Arbeiten im Statebuilding
Die UN ist nur eine von vielen Organisationen, die auf der ganzen Welt helfen und Staaten wieder aufbauen. Foto/Copyright: Clipdealer

Arbeiten im Statebuilding

Berufsfelder: Wenn ein Krieg eine Region zerstört hat, wenn politische Krisen das Staatssystem ausgehebelt haben, braucht es Menschen, die beim Wiederaufbau helfen.

Text: Daniela Lukaßen

424 politische Konflikte und 21 Kriege: So lautet die bittere Bilanz des Heidelberger Instituts für Internationale Konfliktforschung für 2014. Und auch für dieses Jahr werden es sicher nicht weniger. Aber was passiert mit einer Region oder einem Land, in dem der Krieg endlich beendet ist? Dann beginnt der Wiederaufbau. 

Daran beteiligt sind viele Politikwissenschaftlerinnen, Soziologen, Sozialwissenschaftler, Juristinnen und Wirtschaftswissenschaftler. Sie sind für das sogenannte ‚Statebuilding‘ oder ‚Nationbuilding‘ zuständig. Wer in diesem Berufsfeld tätig ist, trägt dazu bei, die Sicherheit in einem Krisenland wiederherzustellen. 

Akademiker/innen, die in diesem Bereich arbeiten möchten, sollten sich gut vorbereiten. Die Auswahlkriterien sind hart, und das Berufsfeld ist längst nicht für alle Beschäftigten das richtige. Häufig werden die im Statebuilding Tätigen in Ländern eingesetzt, in denen die Sicherheitslage prekär und die Versorgung mangelhaft ist. Sie arbeiten mit Menschen, die durch Kriege und Konflikte traumatisiert sind, denen ideologische Ansichten eingetrichtert wurden und demokratische Vorgehensweisen häufig fremd sind.

„Die Welt ist unsicherer geworden. Daher handelt es sich beim Peacekeeping um einen Markt der Zukunft. Leider.“

Sie beobachten den Waffenstillstand von Minsk, helfen dabei, Korruption in staatlichen Einrichtungen abzubauen, unterstützen die Piraterie-Bekämpfung am Horn von Afrika, kommen im Sudan zum Einsatz, wenn es darum geht, die Verfassung neu zu schreiben und unterstützen Organisationen vor Ort, damit Sicherheit und Demokratie möglich werden.

Das Zentrum für Internationale Friedenseinsätze, kurz ZIF, rekrutiert, entsendet und qualifiziert im Auftrag des Auswärtigen Amtes ziviles Personal in Friedensmissionen und betreut dieses Personal vor, während und nach den Einsätzen. „In Friedensmissionen arbeiten Absolventen aller denkbaren Studienrichtungen“, erklärt Dr. Astrid Irrgang, die Leiterin des Bereiches Human Resources und stellvertretende Direktorin des ZIF.

Regelmäßig landen bei ihr Bewerbungen von Menschen, die in den Expertenpool des ZIF aufgenommen werden möchten, um später in multilaterale Friedensmissionen der EU, OSZE, NATO oder der UN überall auf der Welt vermittelt zu werden. 1.300 Expert/innen für unterschiedliche Themenbereiche sind in diesem Pool bereits registriert. Wer es bis dorthin schafft, hat bereits ein anspruchsvolles und mehrstufiges Auswahlverfahren durchlaufen. Im sogenannten „Competency Based Interview“ sprechen Bewerber/innen mit einer dreiköpfigen Jury über ihre Erfahrungen und Kompetenzen.

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Auch ein mehrtägiges Sicherheitstraining bei der Bundeswehr haben jene Menschen durchlaufen, die im Expertenpool des ZIF zu finden sind. „Ein klassisches Feld, in dem die ZIF-Experten tätig sind, ist zum Beispiel der Bereich der Rechtsexpertise. Aber auch politische Beratung, Logistik, IT oder Kommunikation sind Tätigkeitsfelder, die dazu gehören“, führt Irrgang aus. Sie erklärt, welche Voraussetzungen eine Person mitbringen muss, die im Auftrag des Auswärtigen Amtes in einer Friedensmission tätig werden möchte: „Die Bewerberin oder der Bewerber muss über eine drei bis fünfjährige Berufserfahrung verfügen.“

Außerdem sei es erfolgsrelevant, Regionalexpertise mitzubringen. „Man muss mindestens zwei UN-Sprachen sprechen können und natürlich psychisch und physisch fit sein“, betont die Personalleiterin. Auch interkulturelle Kompetenzen seien eine wichtige Voraussetzung, ohne die ein Arbeiten im Peacekeeping nicht funktionieren würde. Jungen Menschen, die sich eine Tätigkeit in diesem Bereich wünschen, rät sie dazu, sich früh einen umfassenden Einblick in die Vielzahl der Internationalen Organisationen zu verschaffen.

Hilfreich seien hierbei auch einschlägige Stipendienprogramme wie vom Mercator-Kolleg für Internationale Aufgaben, das Carlo-Schmid-Programm oder Junior Professional Officer-Positionen. Für die Zukunft erwartet Astrid Irrgang, dass der Bedarf an Mitarbeitenden im Peacekeeping steigen wird. „Seit 2008 hat sich die Anzahl der Konflikte und der Destabilisierungen von Staaten verdreifacht“, berichtet sie. „Die Welt ist unsicherer geworden. Daher handelt es sich beim Peacekeeping um einen Markt der Zukunft. Leider.“

Praxisbeispiele 

Dunja Speiser arbeitet als Projektmanagerin und Governance-Expertin beim Bureau for Institutional Reform and Democracy, BiRD GmbH, einer Consultingfirma im Bereich Governance und Demokratieförderung mit Hauptsitz in München. Zu ihren Aufgaben gehören die Bearbeitung von Ausschreibungen verschiedener Geber, die Erstellung von Projektanträgen, das Management von Projekten während der Durchführung wie auch Akquise und Geschäftsentwicklung.

Networking und Kommunikation mit Experten, Partnerfirmen und Auftraggebern ist elementarer Bestandteil der täglichen Arbeit. Als Expertin führt Dunja Speiser vor allem Kurzzeitprojekte wie beispielsweise Evaluierungen durch. Sie hat Politikwissenschaft studiert und viele Jahre in afrikanischen Postkonflikt-Staaten gearbeitet. Die Anforderungen an Beschäftigte im Statebuilding, so betont Speiser, würden sich je nach Tätigkeitsart voneinander unterscheiden.

„Als Experte oder Expertin im Feld muss man auf jeden Fall ein spezifisches Fachwissen und Erfahrung in einem oder mehreren Bereichen mitbringen. Die Basis für die Demonstration dieser Expertise bildet der Lebenslauf, der sich in möglichst vielen Datenbanken verschiedener Consultingfirmen, Gebern beziehungsweise spezifischer Rekrutierungsportalen befinden sollte“, erklärt Speiser. „Da der Umfang und die Anzahl der Jahre an Arbeitserfahrung in einem Fachbereich die Voraussetzung dafür sind, sich für spezifische Projekte zu qualifizieren, ist der Anfang einer Karriere als Consultant häufig nicht einfach.“

Ganz wichtig sei darum ein langer Atem. „Man sollte sich aktiv um Möglichkeiten bemühen, Erfahrungen im internationalen Entwicklungskontext zu sammeln und auch kleine Chancen nutzen, den Fuß ein Stück weiter in die Türe zu bekommen. Dabei sollte man zu einem hohen Arbeitseinsatz bereit sein.“ Praktika oder Traineeships, beispielsweise bei internationalen Organisationen oder in einer Consultingfirma, böten gute Möglichkeiten für erste Karriereschritte. 

Ein Nomadenleben als Consultant?

„Wer eine Karriere als Experte anstrebt, der ausschließlich als freier Consultant arbeitet und von Auftrag zu Auftrag zieht, von Projekt zu Projekt und meist auch von Land zu Land, Kontinent zu Kontinent, der sollte sich darüber im Klaren sein, was dies auch für sein Privatleben bedeuten kann“, gibt Dunja Speiser zu bedenken. Um diese Tätigkeit längere Zeit erfolgreich machen zu können, bedürfe es neben der inhaltlichen Expertise auf jeden Fall eines großen Interesses und der Begeisterung für den Job und die Themen, mit denen man sich beschäftigt. Auch ein hohes Maß an Stressresistenz, Flexibilität und die Fähigkeit, sich auf immer wieder  neue Situationen einzustellen, seien ebenso wichtige Voraussetzungen wie Offenheit und Neugierde für Neues und Anderes.

Der Politikwissenschaftler Dominik Grillmayer hat selbst einige Zeit lang im Statebuilding gearbeitet. Im BiRD betreute er internationale Entwicklungsprojekte zur Demokratieförderung. Sein geografischer Schwerpunkt lag dabei auf dem französischsprachigen Afrika. „Meine Aufgabe war es beispielsweise, entsprechende Experten zu rekrutieren und sie in die verschiedenen Projekte zu vermitteln“, erzählt Grillmayer, der heute als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutsch-Französischen Institut tätig ist.

"Berufseinsteiger arbeiten zunächst eher vom Schreibtisch aus"

Dort befasst er sich schwerpunktmäßig mit sozialen Sicherungssystemen in Frankreich und Deutschland sowie mit der Stadt- und Integrationspolitik. Zu seiner Stelle im BiRD kam er damals über ein Praktikum, wie er erzählt. Einen Königsweg, so betont er, gebe es aber nicht. Dennoch hat er einige Ratschläge für Akademiker/innen mit dem Berufswunsch Statebuilding. Zunächst müsse man wissen, was ein Job in diesem Bereich bedeute. „Häufig werden Berufseinsteiger nicht gleich in Projekten im Ausland eingesetzt. Sie arbeiten zunächst eher vom Schreibtisch aus, was sich aber in der Regel mittelfristig ändert. Hat man die Möglichkeit, in einem Projekt zu arbeiten, kann das schnell zum Selbstläufer werden und zu einer Art Diplomatenleben führen.“

Drei Monate im Sudan, eine längere Zeit in Malawi, mehrere Wochen Leerlauf, ehe dann eine Entsendung nach Ägypten erfolgt: Für eine Tätigkeit in diesem Berufsfeld seien häufige Wechsel und viele Kurzzeitprojekte nichts Ungewöhnliches. 

Genau diese Flexibilität, die den Beschäftigten abverlangt würde, betont auch Markus Lux, Gruppenleiter Bürgergesellschaft und Good Governance bei der Robert Bosch Stiftung. Die Stiftung engagiert sich unter anderem in verschiedenen Projekten, die Gesellschaften in Transformationsländern bei ihrer zivilgesellschaftlichen und demokratischen Entwicklung unterstützen. „Berufseinsteiger beginnen ihre Tätigkeit häufig zunächst als Assistenten oder als Projektmitarbeitende“, erklärt Lux und fügt hinzu: „Oftmals handelt es sich dabei um zeitlich befristete Tätigkeiten.

„Praktikums-Hopping vermeiden"

Entsprechend werden auch Arbeitsverträge nur für einen bestimmten Zeitraum geschlossen.“ Ziel der meisten Beschäftigten in diesem Bereich sei es, irgendwann eine Projektleitung übernehmen zu dürfen. „In dieser Position sind die Beschäftigten für die Erstellung des kompletten Konzeptes von der Planung bis zum Abschluss verantwortlich“, führt Lux aus. „Die Projektleiter sind auch im Bereich des Trainings zuständig. Das bedeutet, sie schulen entsprechende Beschäftigte.“

Absolventen/innen, die eine Karriere in diesem Tätigkeitsfeld anstreben, empfiehlt er eine bestmögliche Vorbereitung. „Natürlich sind fachliche Aspekte und Vorkenntnisse aus dem Studium bedeutsam, wichtiger ist aber etwas anderes. So müssen sich die Menschen mit der Sprache und Kultur eines anderen Landes auskennen. Momentan sind besonders Personen gefragt, die sich in der arabischsprachigen Welt gut zurechtfinden“, erklärt Lux und nennt als weiteres Must-have das Thema Auslandserfahrung. „Wer diese nicht nachweisen kann, muss sich in der Regel gar nicht erst bewerben“, gibt er zu verstehen.

Ein Au-pair-Jahr oder ein Schüleraustausch seien dabei nicht so entscheidend. „Es muss vielmehr ein Praktikum während des Studiums sein.“ Dennoch mahnt er besonders hinsichtlich des Themas Praktika zur Vorsicht. „Wir unterscheiden hier selbst zwischen Praktika und Hospitanzen. Eine Hospitanz findet nach dem Studium statt und wird entsprechend bezahlt. Von einem schlecht oder gar nicht bezahlten Praktikum rate ich nach dem Studium jedoch dringend ab. Ansonsten macht man sich billiger.“

Außerdem sei es sinnvoller, nur ein bis zwei intensive Praktika von drei bis sechs Monaten Dauer zu absolvieren. „Hier zählt die Qualität, nicht die Quantität. Junge Menschen sollten sich daher für Praktika entscheiden, die sie wirklich weiterbringen. Für Personen, die noch nicht im Ausland waren, kann ein Praktikum in einem anderen Staat sinnvoll sein.“ Ein „Praktikums-Hopping“ sollte man hingegen vermeiden.

„Die Menschen, die wir suchen, sollten auch eine Vision haben"

Angesichts aktueller Entwicklungen tut sich Lux jedoch schwer damit, von einem Königsweg zum Berufseinstieg zu sprechen. „Noch vor einigen Monaten hätte ich gesagt, wir brauchen Menschen, die sich angesichts der Griechenland-Krise mit Themen rund um diesen Schwerpunkt auskennen. Nun müssen wir uns mit ganz anderen Schwerpunkten wie dem Aspekt der Flucht beschäftigen. Und es sieht so aus, als würden wir zunehmend auch Menschen brauchen, die sich im Konfliktmanagement bestens auskennen“, erläutert er.

Er rät Akademikern/Innen darum dazu, sich selbst treu zu bleiben. „Wichtig ist es, dass sie zunächst ein Studium absolvieren, das sie erfüllt und das ihnen liegt. Viele junge Menschen machen das heute nicht mehr.“ Und er hat noch einen Tipp: Um die Ecke denken. „Das heißt konkret: Junge Menschen sollten sich Fähigkeiten aneignen, die auf den ersten Blick vielleicht gar nicht zu ihrem Studium passen, die aber Interesse wecken können.“ So sei der Lebenslauf von Geisteswissenschaftlern, die sich mit betriebswirtschaftlichen Dingen gut auskennt, für einen Personaler besonders spannend.

Die Themen Praktika und besondere Qualifikationen spricht auch Tilmann Feltes  an. Er arbeitet als Projektassistent bei der Konrad-Adenauer-Stiftung. Zuvor war er als Projektkoordinator beim Democracy Development Programme, kurz DDP, in Durban/Südafrika tätig. Dort unterstützte er beispielsweise die Gründung und Etablierung eines Netzwerks zur Vertretung der Interessen von Jugendorganisationen auf Provinzebene in KwaZulu-Natal.

Der Geograph und Politikwissenschaftler weiss, worauf es ankommt, wenn man sich für eine Stelle im Statebuilding interessiert. „Ein gutes Selbstmanagement und Eigeninitiative sind wichtig. Außerdem sollte man nicht ideologisch blauäugig vorgehen und die lokalen Gesellschafts- und Demokratiemodelle analysieren und verstehen können“, betont er. Er rät dazu, frühzeitig durch gut ausgewählte Praktika Erfahrungen im In- und Ausland zu sammeln.

Besondere Qualifikationen bei Menschen, die das Thema Statebuilding im Sinne der Demokratieförderung vorantreiben, hält Michael Karhausen für unumgänglich. Er ist Trainer an der Deutsche Welle Akademie, die auch Journalistinnen und Journalisten in Krisen- und Entwicklungsländern schult. „Wir gehen davon aus, dass gut ausgebildete Journalistinnen und Journalisten zu mehr Meinungsfreiheit und damit auch zu mehr Demokratie beitragen“, erklärt Karhausen. „Und dazu ist es wichtig, dass Journalisten ihr Handwerk verstehen. Das heißt, sie sollen sauber recherchieren und ausgewogen berichten und sich nicht als politische Aktivisten verstehen.“

In ihren Seminaren bildet die Akademie darum Dozenten/innen aus unterschiedlichen Ländern weiter, um die dortige Journalistenausbildung zu verbessern. „Lange Zeit ist es so gewesen, dass wir Trainer selbst in die jeweiligen Länder gereist sind, um Medienseminare zu geben. Heute schulen und beraten wir in den Ländern vor allem die Universitäten und Dozenten, damit sie in der Lage sind, junge Journalisten praxisorientiert auszubilden. Ziel ist es langfristig, dass wir uns dort komplett überflüssig machen.“

Wer als Trainer/in journalistische Lehrkräfte in anderen Ländern ausbilden möchte, muss einige Voraussetzungen mitbringen. „Wir brauchen zunächst Menschen, die über eine langjährige journalistische Berufserfahrung verfügen. Außerdem müssen sie als Trainer qualifiziert sein. Eine solche Trainerausbildung bietet die DW Akademie selbst an“, sagt Karhausen. Darüber hinaus sei es wichtig, die Länder und Regionen zu kennen, in denen man mit den Partnern arbeitet, um die dortigen Gegebenheiten besser einschätzen zu können.

„Die Menschen, die wir suchen, sollten auch eine Vision haben, nämlich die Vision, dass man mit den Partnern in den Ländern einen wichtigen Beitrag zur Presse- und Medienfreiheit leisten kann, um die demokratischen Strukturen dort zu fördern“, fügt der Journalist hinzu und ergänzt: „Und natürlich muss ein Trainer Spaß daran haben, anderen Menschen etwas zu vermitteln.“ Besonders gute Chancen in diesem Berufsfeld hätten Journalistinnen und Journalisten, die sich in einem neuen Fachgebiet gut auskennten. „Es gibt viele Kollegen, die Interviewtrainings anbieten, aber für uns sind besonders die spannend, die sich mit Social Media, Mobile Reporting und Online-Journalismus auskennen, weil das die neuen journalistischen Trends sind.“ 

Nachwuchstrainerinnen und angehenden Dozenten rät Karhausen dazu, zunächst viele journalistische Erfahrungen zu sammeln. „Dabei kommt es darauf an, auch andere Medien als das eigene kennenzulernen. Schließlich gilt, alle Medien mitzudenken. Ganz nach dem Motto: Das ist die Geschichte, und das sind die Vertriebswege.“

Mit dem Statebuilding, insbesondere mit der deutschen Demokratieförderung in Tunesien, hat sich auch Paula Beger in ihrer Masterarbeit auseinandergesetzt. Die akademische Mitarbeiterin am Institut für Politikwissenschaft der Universität Leipzig befasste sich dabei mit der ‚Deutsch-Tunesischen Akademie für Gute Regierungsführung‘. Dabei kam sie zu dem Ergebnis, dass Gleichberechtigung ein wichtiges Schlüsselelement für den Erfolg von Statebuilding ist. „Alle am Prozess Beteiligten müssen gleichberechtigte Partner sein“, erläutert Beger. Ein Top-Down nach dem Prinzip: die Fachleute aus Deutschland zeigen den Tunesiern vor Ort, wie etwas laufen muss, könne nicht funktionieren. „Augenhöhe innerhalb der Projekte ist ein essenzielles Kriterium.“

Fazit: Die Anforderungen für das Berufsfeld Statebuilding sind anspruchsvoll und erfordern viel Engagement. Aber nur wenige andere Jobs lassen die Beteiligten so direkt erleben, wie sinnvoll ihre Arbeit sein kann. 

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