt mitten in einem Wohngebiet. Das Unternehmen hat uns damit beauftragt, an der Stelle das Grundwasser zu reinigen.“

9.30 Uhr: Als er vor dem Betriebsgelände eintrifft, fährt auch gerade der Bohrunternehmer vor. Die beiden melden sich am Werkstor an und nehmen gemeinsam an der Sicherheitseinweisung teil. Dabei erfahren sie unter anderem, wo sie sich im Gefahrenfall sammeln und wie sie sich verhalten müssen, damit sie auf dem Gelände der Chemiefabrik weder sich selbst noch andere in Gefahr bringen.

9.50 Uhr: Gemeinsam mit dem Bohrunternehmer und der Projektleiterin vor Ort begutachtet Graff die Gegebenheiten für die neue Kühlanlage am geplanten Standort und gleicht sie mit den Lageplänen ab. Das kontaminierte Grundwasser soll hydraulisch saniert werden. Das bedeutet, dass durch einen 13 Meter tiefen Brunnen per Pumpe das Wasser entnommen, gereinigt und wieder dem Wasserkreislauf zugeführt wird.

„Das wird knifflig, hier können wir nur mit einem kleinen Raupenfahrzeug rein“, sagt der Bohr-Experte angesichts des kleinen Areals von nur fünf mal fünf Metern in einem Innenhof. Er legt den Platz fest, wo der Spezialcontainer für den kontaminierten Aushub stehen soll. Was der Projektleiterin nicht so gut gefällt: Am Tag der Bohrung wird eine Lagerhalle blockiert sein, weil die Bohrstelle genau vor deren Eingangsbereich liegt. Graff erklärt ihr freundlich-bestimmt, dass es nicht anders gehe, und kann die Managerin letztlich doch überzeugen.

13.00 Uhr: Graff macht sich auf den Heimweg. „Alles in allem lief es gut“, so das Fazit des Umweltingenieurs. „Es ist immer wieder spannend, die Interessen der Umwelt, der Anwohner und des jeweiligen Unternehmens bestmöglich unter einen Hut zu bringen“, sagt der 34-Jährige. „Dafür muss man manchmal streng, aber immer verbindlich sein, damit alle Seiten wissen, woran sie sind.“ Er selbst hat sich seit seiner Kindheit viel und gerne in der Natur aufgehalten und sieht in seiner Arbeit die Chance, etwas zur Bewahrung der Umwelt beizutragen.

15.00 Uhr: Zurück im Büro erstellt Graff das Protokoll des Ortstermins. Er trägt auch den exakten Verlauf von Stromleitungen und Rohren sowie den genauen Bohrpunkt in ein Geo-Informations-System ein. „Damit verhindere ich unerwünschte Überraschungen am Bohrtag“, sagt er mit einem Schmunzeln.

16.00 Uhr: Zeit für Telefonate und E-Mails. Graff betreut momentan vier Boden-Grundwasser-Projekte in Nordrhein-Westfalen und fünf Genehmigungsmanagement-Projekte gleichzeitig. So begleitet er zum Beispiel einen Raffineriestandort in Gelsenkirchen dabei, einen Ofen sicherheitstechnisch zu modifizieren. Dabei sind viele Details abzuklären: Welche Ventiltypen, welche Rohrleitungstypen werden verwendet, ändert sich etwas an den Brennstoffen im Ofen und vieles mehr.

„Alle Änderungen müssen eingetragen werden, das ist zum Teil zeitaufwendig und zäh – gerade, wenn wir hinter den Informationen hertelefonieren müssen“, sagt Graff. Dann können die Arbeitstage durchaus mal lang werden, gibt er zu. Doch er hat ein perfektes Mittel gegen zu viele Überstunden: „Zuhause warten meine beiden Töchter und meine Frau auf mich – da kann ich meine Arbeit bis zum nächsten Tag wirklich komplett vergessen.“ Spricht‛s mit einem strahlenden Lächeln und schließt die Bürotür hinter sich. Feierabend.

 

Weitere WILA-Angebote