Jobs für Musikwissenschaftler:
Konzerthäuser, Opern, Theater: Wer Musikwissenschaften studiert hat, eignet sich für Aufgaben im Kulturbereich. Aber es gibt noch mehr Jobs für Musikwissenschaftler/innen (Foto: JackF/Fotolia).

Jobs für Musikwissenschaftler: "Tun, was Spaß macht"

Befriedigend bis gut: So schätzt Stefan Simon die Jobchancen für Musikwissenschaftler/innen ein. Sein Tipp für die Stellensuche: die eigenen Interessen in den Blick nehmen.

Interview: Stefanie Schweizer

Sein Interesse galt schon immer auch dem Geschehen hinter der Bühne: Der studierte Musikwissenschaftler Stefan Simon (Foto: Markus Schmidt) hat schon zu Schulzeiten Konzerte organisiert. Als Leiter des Karrierezentrums an der Hochschule für Musik in Detmold kennt er die harte Realität von Musikberufen – und weiß, wie man ihr begegnet. Denn Jobs für Musikwissenschaftler/innen sind gar nicht so einfach zu finden.

WILA Arbeitsmarkt: In welchen Bereichen kommen Musikwissenschaftler/innen in der Regel unter?
Stefan Simon: Einige bleiben an der Hochschule oder arbeiten für entsprechende Forschungsinstitute. Ansonsten führen die Wege wohl meistens in Musikverlage, den Kulturjournalismus, zu öffentlichen oder privaten Kulturanbietern wie Opernhäuser, Orchester oder Agenturen, zu Musikverbänden sowie in Archive, Bibliotheken oder Museen.

Welche Branche ist für Musikwissenschaftler/innen am lukrativsten?
Das ist meist keine Frage der Branche, sondern kommt darauf an, wo meine Stelle eingruppiert ist und ob ich eine Leitungsfunktion erreiche. Viele Stellen liegen ja im öffentlichen Dienst. Meiner Ansicht nach besteht im Stellenmarkt für Musikwissenschaftler/innen verallgemeinert eine Spreizung von E9 bis E13. Wir sprechen also von einem Jahresbruttolohn zwischen 35.000 und 50.000 Euro bei Berufseinsteigern beziehungsweise bis über 60.000 Euro nach mehreren Berufsjahren.

"Wer es bis zur Professur schafft, gehört zu den Spitzenverdienern unter den Musikwissenschaftlern."

In den letzten Jahren fallen mir leider zunehmend Stellenanzeigen auf, die einen Hochschulabschuss voraussetzen und auch entsprechende Tätigkeiten und Verantwortungsbereiche umfassen, dann aber nur nach E9 dotiert sind. Soweit ich es überblicken kann, sind die Gehälter in privatwirtschaftlichen Bereichen wie im Musikverlag oder in einer Eventagentur ähnlich. Bei Freiberuflern oder gegebenenfalls auch Gewerbetreibenden lassen sich kaum generalisierende Aussagen treffen.

Wie realistisch ist die unbefristete Anstellung als Hochschuldozent oder -dozentin?
Wer den Weg bis zur W2- oder W3-Professur schafft, der wird sicherlich zu den Spitzenverdienern unter den Musikwissenschaftlern gehören. Mir scheint es jedoch leichter, eine Doktoranden-Stelle anzunehmen beziehungsweise in den Mittelbau der Hochschule vorzudringen als dann später über die Habilitation in eine dauerhafte Professur. Da wartet nochmal ein echtes Nadelöhr! Junior-Professuren beziehungsweise Tenure-Track-Modelle haben hier meines Erachtens einige begrenzte, aber noch keine grundlegenden Verschiebungen bewirkt.

"Arbeitgeber sind immer daran interessiert, warum jemand gerade für diese eine bestimmte Institution tätig werden möchte."

Welche Zusatzqualifikationen sollten Musikwissenschaftler/innen neben ihrer Fachkompetenz für den Arbeitsmarkt mitbringen?
Solche, die zu ihnen persönlich passen. Das können alle möglichen Kompetenzen sein: kommunikative, technische, sprachliche, soziale, wirtschaftliche oder juristische. Musikwissenschaftler finden meiner Erfahrung nach sehr häufig über ihre persönlichen Neigungen und Fähigkeiten in den Beruf hinein. Konkret: Wer neben seinem Studium etwa als Übungsleiterin im Posaunenchor tätig ist, wer gerne Websites baut oder Social Media betreibt oder wer sich etwa für Osteuropa oder China interessiert und entsprechende Sprachen lernt, kann das immer für sich einsetzen.

Welchen Tipp würden Sie Musikwissenschaftler/innen für die Stellensuche geben?
Möglichst den Kontakt zu Berufspraktikern aus den gewünschten Sparten suchen, also zum Beispiel zu einem Musikverlag, einem Opernhaus oder einer Eventagentur. Und sich immer sehr gut über den konkreten Arbeitgeber informieren, mit dem man Kontakt aufnehmen möchte oder bei dem man sich auf eine Ausschreibung hin bewirbt. Natürlich muss der eigene Lebenslauf sauber und aktuell sein und grob zur anvisierten Tätigkeit passen. Auf keinen Fall sollten Bewerber den Einfluss der konkreten Motivationslage unterschätzen: Arbeitgeber sind immer in höchstem Maße daran interessiert, warum sie oder er gerade für diese eine bestimmte Institution tätig werden möchte. Darauf sollten Bewerber schlüssig antworten können.

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Vor welchen Herausforderungen stehen Musikwissenschaftler/innen mit Blick auf den Arbeitsmarkt?
Wie alle Geisteswissenschaftler: vor allem vor der Herausforderung, den eigenen persönlichen Weg vom Fachstudium in die berufliche Tätigkeit zu finden. Denn häufig handelt es sich bei den Berufen um Nischen- beziehungsweise Spezialbereiche. Ansonsten müssen Musikwissenschaftler die allgemeinen Trends des Arbeitsmarkts meistern, also mit Globalisierung, Technisierung, der Zunahme von Projekten, Befristungen oder Freiberuflichkeit Schritt halten. Oder anders ausgedrückt: lebenslang weiter lernen.

Wie schätzen Sie den aktuellen Stellenmarkt für Musikwissenschaftler/innen ein?
In Schulnoten ausgedrückt: befriedigend bis gut.

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