Jobs für Historiker
Bibliotheken, Archiven, Museen: Es gibt zahlreiche Berufsfelder für Historikerinnen und Historiker. Foto: Fotolia.de / shock

Jobs für Historiker

In welchen Tätigkeitsfeldern arbeiten Historikerinnen und Historiker nach Ihrem Studium? Der Überblick: In welchen Branchen gesucht wird und wie der Einstieg gelingt.

Text: Daniela Lukaßen

Du studierst Geschichte? Was macht man denn damit?“ So mancher Geschichtsstudent hat sich diesen Spruch so oder so ähnlich bestimmt schon einmal anhören müssen. Von einem „Taxifahrerstudium“ ist gar die Rede oder von dem Vorwurf, Geschichte sei „brotlose Kunst“.

Aber ist das wirklich so? Wie sieht es aus, wenn das Studium abgeschlossen ist und der Weg ins Berufsleben vor den jungen Absolventen liegt? Fakt ist: Die Zahl der Geisteswissenschaftler/innen, die in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis stehen, ist in den letzten Jahren stetig gewachsen. Und davon profitieren auch die Historikerinnen und Historiker. Ganz so rosig sieht es für sie aber trotzdem nicht immer aus, wenn sie tatsächlich im Bereich der Geschichte arbeiten wollen. „Der Arbeitsmarkt für Historiker und Archäologen, stellt sich auch in wirtschaftlich guten Zeiten nicht unproblematisch dar“, sagt Ralf Beckmann aus dem Bereich Arbeitsmarktberichterstattung der Bundesagentur für Arbeit. 

Damit Historikerinnen und Historiker gute Chancen auf eine Stelle haben, sei besonderes Engagement gefragt. Dazu gehören zum Beispiel studienfachbezogene Praktika, eine gute Netzwerkpflege - und das gewisse Quäntchen Glück. Wer also tatsächlich nach dem Studium in dem Bereich der Geschichte tätig werden möchte, sollte rechtzeitig damit beginnen, sich schlau zu machen, welche Qualifikationen er für bestimmte Stellen braucht, welche Kontakte eine Rolle spielen und wo Menschen mit seinen Kenntnissen und Fähigkeiten gebraucht werden.

Was können Historiker? 

„Generell ist es so, dass „Historiker“ kein eingetragener Beruf ist, wie zum Beispiel Arzt oder Anwalt“, erklärt Dr. Nora Hilgert, Geschäftsführerin des Verbandes der Historiker und Historikerinnen Deutschlands e.V. Besonders für Historiker, die nach dem Studium in die Wissenschaft gehen wollen, sei der Weg schwierig, sagt Hilgert. Denn Zeitverträge und ein geringes Einkommen seien in diesem Bereich eine große Schwierigkeit. „Wenn sich aber ein Historiker gegen die Wissenschaft entscheidet, steht ihm ein sehr großes Spektrum zur Verfügung“, erklärt sie. „Es ist sehr wichtig, dass sich Historiker schon während ihres Studiums umsehen und herausfinden, welcher Bereich zu ihnen passt“, erklärt Nora Hilgert. Praktika, ein Nebenjob in dem Bereich, der für die Zeit nach dem Studium interessant ist und das Knüpfen erster Kontakte seien besonders wichtig.

Historiker-Jobs im Museum 

Zu den Arbeitsfeldern, in denen Historiker häufig nach dem Studium tätig werden, gehört zum Beispiel ganz klassisch ein Job im Museum. Und die besteht in erster Linie im Sammeln, Bewahren, Forschen, Ausstellen und Vermitteln. Wer nach seinem Studium in einem Museum arbeiten möchte, muss sich für eine Richtung entscheiden. Denn in Deutschland gibt es zahlreiche unterschiedliche Typen von Museen. Dazu gehören zum Beispiel Geschichtsmuseen, kulturhistorische Museen, Kunstmuseen, naturwissenschaftliche- und technikhistorische Museen, Freilichtmuseen und archäologische Museen.

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Auch die Trägerschaft und die Größe der einzelnen Häuser unterscheiden sich stark voneinander. Historikerinnen und Historiker, die in einem Museum arbeiten möchten, können sich häufig auch innerhalb des Museums für bestimmte Arbeitsfelder und -bereiche entscheiden. So können sie etwa in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit eines Museums tätig sein, in der Inventarisierung, im Bereich der Sammlung und Forschung, im Besucherdienst, in der Verwaltung oder im Management des Museums. Sehr beliebt ist der Beruf des Kurators. Er umfasst verschiedene Tätigkeitsfelder, wie den Erhalt der Sammlungen und deren Ausbau. Aber auch die Forschung ist ein wichtiges Feld, ebenso wie das Präsentieren der Sammlungen. 

Wissenschaftliches Volontariat  

Ein gängiger Weg in das Museum ist häufig das Volontariat. 2009 hat der Deutsche Museumsbund einen Leitfaden für das wissenschaftliche Volontariat im Museum veröffentlicht. Dieser soll die Grundlage für die Volontärausbildung an Museen bilden. Ziel eines Volontariats sei demnach „die möglichst umfassende Qualifizierung für die komplexen Aufgaben und Arbeitsgebiete in einem Museum. In seinem Verlauf werden Berufserfahrung sowie die spezifischen Kenntnisse der relevanten Bereiche des Museums erworben.

Neben dem Sammeln, dem Bewahren, dem Dokumentieren und Forschen sowie dem Ausstellen und Vermitteln gehören zu diesen  Bereichen die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, das Museumsmanagement sowie das Personal-, Finanz- und Rechnungswesen. Darüber hinaus bietet das Volontariat die Möglichkeit zur eigenverantwortlichen Tätigkeit und fachlichen Profilierung.“ Das Volontariat soll demnach eine Ergänzung zum abgeschlossenen Studium sein, und es soll die Volontäre für die Arbeit in einem Museum qualifizieren.

Benjamin Huth ist wissenschaftlicher Volontär der Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin. Er ist dort in der Abteilung Straßenverkehr tätig. Während seines Volontariats betreut er ein festes Projekt. „Ich inventarisiere eine Sammlung“, erklärt er. Benjamin Huth hat Glück mit seiner Stelle. Sein Museum bietet spezielle Schulungsprogramme für Volontäre an und finanziert auch andere Weiterbildungen. Für seine angehenden Kolleginnen und Kollegen hat der 31-Jährige einige Ratschläge. „Wir haben ja alle aus einem bestimmten Grund Geschichte studiert“, sagt er. „Deshalb sollte man sich auch bei der Wahl der Volostelle gut überlegen, ob sie dem eigenen Interesse entspricht.“

Und auch auf die eigene innere Stimme sollte man hören. Aus seiner Sicht ist ein Volontariat nach dem Studium und vor dem Einstieg in eine feste Stelle sehr wichtig. „Wenn man völlig verkopft aus dem Studium kommt, ist so ein Berufseinstieg gut. Man ist Volontär, muss also nicht alles können, aber man weiß trotzdem schon viel und kann sich ausprobieren.“ Gut sei es, sich im Vorfeld über die angebotene Volontärstelle zu erkundigen. „Es ist natürlich super, wenn man bei den anderen Volontären, schon bevor man das Volontariat beginnt, nachfragen kann, was einen erwartet“, sagt er. „Das ist aber natürlich nicht so leicht.“

Viel wichtiger sei es, sich zu erkundigen, ob das Volontariat tatsächlich als Ausbildung gedacht sei oder aber, ob es als wissenschaftliche Stelle gilt. „Das sollte man sich dann wirklich überlegen.“  Denn wenn der Volontär zwar die gleiche Arbeit erledigt wie eine wissenschaftliche Hilfskraft, dafür aber schlechter bezahlt wird, sei das nicht der Sinn der Sache.

Auch Benjamin Huth rät Geschichtsstudenten dazu, schon möglichst früh Praxiserfahrungen zu sammeln. „Aber bei den neuen Studiengängen ist es natürlich spannend, wie sich das umsetzen lässt. Denn viel Zeit bleibt während des Bachelorstudiums für diese Dinge nicht.“ Wer nach dem Studium ein Volontariat machen möchte, dem rät Huth, sich rechtzeitig zu erkundigen, ob ein Bachelor-Abschluss dafür reicht. „Alle Volontäre, die ich selbst kenne, haben einen Master“, sagt er.

Über 600 wissenschaftliche Volontärstellen in Museen gibt es in Deutschland. Eine Garantie auf Übernahme besteht allerdings in den seltensten Fällen. Denn gerade in Zeiten knapper Kassen gibt es in Museen, die sich in kommunaler oder staatlicher Trägerschaft befinden, häufig einen Einstellungsstopp. Das gilt auch für Stellen im wissenschaftlichen Bereich. Auf die wenigen offenen Jobs in den Museen kommt deshalb eine Vielzahl von Bewerbungen.

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Das weiß auch Ursula Overath. Sie ist Personalreferentin der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. „Die Voraussetzungen sind für die Bewerber in unserem Haus stellenabhängig“, erklärt sie. Für ein wissenschaftlichen Volontariat etwa werden ein abgeschlossenes Studium der Politik- oder der Geschichtswissenschaften und eine Promotion verlangt. Für eine Projektmitarbeit wird ein abgeschlossenes Studium vorausgesetzt, die Promotion ist hier nicht unbedingt erforderlich.

Für die Bewerber/innen hat Ursula Overath einige Ratschläge. „Die Bewerber sollten die Stellenausschreibung ganz genau lesen.“ Was eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte, hat sie schon ganz anders erlebt. „Es bewerben sich immer auch Menschen, die die Voraussetzungen nicht erfüllen“, erklärt sie. „Diese Bewerbungen können schon aus formalen Gründen keine Berücksichtigung finden.“ Wenn einer die Anforderungen nicht mitbringt, ist eine Initiativbewerbung der bessere Weg. „Dann wird diese Bewerbung individuell durchgesehen“, erklärt die Personalreferentin, die auch von Doppelbewerbungen abrät.

Gute Chancen haben indes Bewerber/innen, die Praxiserfahrungen gesammelt haben, sei es durch Praktika oder als studentische Hilfskraft, und gut auf das Stellenprofil passen. Wer es letztendlich in die Vorstellungsrunde schafft, der sollte sich gut darauf vorbereiten, sagt Overath. „Die Bewerber sollten auf jeden Fall das Haus und seine Philosophie kennen“, erklärt sie. Rund 200 Bewerbungen erhält sie auf jede Volontärstelle. Bei anderen Stellenangeboten sind es noch mehr. 

Historiker-Jobs in der Erwachsenenbildung

Doch nicht nur Museen bieten zahlreiche Arbeitsmöglichkeiten für Historikerinnen und Historiker. Auch in der Erwachsenenbildung, etwa an Volkshochschulen, sind sie gefragt. Fast 1.000 Volkshochschulen gibt es in Deutschland. Etwa 3.200 pädagogische Mitarbeiter sind dort hauptberuflich neben den knapp 700 VHS-Leitern beschäftigt. Besonders in den Bereichen Gesellschaft und Kultur sind Historiker gern gesehene Mitarbeiter. „Die pädagogischen Mitarbeiter generieren zum Beispiel neue Kursangebote und treffen die Auswahl bezüglich der Dozenten“, sagt Dr. Holger Dietrich.

Er ist selbst Historiker und stellvertretender Leiter der VHS Schorndorf. „Wer sich als pädagogischer Mitarbeiter an einer Volkshochschule bewirbt, sollte ein abgeschlossenes Studium vorweisen, vorzugsweise einen Master, und er sollte idealerweise über Erfahrungen im Kulturmanagement verfügen“, erklärt Dietrich. Auch im Bereich der Dozenten werden gerne Historikerinnen und Historiker beschäftigt.

Etwa 200.000 Honorarkräfte sind an den deutschen Volkshochschulen tätig. „Zu den Voraussetzungen gehört, dass man bereits Erfahrungen in der Erwachsenenbildung gesammelt hat, indem man beispielsweise selbst schon einmal Kurse gegeben hat“, sagt Dietrich. Es sei allerdings sehr schwierig, allein von der Tätigkeit als Dozent zu leben. Denn üppig fallen die Honorare im Allgemeinen nicht aus. 

Historiker-Jobs im Archiv

Historiker-Archiv-FotoliaEine weitere Möglichkeit für Historiker/innen ist der Weg ins Archiv. Aber wer nach dem Geschichtsstudium als Archivarin und Archivar arbeiten möchte, muss in der Regel nach dem Hochschulabschluss noch eine zusätzliche Ausbildung absolvieren.  „Historiker, die nur ihr Studium vorzuweisen haben, sind bei uns eigentlich ganz falsch“, sagt Dr. Max Plassmann vom Historischen Archiv der Stadt Köln. „Denn Archivar ist ein spezieller Beruf mit einer speziellen Ausbildung.“

Wer Archivar werden möchte, dem stehen dafür in der Regel zwei Einrichtungen in Deutschland zu Verfügung: die Archivschule Marburg und die Fachhochschule Potsdam. Seit über 50 Jahren werden an der Archivschule Marburg, der zentralen Aus- und Fortbildungseinrichtung des Archivwesens der Bundesrepublik Deutschland, Archivarinnen und Archivare des höheren und des gehobenen Archivdienstes ausgebildet.

Auch die Fachhochschule Potsdam bietet für angehende Archivare zwei verschiedene Studiengänge an: den Bachelor-Studiengang Archiv und einen berufsbegleitenden sechssemestrigen Masterstudiengang der Archivwissenschaft. In Köln ist der Bedarf an Historiker/innen mit einer Archivarausbildung seit dem Einsturz des Stadtarchives im März 2009 groß. „Der Personalbedarf war auf dem üblichen Weg gar nicht zu decken“, erklärt Plassmann. Drei Stellen richtete das Archiv darum zusätzlich zu den bereits vorhandenen Stellen zu Ausbildungszwecken ein.

Einen dieser Plätze hat Christine Feld bekommen. Die 32-Jährige studierte zuvor in Köln Geschichte und schaute sich bereits während ihres Studiums nach möglichen Berufsfeldern für die Zeit danach um. „Ich habe mehrere Praktika in verschiedenen Bereichen gemacht“, erzählt die junge Frau. „Auch im Archiv.“ Wichtig sei ihr schon während des Studiums der Praxisbezug gewesen. Christine Feld ist froh, dass sie ihre Ausbildung zur Archivarin in Kombination an der FH Potsdam und im Stadtarchiv Köln machen kann. „Obwohl ich mir auch hätte vorstellen können, in einem Museum zu arbeiten.“ Sie freut sich, dass sie einen der begehrten Ausbildungsplätze bekommen hat.

Die Anforderungen an angehende Archivare seien hoch, erklärt Plassmann. Kommunikationstalent, aber auch die Fähigkeit, alleine für sich zu arbeiten und Akten für sich zu erschließen, seien gefragt. Mit dem Bild des einsamen Archivars, der mutterseelenallein in seinem stillen Kämmerlein sitzt und bis zu beiden Ohren mit dem Kopf in Büchern stecke, habe die Arbeit trotzdem nichts zu tun. Vielmehr gehe es darum, auch im Team zu arbeiten, sich auszutauschen und Archivmaterial für interessierte Menschen zugänglich zu machen.

Neben EDV-Kenntnissen sind darum auch Kenntnisse in Hilfswissenschaften von Vorteil. Doch auch besondere Fächerkombinationen, etwa Geschichte und Chemie oder Fortbildungen in Bereichen wie EDV und anderen Fachgebieten, können von Vorteil sein. Häufig sind Latein- und Französischkenntnisse eine wichtige Voraussetzung, um einen Ausbildungsplatz zum Archivar erhalten zu können. „Die Ausbildung zum Archivar zielt darauf ab, dass die Auszubildenden theoretisch in jedem Archiv arbeiten könnten“, sagt Plassmann.

Jobs in Bibliotheken

Neben der Mitarbeit in Museen, in Archiven und in der Erwachsenenbildung gehören auch Bibliotheken zu den möglichen Arbeitgebern für Historiker. „Historiker sind in Bibliotheken traditionell im Bereich des `Wissenschaftlichen Dienstes´ eingesetzt“, erklärt Dr. Klaus-Rainer Brintzinger, Vorsitzender des Vereins Deutscher Bibliothekare e.V. „Dazu gehören die Aufgaben als sogenannter Fachreferent, der Literatur – und zunehmend elektronische Medien – beschafft, erschließt und den Nutzern vermittelt, letzteres schließt die Fachauskunft, Informationsveranstaltungen und die Konzeption elektronischer Angebote ein.“

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Auch die Leitung einer Fachbibliothek und die Tätigkeit als Abteilungsleiter sind Perspektiven für Historiker, die im Bibliothekswesen arbeiten möchten. „Zu den Anforderungen gehören ein erfolgreiches, breit angelegtes und möglichst mit Promotion abgeschlossenes Studium, Kommunikations- und Teamfähigkeit, Bereitschaft und Neigung auch für Verwaltungstätigkeiten und gute IT-Kenntnisse“, erklärt Brintzinger. „Voraussetzung für die Einstellung ist in der Regel ein abgeschlossenes Bibliotheksreferendariat oder ein postgraduales Masterstudium“, sagt er. „Direkteinstellungen ohne bibliothekarische Qualifikation sind selten und erfolgen meist im Rahmen von Projektstellen an großen Bibliotheken.“

Jobs im Personalwesen  

Dass man als Historiker/in offen sein sollte für Neues und für andere Karrieren als die für Historiker typischen, betont auch Julia Schormann. „Selbst wenn man zum Beispiel als Historiker an der Uni bleiben möchte, kann es nicht schaden, auch links und rechts zu gucken.“ Denn das öffne häufig Türen zu anderen Berufsfeldern, an die man vielleicht noch nicht gedacht habe. „Ich habe Geschichte studiert, und mir war klar, dass ich in den Medienbereich wollte“, sagt sie. Sie absolvierte verschiedene Praktika und schrieb als freie Mitarbeiterin für unterschiedliche Zeitungen und Magazine.

Nach ihrem Studium konnte sie ein Volontariat bei der Bertelsmann Stiftung machen, wo sie im Anschluss fünf Jahre als stellvertretende Leiterin der Pressestelle arbeitete. Parallel absolvierte sie ein berufsbegleitendes MBA-Studium. „Ich wusste nicht, wie lange ich im Non-Profit-Bereich bleiben würde“, sagt sie. Darum seien ihr Wirtschafts- und Management-Kenntnisse sehr wichtig gewesen. Und tatsächlich wechselte sie einige Zeit später den Arbeitgeber und war bei der Unternehmensberatung McKinsey tätig.

Dort gehörte die Unternehmenskommunikation zu ihrem Aufgabenbereich. Aber auch für die Beratung von Klienten in Kommunikationsfragen war sie zuständig. Heute ist sie als Leiterin Personal und Marketing bei der Schickler Beratungsgruppe in Hamburg tätig und führt ein achtköpfiges Team. Gemeinsam mit ihren Kollegen sichtet sie Bewerbungen, führt Bewerbungsgespräche und verhandelt Verträge. Auch die externe Kommunikation des Unternehmens läuft über Julia Schormann. Aus ihrer eigenen Laufbahn weiß sie, dass besonders eines wichtig ist, um im Beruf Fuß fassen zu können: die Praxiserfahrung. „Es ist wichtig, dass Studierende sich umschauen und ganz gezielt Praktika in dem Bereich machen, der sie interessiert“, sagt sie und sie betont: „Ohne Praxiserfahrung geht es nicht.“

Jobs in der PR-Branche

Sich auf Neues einzulassen und über den eigenen Tellerrand zu schauen, ist auch in anderen Bereichen wichtig. Zum Beispiel im Berufsfeld der Public Relations. Dort sind Historiker häufig beliebte Arbeitnehmer. „Sie lernen in ihrem Studium, sich mit Quellen auseinanderzusetzen, zu recherchieren und zu interpretieren. Das sind Dinge, die auch im PR-Bereich sehr gefragt sind“, sagt Christoph Blase. In der Landesgruppe Berlin-Brandenburg der Deutschen Public Relations Gesellschaft (DPRG) ist er Ansprechpartner für Weiterbildung. Bevor er seine Berufslaufbahn in verschiedenen Redaktionen und Agenturen begann, studierte er Geschichte und Politikwissenschaft.

Für verschiedene große Unternehmen und Agenturen war er als freiberuflicher Kommunikationsberater tätig. Heute arbeitet er für die Berliner Agentur Publiplikator. „Um in der PR Fuß fassen zu können, ist es wichtig, dass sich Menschen schnell in ein Thema rein arbeiten können.“ Dazu sei es auch wichtig, schon früh Kontakte zu knüpfen. „Wer nur in seinem stillen Kämmerlein hockt, der findet keinen Job“, gibt er zu bedenken. Denn besonders über Praktika erhalten viele junge Menschen eine Volontariatsstelle oder eine erste Stelle als Junior-Berater. Blase rät jungen Menschen darum dazu, sich früh umzuschauen und ein Netzwerk aufzubauen. Besonders legt er den Absolventen auch den Erwerb von PC-Kenntnissen ans Herz. „Wer in die PR möchte, sollte sich mit den gängigen Office-Programmen auskennen. Das klingt profan, ist aber das, woran es manchmal hapert.“

Jobs im Journalismus

Neben dem Bereich der Public Relations streben viele Historiker/innen eine Karriere im Journalismus an. Laut Schätzungen des Deutschen Journalisten-Verbandes, kurz DJV, gab es im Jahr 2012 72.500 hauptberufliche Journalisten in Deutschland. „Es gibt viele Wege, die in den Journalismus führen“, erklärt Eva Werner vom DJV. Für die Historiker bietet sich meist der Weg über ein Volontariat an. Diese Stellen sind oft hart umkämpft. Auf die 3.000 Volontariatsstellen in Deutschland bewerben sich jedes Jahr deutlich mehr junge Leute. Die besten Karten haben dann die, die schon journalistisch gearbeitet haben. „Wer in den Journalismus möchte, sollte schon neben dem Studium in diesem Bereich tätig sein“, sagt Werner.

Praktika und die freie Mitarbeit bei Tageszeitungen, Magazinen und anderen Medien sind wichtige Voraussetzungen. Heutzutage möchten viele junge Menschen oft „irgendetwas mit Medien“ machen. „Es drängen sehr viele Menschen in den Journalismus, obwohl die Arbeitsbedingungen in den vergangenen Jahren nicht gerade besser wurden“, sagt Werner. Die Volontariate sind dennoch immer noch hart umkämpft. Wer die Chance auf eine dieser Ausbildungsstellen nach dem Studium hat, sollte trotzdem sehr genau hinschauen, rät Eva Werner. „Der Begriff Volontariat ist nicht geschützt. Vieles wird als Volontariat verkauft, ist aber eigentlich gar keines.“

Es gilt darum, die Verträge vor Unterzeichnung ganz genau zu prüfen. Zum Beispiel auch hinsichtlich der Bezahlung. „Es gibt Tarifverträge für Volontariate, die jedoch nicht für jedes Volontariat gelten. In den Tarifverträgen ist auch die Bezahlung geregelt. Die Tarifverträge sollte man kennen“, sagt Werner. „Wenn der Tarifvertrag im speziellen Fall nicht gilt und die angebotene Bezahlung deutlich von der tariflichen Bezahlung abweicht, sollten die Bewerber das Volontariat nicht annehmen.“ Denn häufig, so warnt sie, würden nur billige Arbeitskräfte gesucht.

Weil das Volontariat eine Ausbildung ist, spielt es auch eine wichtige Rolle, dass dort Seminare angeboten werden und dass die Dauer des Volontariats stimmt. „In der Regel sind das zwei Jahre“, erklärt Eva Werner. „In besonderen Fällen kann es auf 15 Monate verkürzt werden. Wenn die Angaben in den Verträgen deutlich davon abweichen, ist größte Vorsicht geboten.“

Jobs in der Buchbranche

Ein weiterer Bereich, der zahlreiche Möglichkeiten für Historiker und Historikerinnen bietet, ist die Buchbranche. In Verlagen können Historiker als Lektoren, in der Lizenzabteilung, in der Herstellung, im PR- und Marketingbereich oder im Vertrieb arbeiten, vielleicht sogar in fester Anstellung. Besonders der Weg ins Lektorat wird gerne gewählt, ist allerdings steinig und voller Konkurrenten. Junge Historiker/innen auf dem Weg ins Lektorat sollten etwa sprachliches Stilgefühl, Kenntnisse der Rechtschreibvarianten und die sichere Beherrschung der deutschen Grammatik als wichtige Voraussetzungen mitbringen.

Mindestens ebenso wichtig sind aber Teamfähigkeit, Einfühlungsvermögen und Selbstzweifel am eigenen Wissen und Können, etwa wann etwas nachzuschlagen oder zu recherchieren ist. Bei der Detailarbeit am Text muss man stets den Autor oder die Autorin und die Leserzielgruppe im Blick haben. Organisationstalent für Projektmanagement, der Umgang mit Computerplanungsinstrumenten und Layout-Programm-Systemen gehören heute zum Lektoratsalltag.

„Oft findet der Weg in die Branche über viele Praktika, ein Volontariat und befristete Stellen statt“, sagt Sabine vom Bruch, die selbst Historikerin und freie Lektorin für Sachbücher ist. „Wer danach einen Vertrag zur Festanstellung erhält, kann sich glücklich preisen“, schildert vom Bruch die schwierige Arbeitsmarktlage. An dieser Stelle fällt meist die Entscheidung, sich als Lektor oder Lektorin selbstständig zu machen. Freiberufler, die von ihrer späteren Arbeit als Lektor leben – und sich nicht nur ein kleines Taschengeld verdienen möchten – sollten sich in Seminaren zur Existenzgründung über diesen Schritt zu informieren. „Denn wer frei als Lektor arbeitet, ist nicht nur Lektor, er ist auch Unternehmer“, betont die langjährige Lektorin vom Bruch.

Der VFLL bietet ein Einsteigerseminar speziell zur Existenzgründung von freien Lektoren an. Weitere Fortbildungen gibt es in Frankfurt und München sowie beim Wissenschaftsladen Bonn e.V. („Freies Lektorat“, nächster Termin 27. – 28. Sept. 2013 in Bonn). Eine andere Einstiegsmöglichkeit in die Berufe der Buchbranche bieten verschiedene Aufbaustudiengänge, deren Dozenten oft aus der Praxis kommen.

Für eine Bewerbung in der Buchbranche braucht man Zuversicht, Mut und ein Quäntchen Glück. Aber selbst das Glück will erarbeitet sein. Deshalb muss jede Bewerbung perfekt sein: die zuständige Ansprechperson namentlich anschreiben, nicht immer denselben Brief schicken, sondern abgewandelt mit Bezug auf das vorangegangene Telefonat, die Sparten dieses Verlags, den angestrebten Arbeitsplatz abfassen; unbedingt die Rechtschreibprüfung von Word und den Duden benutzen und jemand anderes gegenlesen lassen.

Fehler in einer Bewerbung für eine Branche, die keine Druckfehler machen will und ein stilistisch schwacher Text sind natürlich klare Knock-out-Kriterien. Und wie so oft gilt: Wer punkten will, muss sich abheben, zum Beispiel mit Computererfahrung oder -fortbildungen. „Web 2.0 und XML zum Vertrieb und zur Produktion von E-Books sind gerade gefragt“, berichtet vom Bruch. „Auch Hobbys gehören in einen Lebenslauf“, empfiehlt sie. Denn wer schon als Jugendleiter tätig war, zeigt dass er gut mit Menschen arbeiten kann. Wer beim Roten Kreuz war, bleibt im größten Stress noch handlungsfähig und lösungsorientiert.

Wer sich beworben hat, sollte nachhaken, empfiehlt die Lektorin. Dazu gehöre, dass der Bewerber vier Wochen später anruft und nachfragt, wie es aussieht, ob es eine Warteliste gibt und wie lang sie ist, wann mit einem Praktikumsplatz überhaupt zu rechnen ist oder ob in anderen Abteilungen eher etwas frei wird. Der Weg in das Lektorat ist also steinig. Man arbeitet viel, und eine goldene Nase verdient man sich auch nicht. Aber dennoch: Die berufliche Zufriedenheit ist bei den meisten Lektoren hoch.

Als Historiker in der Wirtschaft 

Zufrieden damit, dass er damals einen für Historiker eher unkonventionellen Weg gegangen ist, ist auch Dr. Steffen Bruendel. Er ist Leiter der Kultur- und Wissenschaftsförderung der E.ON Ruhrgas AG in Essen sowie Programmleiter des Stipendienfonds E.ON Ruhrgas im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. Dass er einmal in einem Energieunternehmen arbeiten würde, hätte sich
Bruendel zu Studienzeiten nicht vorstellen können. „Was ich aber immer schon wusste ist, dass ich mich leidenschaftlich für Geschichte interessiere“, erzählt er heute.

Während er zunächst den Plan hatte, an der Uni zu bleiben und wissenschaftlich zu arbeiten, zeigten ihm unterschiedliche Praktika ganz andere Möglichkeiten auf. „Von meinem Chef im Praktikum bei der Bertelsmann-Stiftung habe ich Jahre später das Angebot bekommen, mit ihm zur Hertie-Stiftung zu gehen“, erinnert sich Bruendel. Und als der Chef die neue Stelle annahm, war es auch für Steffen Bruendel beschlossene Sache mitzugehen. Als Assistent der Geschäftsführung schnupperte er Stiftungsluft. Er lernte verschiedene Stiftungen und ihre Arbeit kennen und schätzen. „Das fand ich unglaublich gut“, erzählt er. Nach sieben Jahren in diesem Berufsfeld erfuhr er von der Stelle bei E.ON Ruhrgas, bewarb sich und bekam den Job.

Sein Aufgabenfeld ist breit gefächert: von der Erstellung von Entscheidungsvorlagen für den Vorstand, über die Konzeption und Durchführung von Projekten, die dem internationalen Kultur- und Wissenschaftsaustausch dienen, bis hin zur Betreuung von Vorstandsmandaten in kultur- und gesellschaftspolitischen Institutionen und Vereinen, in denen E.ON Mitglied ist.

Dass er die „klassischen“ Berufsmöglichkeiten für Historiker – etwa Archiv, Museum, Schuldienst – gegen einen ganz anderen Karriereweg eingetauscht hat, findet Steffen Bruendel gut, und er ist froh, über Praktika herausgefunden zu haben, welche Möglichkeiten Absolventen wie ihm offen stehen. An junge Historiker gibt er darum den Rat weiter, Praktika zu machen. „Nur so kann man austesten, was einem gefällt“, sagt er und fügt hinzu: „Und diese Praktika sollte man mit Leib und Seele machen. Man sollte sich engagieren und möglichst viel in dieser Zeit lernen.“ 

Für Historiker: Arbeitsfeld Europa 

Neben Stellen in den Medien, in der Buchbranche, in der Beratung, in der Wirtschaft oder in der Bank, ergeben sich für Historiker oft auch Karrierechancen in anderen Bereichen. Auch die Europäische Kommission bietet zahlreiche Berufsmöglichkeiten. Spezielle Bereiche, die ausschließlich mit Historikern besetzt werden, gibt es nicht. Absolventen, die sich nach einer Stelle in diesem Feld umschauen möchten, sind selbst gefordert. Sie sollten sich zunächst erkundigen, welche Berufsmöglichkeiten sie innerhalb der Europäischen Kommission haben und ob sie über die geforderten Qualifikationen verfügen.

„Die Anforderungen an Bewerber ergeben sich aus den zahlreichen Jobprofilen innerhalb der Europäischen Kommission und sind oftmals für Absolventen aus einer ganzen Reihe von Fachrichtungen geeignet“, sagt Kerstin Streich, Sprecherin der Vertretung der Europäischen Kommission in Bonn. „Neben den stets erforderlichen Sprachkenntnissen ist die Eignung der Bewerber von ihrer persönlichen Leistungsfähigkeit abhängig, die in den Auswahlverfahren ermittelt wird. Für Historiker gelten insoweit grundsätzlich dieselben Voraussetzungen wie für Absolventen anderer Studiengänge.“  

Eine Möglichkeit, sich mit dem Berufsumfeld bei der Europäischen Kommission vertraut zu machen, bietet das Traineeship-Programm. Dieses dauert in der Regel fünf Monate. Zwei Mal im Jahr werden die Plätze ausgeschrieben. Das Programm beginnt jeweils im März und im Oktober. Jedes Jahr werden etwa 1.300 Trainee-Plätze zur Verfügung gestellt. Verteilt sind diese Plätze in der gesamten Europäischen Kommission. Wer sich bewirbt, sollte für europäische Grundsätze und für die Arbeitsmethoden der Kommission offen sein.

Auch sollten die Bewerber bereit sein, sich selbst einzubringen. Zu den Voraussetzungen gehört  ein abgeschlossenes Studium.  Außerdem sollten die Bewerber fließend Englisch sprechen. Auch Französisch oder Deutsch werden häufig gefordert. Häufig kann die Teilnahme an einem solchen Programm auch den Weg in eine berufliche Laufbahn innerhalb der Europäischen Kommission ebnen. Auch Jobs als Referent/in im politischen Betrieb sind manchmal ausgeschrieben. 

Die Wege, die Historiker/innen nach ihrem Studium gehen können, sind vielfältig. Häufig hilft es ihnen, sich schon rechtzeitig nach möglichen Stellen und Bereichen umzuschauen und zum Beispiel im Rahmen von Praktika zu schauen, ob das angestrebte Berufsfeld tatsächlich etwas für sie ist. Denn gerade, weil Geschichte kein Studium ist, bei dem der Berufsweg schon bei der Studienwahl mehr oder weniger feststeht, sind Eigeninitiative, Kreativität und Flexibilität gefragt.

Welche Bereiche etwas für einen sind, für welche Berufe man am besten qualifiziert ist und welchen Weg man gehen möchte, das muss jeder Absolvent für sich selbst entscheiden. Hilfreich ist es aber in jedem Fall, den eigenen Blickwinkel zu erweitern und nicht nur die typischen Berufsfelder vor Augen zu haben. Denn häufig bieten gerade die anderen Bereiche neue Einblicke, Erfahrungen und Möglichkeiten. Der Weg muss also nicht zwangsläufig ins Archiv führen. Und wer sich nicht auf eine Stelle versteift, erspart sich häufig viel Frust und Verzweiflung. Es lohnt sich also, einfach offen zu sein, sich einzulassen auf neue Wege und Tätigkeiten. 

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