Vernetzt euch stärker! Sagt Daniel Held, freiberuflicher Online-Redakteur aus Köln. Foto: © Rurik Becker

"Es braucht Zeit, bis Networking sich auszahlt"

Networking in der Medienbranche: Daniel Held hat vor einem Jahr einen eigenen Stammtisch für Medienexpert/innen ins Leben gerufen. Hier berichtet er über seine Erfahrungen.

Viele Freiberufler arbeiten oft im stillen Kämmerlein. Sie haben zwar ein paar treue Kunden - aber kaum Kontakte in der Branche. Eine vertane Chance, sagt Daniel Held. Denn neue Kunden gewinnt man häufig über persönliche Kontakte. Der freiberufliche Online-Redakteur hat vor knapp einem Jahr einen eigenen Stammtisch für Medienexpertinnen und Medienexperten gegründet. Daniela Lukaßen sprach mit ihm über die Kunst des Networkings. 

WILA Arbeitsmarkt: Warum ist Networking so wichtig?

Daniel Held: Geschäfte werden zwischen Menschen gemacht, und deshalb ist es wichtig, dass man dafür eine persönliche Beziehung herstellt. Auch wenn man denkt, dass dabei rationale Gründe ausschlaggebend sind, spielen oft subjektive Faktoren und Sympathie eine Rolle, damit ein Geschäft zustande kommt. Außerdem ist es wichtig, ein ausgeprägtes Netzwerk zu besitzen, um im Falle von bestimmten Fragestellungen oder wenn man Hilfe benötigt, schnell den richtigen Ansprechpartner in seinen Reihen zu finden. 

Und was bringt das Networking ganz konkret?

Auf jeden Fall Aufmerksamkeit. Die Leute nehmen einen wahr. Man schafft einen Wiedererkennungswert und damit auch Interesse. Je häufiger man miteinander zu tun hat, desto mehr Vertrauen entsteht und desto eher ergibt sich eine konkrete Projektanfrage. Gerade für Selbstständige ist das wichtig.

Ist Networking eher was für Freiberufler?

Nein. Zum einen weiß man nie, wie sich die eigene Position entwickeln wird, ob man angestellt bleibt oder ob man auch einmal freiberuflich arbeitet. Außerdem muss es ja gar nicht ausschließlich um Kunden gehen. Es ist auch wichtig, sich mit Experten zu vernetzen, deren Unterstützung man vielleicht als Angestellter mal benötigt. Nach meiner Angestelltenzeit musste ich mir mein Netzwerk komplett neu erschaffen. Wenn ich bereits während dieses Arbeitsverhältnisses in dem Maße genetzwerkt hätte, wie ich es heute mache, hätte ich es beim Start in die Selbstständigkeit etwas einfacher gehabt.

Ist Networking nicht eher eine Modeerscheinung?

Networking war immer schon wichtig. Es wurde früher nur anders bezeichnet. Und gerade in Zukunft wird es wichtig bleiben. Selbst wenn eine Dienstleistung gut ist, ich aber keinen Draht zum Dienstleister finde, wird es schwer für ihn sein, seine Leistung zu verkaufen. Networking ist eben eine wichtige Quelle, um an Kunden und Kontakte zu gelangen. 

Sie betreiben in Köln einen Stammtisch für Medienexperten. Wie geht man da mit dem Thema Konkurrenz um?

Bei uns gibt es dieses Konkurrenzdenken nicht, weil wir sehr kooperativ sind und uns die Jobs untereinander zuspielen. Das heißt: Wenn einer gerade gut ausgelastet ist, vermittelt er Jobangebote weiter. Außerdem ist jeder auf etwas anderes spezialisiert, sodass für jeden etwas vom Kuchen übrig bleibt. 

Aber wie vermeidet man, dass man mehr  gibt, als man zurückerhält?

Das merkt man schnell. Wenn ich feststelle, dass ein Ungleichgewicht entsteht, bin ich dafür sensibilisiert und konzentriere mich gegebenenfalls auf andere Netzwerkpartner.

Soll man Networking auch über die eigene Branche hinaus ausdehnen?

Es ist schon wichtig, auch über den Tellerrand zu schauen. Ein gelegentlicher Abstecher ist sinnvoll, um Parallelen ziehen zu können. Hauptbereich sollte aber das eigene Metier sein. 

Wie gehen Sie das Netzwerken an?

An erster Stelle steht immer die andere Person und das, was sie umtreibt. Ich interessiere mich für das, was sie erzählt und versuche Hilfestellung zu leisten, wenn durchklingt, dass Hilfe benötigt wird. So verhalte ich mich bei neuen Kontakten. Bei Menschen, die ich schon länger kenne, geht es darum, die Beziehung zu pflegen und auf dem neuesten Stand zu halten. 

Und welche Kanäle nutzen Sie zum Netzwerken?

Offline meinen eigenen Stammtisch, dem Heldentreff für Medienexperten. Offline auch andere Netzwerktreffen, die als solche deklariert sind. Und ebenfalls offline bei jeder Gelegenheit, wo ich der Meinung bin, dass ein guter Draht zwischen mir und der anderen Person besteht. Online halte ich meine Kontakte in Xing nach. 

Wie viel Zeit braucht erfolreiches Netzwerken?

Das kommt immer darauf an, was man vorhat. Ich kann nur von mir sprechen und habe eineinhalb Jahre sehr intensiv genetzwerkt. Es braucht auf jeden Fall Zeit, bis es sich auszahlt. Man muss also Ausdauer mitbringen. Denn Networking ist nichts Kurzfristiges.

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