Der gute öffentliche Dienst
Verstaubtes Image: Viele Bewerberinnen und Bewerber entscheiden sich aus Sicherheitsgründen für einen Job in einer Behörde. Foto: Fotolia.de / © the_builder

Der gute öffentliche Dienst

Ein Job im Öffentlichen Dienst bedeutet Sicherheit und Beständigkeit. So ist das immer noch gültige Bild. Eine aktuelle Studie aber zeigt: Gerade Behörden und Verwaltungen befristen ihre Stellen, wo sie nur können.

Text: Andreas Pallenberg 

Was ist los mit dem öffentlichen Dienst? Wer früher in der Verwaltung arbeitete und sich anderen exekutiven Tätigkeiten bei Kommunen, Ländern oder beim Bund verschrieben hatte, der hatte praktisch ausgesorgt. Lebenslänglich. Bei allen Stürmen auf dem Arbeitsmarkt zeigte sich doch der öffentliche Dienst wie ein Fels in der Brandung.

Gut, wer mit der Karriere beim „Amt liebäugelte, brauchte für den Spott nicht weiter zu sorgen. Denn er galt als sicherheitsbedürftig, wenn nicht als angepasst oder gar spießig. 

Manche Arbeitsuchende würden inzwischen einiges geben für etwas mehr Sicherheit im Job und für mehr berufliche wie private Planungsperspektiven. Viele wandten sich deshalb ab von der freien Wirtschaft, wo immer häufiger befristet wurde. Sie sahen ihre Zukunft - Image hin oder her - im Schoße der öffentlichen Verwaltung.

Schaut man sich die neueste Studie des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) an, so wird sich aber manche/r die Augen reiben. Befristungsweltmeister ist längst nicht mehr die böse Wirtschaft, sondern der gute öffentliche Dienst.

Konkret: 2014 gab es im öffentlichen Dienst bei knapp 60 % aller Einstellungen Befristungen. In der privaten Wirtschaft dagegen nur bei 40 % im gleichen Zeitraum. Längst bekannt und berüchtigt ist dabei das Befristungsgebaren im öffentlichen Dienst der Wissenschaft.

Universitäten und Hochschulen konnten dort immer noch mit Sonderregeln Befristungen aussprechen und damit bei knappen Kassen ihrem Auftrag in Forschung und Lehre mehr schlecht als recht nachgehen. Aber diese Sonderverhältnisse in der Wissenschaft wurden bei diesen Zahlen gar nicht berücksichtigt. Es geht nur um Behörden, Ämter und Dienstleistungseinrichtungen der öffentlichen Hand.

Da aber wütet zur Zeit die "schwarze Null" unseres Herrn Bundesfinanzministers, der auch Ländern, Städten und Gemeinden das Maßhalten und ausgeglichene Haushalte verschrieben hat. Auch in Zeiten, in denen es an Personal (Schuldienst, Integration, Polizei etc. ) mangelt wie nie zuvor, wird an dieser schönen schwarzen Zahl nicht gerüttelt.

Um sporadische Engpässe abzufedern, werden deshalb auch im öffentlichen Dienst immer mehr Stellen mit Befristung eingesetzt. Man hat ja gelernt von der freien Wirtschaft und will sich ungern die "Ewigkeitskosten" der Unkündbarkeit an den Hals hängen.

Abenteuer eher beim Amt

Und diese Entwicklung ist keineswegs neu. Blickt man mit den IAB-Experten zurück auf die Jahre 2004 bis 2014, so war die Befristungsquote im öffentlichen Dienst schon lange deutlich höher als in der Privatwirtschaft. So ist es doch erstaunlich, wie sich das Image des fürsorglichen und jobstabilen öffentlichen Dienstes längst verändert hat, ohne das dies in der allgemeinen Öffentlichkeit wahrgenommen wurde.

Die IAB-Experten wunderten sich nicht nur, sondern liefern auch gleich ein paar Erklärungsmuster. Der öffentliche Dienst, der ja inzwischen mit ähnlichen Spardiktaten zu kämpfen hat wie die Privatwirtschaft, könne bei personellen Engpässen eben nicht so einfach die anderen, ebenso wirksamen wie umstrittenen Instrumente wie Leiharbeit, Kündigung oder freie Mitarbeit einsetzen wie die Personalstellen in der Wirtschaft.

Aber es gibt auch noch andere Befristungsmotive. So nannte die Privatwirtschaft als wichtigsten Befristungsgrund die Erprobung neuer Mitarbeiter, somit also eine Verlängerung der Probezeit, bevor man sich ewig bindet. Nach dem Prinzip hire and fire geht es dagegen eher im öffentlichen Dienst zu. Dort wurde als wichtigstes Motiv das Fehlen von Planstellen und Vertretungen genannt.

Wer das Abenteuer sucht, geht also zukünftig besser in den öffentlichen Dienst und überlässt die vergleichsweise sicheren Jobs in der Wirtschaft lieber den Angepassten, den Spießern und Spießerinnen ... 

Quelle: Öffentliche Arbeitgeber befristen häufiger und kündigen seltener als private; IAB-Kurzbericht 5/2016 (PDF)

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