Die guten Manager
Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer von gemeinnützigen Organisationen treibt die innere Überzeugung an – und nicht das Gehalt. Trotzdem dreht sich bei ihrer Arbeit vieles um Geld.
Es gibt in Deutschland tausende Non-Profit-Organisationen, die professionell geführt werden. In den Organisationen geht es um eine gemeinnützige Idee - und nicht darum, den Gewinn zu maximieren, wie in der Privatwirtschaft üblich.
In der Ausgabe 41, die vorige Woche erschienen ist, haben wir uns die Führungskräfte in Non-Profit-Organisationen genauer angeschaut. Was denken Sie über Ihre Arbeit? Wie entwickelt sich ihre berufliche Laufbahn? Welche Hürden mussten sie überwinden?
Dafür haben wir auch mit Martin Elbeshausen gesprochen. Der studierte Kunsthistoriker leitet heute die KulturLife gGmbH, eine Austauschorganisation für Schüler. Im Interview erzählt er, wie er zu seinem Job kam.
Herr Elbeshausen, wie wird ein Student der Kunstgeschichte später Geschäftsführer eines Non-Profit-Unternehmens?
Martin Elbeshausen: Das ist eine lange Geschichte. Um mir mein Studium in Kiel zu finanzieren, habe ich einen Job gesucht und für einen Verein gearbeitet, der deutsche Gastfamilien für französische Austauschschüler suchte. Das war ein ganz kleiner Verein, bei dem ich der einzige Mitarbeiter war. Das habe ich ein Jahr lang gemacht. Dann hat sich der Verein aufgelöst. Und die französischen Partner haben mich gefragt, ob ich nicht weitermachen wolle.
Da ich so auf die Schnelle keinen Verein gründen konnte, habe ich zusammen mit einer Kollegin eine GmbH gegründet. Und solange ich noch studierte, habe ich darüber mein Studium finanziert. Nach einer Weile war ich dann damit fertig, habe aber mit Kunstgeschichte keinen Job gefunden. Aber der Laden lief gut, und die Arbeit hat mir Spaß gemacht, also bin ich einfach dabei geblieben. Und über die Jahre ist das Unternehmen dann immer größer geworden.
Und wann haben Sie sich entschieden, gemeinnützig zu arbeiten?
Nach etwa zehn Jahren, als meine Geschäftspartnerin ausgestiegen ist. Es war schon immer mein Anliegen, für eine gemeinnützige Einrichtung zu arbeiten. Das war ein guter Zeitpunkt, um die GmbH in eine gemeinnützige GmbH umzuwandeln.
Warum haben Sie sich für diesen Schritt entschieden?
Es passte einfach zu der Tätigkeit, die wir ausüben. Das Ziel meines Unternehmens war es immer, die Völkerverständigung zu fördern. Außerdem verstehe ich mich als einen Unternehmer, der mehr für seine Arbeit als für seinen Kapitaleinsatz bezahlt werden möchte. Ich fand es immer unfair, entstehende Gewinne dem Unternehmer zukommen zu lassen anstatt dem Unternehmen oder allen Mitarbeitern, die daran mitgewirkt haben.
Aber mit der GmbH würden Sie heute wahrscheinlich mehr Geld verdienen oder?
Das könnte man vermuten, aber praktisch ist der Unterschied überschaubar.
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Wie finanzieren Sie sich heute?
Ganz einfach über die Leistungen, die wir anbieten. So bezahlen die Gastschüler, denen wir eine Familie vermitteln, einen bestimmten Betrag. Für ein Jahr USA werden rund 10.000 Euro gezahlt. Außerdem bekommen wir auch Geld von öffentlichen Einrichtungen. Und wir bieten Programme an, die vom Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit oder der EU finanziert werden, für die wir dann Teilnehmer suchen. Was uns von anderen unterscheidet ist, dass wir keine institutionelle Förderung bekommen, einfach nur dafür, dass wir da sind. Wir müssen mit unserem Angebot immer wieder so viel Überschuss erzielen, dass wir unsere eigenen Kosten decken können.
Macht es das nicht manchmal schwieriger?
Definitiv ja, aber es ist auch etwas, was uns als gemeinnützige Einrichtung wach hält. Wenn uns jemand nur dafür Geld geben würde, dass wir da sind, glaube ich schon, dass das zu einer gewissen Trägheit führen würde.
Glauben Sie, dass sich die Gemeinnützigkeit auch in Ihrem Führungsstil widerspiegelt?
Ich würde nicht behaupten, dass sich der Führungsstil in gemeinnützigen Unternehmen generell von dem in gewinnorientierten unterscheidet. Gemeinnützige Unternehmen sind aber komplexer als gewinnorientierte, weil sie nicht nur Geld verdienen, sondern auch noch eine ganze Reihe weiterer Ziele verwirklichen müssen. In unserem Fall eben die Förderung der Völkerverständigung. Das müssen wir gegenüber den Geldgebern nachweisen.
Idealerweise sollte der Führungsstil das widerspiegeln. Man kann aber sicher auch eine gemeinnützige Einrichtung mit einem eher autoritären Führungsstil erfolgreich leiten. Sofern man Mitarbeiter hat, zu denen dieser Führungsstil passt.
Welche Qualifikationen müssen Ihre Mitarbeiter mitbringen?
Unsere Bewerber müssen kein bestimmtes Studium abgeschlossen haben. Ideal sind Leute, die selbst über Auslandserfahrung verfügen und an deren Lebenslauf man erkennen kann, dass sie das Thema Interkulturalität und Reisen begeistert.
Was haben Sie persönlich dabei gelernt?
Meine Qualifikationen aus dem Kunstgeschichtsstudium prädestinierte mich in keiner Weise dafür, ein Unternehmen zu leiten. Deshalb habe ich vor einigen Jahren einen Fernlehrgang MBA in in England gemacht, um mir die notwendigen betriebswirtschaftlichen Kenntnisse anzueignen.
Vielen Dank!
Martin Elbeshausen ging nach dem Abitur ein Jahr nach Peru, wo er mit dem Lkw von der Küste bis zu den Anden fuhr. Nach dem Studium der Kunstgeschichte gründete er 1995 die KulturLife gGmbH, die er seitdem leitet. Das Interview mit ihm führte Birte Schmidt.