Grüne Nischen
Welcher grüne Job passt zu mir? Und wie finde ich ihn? Ein Rundgang durch die "grünen Nischen" auf dem Arbeitsmarkt. © Andrey Popov / Fotolia.de

Grüne Nischen

Ob Umweltreferentin oder Nachhaltigkeitsbeauftragter: Jenseits der verbreiteten Suchroutinen finden sich immer wieder Beschäftigungschancen in unerwarteten Nischen – vorausgesetzt, man weiß, wonach man sucht.

Von Daniela Lukaßen

Ob in der Beratung von Umweltverbänden, in Stadtverwaltungen oder in der Forschung: Umweltwissenschaftlerinnen und Umweltwissenschaftler sind in den unterschiedlichsten Branchen zu finden. Rund zwei Millionen Arbeitsplätze hat es im Jahr 2010 im engeren Bereich des Umweltschutzes gegeben.

Zu dieser Zahl kam eine Studie, die das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung im Auftrag des Bundesumweltministeriums und des Umweltbundesamtes durchgeführt hat. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse unter dem Titel „Beschäftigungswirkungen des Umweltschutzes in Deutschland im Jahr 2010“, herausgegeben vom Umweltbundesamt.

Seit dem Jahr 2002 ist die Zahl der Arbeitsplätze rund um das Wirkungsgebiet des Umweltschutzes somit um fast eine halbe Million angestiegen, und auch weiterhin wird ein gegenüber der Gesamtwirtschaft überproportionales Beschäftigungswachstum erwartet. Die meisten der Beschäftigten, nämlich rund 1,2 Millionen Menschen, seien im Jahr 2010 im Bereich der umweltschutzorientierten Dienstleistungen tätig gewesen. Ein Großteil von ihnen, über 116.400 Personen, haben in der Land- und Forstwirtschaft gearbeitet, gefolgt von den Bereichen Bergbau und verarbeitendes Gewerbe sowie der Energie- und Wasserversorgung.

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Wenn man sich diese Berufsfelder anschaut, wird deutlich: Es sind eben jene Berufsfelder, die vom überwiegenden Teil der Absolventinnen und Absolventen angestrebt werden und die ganz sicher auch den überwiegenden Teil dieser Bewerberinnen und Bewerber gut gebrauchen können. Ebenso wie die öffentliche Verwaltung, das Berufsfeld von Erziehung und Lehre und viele andere gehören sie zu den Klassikern, wenn es um grüne Berufe geht.

Und die Personen, die einen solchen „Nachhaltigkeitsjob“ ergreifen möchten, haben auch meist klare Vorstellungen davon im Kopf, wo sie sich umschauen müssen, um fündig zu werden. Der erste Blick bei der Suche nach grünen Berufen führt bei vielen Interessenten oft in die Landschafts- sowie in die Naturschutzplanung, in den Gewässerschutz, das Schutzgebiete-Management, das Feld der Umweltplanung, die Umweltüberwachung, die Umwelterziehung oder die Umweltvorsorge.

Selbst die Öffentlichkeit scheint klare Vorstellungen davon zu haben, was grüne Stellen sind und vor allem, in welchen Branchen sie angesiedelt sind. Die Wochenzeitung Die Zeit beispielsweise betitelte einen Artikel zum Thema grüne Berufe, erschienen im Februar 2014, mit „Jobs für Mülltrenner“. Dabei sind grüne Berufe heutzutage sehr viel mehr, auch wenn dieser Titel etwas ganz anderes vermuten lässt. Zwar liefert auch Google bei dem Stichwort „grüne Berufe“ in erster Linie und dank der entsprechenden Imagekampagne des Deutschen Bauernverbands immer noch Ergebnisse rund um die Landwirtschaft, aber jenseits des „grünen Mainstreams“ gibt es jede Menge anderer Einsatzfelder – die Leserinnen und Leser unseres Informationsdienstes Umweltschutz dürfte das nicht besonders überraschen.

Aber selbst diejenigen, denen das theoretisch klar ist, haben gelegentlich Schwierigkeiten, sich hier aktiv auf Jobsuche zu begeben. Denn wo soll man schon suchen, wenn die ausgefallenen Berufsfelder im Umweltschutz nicht mal von der offziellen Statistik, geschweige denn von den Jobmaschinen im Internet aufgeführt werden?

Wer denkt schon bei den Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit beispielsweise an den Sport? Doch auch in Sportverbänden, Fußballvereinen und anderen Bereichen rund um den Sport sind Nachhaltigkeitsmanager und Co. damit beschäftigt, die Aspekte Umwelt, Energie und Klima auf die Agenda zu bringen, entsprechende Konzepte zu schreiben und diese auch auf unterschiedlichsten Wegen umzusetzen. Nachhaltigkeitsmanager oder Umweltbeauftragte in Sportverbänden erarbeiten Pläne zur nachhaltigeren Gestaltung von Fußballstadien, befassen sich mit der Frage, wie der anfallende Abfall bei Turnieren reduziert werden kann und machen sich Gedanken darüber, wo sich Einsparpotenziale hinsichtlich Strom und Papier in den Verwaltungen der großen Sportclubs ergeben.

Doch neben dem Sport bieten auch andere Berufsfelder neue und herausfordernde Tätigkeitsbereiche für Umweltwissenschaftler. In der Serie „Jobmotor Nachhaltigkeit“ haben wir uns in unserem Infodienst mit den unterschiedlichsten Arbeitsfeldern und ihrer „Ergrünung“ auseinandergesetzt, und schon in dieser Serie wurde klar: Es gibt sie, die grünen Nischen. Stellen für die Umweltwissenschaftlerinnen und Nachhaltigkeitsmanager also, die keinen Job von der Stange wollen, sondern nach einer beruflichen Beschäftigung suchen, die vielleicht sogar Pilotcharakter hat. Sei es in der Automobilindustrie, im Bereich der Nahrungsmittel, in der Bildungsbranche, der Finanzwirtschaft, dem Tourismus oder im Umfeld von Kliniken und Kultureinrichtungen: Gerade grüne Nischen bieten oft eine gute Möglichkeit, um persönliche Neigungen und fachliche Kompetenzen unter einen Hut bringen zu können.

Allerdings gilt es besonders hier, ganz genau hinzuschauen und sich intensiv mit der Stellensuche zu befassen. Denn in den seltensten Fällen werden im Bereich der grünen Nischen Menschen eingestellt, die sich einzig aufgrund ihres Studiums für eine Stelle qualifizieren. Häufig sind zusätzliche Qualifikationen, Soft-Skills und Erfahrungen ein bedeutendes Kriterium, die das Rennen um die ausgefalleneren Jobs letztendlich entscheiden.

Für Menschen, die sich beispielsweise schon lange in ihrer Kirchen engagieren, kann die Tätigkeit als Klima-, Umwelt- oder Nachhaltigkeitsbeauftragter in diesem Bereich eine alternative Möglichkeit zu herkömmlichen „grünen“ Jobs darstellen. Und auch andere Vorlieben, Hobbys und besondere Erfahrungen können eine bedeutende Rolle für die Jobsuche spielen. Ganz wichtig, besonders in den grünen Nischen, ist: Die gezielte Suche ist entscheidend, und am erfolgreichsten ist die Suche in den Netzwerken, die man sich in Ehrenamt, vorangegangenen beruflichen Stationen und jenseits des offenen Stellenmarkts erschlossen hat.

Um eine Stelle in einer grünen Nische zu finden, die wirklich auf das eigene Profil und die eigenen Stärken und Qualifikationen zutrifft, sollten Bewerberinnen und Bewerber sich selbst einige Fragen stellen. Welches Unternehmen bzw. Arbeitgeber passt zu mir und meinen Interessen? Warum komme gerade ich für eine bestimmte und eher außergewöhnliche Stelle in Frage? Und welche Erfahrungen habe ich vielleicht gesammelt, die mich zu dem perfekten Bewerber machen?

Die Antworten auf diese Fragen sind für die Stellensuche in den Nischen noch entscheidender als für die „Mainstream-Sucher“. Sicherlich macht es für Bewerber, denen die Kirche als Einrichtung sowie ihre Wertvorstellungen und Prinzipien völlig fremd sind, weniger Sinn, sich gerade dort als Umweltberater zu bewerben. Denn abgesehen davon, dass die Konkurrenz derer, die die geeigneteren Voraussetzungen, Vorerfahrungen und Kenntnisse mitbringen, sehr hoch sein wird, wird die Stelle den Beschäftigten perspektivisch nicht erfüllen. Und das ist insbesondere in den grünen Nischen eine der wichtigsten Voraussetzungen. Ohne die Passion, sich in einem speziellen Bereich für den Umweltschutz engagieren zu wollen, geht es oft nicht. Denn während Gehälter, Sozialleistungen und andere Vorteile in traditionellen Umweltschutzbranchen zu guten Konditionen für die Mitarbeitenden führen, kann es in den grünen Nischen gelegentlich ein wenig anders aussehen.

Besonders in Bereichen, in denen die Beschäftigung mit dem Umweltschutz und die Einstellung entsprechender Mitarbeiter noch ein Novum ist, haben die Arbeitsstellen oft noch eine Art Projektcharakter. Das bedeutet etwa, dass die Stellen in der Regel nicht selten befristet sind. Denn häufig möchten sich Aufsichtsräte und Vorgesetzte zunächst von der Sinnhaftigkeit einer solchen Stelle überzeugen, ehe sie sie fest in ihren Stellenplan aufnehmen. Unbefristete Arbeitsplätze sind daher eher rar, wenn es um Bereiche geht, in denen die Beschäftigung eines Umweltbeauftragten noch Neuland ist.

Darüber hinaus ist es häufig so, dass es große Unterschiede in der Bezahlung der Mitarbeitenden gibt. Und gerade kleinere Einrichtungen, die erstmals eine Stelle für einen Nachhaltigkeitsmanager, Klimabeauftragten oder Umweltreferenten einrichten, bezahlen tendenziell eher weniger als große Organisationen, für die eine solche Stelle schon seit vielen Jahren ganz selbstverständlich ist.

Doch obwohl sich viele Unternehmen erst langsam an die Einrichtung von Stellen für Umweltwissenschaftler herantasten, wird schon heute klar, dass diese Stellen in Zukunft vermehrt zu finden sein werden. Der grüne Arbeitsmarkt dehnt sich aus, und mit ihm steigen auch die Jobchancen für Umweltwissenschaftler jenseits der klassischen Einsatzfelder.

Sophie Goebel ist Umweltreferentin bei den Grünen in Bonn. „Eigentlich habe ich beruflich zunächst etwas ganz anderes mit meinem Studium vorgehabt“, sagt Sophie Goebel. Die studierte Forstwissenschaftlerin arbeitet heute als Umweltreferentin in der Geschäftsstelle der Grünen Bonn. „Nach der Uni habe ich zunächst ein Referendariat im Freistaat Thüringen gemacht“, erzählt sie. Als persönliche Referentin in der Landesforstverwaltung war sie in ganz unterschiedliche Themen eingebunden.

Ein Punkt, der ihr auch in ihrem späteren Berufsleben zugute kam. Zum Beispiel als sie in die Landesvertretung nach Brüssel wechselte. „Während meiner Zeit in Brüssel war ich besonders häufig in Themen rund um die europäische Gesetzgebung involviert“, sagt sie. „Und auch mit der FFH-Richtlinie, der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, habe ich mich intensiv befasst und war an deren Umsetzung beteiligt.“ Die Jahre in der Landesvertretung in Brüssel seien für Sophie Goebel sehr interessant, abwechslungsreich und lehrreich gewesen, wie sie erklärt.

Als dann ihre Tochter geboren wurde, ließ sie sich zunächst beurlauben. „Während dieser Zeit habe ich mich umgeschaut, wie ich im Rheinland, wo ich ursprünglich herkomme, wieder Fuß fassen könnte“, erzählt sie. Um sich weiterzubilden, studierte sie an der Alanus Hochschule in Alfter Pädagogik. „Mir war es wichtig, die Bereiche Umwelt und Pädagogik in irgendeiner Form sinnvoll miteinander verknüpfen zu können“, sagt sie.

Per Zufall stieß sie dann auf eine Stellenanzeige, mit der die Grünen in Bonn nach einer oder einem Umweltreferenten suchten. Punkten können habe sie besonders mit ihrer Vielseitigkeit, vermutet Sophie Goebel. „Sicherlich waren mein Einsatz und meine unterschiedlichen Tätigkeitsbereich in Brüssel und damit auch die gesammelten beruflichen Erfahrungen ausschlaggebend dafür, dass ich letztendlich die Stelle bekommen habe“, sagt sie.

Bei den Grünen ist sie für alles zuständig, was im Bereich der Umweltthemen anfällt. „Zum Beispiel, wenn es um Handlungsfelder wie die Umweltzone, den Wald, geschützte Arten in Bonn und viele andere Schwerpunkte geht“, erklärt die Forstwissenschaftlerin. „Ich befasse mich beispielsweise mit der Frage, wie wir Grünflächen ökologischer ausrichten können und wie sich etwa Photovoltaik sinnvoll einsetzen lässt.“ Auch im Umweltausschuss arbeitet Sophie Goebel mit.

Darüber, dass ihre berufliche Tätigkeit so abwechslungsreich und vielseitig ist, ist sie besonders froh. „Meine Arbeit macht mir sehr viel Spaß. Das Schöne ist beispielsweise, dass ich immer auch eigene Ideen einbringen kann“, erklärt sie und ergänzt: „Während meiner Tätigkeit für das Landesforstamt habe ich vieles in erster Linie abgearbeitet. Hier ist es mir möglich, vieles selbst zu konzipieren und zu erarbeiten.“

Jungen Akademikern, die sich für eine ähnliche berufliche Tätigkeit interessieren, rät Sophie Goebel dazu, so früh wie möglich erste berufliche Erfahrungen zu sammeln. „Praktika beispielsweise sind das A und O, wenn es um das Thema Bewerbungen geht“, sagt sie. „Doch auch die jungen Menschen selbst profitieren deutlich von diesen ersten Erfahrungen.“ Während ihrer Arbeit für die Landesforstverwaltung habe sie mal auf der personalgebenden Seite gesessen.

„Und da waren die Unterschiede zwischen den Bewerbern, die bereits erste Erfahrungen gesammelt haben, und jenen, die bisher nur in der Uni gewesen waren, enorm“, erinnert Goebel sich und ergänzt: „Menschen, die schon Praktika gemacht haben und die wissen, was im Berufsleben auf sie zukommt, treten häufig viel selbstbewusster und zielstrebiger auf als ihre Mitbewerber.“ Außerdem könne ein junger Akademiker durch seine Praktikumserfahrungen selbst viel besser für sich erkennen, welcher Bereich ihm wirklich Spaß machen würde, und für welche Tätigkeiten er aufgrund seiner Qualifikationen am besten geeignet ist.

„Doch neben Praktika sind auch andere Dinge wichtig und gut für die Berufsvorbereitung“, erklärt Sophie Goebel. „Wer als junger Mensch die Möglichkeit hat, sollte sich zum Beispiel regelmäßig in entsprechenden Arbeitskreisen engagieren.“ Auf diese Weise sei es nicht nur möglich, das eigene Wissen zu vergrößern. Auch wichtige Kontakte, die später insbesondere hinsichtlich der Stellensuche interessant werden könnten, könnten so entstehen. Und Sophie Goebel betont: „Aber egal, welchen Weg junge Menschen wählen, sie sollten auf jeden Fall versuchen, schon einmal einen Fuß in den angestrebten Beruf und in die gewünschte Tätigkeit zu bekommen.“   

Leidenschaft für das Thema mitbringen

Jean Henkens ist für Naturschutzkonzepte in den Center Parcs zuständig. Dass er einmal beruflich etwas im Bereich Umwelt- oder Naturschutz machen würde, wusste Jean Henkens schon früh, wie er sagt. Aufgewachsen auf einem Bauernhof, immer ganz nah dran an der Natur, sei ihm die Leidenschaft für diese Themen schon in die Wiege gelegt worden, erzählt er. „Unser Hof befand sich in der Nähe des ersten Center Parcs in Belgien, des Parks Erperheide bei Peer im belgischen Limburg“, erklärt der Biologe und Landschaftsarchitekt, der als Umweltbeauftragter für Center Parcs tätig ist.

Schon während des Studiums sei Henkens als „grüner Rebell“ bekannt gewesen, erzählt er. „Und das hat die Jobsuche relativ schwer gestaltet. Das heißt, ich habe einfach keine Stelle gefunden.“ Aufgrund der Nähe zum elterlichen Hof bewarb er sich auf eine ausgeschriebene Stelle als Vormann für Grünarbeit bei Center Parcs in Erperheide. „Ich kannte das Konzept von Center Parcs, der zu dieser Zeit noch ein Familienbetrieb war, damals überhaupt nicht“, erinnert er sich. „Ich hatte ja nie dort Urlaub gemacht. Aber als ich dann dort anfing, war ich begeistert.“ Fasziniert habe es ihn besonders, dass dort wöchentlich mehrere tausend Menschen Urlaub machten und dass Wald und Fläche diese Menschenmassen tragen konnten. Auch die Begeisterung der Feriengäste für die Natur habe ihn inspiriert, sagt Jean Henkens. „Ich habe mich darum im Park direkt wohlgefühlt.“

Inzwischen ist der Biologe und Landschaftsarchitekt seit über 25 Jahren für das Unternehmen tätig. Er ist für die umweltrelevanten Konzepte verantwortlich, wenn ein neuer Park geplant wird oder wenn neue Attraktionen, wie beispielsweise Schwimmbäder, entstehen sollen. „Bei allen bestehenden Parks und denen, die wir neu bauen, ist es immer unser Ziel, dass die Urlauber dort die Natur erleben können. Ich denke, das funktioniert vom Prinzip her immer sehr gut.

Denn aus meiner Sicht gehören Mensch und Natur zusammen. Schließlich sind wir ja ebenfalls ein Teil der Natur“, sagt er und fügt hinzu: „Mein gesamtes Leben und meine persönliche Leidenschaft drehen sich um die Erschaffung und die optimale Instandhaltung eines schönen und gesunden Waldes, in dem der Mensch und die Natur im Einklang sein können, ohne dass es Verlierer in diesem Zusammenspiel gibt.“

Die Erstellung der entsprechenden Parkkonzepte sei darum ein wichtiger Punkt in Henkens täglicher Arbeit. Ein Punkt, der wichtig sei, um an der ursprünglichen Idee vom Urlaub in der Natur festhalten zu können. „Nach dem Bau des Ferienparks wird das Waldgebiet zu einem neuen Naturentwicklungsgebiet umgestaltet“, erklärt der Umweltbeauftragte und ergänzt: „Durchschnittlich werden circa eine halbe Million neue Bäume, Sträucher und Pflanzen angepflanzt. Es sind stets heimische Arten in einer riesigen Variation. Manche Arten sind schon seit Jahren verschwunden und werden hier wieder neu eingeführt.“

Doch nicht nur seine konzeptionelle Tätigkeit, auch die Arbeit mit den kleinen Feriengästen macht Henkens besonders viel Spaß. So leitet er zum Beispiel Projekte, wie im Jahr 2012 die „Kinder Klima Konferenz“ in einem niederländischen Park und dieses Jahr im deutschen Park Hochsauerland. Im Rahmen unterschiedlicher Aktionen ging es für die Teilnehmer darum, die Natur auf spielerische Art und Weise zu erkunden und besonders die Kleinen für das Thema Naturschutz zu sensibilisieren. Doch nicht nur konkrete Projekte mit Kindern beeindrucken den Umweltbeauftragten. „Ich bin häufig auf dem Gelände unterwegs. Und es macht einfach Spaß zu sehen, wie insbesondere die Kinder die Geheimnisse der Natur entdecken“, erklärt er. „Sie haben häufig einen ganz besonderen Bezug zu ihrer Umwelt.“

Ein Aspekt, der auch eine wichtige Voraussetzung für eine Tätigkeit als Umweltbeauftragter für Ferienparks sei, wie er betont. „Man kann es nicht lernen, offen für die Natur zu sein und sie im wahrsten Sinne des Wortes zu begreifen. Man muss schon früh mit diesen Dingen in Verbindung gekommen sein“, sagt Henkens.

„Es ist nicht möglich, einen solchen Job zu machen, wenn man einzig und alleine das Studium als Qualifikation mitbringt.“ Vielmehr sei es die Grundeinstellung, die stimmen müsse, um wirklich mit Leib und Seele dabei zu sein. „Natürlich ist auch fachliches Know-how ein entscheidender Punkt, aber ohne die Leidenschaft für die Natur geht es nicht“, sagt Henkens. Um herauszufinden, ob die Arbeit tatsächlich zu einem passt, ermutigt er junge Akademiker dazu, schon früh die Fühler auszustrecken und Erfahrungen zu sammeln. „Erst so lässt sich feststellen, ob die Tätigkeit wirklich das Richtige ist. Denn man muss sich in seiner Arbeit ja wohlfühlen und sich mit ihr identifizieren können“, sagt Henkens. 

Themen rund um die Nachhaltigkeit bestimmen den Arbeitsalltag von Tobias Welz, Umweltbeauftragter im Erzbistum Köln. Wie lässt sich die Agenda 21 auch in kleinen Kirchengemeinden umsetzen? Auf welche Weise kann Energie eingespart werden? Und welche Ideen und Konzepte sind wirklich zukunftsfähig?

Es sind diese und zahlreiche andere Fragen, mit denen sich Tobias Welz in seiner täglichen Arbeit beschäftigt. Als Umweltbeauftragter des Erzbistums Köln ist er für Fragen rund um die Aspekte Umweltschutz und Nachhaltigkeit verantwortlich. Schon während seines Studiums in Kaiserslautern und Köln spezialisierte sich der Wirtschaftsingenieur mehr und mehr auf diese Bereiche. „Ich habe mich insbesondere intensiv mit der Ökobilanzierung befasst“, erklärt er.

Nach dem Studium zog Tobias Welz aus beruflichen Gründen zunächst in die Schweiz. Dort war er in einem Forschungsinstitut beschäftigt. Weitere berufliche Stationen führten ihn im Anschluss an diese Stelle nach Norwegen und Österreich und wieder zurück in die Schweiz.

„Irgendwann aber war ich an einem Punkt angelangt, an dem mir die Arbeit insgesamt zu theoretisch wurde“, sagt er. „Ich wollte in die Praxis, Dinge anstoßen und bewegen. Mir war es wichtig, mit meiner Arbeit, unterschiedliche Menschen direkt zu erreichen, sie von einer Idee zu begeistern und so die Theorie rund um den Aspekt der Nachhaltigkeit mit Praxis zu füllen.“

Schon in seiner Jugend engagierte er sich in einer Gemeinde bei den Pfadfindern Sankt Georg. Und als er auf eine Stellenanzeige stieß, mit der das Erzbistum Köln nach einem Umweltbeauftragten suchte, zögerte er nicht lange und bewarb sich. Und er bekam die Stelle. Seit Anfang 2015 arbeitet Welz für das Bistum, zu dem 528 Pfarreien, rund 800 Kirchen sowie 400 Filialkirchen und Kapellen gehören. Er schreibt Konzepte, arbeitet an der Umsetzung von Umweltschutzsystemen mit, ist Ansprechpartner für die Beschäftigten in den Gemeinden, wenn es um die Nachhaltigkeit geht und erarbeitet Ideen für die Zukunft. „Auch für die Kirchen werden die Aspekte Umweltschutz und Nachhaltigkeit immer wichtiger“, sagt Tobias Welz über sein Tätigkeitsfeld.

Beraten, motivieren, unterstützen

So fallen auch Themen rund um das „Eco-Management and Audit Scheme“ (EMAS) des Erzbistums Köln in den Bereich des Umweltbeauftragten. „Wir erfassen zum Beispiel, wie viel CO² in unseren Dienststellen ausgestoßen wird oder wie viel Papier wir verbrauchen und überlegen auf dieser Basis, wie wir das auf Dauer ändern können“, erläutert er. Das Ziel des Erzbistums sei es, bis zum Jahr 2020 25 Prozent weniger CO² auszustoßen.

Damit das aber gelinge, müssten alle mitziehen, wie er betont. „Besonders spannend finde ich es darum, mit den haupt- und ehrenamtlich Beschäftigten in unseren Gemeinden zu arbeiten“, sagt Tobias Welz. Er berät die Akteure vor Ort, gibt Anstöße und hilft bei der Umsetzung von Ideen. „Gemeinsam mit den Haupt- und Ehrenamtlern in den Gemeinden überlege ich zum Beispiel, wie der Verbrauch von Strom, Wasser oder Wärme reduziert werden kann und wie wir Entscheidungen treffen können, die auch in 30 Jahren noch sinnvoll sind.“

Eine wichtige Basis bilde dabei beispielsweise der „Grüne Gockel/Grüne Hahn“, wie das kirchliche Umweltmanagement heißt, das bereits heute in vielen Gemeinden zur Anwendung kommt. „Es ist wichtig, Systeme wie dieses in den Gemeinden zu etablieren. Dazu gehört es auch, die Mitarbeitenden nicht immer zu belehren, was sie nicht dürfen, sondern sie darüber aufzuklären, was sie zusätzlich machen können, um das Leben in der Gemeinde nachhaltiger zu gestalten“, erklärt Tobias Welz.

Das Wissen um diese Themen, aber auch Erfahrungen seien eine wichtige Grundvoraussetzung für die Tätigkeit des Umweltbeauftragten im kirchlichen Bereich, wie er betont. „Wer als junger Mensch die Möglichkeit hat, sollte darum in diese Tätigkeit hereinschnuppern. Dazu gehört es auch, eigene Interessen zu testen“, erklärt er und fügt hinzu: „Ganz wichtig ist es, dass man sich dabei auch immer selbst treu bleibt und seine Ziele nicht aus dem Blick verliert. Denn die können auf den ersten Blick ruhig auch ganz anders aussehen als üblich.“

Bedeutsam sei es außerdem, so viel Rüstzeug für den angestrebten Beruf wie nur eben möglich zu sammeln. „Persönliche Qualifikationen und Interessen sollten dabei ausgebaut werden, denn nur dann hat man die Möglichkeit, das zu machen, was einem wirklich liegt“, sagt der Umweltbeauftragte, der selbst eine Weiterbildung in Umweltpsychologie absolviert hat. „Ganz falsch wäre es, zu denken: Dieses oder jenes kann ich mit meiner Studienausrichtung beruflich nicht machen. Denn oft tun sich auch ganz ungewöhnliche Wege auf. Man sollte seine Pläne dazu jedoch weiter verfolgen und die entsprechenden Soft-Skills mitbringen.“ 

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