Sechs Fragen für die Jobsuche
Wohin geht die Reise? Viele Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger wollen ihre Träume verwirklichen. © drubig-photo / Fotolia.de

Sechs Fragen für die Jobsuche

Fragen Sie unseren Coach (Teil 12): Volle Konzentration auf den Traumjob? Oder doch besser in Alternativen denken? Karrierecoach Johannes C. Seybold gibt Berufseinsteiger/innen Tipps.

Die Frage:

Ich möchte später unbedingt bei einer Nichtregierungsorganisation arbeiten. Trotzdem plagen mich manchmal Zweifel: Was ist, wenn ich es nicht schaffe? Wenn ich mich in eine Sackgasse manövriere? Ich möchte schließlich auch irgendwann eine Familie gründen und genügend Geld zum Leben haben.

Die Antwort von Karrierecoach Johannes C. Seybold:

Manche Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger fixieren sich stark auf eine bestimmte Richtung. Das ist auch grundsätzlich nicht schlecht. Von alleine kommt schließlich nichts und man muss für den Erfolg hart arbeiten. Aber solch eine Fixierung kann auch dazu führen, dass man verkrampft und blockiert. Es ist wie ein Tunnel, aus dem man nicht mehr herauskommt. 

Auf der anderen Seite gibt es auch Absolventinnen und Absolventen, die extrem viele Interessen haben und sich ganz unterschiedliche Berufe vorstellen können. Sie haben das umgekehrte Problem: Sie haben nicht ein Ziel, sondern einen ganzen Strauß voller Ideen.

In beiden Situationen hilft es, einen Schritt zurückzutreten und systematisch seine Situation zu analysieren. Folgende sechs Leitfragen helfen Ihnen dabei:

1. Wo komme ich her? Jede Akademikerin und jeder Akademiker hat bereits einen bestimmten Weg zurückgelegt - vom Studium über Praktika bis zu ehrenamtlichen Tätigkeiten. In welchen Bereichen haben Sie Erfolge gefeiert? Wo haben Sie positives Feedback bekommen? Schreiben Sie Ihre Stationen auf.

2. Wer ist beteiligt? Niemand entscheidet völlig frei und alleine. Bei jedem gibt es ein privates Umfeld, das Entscheidungen mit beeinflusst. Berufliche Wünsche werden häufig durch die Vorstellungen der Eltern geprägt. Sei es, dass man die gleiche Richtung einschlägt oder bewusst einen anderen Weg geht.

3. Was ist dringlich? Bei dieser Frage geht es um Ihre praktische Situation. Manche Begebenheiten lösen einen konkreten Druck aus. Zum Beispiel, wenn Sie Geld für die Miete oder für Ihre Krankenversicherung brauchen. Auch diese Aspekte sollten Sie klar auflisten.

4. Was inspiriert mich? Hier geht es um Ihre positiven Gefühle. Welche beruflichen und privaten Situationen geben Ihnen einen Kick? Was spornt Sie an? Niemand ist ein Roboter, der von neun Uhr morgens bis fünf Uhr abends starr durcharbeitet. Wenn Sie begeistert sind, liefern Sie auch gute Arbeit ab.

5. Welche Ungewissheiten gibt es? Unter dieser Frage sortieren sich alle Sorgen und negativen Gedanken, die sich auf Ihr allgemeines Leben beziehen. Zum Beispiel, wenn Sie die Sorge haben, dass Ihr befristeter Vertrag nicht verlängert wird. Oder wenn Ihre Beziehung kriselt und Sie die Sorge haben, dass Ihr Partner oder Ihre Partnerin Schluss macht.

6. Was ist am Wichtigsten? Zum Schluss setzen Sie Prioritäten. Erstellen Sie also eine Rangfolge, welche Dinge am Wichtigsten sind. Wenn Sie kurzfristig 2.000 Euro brauchen, müssen Sie daran als Erstes arbeiten. Wenn die Familienplanung jetzt ansteht hat es eine andere Priorität als in zwei Jahren.

Für alle Schritte gilt: Sie sollten alle Punkte unbedingt auf Papier festhalten. Nur dann bekommen Sie Ihre „Mühlsteine“ auch aus dem Kopf. 

Ich selbst habe übrigens Politikwissenschaft studiert und wollte unbedingt bei der UNO arbeiten. Es hat auch geklappt. Doch rückblickend gab es viele weitere spannende Stationen in meinem Berufsleben.

Ich rate Ihnen dazu, Ihre Perspektive zu erweitern. Vielleicht haben Sie ja noch ganz andere Talente? Es gibt viele interessante Jobs im Umfeld von Nichtregierungsorganisationen. Bei Ihrer Suche wünsche ich Ihnen viel Erfolg!

Zum Coach

Jobsuche-Seybold-CoachJohannes C. Seybold ist Personal, Business und Team Coach mit langjähriger internationaler Führungserfahrung und Berufserfahrung im Personalmanagement. Er begleitet seine Coachees bei Veränderungsprozessen. Als Karrierecoach bietet er einen Kompass zur Positionierung in einer komplexen Arbeitswelt: Stärkung der persönlichen Ressourcen, Verbesserung der Sozialkompetenz und des Selbstmarketings und intensive Vorbereitung auf Bewerbungsgespräche. Als Führungskräftecoach eröffnet er neue Perspektiven und Lösungen durch vertrauensvolle Gespräche auf Augenhöhe. 

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Protokoll: Benjamin O'Daniel

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