Mit der Kamera durch die Meere: Dr. Wolfgang Tins hat sein Hobby zum Beruf gemacht. © Brian Kinney / Fotolia.de

"Ich hatte kein Bedürfnis nach Luxus"

Grüne Selbstständige (Teil 1): Als Unterwasserfilmer bereiste der promovierte Biologe Dr. Wolfgang Tins mehr als 25 Jahre die Welt. Jasmin Welker beschreibt, wie er sich seine Selbstständigkeit aufgebaut hat.

Wolfgang Tins‘ Erfolgsrezept kann man als eine Mischung aus fachlicher Expertise, Glück und den richtigen Kontakten beschreiben. Als Unterwasserfilmer begann der promovierte Biologe bereits in den 80er Jahren für unterschiedliche Institutionen zu arbeiten. Seine Dokumentationen liefen unter anderem in der ARD und der Deutschen Welle. Ein Film wurde auch am renommierten Alfred-Wegener-Institut gezeigt. Der damalige Leiter war von der fachlichen Qualität des Filmes begeistert. Wolfgang Tins nutzte die Gelegenheit und kontaktierte den Professor. Daraufhin wurde er auf eine sechseinhalb-wöchige Expedition mit dem Forschungsschiff “Polarstern“ eingeladen.

WolfgangTinsNach seiner Promotion im Jahr 1981 über Eutrophierungsprobleme hatte er den Plan gefasst, sein Hobby zum Beruf zu machen. Der Anfang als selbstständiger Unterwasserfilmer war jedoch nicht einfach. Seine Unterwasser-Filmkamera ließ er nach seinen Vorstellungen bauen. Dafür und für die sonstige Filmausrüstung musste er fünfstellige Beträge investieren. Bei der Finanzierung geholfen hat ihm seine Hausbank: „Die Leute dort kannten einen, und Banken sind damals höheres Risiko eingegangen“, erzählt der 69-jährige Bayer. Neben einem Film-Equipment brauchte er auch eine professionelle Tauchausstattung. Durch PR-Filme für Hersteller von Tauchausrüstung wurde er in der Szene bekannt. Hatte er einen Drehauftrag, statteten sie ihn mit dem notwendigen Equipment aus. 

Mit einer Ausnahme machte er nur Auftragsproduktionen. Das heißt, er verkaufte die kompletten Rechte an die Fernsehanstalten. Wichtig war Verhandlungsgeschick. „Meine Vorstellung über die Bezahlung war eigentlich immer 100 Prozent höher als die Mittel der Sender.“

Sein Motto zu Beginn seiner Selbstständigkeit lautete Sparsamkeit. „Ich hatte kein Bedürfnis nach Luxus. Wir fuhren immer nur kleine und billige Autos und machten nur günstige Urlaube.“ Unterstützung bei seinem Vorhaben „Selbstständigkeit“ erhielt er auch von seiner Frau, die als Lehrerin Beamtin auf Lebenszeit war. „Ich hätte das nicht so einfach gemacht, wenn ich nicht dadurch eine gewisse Rückversicherung gehabt hätte.“ Reich geworden ist Wolfgang Tins durch seine Arbeit nie, aber zu „ausreichenden“ Wohlstand mit eigenem Haus haben er und seine Familie es trotzdem gebracht.

„Man sollte nicht zu feste Ziele haben."

„Ich habe es nie bereut, mich selbstständig gemacht zu haben.“ Das glaubt man ihm gerne. Wenn er von seinen vielen Reisen zu Drehorten erzählt, fallen Namen von exotischen Ländern. Ein Hauch von Abenteuer liegt dabei in der Luft. Natürlich gab es Probleme, aber die löste er mit einem gewissen Tüftler-Geist. „Ich war immer schon neugierig.“ Einmal baute er beispielsweise auf einem Schiff fernab der Heimat ein kaputtes Kamera-Objektiv komplett auseinander. Eine wirkliche Ahnung von der Technik hatte er damals nicht.Trotzdem funktionierte es danach wieder einwandfrei. 

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Die Dinge, von denen er nichts verstand, lagerte er aus. Für seine Steuererklärung suchte er sich eine Fachkraft. Zeitweise hatte er auch Angestellte, die beispielsweise sein Dia-Archiv eingerichtet und digitalisiert haben. Berutstätigen Personen, die sich selbstständig machen wollen, rät er, für Alternativen offen zu sein: „Man sollte nicht zu feste Ziele haben. Wenn etwas nicht funktioniert, sollte man sich fragen: Was muss ich ändern, was kann ich sonst noch machen?“

Dass Wolfgang Tins das selbst praktiziert hat, merkt man an der langen Liste an Dienstleistungen, die er anbietet: Neben den Foto- und Videoaufnahmen veröffentlichte er zum Beispiel eine Walstimmen-CD im Ample-Verlag und bei Greenpeace und übernahm die deutsche Fachbearbeitung für ein großes National-Geographic-Walbuch. Wenn man ihn fragt, ob er sich denn nicht mit seinen beinahe 70 Jahren zur Ruhe setzen will, wirkt er erstaunt. Momentan hält er beispielsweise in der Erwachsenenbildung Vorträge über naturwissenschaftliche Themen. „Mir macht es einfach zu viel Spaß, was ich mache. Da denke ich nicht ans Aufhören.“

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