Mein Tag als Meeresbiologin
Anna Kleinfengels ist vom Wattenmeer fasziniert, mag den Kontakt mit Menschen und gibt gerne ihr Wissen weiter. Als Stationsbetreuerin für die Schutzstation Wattenmeer kann sie all das kombinieren.
Text: Martin Koch
Anna Kleinfengels hat in Salzburg ihren Bachelor in Ökologie und Biodiversität erworben und in Rostock anschließend den Master in Meeresbiologie. Seit 2014 ist sie bei der Schutzstation Wattenmeer beschäftigt und seit diesem Jahr Stationsbetreuerin auf Pellworm.
8.30 Uhr: Nach einer kurzen Fahrt mit dem Fahrrad kommt Anna Kleinfengels ins Büro der Schutzstation Wattenmeer in Husum. Heute wird die 33-Jährige – wie alle zwei Wochen – das Team auf Pellworm besuchen. Vorher muss sie noch die „Wunschliste“ der Kolleg/innen abarbeiten: Es fehlen Prospekte für die Ausstellung im Informationszentrum und für die Beobachtung der Seevögel braucht das Team ein neues Fernglas. Der Ornithologe der Schutzstation hat gerade mehrere leistungsstarke Ferngläser bekommen, eins davon kann Anna Kleinfengels mitnehmen.
9.45 Uhr: Mit den Flyern und einem neuen Fernglas im Gepäck fährt Anna Kleinfengels mit dem Dienstwagen zum 24 Kilometer entfernten Fährhafen Strucklahnungshörn auf Nordstrand. Von hier aus legt sie mit der „Pellworm I“ ab. Anna Kleinfengels lässt sich die frische Brise um die Nase wehen und geht noch einmal das Programm für den Tag durch. Vor kurzem hat das Team in der Station gewechselt, die Freiwilligen sind jeweils für ein Jahr dort. Das bedeutet für die Meeresbiologin, dass sie prüfen muss, wie fit die Neuen schon bei der Betreuung der Station sind.
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11.25 Uhr: Anna Kleinfengels erreicht die „Schutzstation Pellworm“. Im Obergeschoss wohnt das Stationsteam, unten befindet sich die Ausstellung. Dort begrüßt sie Bundesfreiwilligendienstler Jesper und seine Kollegin Laura, die gerade den Hummer im Aquarium gefüttert haben. Daneben steht ein Bassin, in dem Besucher/innen bei Führungen Strandkrabben, Miesmuscheln und andere Wattbewohner aus der Nähe sehen können. Im Vorbeigehen checkt sie die Ausstellung: Sind alle Tafeln intakt? Geht es den Tieren gut? Sind die Scheiben sauber?
11.40 Uhr: Teamsitzung – ein besonders wichtiger Bestandteil eines jeden Pellworm-Besuchs der Stationsbetreuerin. Heute geht es unter anderem darum, wer wann den sogenannten „Wattschein“ macht. Diese Prüfung ist erforderlich, um alleine die anspruchsvolle, knapp zehn Kilometer lange Strecke durchs Watt zur vorgelagerten Sandbank Süderoogsand bei Ebbe gehen zu dürfen, um dort die alle zwei Wochen anstehende Vogelzählung durchzuführen.
Außerdem erklärt Anna Kleinfengels das korrekte Führen des Stationstagebuchs, in das alle Beobachtungen eingetragen werden müssen. Aus diesen Aufzeichnungen wiederum erstellen die Stationsmitarbeiter/innen die Monats- und Halbjahresberichte. Doch auch der defekte Wäschetrockner kommt zur Sprache. Anna Kleinfengels verspricht, sich vom Büro aus darum zu kümmern.
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13.00 Uhr: Nach der Mittagspause radeln die Freiwilligen und ihre Stationsbetreuerin fünf Kilometer quer über die Insel zu einer 500 Meter langen Baustelle am Deich. Eigentlich notieren die Stationsmitarbeiter/innen auch dort, was an Müll und sonstigen Dingen angespült wird – die Baustelle verhindert das und verfälscht dadurch die Zahlen.
Auf dem Rückweg macht die Meeresbiologin, die vor zwölf Jahren selbst mal FÖJ-lerin im Wattenmeer war, mit den neuen Teammitgliedern einen Abstecher zum „Waldhusener Tief“. „Dieser kleine See ist ein Vogel-Hotspot“, sagt sie und fügt mit einem Lachen hinzu: „Das ist ein super Trainingslager für euch!“ Denn natürlich fragen viele Touristen die Freiwilligen auf Führungen, welche Vögel gerade zu sehen sind. Die mehr als 100 Rast- und Brutvogelarten des Wattenmeeres sollten sie deshalb erkennen können.
17.35 Uhr: Auf der „Pellworm I“ lässt Anna Kleinfengels den Tag Revue passieren. Die jungen Leute haben schon nach kurzer Zeit ein gutes Niveau erreicht und harmonieren gut. „Ich freu mich natürlich, wenn´s dem Team gut geht“, sagt die Meeresbiologin und lässt ihren Blick übers Wattenmeer schweifen. Mit einem Schmunzeln sagt sie: „Sonne, Wind und Wattenmeer – klingt irgendwie total kitschig, aber für mich ist es wunderbare Realität, und umso wichtiger ist es, dass wir alles dafür tun, dass dieser Lebensraum nicht durch uns Menschen zerstört wird.“