Mit Leidenschaft für die Stadt
Offenheit, Kommunikationsgeschick und gute Fremdsprachenkenntnisse: Mit diesen Komptenezen ist man für das Stadtmarketing gut aufgestellt (Foto: Drobot Dean/Fotolia).

Mit Leidenschaft für die Stadt

Im Stadtmarketing kann Fachwissen von Vorteil sein – muss es aber nicht. Wer einen Ort erfolgreich vermarkten will, braucht vielmehr Kommunikationstalent.

Interview: Daniela Knoll

Vom Theologen bis zur Physikerin: Im Stadtmarketing arbeiten Menschen aus allen möglichen Fachrichtungen. Wie der Einstieg gelingt, weiß Frank Simon (Foto: Peter Wieler). Er arbeitete zunächst für Kommunal- und Unternehmensberatungen, bevor er im Mai 2013 zur Geschäftsstelle der Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland (bcsd) wechselte. Der 33-Jährige hat in Trier und Riga Angewandte Humangeographie, Soziologie und Betriebswirtschaftslehre studiert

WILA Arbeitsmarkt: Was ist Stadtmarketing?
Frank Simon: Stadtmarketing begreift die Stadt als Produkt. Stadtmarketing bindet Bürger, Gäste und Unternehmen gleichermaßen ein. Diese merken, dass eine Stadt Lebensqualität zu bieten hat. Auch Fachkräfte anzulocken gewinnt an Bedeutung. In vielen Regionen merkt man den Fachkräftemangel schon. Da kann Stadtmarketing helfen, einen Ort als Lebensort attraktiv zu machen.

"Man sollte Leidenschaft für die Stadt mitbringen und das Erreichte auch gut darstellen können."

Was sollte man mitbringen, um in diesem Bereich zu arbeiten?
Fachwissen aus dem Studium kann von Vorteil sein, insbesondere beim formalen Auswahlverfahren – muss es aber nicht! Texte verfassen können und ein Gesamtverständnis für Zusammenhänge haben, sind wichtige Eigenschaften, die im Stadtmarketing zählen. Auch, ob man eben gut kommunizieren, sicher auftreten kann. Man sollte auf jeden Fall Leidenschaft für die Stadt mitbringen und das Erreichte auch gut darstellen können. Stadtmarketing ist viel Koordinierungsarbeit, Kooperationsarbeit, Netzwerken. Das funktioniert eben nur, wenn das alle zusammen machen. Die Tourismus-Organisation, für die man arbeitet, kann nicht sagen, wir sind total freundlich, und der Rest ist total muffelig.

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Wie sieht es mit Sprachkenntnissen aus?
Es kommt darauf an, wo man arbeiten und leben will und welche Positionen man einnimmt. Wenn man City-Management macht, ist es nicht unbedingt notwendig, weitere Sprachen zu beherrschen. Wenn man die Tourist-Information leitet oder dort arbeitet, kann es von Vorteil sein, andere Sprachen zu beherrschen – Englisch zum Beispiel. Oder wenn man in der Nähe einer Grenze lebt, Niederländisch, Dänisch, Französisch oder Polnisch.

"Die Organisation von Veranstaltungen ist sehr wichtig: Kulturveranstaltungen, Stadtfeste, Weihnachtsmärkte oder Konzerte."

Was sind denn typische Aufgabenbereiche im Stadtmarketing?
Es kommt sehr auf die Organisation und die Stadt an. Schauen Sie sich die Publikation Stadtmarketing im Profil auf unserer Webseite an. Die Organisation von Veranstaltungen ist beispielsweise sehr wichtig – qualitätsvolle Veranstaltungen, häufig auch Kulturveranstaltungen, Stadtfeste, Weihnachtsmärkte oder Konzerte. Wir haben auch ein Praxishandbuch dazu, das die Aufgaben im Stadtmarketing gut beschreibt.

Im Stadtmarketing sind fast ausschließlich Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger beschäftigt. Wer arbeitet denn in diesem Bereich?
Im Stadtmarketing arbeiten Menschen aus den unterschiedlichsten Studienfächern, jeder mit spezifischen Qualifikationen, die im Stadtmarketing gebraucht werden. Es gibt bisher noch keinen expliziten Studiengang Stadtmarketing. Wir haben Physiker, Geologen, Theologen oder Biologen, die erfolgreich Stadtmarketing machen. Wobei die Geographen am stärksten vertreten ist. Bei Geographen ist die räumliche Entwicklung nochmal mehr ein Thema im Studium. Im Veranstaltungsmanagement gibt es auch einige Kulturwissenschaftler, die Konzerte oder Kulturveranstaltungen organisieren. Es gibt auch Germanisten, die gut mit Texten umgehen können. Sozialwissenschaftler sind auch super geeignet.

Wo findet man Stellen im Stadtmarketing?
Häufig sind Stadtmarketing-Verantwortliche Einzelkämpfer. Das heißt, dass sie viel netzwerken müssen, es aber nur eine, vielleicht zwei oder drei Stellen für City- und Stadtmarketing gibt. Es sind nur wenige Leute, die Stadtmarketing machen. Aber es ist ein Thema, in das meistens nicht so viel investiert wird, weil Stadtmarketing eine freiwillige Aufgabe für die Kommunen ist. Deswegen ist es ein Bereich, der auch mal gestrichen wird, wenn die Finanzen schlecht sind. Das finden wir natürlich nicht gut. Das ist Sparen am falschen Ende.

Was verdient man so im City- und Stadtmarketing?
Da gibt's eine sehr große Spannbreite. Die Datenlage ist auch ziemlich schlecht. Häufig sind keine Angaben zu Gehaltsvorstellungen bei den Stellenanzeigen dabei. Wenn eine Stadt eine Stelle ausschreibt, ist es TVöD.

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