Umweltkommunikation: Stimmen für unsere Zukunft
Wer in die Umweltkommunikation möchte, muss in einem Themengebiet Expertin oder Experte werden – entweder mit Fachwissen aus dem Studium oder mit persönlichem Interesse (Foto: Clipdealer).

Umweltkommunikation: Stimmen für unsere Zukunft

In der Umweltkommunikation kommt es darauf an, komplexe Sachverhalte wie die Energiewende in gezielter Öffentlichkeitsarbeit und Bildungsprojekten zu vermitteln.

Text: Doreen Pfeiffer

Seit dem Zeitalter der Industrialisierung steigt die Konzentration von Kohlenstoffdioxid in der Luft kontinuierlich an, wie die Zahlen des Bundesamts für Umwelt zeigen. Kohlenstoffdioxid ist ein Treibhausgas, das zur Erderwärmung beiträgt. Es entsteht mitunter durch die Verbrennung von fossilen Brennstoffen wie Kohle, Erdöl und Erdgas.

Um die Auswirkungen dessen begreifen zu können und zu verstehen, wie dringend eine kompromisslose Energiewende erforderlich ist, braucht es Menschen, die solche komplexen Themenfelder vermitteln und ihre Brisanz der Öffentlichkeit verdeutlichen. Hier sind Fachkräfte der Umweltkommunikation gefragt.

Markus Große Ophoff ist Leiter des Zentrums für Umweltkommunikation der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und entwickelt seit vielen Jahren Konzepte für den Umweltschutz mittels fundierter Umweltkommunikation. Er ist davon überzeugt, dass Fachleute in diesem Bereich am effektivsten arbeiten, wenn sie spezifisches Fachwissen und kommunikationswissenschaftliche Kenntnisse verknüpfen:

„Wir haben mittlerweile globale Umweltprobleme. Ein Fachmann für Umweltkommunikation muss die Zusammenhänge einschätzen können – unabhängig vom vorherigen Studium. Er muss bewerten, ob bestimmte Konzepte tatsächlich nachhaltig sind. Fachwissen ist sehr wichtig, andernfalls ist es in gewissen Bereichen nicht möglich, Informationen richtig einzuordnen. Gleichzeitig braucht es kommunikationswissenschaftliche Fähigkeiten, um dieses Wissen richtig zu vermitteln.“

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Die Umweltkommunikation umfasst verschiedenste Bereiche, denn sie ist überwiegend dort gefragt, wo sich der Mensch die Natur zunutze machen möchte und Erklärungsbedarf vorherrscht. Einsatzbereiche können beispielsweise Umweltverbände, Forschungszentren, Redaktionen, Hochschulen und Politik sein. Dabei kann der Schwerpunkt auf der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, der Umweltbildung oder dem Veranstaltungsbereich liegen.

Expertise gefragt

Wer Umweltkommunikation betreiben möchte, kommt nicht umhin, in einem individuellen Themengebiet Expertin oder Experte zu werden. Mit ihrem Fachwissen bringen Absolventinnen und Absolventen naturwissenschaftlicher Fächer wie Biologie oder Geographie gute Voraussetzungen für klima- und umweltrelevante Naturschutzthemen mit. Ihr Fachwissen ergänzen sollten sie mit der Fähigkeit, wissenschaftliche Erkenntnisse in verständlicher Weise für ihre Zielgruppe aufbereiten zu können.

Doch auch Geistes- und Sozialwissenschaftler/innen können ihre Stärken in die Umweltkommunikation einbringen. So spezialisierte sich Kulturwissenschaftler Michael Danner während seines Studiums auf Ökologie und Umweltbildung und berät heute mit seiner Kommunikationsagentur Kommunen und Landkreise in Umweltschutzfragen.

Sein Steckenpferd ist die Sanierung von Quartieren und Gebäuden sowie die Umweltbildung vor Ort. „Wichtig ist, persönliches Interesse in Fachwissen umzusetzen und sich bereits vorhandene Fähigkeiten zunutze zu machen“, erläutert Danner. Der Experte empfiehlt, sich auszuprobieren: „Gerade Praktika geben Orientierung, welche Themenschwerpunkte einem liegen. Zudem kann man sich ein Netzwerk aufbauen.“

Neben Absolventinnen und Absovlenten der Kommunikationswissenschaften kommen auch Fachkräfte aus dem Journalismus, der Germanistik, der Politikwissenschaft und der Psychologie für die Umweltkommunikation infrage. Letztere können beispielsweise durch Evaluationen einen wertvollen Teil zum Umweltschutz beitragen.

Feingefühl und Leidenschaft

Neben einschlägigem Fachwissen sind oftmals auch soziale Kompetenzen nötig, um die Botschaften innerhalb der Umweltkommunikation erfolgreich zu vermitteln. Feingefühl und Geduld zählen ebenso zu den Kernkompetenzen wie Leidenschaft für das Thema Umweltschutz und rhetorisches Geschick. Umweltkommunikation ist für viele Fachkräfte eine Herzensangelegenheit, deshalb ist jeder Erfolg auch eine persönliche Bereicherung, weiß Liana Geidezis.

Die  promovierte Biologin leitet das Projekt „Grünes Band“ vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) am Standort Nürnberg. Mit dem Vorhaben soll ein einzigartige Biotopverbund entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze geschützt werden.

„Viele Bemühungen in der Branche erscheinen zunächst wie ein Tropfen auf dem heißen Stein. Aber die Tropfen summieren sich. Durch unsere Umweltkommunikation für das Grüne Band beteiligen sich heute immer mehr Landwirte an einer nachhaltigen Bewirtschaftung ihres umliegenden Ackerlandes und tragen dadurch aktiv zu seinem Erhalt bei. Das ist ein großartiges Gefühl“, erklärt Geidezis.  

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Gerade die vielfältigen Tätigkeitsfelder sind eine Chance für Absolventinnen und Absolventen, ihre individuellen Stärken und Fähigkeiten einzubringen. Wissensdurst, Idealismus und Einfühlungsvermögen sind wertvolle Eigenschaften für den Einstieg in die Branche. Innerhalb der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit entwickeln Fachkräfte beispielsweise Konzepte für die öffentliche Kommunikation. Ziel ist es, unter anderem Projekte ihrer eigenen Institution vorzustellen.

Sie informieren die Öffentlichkeit aber auch über neue Entwicklungen im Umweltbereich. Oftmals sind Presse- und Öffentlichkeitsarbeit eng mit dem Veranstaltungsbereich verbunden, da auch die Durchführung von Fachkongressen eine gute Möglichkeit darstellt, Botschaften aus dem Sektor Nachhaltigkeit und Umweltschutz an unterschiedlichste Zielgruppen heranzutragen.

Die Umweltkommunikation mit dem Schwerpunkt Bildung beschäftigt sich mit der Wissensvermittlung von ökologischen Themen. Mittels Workshops, Fachvorträgen und Projekten schulen Fachkräfte aus diesem Ressort einerseits Personen oder Einrichtungen, die künftig ihrerseits Wissen vermitteln. Andererseits erarbeiten sie Konzepte, die sie selbst direkt in Schulen, Unternehmen und bei anderen Zielgruppen präsentieren.

Investition in die Zukunft

Umweltkommunikation für den Schutz der Umwelt ist wichtiger denn je. In Zukunft werden Fachkräfte der Branche mit immer neuen Herausforderungen konfrontiert: allein der steigende Bedarf von begrenzten Ressourcen wie Nahrungsmittel und Energie erfordert besonnenes Handeln aller beteiligten Akteur/innen.

„Das Aufzeigen von Problemen ohne Lösungsansätze ist problematisch aus meiner Sicht. Deshalb ist es uns wichtig, immer gleich Konzepte und Lösungen auszuarbeiten“, sagt Große Ophoff. Umweltkommunikation ist eine langfristige Investition für die Interessen unserer Umwelt. Viele Projekte und Bemühungen tragen ihre Früchte vielleicht erst in einigen Jahren, doch dafür noch über viele Generationen.

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