Mein Tag als Bibliotheksleiterin
Einblick in den Arbeitsalltag: Barbara Kreder leitet eine Münchner Stadtteilbibliothek. Ein Job zwischen Dienstplänen, Führungen und Öffentlichkeitsarbeit.
Von Sabine Hatzfeld
Barbara Kreder hat Bibliotheks- und Informationsmanagement an der Hochschule der Medien in Stuttgart studiert. Ihre Diplomarbeit schrieb die heute 50-Jährige zur Veranstaltungsarbeit der Münchner Stadtteilbibliotheken. Dort trat sie 1991 ihre erste Stelle an. Mittlerweile leitet sie in Teilzeit die Münchner Stadtbibliothek Sendling.
Zwischenzeitlich war sie zehn Jahre im Ausland, zuerst in Kalifornien, wo sie ihre drei Kinder bekam und in der Public Library von Menlo Park aushalf, dann in der Schweiz, dort arbeitete sie in einer Schulbibliothek. Und so läuft ein klaasischer Arbeitstag von ihr ab:
9 Uhr: Barbara Kreder verschafft sich zuerst einen Überblick: Welche Veranstaltungen stehen an, wie ist die Information heute besetzt? Liegt eine Vertreteranfrage von einer anderen Bibliothek vor? „Die 22 Münchner Stadtteilbibliotheken helfen sich untereinander aus“, erklärt sie. „Wenn es möglich ist, bitte ich eine Kollegin, zum Beispiel den Spätdienst in der Schwabinger Bibliothek zu übernehmen.“ Das Erstellen der Dienst- und Infopläne ist eine typische Leitungsaufgabe von Barbara Kreder. „Da das Bibliothekswesen ein typischer Frauenberuf ist, gibt es viele Teilzeitmöglichkeiten. Das ist für Frauen mit Kinderwunsch natürlich klasse, aber auch für mich als Chefin, weil ich so das Personal flexibler einteilen kann.“
10 Uhr: Pünktlich zur Öffnung der Bibliothek kommt eine Grundschulklasse, die Kreder durch das Haus führen wird. „Die nächsten eineinhalb Stunden bin ich Entertainerin, Lehrerin und Erzieherin“, sagt sie. „Ich erkläre, was uns von einer Buchhandlung unterscheidet oder wie die Bücher bei uns sortiert sind.“ Doch das sind nicht die einzigen Veranstaltungen. „Morgen früh betreut eine Kollegin eine Kindergartengruppe im Bilderbuchkino, das heißt, sie liest aus einem Bilderbuch vor, das aber zusätzlich auf einem großen Display zu sehen und teilweise animiert ist – das kommt sehr gut an. Am Nachmittag bietet der Verein Asylplus hier Deutschkurse für Flüchtlinge an, und morgen ist wieder das Sprachcafé. Dieser interkulturelle Bereich gewinnt immer mehr an Bedeutung.“
12 Uhr: Nach einer kurzen Pause begibt sich Barbara Kreder an die Information. Hier suchen viele Schülerinnen und Schüler Hilfe bei Referaten. Lehrkräfte und Erzieher lassen sich Medienkisten zusammenstellen, etwa weil auf dem Lehrplan das Thema „Wald“ ansteht. Wenig später muss die Leiterin an der Playstation für mehr Ruhe sorgen. „Viele Kinder verbringen bei uns ihre Freizeit, nicht nur weil sie lesen oder lernen, sondern auch spielen und ihre Freunde treffen wollen. Der Ort an sich ist mittlerweile fast genauso wichtig wie der Bestand.“ Und: „Man darf nicht menschenscheu sein. Wenn man gerne liest, ist das natürlich schön, hat aber mit dem Beruf von heute nicht mehr viel zu tun.“
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14 Uhr: Kreder schreibt eine Pressemitteilung für eine Veranstaltung und bereitet einen Schulbesuch vor. „Ja, Bibliothekare gehen auch mal raus“, sagt sie und lacht. Das Bibliothekswesen habe sich in den letzten 20 Jahren wahnsinnig verändert. Wichtige Stichworte seien Medienpädagogik, Rechercheschulung und Aufklärung über das wachsende digitale Angebot einer Bibliothek. „Mit diesem analogen Image haben wir im Alltag immer wieder zu kämpfen. Dabei haben wir Computer, WLAN, die Onleihe, Zugang zu Datenbanken, Archiven – das wissen viele nicht. Deswegen gehört Öffentlichkeitsarbeit auch zum Beruf.“
16 Uhr: Auch klassische Bestandsaufgaben gehören zu ihren Aufgaben. Kreder geht durch die Regale ihrer Fachgruppe – Naturwissenschaften, Computerliteratur und Recht – und entfernt Bücher, die laut einer EDV-Abfrage zuletzt vor einem Jahr entliehen wurden oder veraltet sind. Dabei werden Bücher in schlechtem Zustand ins Altpapier gegeben, Bücher in gutem Zustand einmal im Jahr zum Kilopreis beim Bücherflohmarkt im Haus verkauft. Neuzugänge im Bestand wählt sie anhand von Vorschlagslisten aus, die Fachreferent/innen im Münchner Bibliothekssystem jede Woche für die jeweiligen Fachgruppen zusammenstellen.
17 Uhr: Kurz vor Feierabend – Barbara Kreder hatte heute Frühdienst – plant sie noch den nächsten Tag. Zu den Leitungsaufgaben gehören auch konzeptionelle Arbeiten, Budgetkontrolle und natürlich Statistiken. „Ein weites Feld“, resümiert sie. „Sie können sich vielleicht vorstellen, was man mit Bestands- und Ausleihzahlen alles machen kann.“
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