
"Mentoring stärkt und inspiriert"
Die Berliner Plattform MentorMe bringt Studentinnen und Absolventinnen mit erfahrenen Fachkräften zusammen – mit großem Erfolg. Für WILA-Abonnentinnen gibt es einen Rabatt auf das Programm.
Interview: Saskia Eversloh
Als Ehrenamtliche hat Karin Heinzl (Foto: privat) MentorMe gegründet. Heute beteiligen sich an dem gemeinnützigen Projekt drei Hauptberufliche sowie mehr als 450 ehrenamtliche Mentorinnen und Mentoren aus allen Branchen, die jährlich mit 150 bis 200 Mentees „gematcht“ werden. Das Mentoringprogramm für Studentinnen, Absolventinnen und junge Berufstätige beinhaltet nicht nur die Vermittlung eines Mentors oder einer Mentorin, sondern auch Seminare, Workshops und Netzwerktreffen.
WILA Arbeitsmarkt: Sie haben MentorMe vor drei Jahre als gemeinnütziges Unternehmen gegründet, das junge Frauen unterstützt. Was genau verstehen Sie unter Mentoring?
Karin Heinzl: Mentoring ist für mich die Weitergabe von Erfahrungen und Wissen von einer berufserfahrenen Person an eine weniger erfahrene Person. Vor allem aber soll Mentoring unsere Mentees in ihren Zielen stärken und inspirieren – und natürlich auch Spaß machen! Mit Hilfe ihres Mentors oder ihrer Mentorin findet die Mentee ihren eigenen Weg besser, schneller und selbstsicherer.
Aber haben Sie zunächst ein Mentoring-Programm speziell für Geisteswissenschaftlerinnen aufgebaut?
Wir haben mit Geistes- und Sozialwissenschaftlerinnen als Mentees angefangen, da ich selbst Sozialwissenschaftlerin bin und die Sorgen dieser Studentinnen – mit etlichen Praktika und schwierigem Berufseinstieg – nur zu gut kenne. Aber schon im ersten Programmjahr kamen viele junge Frauen auf uns zu, die alles Mögliche studiert haben. Deshalb haben wir unser Programm erweitert: Heute haben wir Studentinnen, Absolventinnen und Young Professionals von A wie Amerikanistik bis W wie Wirtschaftswissenschaften. Wir helfen, die Lücke zu schließen, die die Unis hinterlassen – fehlendes Praxiswissen und fehlende berufliche Kontakte.
Warum eigentlich ausschließlich weibliche Mentees?
Frauen haben es nach wie vor schwerer als Männer, in bestimmten Berufen und Branchen Fuß zu fassen. Oft haben sie innere Hürden, etwa mehr Selbstzweifel und Selbstkritik als ihre männlichen Kollegen, aber auch äußere Hürden wie Vorurteile in männerdominierten Branchen zu überwinden.
- Die Anmeldung für das nächste Mentoringjahr läuft vom 1. August bis zum 15. Oktober 2018. Das Programm startet am 24. November 2018 mit einer Auftaktveranstaltung.
- Der reguläre Jahresbeitrag beträgt für Studentinnen 396 Euro und für Absolventinnen und Young Professionals 576 Euro. Abonnentinnen des WILA Arbeitsmarkt erhalten einen exklusiven Rabatt von 20 Prozent. Den dafür notwendigen Code erhalten Sie auf Anfrage bei unserem Aboservice.
Mittlerweile ist aus der ehrenamtlichen Initiative MentorMe ein echtes Geschäftsmodell geworden, von dem Mentoren, Mentees und auch Unternehmen gleichermaßen profitieren.
Ja, das stimmt. Studentinnen, Absolventinnen und junge, berufstätige Frauen können berufliche Kontakte knüpfen – und immerhin 80 Prozent unserer Mentees bekommen während des Programmjahres auch einen Job oder zumindest ein Praktikum in ihrer Wunschbranche. Und zwar durch die drei Elemente von MentorMe: Mentoring, Training, Networking. Engagierte Männer und Frauen bekommen als Mentoren und Mentorinnen Sinnstiftung, Weiterentwicklung ihrer Beratungsfähigkeiten und die Möglichkeit, ihr eigenes Netzwerk aufzubauen, zurück. Unternehmen und Organisationen, die ihre Mitarbeiter als Mentorinnen und Mentoren zu Botschaftern ihrer selbst machen, übernehmen nicht nur gesellschaftliche Verantwortung und soziales Engagement, sondern schöpfen im Gegenzug auch Potentiale in den Bereichen Recruiting und Personalentwicklung aus.
Der Netzwerkgedanke steht ganz oben bei MentorMe. Wie können denn auch Nicht-Berlinerinnen daran teilhaben?
Für Nicht-Berlinerinnen haben wir Events wie Firmenbesuche und GetTogethers mit Experten in München, Hamburg und Köln. Und, für uns ganz wichtig, das Gros unserer Events übertragen wir auch online! So haben Mentees, die zum Beispiel an einem Abend mit Experten, an einer After-Work-Session oder an den Questions & Answers eines Firmenbesuches teilnehmen möchten, die Chance, sich virtuell zuzuschalten.
Der Artikel ist im WILA Arbeitsmarkt erschienen. Neben einem redaktionellen Teil bietet das Abo-Produkt hunderte ausgewählte aktuelle Stellen – handverlesen speziell für Akademiker*innen mit einem generalistischen Studienhintergrund.
- Die Abonnentinnen und Abonnenten erhalten durch den redaktionellen Teil und die Stellen-Datenbank einen breiten und dennoch konkreten Überblick über derzeitige Entwicklungen in Berufsfeldern und Branchen, können sich anhand der ausgewählten Jobs beruflich orientieren und bleiben so bei der Jobsuche am Ball. Unsere Erfahrung: Viele Abonnent*innen stoßen auf Tätigkeiten, die sie gar nicht auf dem Schirm hatten.
Und wann hast Du persönlich Dein letztes Mentoring in Anspruch genommen?
Vor einem Monat noch mit meiner Mentorin. Sie ist Führungskraft in der Personalentwicklung eines großen internationalen Unternehmens. Sie unterstützt mich bei verschiedensten Fragen mein Business betreffend – und erinnert mich auch ab und zu daran, dass ich einen Gang zurückschalten sollte. Das Schönste daran: Sie hört mir zu, unterstützt mich beruflich und bestärkt mich in meinen Talenten, ohne mir etwas aufzudrängen. Sie ist einfach für mich da – und in einer Welt, in der jeder zunehmend auf sich selbst schaut, ist das etwas ganz Besonderes!
MentorMe gibt es nun seit drei Jahren, was haben Sie als Gründerin gelernt?
Vieles und jeden Tag. Das volle Ausmaß würde den Rahmen des Interviews sprengen. Aber in Kürze zusammengefasst: dass man als Gründerin oder Gründer sehr stark sein und einen langen Atem haben muss, dass man viel und gerne arbeiten sollte, dass man wunderbare Menschen trifft und dass einem sehr viele Menschen helfen, dass vermeintliche Hürden oftmals keine sind und Dinge, an die man nicht denkt, Stolpersteine werden können, dass man immer freundlich sein sollte und gleichzeitig Grenzen aufzeigen muss. Was sich geändert hat? Ich bin weniger naiv, ich denke wirtschaftlicher, und ich habe wenig Zeit für mich.