Naturpädagogik:
Zeit für Halloween: Inhaber Peter Zens auf seinem Erlebnisbauernhof Gertrudenhof in Hürth. / Foto: privat

Naturpädagogik: "Mich reizen Jahreszeiten-Programme"

Wie bringt man Kindern die Natur nahe? Ein Bauernhof in der Nähe von Köln stellt sich dieser Aufgabe - mit Führungen, Schatzsuchen und Tier AGs. Hier erklärt der Agrarwirt, wie er das Programm entwickelt hat.

Peter Zens ist Geschäftsführer und Inhaber eines Erlebnisbauernhofes in Hürth bei Köln. Seit Jahren setzt der Hof auf die Idee, Kindern und ihren Familien die Natur und die Landwirtschaft näher zubringen. Mit ihm sprach Daniela Lukaßen. 

Herr Zens, Ihr Hof bietet Naturerlebnisse für Kinder an. Mussten Sie sich hierfür weiterbilden?

Ja natürlich. Denn von Haus aus bin ich Diplom-Agrarwirt und meine Frau ist Sportwissenschaftlerin und Reittherapeutin. Die fachlichen Grundlagen sind zwar da, aber Naturpädagogik auf einem Bauernhof anzubieten, hat natürlich – wie der Begriff schon sagt – mit Pädagogik zu tun. Meine Frau bringt hier schon die Grundlagen aus ihrem Studium mit, hat sich aber noch einmal zur Bauernhofpädagogin weitergebildet.

Gleichzeitig haben wir in den Anfängen eine Freundin, die Sonderpädagogin ist, dazugeholt. Auf diese Weise haben wir damals die ersten Führungen konzipiert und entwickelt. Diese ersten ein oder zwei Jahre sind eigentlich die schwierigsten Schritte. Dort muss man vieles entwickeln und herausfinden, was überhaupt möglich ist. Und gerade dabei ist es hilfreich, wenn man nicht nur die fachliche Brille aufsetzt, sondern auch die pädagogischen Aspekte berücksichtigt, um seine Angebote zu erarbeiten. 

Was hat Ihnen bei der Entwicklung dieser Angebote geholfen?

Insgesamt ist bei uns ganz viel aus der Erfahrung heraus entstanden. Natürlich ist ein Workshop zur Bauernhofpädagogik sehr spannend. Aber am Ende des Tages ist das Praktische auf dem Hof doch noch einmal etwas ganz anderes. Und hier haben wir uns unsere eigene Trickkiste geschaffen.

Wenn neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei uns anfangen, bekommen sie nicht nur einen Leitfaden von uns, der ihnen zeigt, wie die Abläufe sind. Sondern wir vermitteln ihnen auch Tipps und Tricks, die wir mit den Jahren entwickelt haben.

Und welche Projekte bieten Sie konkret auf Ihren Hof an?

Das ist zum einen eine Führung, die etwa eineinhalb Stunden dauert. Wir haben festgestellt, dass das eine Zeit ist, in der die Kinder noch sehr aufmerksam sind und in der sie einige Facetten des Hofes sehen und erleben können. Gerade dieser Punkt des Erlebens ist interessant. Denn in den Anfängen wollten wir eher eine Art Unterricht auf dem Bauernhof anbieten.

Mittlerweise geht es uns aber vielmehr darum, Sinneserlebnisse für Kinder zu schaffen, bei denen die Kinder anfassen, riechen, probieren dürfen. Denn genau das ist es, was Schule und Kita nicht in dieser Form leisten können, sondern was Jungen und Mädchen hier auf dem Bauernhof erleben. Unsere Führungen sind dabei auf Kindergärten und Schulklassen zugeschnitten. Aber wir bieten auch Kindergeburtstage an. Häufig ist das jeweilige Thema dabei noch einmal in Form einer Schatzsuche verpackt.

Zudem gibt es unsere Ferienfreizeiten. Das ist besonders schön, wenn man eine Woche lang am Stück den Hof und die Natur entdecken kann. Dabei kann man noch tiefer einsteigen. Außerdem kann man auf diese Weise auch immer wieder neue Konzepte ausprobieren.

Als ein weiteres neues Format sind wir mit einer Schule eine Kooperation eingegangen, in deren Rahmen wir eine Tier AG anbieten. Dabei kommt jede Woche eine Gruppe Kinder zu uns und pflegt unsere Tiere zusammen mit einer Tierpflegerin und lernt auf diese Weise ganz praktisch mehr über die Tiere. In diese Richtung haben wir auch noch weitere Angebote geplant. Aktuell reizen mich Jahreszeitenprogramme, bei denen Kinder sehen, wie sich Natur verändert, und wir planen derzeit entsprechende Kooperationen mit Schulen und Kitas.

Was sind die Herausforderungen, wenn Sie neben der klassischen Hofarbeit auch Naturerlebnistage anbieten?

Die Herausforderungen sind zum einen organisatorischer Natur. Auf der anderen Seite ist es eine Herausforderung, die Angebote so zu konzipieren, dass die Kinder einen natürlichen Bauernhof erleben, möglichst nah bei allem dabei sind und wir dennoch ihre Sicherheit gewährleisten.

Gleichzeitig ist es bei derart heterogenen Gruppen wichtig, bei jedem Angebot die richtige Sprache zu finden, um Bildung für nachhaltige Entwicklung anzustoßen. Das Ganze natürlich ohne den erhobenen Zeigefinger, sondern indem die Kinder bei uns etwas erleben. Meine Lieblingsführung ist zum Beispiel die rund um die Kartoffelernte. Dabei können die Kinder selbst buddeln und jede Kartoffel, die sie in der Erde finden, ist wie ein Schatz. So vermitteln wir das Thema Wertschätzung von Lebensmitteln. Und das ist das Schöne. 

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