Vom Bewahren: Konservierung und Restaurierung
Sie arbeiten täglich mit Kunst, ohne selbst kreativ zu sein: Restauratorinnen und Restauratoren beheben Schäden an Kulturgütern. Dazu gehören immer öfter digitale Kunstwerke.
Im Berufsfeld der Restaurierung hat es in den vergangenen Jahren diverse Veränderungen gegeben. Das zeigt sich auch in den entsprechenden Stellenausschreibungen, die in den Infodiensten des WILA Arbeitsmarkt gelistet sind. An erster Stelle steht die wissenschaftlichere Ausrichtung, die durch ein verstärktes Angebot an Studiengängen der Restaurierung und Konservierung sichergestellt wird. Die ersten Studiengänge zur Gemälderestaurierung hatten sich schon in den 1970er Jahren etabliert. Nach und nach folgten weitere, unter anderem zur Restaurierung Neuer Medien, unter die zum Beispiel digitale Kunst fällt. In Deutschland kann man derzeit an neun Hochschulen und Akademien mit verschiedenen Schwerpunkten den Bereich Konservierung und Restaurierung studieren, darunter die Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und die Fachhochschule Erfurt.
Vorausgesetzt wird meist ein Vorpraktikum, das mindestens zwölf Monate umfasst und bei einem Museum oder bei einem freiberuflich tätigen Restaurator geleistet werden muss. Hierbei sollte man sich ein „grundsätzliches Verständnis für das Spektrum der vorkommenden handwerklichen und künstlerischen Tätigkeiten aneignen“, erklärt Diplomrestauratorin Sylvia Mitschke „Das heißt nicht, dass man zum Beispiel als Textilrestauratorin oder -restaurator in spe perfekt klöppeln können muss, sondern dass man begreifen sollte, wo an Spitzen technisch bedingt restauratorisch-konservatorische Probleme entstehen könnten.“ Sylvia Mitschke ist an den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim angestellt und dort zuständig für „sämtliche Textilien aller unserer Abteilungen, das heißt, die Bestände der kunst- und kulturgeschichtlichen, ethnographischen, musik- und theatergeschichtlichen sowie archäologischen Sammlungen – also Fahnen, Paramente, Theaterkostüme, historische Kleidung und so weiter.“
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Doch wann darf man sich überhaupt Restaurator oder Restauratorin nennen? Die Frage ist berechtigt, da die Berufsbezeichnung nicht bundesweit geschützt ist. Johannes Gfeller hat die Professur für Konservierung Neuer Medien und Digitaler Information an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste (ABK) in Stuttgart inne und unterscheidet folgendermaßen: „Eine aktuelle Definition beinhaltet ein wissenschaftliches Studium an einer anerkannten Akademie oder Fachhochschule, unter Berücksichtigung des Alters der Person und damit dem Umstand, ob diese Person das Fach schon studieren konnte.“
Zu dem Vorpraktikum kommen häufig aufwendige Mappenabgaben mit Arbeitsproben hinzu, die eine Eignung unter Beweis stellen sollen. Oft folgt darauf noch eine Eignungsprüfung. Dass diese Schritte nötig sind, weiß die Diplomrestauratorin Britta Kröger, die sich in ihrer selbstständigen Arbeit seit dem Diplom mit der Restaurierung von gefassten Holzobjekten und Gemälden auseinandersetzt: „Prinzipiell qualifiziert nur das Studium der Restaurierung zum Restaurator. Im Einzelfall ist nach langjähriger Einarbeitung meist in spezielle Fachgebiete oder Themenbereiche ein aus der Praxis kommender Einstieg möglich. Ich meine zum Beispiel die Ausbildung ,Restaurator im Handwerk'. Auch kann ich mir vorstellen, dass ein Instrumentenbauer unter Umständen qualifiziert sein könnte, eine Geige zu restaurieren, vor allem, wenn es um deren Spielbarkeit geht.“
Allerdings seien solche Fälle die absolute Ausnahme, und Britta Kröger betont auch, dass Vorsicht vor stark verändernden Eingriffen geboten sei, die die originale Substanz gefährden. Ihre eigene Arbeit wird begleitet von technologischen Untersuchungen und der Dokumentation des Zustandes und der Maßnahmen. Dass gerade bezüglich der technologischen Untersuchungen ein Studium der Restaurierung maßgeblich ist, um die nötigen Kenntnisse und Techniken zu erlernen, erscheint naheliegend.
Wiederherstellen oder bewahren?
Doch welche Seite überwiegt nun eigentlich: Die der Konservierung, also der Bewahrung, oder die der Wiederherstellung, der Restaurierung? Britta Kröger konnte drei Jahre in Teilzeit an einem Museum die präventive, konservatorische Seite näher kennenlernen: „Ich bin der Auffassung, die Bestandssicherung ist ein wichtiger und grundlegender Bestandteil des Fachs, der für mich sehr viel Sinn macht. Hingegen lehne ich stark eingreifende und verändernde Maßnahmen ab.“ Sylvia Mitschke sieht ebenfalls einen Trend in Richtung Konservierung: „Der Schwerpunkt der Arbeiten liegt immer mehr in der Durchführung von Maßnahmen, die der Zerstörung des Bestands vorbeugen sollen.“
Johannes Gfeller von der ABK Stuttgart sieht das etwas anders. Seiner Meinung nach ist die präventive Konservierung eher im Bachelor angesiedelt, „während die Vertiefung zu restauratorischen Maßnahmen eher im MA-Studium erfolgt. In der Praxis auch der Ausbildung sind die beiden allerdings nicht streng zu trennen.“ Gerade im Bereich der Medien, mit dem er sich beschäftigt, ist die Trennlinie zwischen beiden nicht allzu strikt: „Um obsolete Träger abspielen und damit digitalisieren zu können, genügt es oft nicht, sie einfach zu reinigen. Und die Hardware muss primär in der Funktion erhalten werden, was eine teilweise Preisgabe der Substanz zur Folge haben kann.“ Im Museum ist es primär so, dass die Museen zur Bewahrung verpflichtet sind, worunter man gleichwertig vorbeugende Maßnahmen, die Konservierung und die Restaurierung gleichermaßen zusammenfasst.
Die Diplomrestauratorin Britta Kröger hat im Laufe der Jahre in ihrer Arbeit als Restauratorin viele Erfahrungen an verschiedenen Museen und in verschiedenen Projekten gesammelt. Eine ihrer Erkenntnisse ist die, dass „Überstunden beziehungsweise ein Engagement, welches über die tatsächlich kalkulierte Stundenzahl hinausgeht, häufig vorausgesetzt wird. Oft wird man mit falschen Erwartungen über den Aufwand der Maßnahmen oder die Stundenlöhne von Restauratoren konfrontiert.“
Dass die lange Ausbildungszeit eine gerechte Entlohnung und auch den dementsprechenden Respekt gegenüber der Arbeit von Restaurator/innen verspricht, erscheint also nicht gegeben. Ein Großteil der Fachleute arbeitet selbstständig, Stellenangebote sind oft befristet und projektbezogen. Nur bei einer Festanstellung an Museen wird nach Tarif bezahlt. Britta Kröger findet auch weitere Aspekte der Arbeit als Restauratorin belastend: „Anstrengend sind lange Warteschleifen bis zur Vergabe von Aufträgen. Man weiß oft nicht, ob und wann etwas kommt.“
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Wie eine jüngst veröffentlichte Studie des Verbands der Restauratoren (VDR) zeigt, verdienen junge Restaurator/innen am wenigsten. Sie arbeiten häufig als freie Mitarbeiter/innen. Unterschiede gibt es auch regional und nach Tätigkeitsgebiet; in den neuen Bundesländern sind die Löhne niedriger als im Rest Deutschlands. Wer moderne Kunst und Grafik restauriert, so zumindest das Ergebnis der Umfrage mit 779 Mitgliedern des VDR von 2017, verdient am besten, Restaurator/innen in der Archäologie am schlechtesten. Das durchschnittliche Jahreseinkommen der vom VDR Befragten lag gerade einmal zwischen 10.000 und 40.000 Euro brutto. Über 70 Prozent der unter 30-jährigen Restaurator/innen verdienten pro Jahr nur zwischen 10.000 und 20.000 Euro brutto. Dessen sollte man sich bewusst sein, wenn man überlegt, als Restaurator/in zu arbeiten.
Sylvia Mitschke ist allerdings mit ihrer Bezahlung zufrieden. „Ich bin aber auch kein materieller Mensch“, sagt sie. „Trotzdem habe ich jetzt einen Antrag auf Höhergruppierung gestellt, weil die Tätigkeiten, die ich ausführe, tatsächlich laut Tarifvertrag des Öffentlichen Dienstes höherwertig sind und ich feststellen muss, dass der Respekt, der der Tätigkeit entgegengebracht wird, im beruflichen Leben oftmals eng mit der Eingruppierung verknüpft wird.“
Britta Kröger betont die schönen Seiten des Berufs, zum Beispiel die Vielseitigkeit: „Jedes Objekt und jeder Auftrag sind unterschiedlich, und es gibt ständig neue Herausforderungen. Auch wenn etwas handwerklich gut gelingt und ein Kunstwerk wirklich gewinnt, ist das natürlich toll.“ Für Abwechslung sorgt auch die Auftragslage: Je nachdem, ob man an einer Ausstellung mitwirkt oder ein Objekt für einen Privatkunden restauriert, arbeitet man mal alleine, mal im großen Team.
Mehr Konkurrenz, weniger Geld
Um das Jahr 2000 herum stieg die Bewerberzahl an den Hochschulen deutlich an. Die Studiengänge wurden ausgebaut, und mehr Hochschulen bieten inzwischen den Studiengang Restaurierung an. „Dies hatte aber auch eine recht hohe Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt zur Folge“, berichtet Britta Kröger. Zeitgleich werden öffentliche Gelder und Stellen für denkmalpflegerische und museale Projekte seit Jahren gekürzt, und es wird zu wenig in neue Lehrstühle oder Institute investiert. Britta Kröger ist außerdem aufgefallen, „dass sich die Restaurierung in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr zum ,Frauenberuf' entwickelt hat, was früher nicht so war.“ Das mag daran liegen, dass verheiratete Frauen mit Familie immer noch häufig in Teilzeit arbeiten und das Familieneinkommen hauptsächlich vom Partner kommt. Von einem niedrigen Restauratorengehalt ließe sich zumindest keine Familie ernähren.
Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass immer ein Markt für Restaurierungen existieren wird, da Kunst und Kulturobjekte immer Schaden nehmen werden und in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden müssen. Der Kunstvandalismus nimmt zu, wie die mehrfachen Attacken auf Nicole Eisenmans „Entwurf für einen Brunnen“ während der Skulptur-Projekte Münster 2017 zeigen (neben vielen weiteren mutwilligen Zerstörungen im selben Zeitraum in Münster). Weitere Beispiele sind die ikonoklastischen Zerstörungen des sogenannten Islamischen Staates in Palmyra oder Mossul oder die Zerstörung von Kunst durch stolpernde Besucher, wie 2015 in einem Museum in Taiwan. Gerade deswegen ist es notwendig, dass Restaurator/innen weiterhin mit Fachkenntnis das Zerstörte, sei es nun durch zeitlichen Verfall, unabsichtliche oder absichtliche Gewalt, soweit möglich wiederherstellen.
Quereinstieg mit Studium
Doch wenn man Restaurator/in werden möchte, brauche man, so Britta Kröger, neben allen anderen Voraussetzungen und Eignungen eine ordentliche Portion Idealismus. Auch müssen Interessierte sich bewusst sein, dass man nicht nur transdisziplinär, historisch, theoretisch und praktisch arbeiten muss, sondern auch „ein feinmotorisches Geschick, Geduld, Perfektionismus, Ehrgeiz und Engagement mitbringen“ solle, um in der Restaurierung Fuß zu fassen. Manchmal schließt die Arbeit auch unbequeme Haltungen ein oder findet unter widrigen äußeren Bedingungen statt, zum Beispiel bei Kälte im Außenbereich.
Ein Quereinstieg wird dadurch erschwert, dass nicht nur große Konkurrenz um die wenigen festen Stellen oder projektbezogenen Aufträge herrscht, sondern auch, weil sich auf die Stellen fachspezifisch ausgebildete Menschen bewerben. Ein Studium der Kunstgeschichte für die spätere Arbeit als Gemälderestaurator/in ist eher als nützliches Zusatzwissen zu betrachten, das das Fachstudium nicht ersetzen kann, gerade weil das Studium so interdisziplinär ist und Bereiche der Chemie und Technologie mit einschließt, die in den Geisteswissenschaften meist nicht vertreten sind.
Sylvia Mitschke erklärt: „Ein Quereinstieg bedeutet aus meiner Erfahrung, dass man ein Vorpraktikum und das Studium der Restaurierung trotzdem absolviert, sich aber einzelne Scheine sparen kann, wenn der Fakultätsrat dem zustimmt. Unter meinen Kommilitonen war beispielsweise ein Chemiker, der im Grundstudium die Prüfung in Chemie nicht mitmachen musste, weil ihm seine vorherigen Leistungen anerkannt wurden.“
Einen anderen Weg ist Johannes Gfeller gegangen, der Quereinsteiger ist. Er war zunächst Medientechniker und hat anschließend ab 2001 den ersten deutschsprachigen Studiengang für Medienrestaurierung an der Hochschule der Künste in Bern (HKB) aufgebaut. „Ich hatte in der Schweiz den Ruf, mich auf die alten Geräte und Formate der 70er und 80er Jahre zu verstehen und erhielt deshalb für ein Symposium des Bundesamts für Kultur den Auftrag, die Arbeitsgruppe ,Aufbewahren' zusammenzustellen und zu leiten.“ Darauf folgte ein Jahr später die Leitung eines Pilotprojekts und darauf wiederum die Berufung auf die Professur an der HKB. Doch auch Johannes Gfeller weiß, dass heute kein Weg am Studium der Restaurierung/Konservierung vorbeiführt.
Oft sind dezidiert kunst- und kulturgeschichtliche Inhalte Teil der Studiengänge, um so die angehenden Restaurator/innen beispielsweise in Hinblick auf die Ikonografie von Kunst und bestimmte Epochenmerkmale zu sensibilisieren. Johannes Gfeller nennt diese Partikel im Bereich der Konservierung/Restaurierung „notwendige ,Hilfswissenschaften', ohne die die materiellen Artefakte nicht richtig verstanden werden können.“ Weiter führt er aus: „Im Bereich der Medien ist die Kenntnis der materiellen Basis der Werke entscheidend – und die ist historisch. Hier sind zehn Jahre, was in anderen Sparten 100 Jahre sind.“
Ein Hintergrundwissen also, das nützlich ist, wie auch die Diplomrestauratorin Kristina Blaschke-Walther weiß: „Teilweise sehen wir Restauratorinnen schon an den verwendeten Materialien, aus welcher Zeit ein Abzug stammt. Zum Beispiel gibt es PE-Papiere in der Fotografie erst seit den 70er Jahren.“ Ihre Stelle als Restauratorin für Fotografie am Sprengel Museum in Hannover ist zur Hälfte über die Niedersächsische Sparkassenstiftung finanziert, deren Kunstsammlung mit Schwerpunkt der zeitgenössischen Fotografie auch im Sprengel Museum lagert und betreut wird, und zur anderen über die Stadt Hannover.
Ihre Karriere hatte Kristina Blaschke-Walther zunächst mit einer Lehre zur Buchbinderin und einem Vorpraktikum begonnen. Darauf folgte das Studium zur Diplom-Konservatorin/-Restauratorin für Graphik, Schriftgut und Photographie an der Hochschule der Künste Bern. Studienbegleitend absolvierte sie Praktika, unter anderem am Deutschen Historischen Museum in Berlin und in der Königlichen Bibliothek in Stockholm. Berufsbegleitend ergänzte sie ihren Diplomabschluss um einen Master in Conservation-Restoration in Bern.
Auch sie weiß um die Vielschichtigkeit des Berufs: „Man sollte nicht vergessen, dass bei uns viele Disziplinen zusammenkommen. Ohne Naturwissenschaften geht es nicht. Chemie ist beispielsweise unerlässlich, um zu verstehen, wie bestimmte Materialien altern und welche Prozesse dem zugrunde liegen.“
Typischer Arbeitstag
Im Gegensatz zur täglichen Arbeit von selbstständig arbeitenden Restaurator/innen sieht der Arbeitsalltag von Kristina Blaschke-Walther anders aus. Am Sprengel Museum in Hannover ist ihre Tätigkeit vor allem von Ausstellungen geprägt. Davon finden allein im Bereich Fotografie vier bis fünf pro Jahr statt.
„Hinzu kommt der Leihverkehr, das heißt, dass wir Werke an andere Häuser versenden. Einen typischen Arbeitsalltag gibt es daher eigentlich nicht“, erklärt sie. Der „Leihverkehr“ wiederum hat ganz eigene Anforderungen. So muss Kristina Blaschke-Walther darauf achten, dass keine Schäden entstehen. Die Werke müssen in einer Klimakiste versandt werden, die zuvor die Temperatur des Museums angenommen hat, und auch im leihnehmenden Museum muss diese Kiste erst einmal 24 Stunden stehen bleiben, bevor sie geöffnet wird. „Dann schauen wir natürlich auf alles, was mit der Fotografie direkt in Kontakt ist: Vom Passepartout-Karton bis hin zu Montage-Materialien. Dasselbe gilt für die Rahmung, zum Beispiel, welche Verglasung benutzt wird.“
Bei Fotografien gibt es die zusätzliche Erschwernis, dass sie nicht lange Licht ausgesetzt sein sollten. Kristina Blaschke-Walther muss beispielsweise Einschätzungen vornehmen, ob Werke noch ausstellbar sind. Außerdem gebe es Richtwerte in der Abteilung. „Einen C-Print stellen wir nur alle vier Jahre bei einer Beleuchtung von 50 Lux für drei Monate aus. Jedes Werk hat ein Zeitkonto, wie lang man es zeigen kann.“
2017 war Kristina Blaschke-Walther auf drei Fortbildungen, wo sie sich mit Kolleginnen und Kollegen austauscht und Vorträge anhört. Auf ihrem Arbeitsweg mit der Bahn liest sie Fachartikel. „Wenn mir aber in der Werkstatt etwas unterkommt und ich denke: Das Schadensphänomen habe ich doch in der und der Publikation schon einmal gesehen, dann lese ich das auch punktuell noch einmal nach.“
Es ist also nötig, sich weiterzubilden, auf Tagungen, zu Workshops oder Symposien zu gehen und einen Überblick über die aktuelle Forschungslage zu haben. Sylvia Mitschke empfiehlt, schon während des Vorpraktikums und des Studiums Kontakte zu knüpfen: „Ohne mein funktionierendes Netzwerk verschiedenster externer Spezialisten wäre ich vermutlich aufgeschmissen. Ich kann und muss auch immer wieder andere fragen – wo sie welches Material beziehen, wie sie bestimmte Schadensphänomene einschätzen, ob sie meinen Rekonstruktionsvorschlag für einen Haufen Fragmente teilen.“ Auch sie besucht jedes Jahr mehrere Fachtagungen und liest sich in die neueste Forschungsliteratur ein.
Vielleicht noch wichtiger ist die Vernetzung in einem Spezialgebiet wie der Medienrestaurierung. Johannes Gfellers Arbeit mit nur einem wissenschaftlichen Mitarbeiter auf 50-Prozent-Basis klingt nach einer One-Man-Show: Er lehrt, leitet Atelierprojekte, betreut alle Masterarbeiten des Studiengangs und die akademische Selbstverwaltung, verwaltet eine Gebrauchssammlung von historischen Mediengeräten, forscht, schreibt, referiert bei Tagungen und Symposien und „tauscht sich mit den wenigen aus dieser Spezialisierung aus. Im Medienbereich ist der Austausch mit Technikern, Ingenieuren, Händlern, Museumskuratoren und Künstlern eminent wichtig für einen aktuellen Überblick.“
Kein Kreativberuf
Restaurator/innen arbeiten permanent mit Kunst und Kulturgütern, die auf kreative Weise erschaffen wurden. Dass dabei eigene Kreativität keinen Platz hat, liegt auf der Hand. Kristina Blaschke-Walther findet, dass die einzige eigene Kreativität darin liege, alle Interessen im Museum mit den eigenen konservatorischen Zielen unter einen Hut zu bringen, also zum Beispiel der Kuratoren und des Leihnehmers mit denen der Restauratoren.
Sylvia Mitschke sieht es ähnlich: „Idealerweise bringt man eine gewisse handwerkliche oder künstlerische Begabung mit und hat so viel Verstand, diese der restauratorisch-konservatorischen Arbeit vollkommen unterzuordnen.“ Sich kreativ auszutoben, muss man als Restaurator/in in die Freizeit verlagern, da man sonst nur dem Kunstwerk schadet und es vom Ursprung, den es ja zu erhalten gilt, entfernt. Kreativ muss man wohl auch sein, was den eigenen Lohn betrifft. Oder, wie Johannes Gfeller es formuliert: „genügsam“.