Weltoffen arbeiten
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Goethe-Institute vermitteln weltweit die deutsche Kultur und Sprache und wechseln dafür regelmäßig den Einsatzort – für die eigene Lebensplanung eine Herausforderung.

Weltoffen arbeiten

Sechs Wochen als Rucksacktourist reichen nicht: Wer bei den Goethe-Instituten volontieren möchte, sollte schon einige Zeit im Ausland verbracht haben – und offen sein für Führungsaufgaben.

Interview: Jürgen Gauert

Claudia Amthor-Croft (Foto: Loredana La Rocca) hat in Münster, Paris und Köln Romanistik, Geschichte und Literaturwissenschaft auf Staatsexamen studiert. Zurzeit arbeitet sie nach einigen Auslands­einsätzen in der Zentrale des Goethe-Instituts in München als Bereichsleiterin für Personalplanung und -gewinnung.

 

 

WILA Arbeitsmarkt: Wie sind Sie ans Goethe-Institut gekommen?
Claudia Amthor-Croft: Da ich schon immer ins Ausland gehen und im Kultursektor arbeiten wollte, habe ich bereits während des Studiums in Paris erste Kontakte zum dortigen Institut geknüpft und auch während des Studiums in Deutschland schon in verschiedenen kulturellen Institutionen gearbeitet.

Nach dem Staatsexamen habe ich mich für eine Laufbahn beim Goethe-Institut beworben, absolvierte eine 14-monatige Ausbildung und wurde in dieser Zeit in der Zentrale in München sowie in Schwäbisch Hall und Sao Paulo eingesetzt. Nach meiner Übernahme habe ich zunächst in München unterrichtet, wurde dann Referentin für externe Fortbildung und wechselte schließlich als Kulturreferentin nach Mailand. Anschließend war ich als Institutsleiterin mehrere Jahre lang in Wellington in Neuseeland sowie als Leiterin der kulturellen Programmarbeit in Paris und in London tätig.

"Englisch ist Pflicht und gerne eine weitere Fremdsprache"

Was sollten Bewerberinnen und Bewerber für ein Goethe-Volontariat mitbringen?
Sie sollten ein einschlägiges abgeschlossenes Studium je nach Laufbahninteresse haben, also entweder für die kulturelle Programmarbeit, die Spracharbeit und Bildungskooperation, die Information und Bibliothek oder für Finanzen und Administration. Auch erste berufliche Erfahrung sollte vorliegen, die beispielsweise durch ein Praktikum nachgewiesen werden kann.

Eine weitere Voraussetzung sind verhandlungssicheres Englisch und gerne auch eine weitere Fremdsprache auf B1-Niveau. Außerdem sollten sie bereits längere Zeit im Ausland verbracht haben, mindestens aber ein halbes Jahr, zum Beispiel auch durch ein Auslandssemester oder ein Praktikum.

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Gibt es Studienrichtungen, die Sie bevorzugen?
Angesichts unserer vier unterschiedlichen Bereiche sind wir sehr breit aufgestellt. Da gibt es kein Ausschlusskriterium. Die Kandidatinnen und Kandidaten sollten aber ein genuines Interesse an den jeweiligen Fachbereichen haben, an der Kulturarbeit, der Sprache, an Finanzen/Administration, dem Informations- oder Bildungsbereich, und sich darin auch auskennen. Ein weiterer Pluspunkt sind Kenntnisse im Bereich der zivilgesellschaftlichen Strukturen.

Erforderlich ist auch ein Verständnis für Projektmanagement und relevante Inhalte. Nicht alles, was in Deutschland derzeit als Thema besonders wichtig ist, lässt sich eins zu eins beispielsweise nach Ghana, China oder Frankreich übertragen. Die Herausforderung besteht darin, zunächst zu schauen, was in den anderen Ländern von Interesse ist, und erst dann zu überlegen, wo man ansetzen kann.

"Die wichtigsten Eigenschaften sind Empathie, Konfliktfähigkeit und eine große Offenheit."

Was wird noch erwartet?
Sie sollten die Motivation haben, Führungsverantwortung zu übernehmen. Zur Führungskompetenz gehört auch, den Mitarbeitenden eine Orientierung geben zu können, zu fördern und zu fordern, und ihnen auch Feedback zu geben. Außerdem sollten sie über interkulturelle Kompetenz verfügen, die übrigens auch erlernbar ist. Hinzu kommen Empathie, Konfliktfähigkeit, Flexibilität, analytisches Denken und eine große Offenheit, weil die Arbeit im Ausland das alles einfordert.

Gefragt sind außerdem Veränderungskompetenz, Offenheit und Lernbereitschaft. Ein großes Gespür für die Besonderheiten, unter anderem auch für das Hierarchieverständnis in anderen Ländern, ist unabdingbar – sonst kann es schwierig werden.

 

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Welche Möglichkeiten der Beschäftigung gibt es darüber hinaus?
Wer bei uns arbeiten möchte, aber sagt, ich möchte nur an einen bestimmten Ort, zum Beispiel nach Moskau, gehen oder in ein bestimmtes Land wie Italien, kann sich auf www.goethe.de/karriere umschauen, welche Stellen dort und an anderen Standorten lokal ausgeschrieben werden. Dafür wird kein Volontariat vorausgesetzt, sondern eine fachspezifische Ausbildung, beispielsweise im Bibliothekswesen oder als Lehrkraft für Deutsch als Fremdsprache. Es besteht bei uns durchaus die Möglichkeit, auch ohne das Rotationsprinzip an nur einem Ort in der Zentrale sowie im In- oder Ausland zu arbeiten.

"Wer eine große Sicherheit und Kontinuität braucht, für den ist das Goethe-Volontariat nichts."

Wem würden Sie abraten?
Wer eine große Sicherheit und Kontinuität im Leben braucht, auch örtlich, auch im Privatleben, wird mit dem Volontariat und der späteren Entsandten-Laufbahn nicht glücklich werden. Und deshalb stellen wir diese Frage vor, während und am Ende des Goethe-Volontariats auch immer wieder.

Seid ihr bereit für den wiederholten Standortwechsel in aller Welt, seid ihr lernbereit und anpassungsfähig, wollt ihr das wirklich? Wer sich aber darauf einlässt und das Volontariat erfolgreich durchläuft, erhält eine unbefristete Anstellung mit der Verpflichtung, weltweit für das Goethe-Institut tätig zu sein.

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