WILA Mentoring:
Feedback hilft: Im WILA Mentoring-Projekt helfen erfahrene Berufstätige gerne. Foto: Fabian Stürtz / WILA Bonn

WILA Mentoring: "Ich sehe mich als Wegbegleiterin"

Jennifer Warkentin hat sich als ehrenamtliche Mentorin für unsere Initiative zur Verfügung gestellt. Wir sprachen mit ihr über ihre Beweggründe und ihre Erfahrungen.

Jennifer Warkentin schloss 2009 ihren Magisterabschluss in Amerikanistik und Deutsch als Fremdsprache ab. Zunächst arbeitete sie in diesem Bereich als Dienstleisterin. Heute unterstützt sie in der Personalabteilung eines mittelständischen Unternehmens Firmenmitarbeiterentsendungen. Mit ihr sprach Redaktionsleiter Andreas Pallenberg. 

Frau Warkentin, Sie haben sich als ehrenamtliche Mentorin für unser WILA Mentoring-Projekt gemeldet. Was hat Sie bewogen mitzumachen?

Warkentin-Mentoring-WilaJennifer Warkentin: Ich kann mich noch genau daran erinnern, dass ich mich oft allein gelassen gefühlt habe, als ich nach meinem Studium auf Stellensuche war. Wie oft habe ich mir gewünscht, dass mir jemand ein paar Tipps weitergibt, sich meine Bewerbungsunterlagen anschaut oder mir bei einer Tasse Kaffee berichtet, was man bei einem bestimmten Berufsfeld überhaupt für Tätigkeiten ausführt, wie die Person selbst dazu gekommen ist, in dem Bereich zu arbeiten und was ihr daran Spaß macht.

Da ich selbst schon einige Berufsfelder kennengelernt habe und grundsätzlich ein neugieriger Mensch bin, habe ich mir gedacht, dass es nicht schaden kann, das Mentorenprojekt einfach mal auszuprobieren und für andere ein solcher Wegbegleiter zu sein, wie ich es mir damals gewünscht habe.  

Sie hatten schon einige Kontakte mit Mentees. Wie lief das ab mit der Kontaktanbahnung?

Grundsätzlich ist die (interne WILA-)Plattform so aufgebaut, dass ich einem Mentee signalisieren kann, am Austausch interessiert zu sein. Zu dem Zeitpunkt kenne ich jedoch nur das anonyme Profil des Mentees. Der oder die Mentee erhält anschließend Einsicht in mein Profil und auch meine E-Mailadresse.

Daraufhin kann der Mentee entscheiden, ob Kontakt gewünscht ist oder nicht und wann dieser stattfindet. Es ist mehrmals passiert, dass ein Mentee mir erst Wochen oder gar Monate nach Kontaktaufnahme antwortete.

In welcher Form haben Sie das Mentoring realisiert? Telefonisch, persönlich, per E-Mail? Welche Form bevorzugen Sie dabei?

Zu Beginn versuchte ich es nur per E-Mail, merkte aber schnell, dass der Kontakt oberflächlich blieb oder einschlief. Deshalb vereinbarte ich später nach der ersten Kontaktaufnahme ein Telefonat, um auch genauer zu sondieren, was der Mentee für Erwartungen hatte. Diesem Telefonat folgten meist weitere.

Die Mentees, mit denen ich intensiver Kontakt hatte, haben alle am Ende eine Mischform der Kommunikation mit mir geführt, per Telefon und E-Mail und teilweise auch in Persona. Ich persönlich sehe das persönliche Gespräch als die fruchtbarste Austauschmöglichkeit.

Um welche wesentlichen Inhalte und Fragen ging es dann?

Mir war es immer wichtig, gleich zu Beginn klarzumachen, dass ich mich als Wegbegleiterin sehe. Ich bin kein professionell ausgebildeter Coach, sondern sehe meine Aufgabe darin, von meinem eigenen Berufseinstieg zu erzählen, Tipps weiterzugeben oder die verschiedenen Berufsfelder vorzustellen, in denen ich bereits gearbeitet habe.

Da ich in meinem Leben auch schon einige Vorstellungsgespräche als Bewerberin geführt und zahlreiche Bewerbungstrainings durchgeführt habe, kann ich auch in diesem Bereich mit Rat und Tat zur Seite stehen. Außerdem bin ich in der Lage, ein grundsätzliches Feedback zu geben, wie ich die Mentees einschätze und wie sie auf mich wirken.

Der Rest hing dann vom Mentee ab. Eine Person wollte gerne Vorstellungsgespräche üben und den Lebenslauf überarbeiten, eine andere war daran interessiert, von meinem Berufseinstieg zu hören und welche Tipps ich parat hatte oder wie ich Stolpersteine gemeistert habe, und jemand anderes wiederum interessierte sich für die verschiedenen Berufsfelder, in denen ich gearbeitet habe, oder brauchte einfach jemanden zum Reden oder zur Sondierung der eigenen Berufswünsche. Sehr oft war mein Eindruck, dass eine neue Perspektive oder andere Herangehensweise das schönste Geschenk war, das ich der Person machen konnte.

  • Wila-Arbeitsmarkt-Mentoring-ProjektDas ehrenamtliche WILA Mentoring-Projekt ist derzeit im Aufbau. Sie sind bereits länger berufstätig und haben Interesse, als Mentorin oder Mentor unseren Leserinnen und Lesern in beruflichen Fragen zu helfen? Wir freuen uns über Ihre Mail! Das Projekt lebt vom freiwilligen Engagement der Menschen. 
  • Melden Sie sich bitte unter aboservice (at) wilabonn.de mit dem Betreff: „mentor/in“. Wie das Projekt funktioniert beschreiben wir an dieser Stelle noch einmal genauer. 
  • Mehr zum Abonnement der WILA Infodienste steht auf unserer Abo-Seite.

Der mögliche Gewinn für die Mentees liegt auf der Hand. Sehen Sie Ihrerseits einen Gewinn für sich und worin liegt der?

Ich finde es wundervoll, wenn Menschen durch meine Erfahrungen Mut bekommen oder ihnen neue berufliche Perspektiven eröffnet werden. Aus diesem Grund habe ich auch meinen Blog „Berufseinstieg für Geisteswissenschaftler“ (www.geistesfindung.wordpress.com) gestartet. Jemanden außerdem auf der Reise ins Berufsleben ein Stückweit zu begleiten und vielleicht am Ende gesagt zu bekommen, dass meine Unterstützung wertvoll war, sind für mich ein Gewinn, der für kein Geld der Welt zu kaufen ist. 

Wie können Mentees ihre Profile optimieren, damit sie von den passenden Mentoren und Mentorinnen schneller gefunden werden?

Klar zu formulieren, was die Erwartungen an den Mentor oder die Mentorin sind und auch genau zu beschreiben, warum man sich, obwohl man eventuell bereits voll arbeitet, eine solche Unterstützung wünscht.

Vielen Dank!

Weitere WILA-Angebote