Outfit im Bewerbungsgespräch: Überzeugen statt Rumzupfen
Ein letzter Blick in den Spiegel und dann auf ins Vorstellungsgespräch: In ihrem Outfit sollten Bewerberinnen und Bewerber sich unbedingt wohlfühlen (Foto: kzenon/Fotolia).

Outfit im Bewerbungsgespräch: Überzeugen statt Rumzupfen

Bin ich das? Man sollte sich vor einem Bewerbungsgespräch im Spiegel schon noch erkennen. WILA-Redakteurin Sabrina Jaehn gibt Tipps für ein gelungenes Outfit.

Text: Sabrina Jaehn

„Nach Sichtung Ihrer Bewerbungsunterlagen würden wir Sie gerne persönlich kennenlernen und laden Sie daher zu einem Vorstellungsgespräch ein.“ Diese Worte gehen runter wie Öl! Die mühevolle Erstellung der Bewerbungsunterlagen hat sich gelohnt, die angegebenen Qualifikationen haben überzeugt und die erste Hürde zum Job ist überwunden. Auf geht‘s in die nächste Runde!

Das bedeutet natürlich, das Unternehmen noch einmal gründlich unter die Lupe zu nehmen und sich auf mögliche Fragen vorzubereiten. Schließlich will man nicht vor sich hin stottern, sondern zeigen, was man kann und warum man der oder die Beste für den Job ist.

Ausgecheckt in nur einer Sekunde

Die eigenen Ausführungen sollten dabei Hand und Fuß haben – gar keine Frage. Zu einer überzeugenden Präsentation gehören aber auch ein passendes Outfit und ein gepflegtes Äußeres. Denn noch bevor man auch nur eine Frage beantwortet hat, hat die Bewertungskommission bereits einen ersten Eindruck von seiner Kandidatin oder seinem Kandidaten gewonnen. Studien zufolge braucht es dafür nicht einmal eine Sekunde.

Zu einer guten Vorbereitung auf ein Vorstellungsgespräch gehört somit auch die Auseinandersetzung mit einem möglichst passenden Auftritt. Wie bei inhaltlichen Vorüberlegungen lohnt sich auch hier ein Blick auf die Website des Unternehmens, auf seine Social-Media-Kanäle oder Blogs. Denn dort präsentieren sich Firmen mit ihren Werten und Zielen, gewähren teilweise sogar einen Blick hinter die Kulissen.

Ob mit Fotos aus einem Meeting, Schnappschüssen vom letzten Firmenjubiläum, Teambildern oder Einzel-Portraits – Online-Auftritte lassen häufig Rückschlüsse auf einen mehr oder weniger vorhandenen Dresscode zu. Befinden sich auf den Fotos Frauen und Männer in Jeans und T-Shirt, heißt das natürlich nicht, dass Bewerberinnen und Bewerber in diesem Aufzug beim Vorstellungsgespräch erscheinen sollten – höchstwahrscheinlich werden aber auch nicht unbedingt Anzug und Kostüm erwartet.

Darüber hinaus lassen sich möglicherweise Outfit-Unterschiede zwischen Hierarchieebenen erkennen. Das kann Anhaltspunkte für die angestrebte Stelle liefern. Solange man nicht gleich die Firma übernehmen möchte, ist es in jeden Fall ratsam, nicht weitaus schicker als die Führungsetage aufzutreten. Es geht schließlich darum, zu zeigen, dass man ins Team passt und nicht darum, besonders extravagant daherzukommen.

Bloß nicht verkleiden!

Ziel ist es auch nicht, sich zu „verkleiden“. Wer beim Blick in den Spiegel denkt: „Das bin gar nicht mehr ich“, wird sich im Vorstellungsgespräch unwohl fühlen und wahrscheinlich auch unnatürlich auf den potentiellen Arbeitgeber wirken. Vielmehr sollte die gewählte Kleidung helfen, selbstbewusst und professionell aufzutreten. Der Blick in den Spiegel sollte das Gefühl unterstreichen: „Ich werde zeigen, was ich drauf habe.“

Dafür gibt es zwei Grundvoraussetzungen: Das Outfit muss passen, und man sollte sich darin wohlfühlen. Das klingt vielleicht banal, aber nicht jeder trägt tagtäglich schickere Kleidung. Unterstützung bei der Auswahl und eine Eingewöhnungsphase können daher hilfreich sein.  Freund/innen oder Verkäufer/innen können überprüfen, ob das gewählte Outfit rundherum sitzt, weder zu eng noch zu weit ist, die richtige Länge hat und farblich aufeinander abgestimmt ist.

Dabei sollte berücksichtigt werden, dass das Vorstellungsgespräch vor allem sitzend stattfinden wird. In dieser Position kann die Hose etwas hochrutschen und sollte dann nicht unbedingt den Blick auf behaarte Männerbeine oder weiße Tennissocken freigeben. Weitaus brenzliger kann die Situation bei einem zu kurz gewählten Rock oder Kostüm werden. Als Orientierung gilt: Im Stehen sollte beides nicht weniger als eine Handbreit über den Knien enden.

Besser früh für den Ernstfall ausrüsten...

Wichtig sind auch Schuhe, in denen man gut laufen kann. Das kann bei neuen Errungenschaften ein paar Tage dauern. Frauen, die sich zudem für Schuhe mit Absätzen – wie beispielsweise Pumps – entscheiden, sollten sicherstellen, dass sie problemlos darauf gehen können und zu hohe Absätze vermeiden.

Generell gilt: Wer in irgendeiner Weise mit seinem Outfit unzufrieden ist oder sich noch nicht daran gewöhnt hat, strahlt das auch aus. Nervöses Zurechtrücken, Rumzupfen oder ein seltsamer Gang wirken unbeholfen statt kompetent.

Im besten Fall stellen sich Bewerberinnen und Bewerber daher schon zu Beginn der Bewerbungsphase präventiv zumindest die Basics ihres Outfits zusammen – umso länger können sie probieren, ergänzen und herausfinden, womit sie sich wohlfühlen. Um sich anschließend an die ausgewählte Kleidung zu gewöhnen, kann es zudem helfen, sie außerhalb der Wohnung ruhig einmal Probezutragen.

Grundsätzlich sollte man bereit sein, sich auf einen schickeren Stil einzulassen. Von vornherein jegliche Veränderung abzulehnen mit der Begründung, dass dies der eigenen Person oder dem künftigen Arbeitsoutfit nicht entspreche, bringt einen der gewünschten Stelle nicht näher. Denn selbst in Branchen, die von Haus aus eher sportlich unterwegs sind, gehört es sich, auch äußerlich zu zeigen, dass man sich auf das Gespräch vorbereitet hat und ernsthaft an der Stelle interessiert ist.

Ganz ohne Schick geht es nicht!

So sollte auch ein Sozialarbeiter beim Vorstellungsgespräch für einen Job in der Jugendbetreuung zu Hemd und Sakko greifen, während die Hose sicherlich auch eine gute Jeans sein darf. Ebenso kann eine Zoologin, die sich als Zoopädagogin bewirbt, eher mit Bluse, Blazer und Rock punkten als mit Cargohose und T-Shirt. Insgesamt gilt: Lieber etwas schicker als zu leger.

Je stärker die Stelle in Richtung Führungsposition geht, umso mehr spielen Anzug und Krawatte beziehungswiese Hosenanzug oder Kostüm eine Rolle. In Bereichen wie der Unternehmenskommunikation oder dem Nachhaltigkeitsmanagement kommen Bewerberinnen und Bewerber generell nicht an gehobenen Outfits vorbei.

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Ganz gleich für welches Outfit Bewerberinnen und Bewerber sich entscheiden, in jedem Fall muss es sauber und gebügelt sein. Auch deswegen sollte nicht erst am Tag des Vorstellungsgesprächs ein Blick in den Schrank geworfen werden.

An besonders heißen Tagen kann es zudem hilfreich sein, noch ein Oberteil zum Wechseln einzupacken. Völlig verschwitzt möchte sicherlich niemand vor den Personalverantwortlichen sitzen. Dass darüber hinaus fettige Haare, dreckige Fingernägel oder ein wildwuchernder Bart bei so einem wichtigen Termin ein No Go sind, ist selbstverständlich.

Gut vorbereitet sorgt man nicht nur für einen professionellen Auftritt vor der Bewerbungskommission, sondern verschafft sich auch mehr Selbstsicherheit. Schließlich reicht es schon, an solch einem Tag nicht genau zu wissen, auf wen man treffen wird, welche Aufgaben zu bewältigen und welche Fragen zu beantworten sind. Da sollte das Aussehen nach einem letzten prüfenden Blick in den Spiegel und dem Verlassen der Wohnung kein Thema mehr sein.

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