Den zukünftigen Chef am Telefon? Ein Telefoninterview ist die erste Hürde in vielen Bewerbungsgesprächen. Foto: © Rido / Fotolia.de

"Ein Telefoninterview können Sie nicht aus dem Ärmel schütteln"

Erst mal telefonieren: Im Bewerbungsprozess greifen Arbeitgeber gerne zuerst zum Hörer. Das spart Zeit und Kosten - ist für die Bewerber allerdings sehr anspruchsvoll. Einige typische Fehler lassen sich einfach vermeiden.

Christine Pfeiffer kennt sich aus mit Telefoninterviews. Sie bietet Seminare, Trainings und Beratungen in den Bereichen Personalführung und Personalbetreuung an. Mit ihr sprach Daniela Lukaßen. 

Immer häufiger werden vor dem persönlichen Vorstellungsgespräch telefonische Interviews mit Bewerberinnen und Bewerbern geführt. Warum ist das im Rahmen von Bewerbungsverfahren so?

Christine-Pfeiffer-Telefoninterview-BewerbungChristine Pfeiffer: Das Telefoninterview ist ein ausgezeichnetes Instrument der Vorauswahl von Bewerber/innen und in manchen Fällen auch der direkten Bewerberauswahl.

Ein telefonischer Erstkontakt bietet Unternehmen die Möglichkeit, einen ersten Eindruck vom Bewerber zu erhalten, fehlende Informationen zu erfragen, eine Vorselektion/Selektion vorzunehmen und Marketing für das eigene Unternehmen zu betreiben.

Telefoninterviews gewinnen immer mehr an Bedeutung, da die Kosten der Bewerberauswahl durch dieses Instrument stark verringert werden können. Zudem wird die Treffsicherheit, den richtigen Kandidaten zu finden, wesentlich erhöht. 

Welches Ziel verfolgen Personaler mit dem Telefoninterview?

In erster Linie geht es darum, zu prüfen, ob der Kandidat die erforderlichen Hard Skills und vor allem die Soft Skills besitzt, die für eine erfolgreiche Ausübung der Tätigkeit wichtig sind. Außerdem wird getestet, wie gut er zum Unternehmen und vor allem ins Team passt.

Darüber hinaus erhält der Interviewer vom Bewerber noch Informationen zum Beispiel hinsichtlich Kommunikationsfähigkeit, Ausdrucksvermögen, Auffassungsgabe, Konzentrationsfähigkeit, Selbsteinschätzung und vielem mehr, was ebenfalls den persönlichen Eindruck vom Bewerber vervollständigt. Außerdem werden Fakten abgefragt, die für die Besetzung der vakanten Position von Bedeutung sind.

Worauf achten Personaler bei diesen Gesprächen?

Personaler achten vor allem auf folgende Dinge: Versteht der Bewerber die Fragen und kann adäquat, klar und treffend antworten? Kann er mir die für mich wichtigen Informationen kurz und prägnant liefern? Wie ist seine Kommunikation? Kann er sich gut ausdrücken? Hat er sich über unser Unternehmen und die Position gut informiert? Wie sind seine Erwartungen an die Position und unser Unternehmen? Kann er mein Interesse für seine Person wecken, so dass ich ihn zum persönlichen Gespräch einladen möchte?

Wie können sich die Kandidaten am besten auf das Bewerbungsgespräch am Telefon vorbereiten?

Die Kandidaten sollten sich in der Vorbereitung über das Unternehmen und die Position informieren. Oft kommt die Frage "Warum haben Sie sich beworben?" oder "Warum wollen Sie bei uns arbeiten?". An dieser Stelle sollten die Bewerber/innen gute Argumente bringen, warum das Unternehmen für sie interessant ist.

Auch den Lebenslauf sollten sie im Kopf haben, damit sie schnell entsprechende Antworten liefern können. Ebenso die eigenen Qualifikationen und Stärken. Das Telefoninterview ist für Bewerber eine Eigenmarketingaktion. Können sie sich gut präsentieren und wirkt dies glaubhaft und authentisch, ist das sehr positiv.

Welche sind die häufigsten Fehler und wie können sie vermieden werden?

Fehler Nr. 1: Viele unterschätzen das Telefon-interview und meinen, sie könnten es mal gerade aus dem Ärmel schütteln. Das ist eine falsche Annahme. Auch ein Telefoninterview ist ein Vorstellungsgespräch und hat große Wichtigkeit. Bewerber sollten sich genauso gründlich darauf vorbereiten wie auf ein Face-to-Face-Interview.

Fehler Nr. 2: Das Gespräch wurde nicht trainiert. Wenn ich als Bewerber weiß, dass ich am Telefon nicht sehr gut bin, sollte ich dies üben. Am besten mit dritten Personen, die den Bewerber wenig kennen und ihm unvoreingenommen gegenüberstehen.

Fehler Nr. 3: Unkenntnis über die Position und das Unternehmen. Für ein Unternehmen ist es wichtig zu wissen, warum der Bewerber diese Position bekleiden möchte und warum  er in sein Unternehmen möchte.

Fehler Nr. 4: Telefoninterviews unterliegen anderen Maßstäben als Face-to-Face-Interviews. Kommt es zu Missverständnissen oder haben Bewerber eine Frage nicht verstanden, trauen sie sich nicht immer, erneut nachzufragen. Dies verschlimmert in der Regel das Missverständnis oder die Bewerber geben falsche Antworten.

Ein weiterer Fehler: Im Rahmen eines Telefoninterviews möchte der Personaler den Bewerber näher kennen lernen und ihn einschätzen. Dies gelingt nicht, wenn der Bewerber zu viel oder zu wenig spricht. Dann erhält der Personaler nicht die Informationen, die er zur Beurteilung des Bewerbers benötigt.

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