Fremdsprachenkenntnisse in der Bewerbung
Noch einmal richtig pauken? Es muss manchmal sein, um das geforderte Sprachrevel zu erreichen. © Igor Mojzes / Fotolia.de

Fremdsprachenkenntnisse in der Bewerbung

Wie verbessere ich meine Englisch-Kenntnisse? Vom Wochenend-Crashkurs über Sprachreisen bis zum Online-Kurs: Es gibt viele Möglichkeiten. Daniela Lukaßen stellt sie vor.

Jahrelanger Englischunterricht in der Schule, der Sommerurlaub in Frankreich oder ein Auslandsemester in Spanien: Über ein gewisses Maß an Fremdsprachenkenntnissen verfügt heute fast jeder. Und in der Regel reichen diese Kenntnisse aus, um sich im Ausland zurechtzufinden, Smalltalk zu meistern oder vielleicht sogar einen Film in der jeweiligen Sprache zu verstehen.

Doch besonders, wenn es um das Thema Bewerbungen geht, kommen bei vielen Menschen Zweifel auf. Denn auch bei einem Blick in die Stellenanzeigen in unseren Infodiensten wird eines ganz schnell deutlich: Ohne Fremdsprachenkenntnisse läuft heutzutage (fast) nichts mehr. „Gute Englischkenntnisse sind unerlässlich“, „sehr gute englische Sprachkenntnisse in Wort und Schrift erwünscht“, „gute französische Sprachkenntnisse sind von Vorteil“ ist dort häufig zu lesen. Die Frage ist dann: Reichen die jeweiligen Kenntnisse aus oder gilt es vielleicht, aufzusatteln? Wer diese Frage mit einem Ja beantworten muss, hat oft unzählige Möglichkeiten. Denn Sprachkurse, -trainings und -programme gibt es wie Sand am Meer.

  • Sprachkenntnisse sind der erste Teil unserer Serie "Aufsatteln". Regelmäßig stellen wir vor, wie man sich beruflich weiterbilden kann - sei es in Sprachen oder im Projektmanagement oder anderen Kompetenzbereichen. Sie haben einen besonderen Wunsch, was wir besprechen sollten? Dann schreiben Sie uns eine E-Mail an redaktion (at) wila-arbeitsmarkt.de. 

Doch ob ein Online-Programm, ein Wochenend-Crashkurs, das selbstständige Lernen per CD, eine Sprachreise oder vielleicht eine ganz andere Lernform infrage kommen, muss jeder für sich selbst herausfinden. Und dazu sollte man sich genau mit der Ausrichtung des jeweiligen Angebotes auseinandersetzen. Bei Präsenzkursen ist es beispielsweise wichtig, zu wissen, ob alle Teilnehmenden in etwa das gleiche Niveau haben. Denn wenn die Kompetenzen der Kursbesucher zu unterschiedlich ausgeprägt sind, besteht das Risiko, dass man als Teilnehmer unter- oder überfordert ist. Auch die Größe des Kurses ist in vielen Fällen ausschlaggebend für Erfolg oder Misserfolg beim Erlernen einer Fremdsprache. Schließlich ist es in einem überfüllten Sprachtraining schwer, eigene Fragen zu stellen und im wahrsten Sinne zu Wort zu kommen.

Eine hervorragende Möglichkeit, um zunächst die Scheu vor einer anderen Sprache zu verlieren und gleichzeitig auch mehr über das jeweilige Land, die Kultur und die Gewohnheiten der Menschen zu erwerben, bieten häufig Tandem-Partnerschaften. Das Prinzip: Der Tandempartner gibt Einblicke in seine Muttersprache und man selbst bringt ihm im Gegenzug die deutsche Sprache näher. Im Internet bietet die Seite www.tandempartners.org die Möglichkeit, entsprechende Sprachpartner in der Nähe zu finden.

Wer sich speziell auf Sprachsituationen im beruflichen Bereich vorbereiten möchte, kann hingegen in einem Kurs für „Business Englisch“ gut aufgehoben sein. Dort lernen die Teilnehmer nicht nur neue Vokabeln kennen, die häufig einen Bezug zum beruflichen Alltag haben und vertiefen Grammatik und Zeitformen, sie lernen ebenfalls, frei zu sprechen.

Darüber hinaus gibt es viele branchenspezifische Fremdsprachenkurse. So bietet die Naturschutzakademie Niederösterreich Mitte Juli einen Englischkurs für Natur- und Umweltschützer an. Auch der Deutsche Hochschulverband führt immer wieder Seminare im Bereich der fremdsprachigen Wissenschaftskommunikation durch. Außerdem gibt es zahlreiche weitere Anbieter, die ihre Sprachkurse speziell auf die Interessen ihrer Teilnehmer zuschneiden.

Besonders interessant für Menschen, die beruflich sehr eingebunden sind und darum nicht die Zeit haben, unter der Woche einen Sprachlehrgang zu besuchen, sind Fernsprachkurse. Auch in diesem Metier gibt es unterschiedlichste Angebote. So führt etwa das ILS als Fernschule Sprachkurse wie Wirtschaftsspanisch, Handelsenglisch oder technisches Englisch durch. Auch die Studiengemeinschaft Darmstadt setzt mit ihrem Lehrgang „Englisch für den Beruf“ auf einen Fernkurs. Weitere Anbieter von Fernsprachkursen sind etwa die Hamburger Akademie für Fernstudien oder die Fern­akademie für Erwachsenenbildung GmbH. Zur Auffrischung von Sprachkenntnissen eignen sich auch Online-Kurse wie die von Babbel. Eine Lektion dauert bei diesem Anbieter interaktiver Sprachkurse nur wenige Minuten und kann immer dann per Handy, Tablet oder PC aufgerufen werden, wenn gerade Zeit dafür ist.

Kostenförderung und Unterstützung

Die Kosten für Trainings und Kurse unterscheiden sich grundlegend. Finanzielle Zuschüsse für Sprachkurse in Deutschland kann die Bundesagentur für Arbeit gewähren, wenn der Kurs für bessere Vermittlungschancen auf dem Arbeitsmarkt sorgt. Ganz wichtig: Das entsprechende Angebot muss durch die Bundesagentur für Arbeit als Weiterbildungsmaßnahme anerkannt sein, damit der Interessent etwa einen entsprechenden Bildungsgutschein erhält. Darum sollte unbedingt der zuständige Berater befragt werden, bevor eine Anmeldung erfolgt.

Neben der Finanzierung eines Kurses durch einen Bildungsgutschein kann die Bundesagentur für Arbeit auch einen kürzeren Sprachkurs als Trainingsmaßnahme fördern. Auch dazu sollte der jeweilige Berater angesprochen werden. Wer einen Sprachkurs im Ausland absolvieren möchte, kann gegebenenfalls über verschiedene Stipendien oder das Auslands-BAföG finanzielle Unterstützung erhalten.

Wie aber weist man die eigenen Kenntnisse überhaupt nach?

Notwendig ist in jedem Fall die eigene Einschätzung der Kenntnisse im Lebenslauf. Dabei ist es sinnvoll, sich an die übliche vierstufige Skala zu halten. Sie erleichtert es Personalverantwortlichen, ein genaues Bild von der Ausprägung der jeweiligen Kompetenzen zu bekommen.

In der Regel wird darum zwischen den Angaben „Grundkenntnisse“, „fließend in Wort und Schrift“, „verhandlungssicher“ und „Muttersprachler“ unterschieden. Über Grundkenntnisse verfügen Menschen, die in der Lage sind, Small-Talk in der jeweiligen Sprache zu betreiben. Von „fließend in Wort und Schrift“ spricht man, wenn sich ein Mensch etwa ohne größere Probleme in einer Sprache unterhalten und diese auch schriftlich umsetzen kann. „Verhandlungssicher“ bedeutet, dass ein Bewerber seine Kenntnisse auch in komplexen Zusammenhängen, wie in Verhandlungen, sicher einsetzen kann und keinerlei Probleme mit dem Sprechen und Verstehen hat. Die Fähigkeiten sind ähnlich wie die von Muttersprachlern. Diese sind allerdings bereits mit der jeweiligen Sprache aufgewachsen und verfügen daher in der Regel über noch weitergehende Kompetenzen.

Neben diesem Skalasystem gibt es auch einen gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen. Allerdings ist dieser noch nicht allen Personalverantwortlichen vertraut. Innerhalb dieses Rahmens wird zwischen drei unterschiedlichen Leveln unterschieden: A, der „Elementaren Sprachverwendung“, B, der „Selbstständigen Sprachverwendung“ und C, der „Kompetenten Sprachverwendung“. Die drei Level sind dann noch einmal in unterschiedliche Sprachniveau-Stufen gegliedert: A1: Anfänger, A2: grundlegende Kenntnisse,  B1:  fortgeschrittene Sprachverwendung, B2: selbstständige Sprachverwendung, C1: fachkundige Sprachkenntnisse, C2: annähernd muttersprachliche Kenntnisse.

Eine sinnvolle Ergänzung zu diesen Angaben sind häufig die entsprechenden Zertifikate. In Englisch sind das etwa das Cambridge Certificate, der TOEIC-Test oder TOEFL. Zu den bekanntesten Zertifikaten zum Nachweis der französischen Sprache gehören das DELF und das DALF. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl weiterer anerkannter Tests. Prüfungen zum Erwerb dieser Zertifikate können bei unterschiedlichsten Anbietern absolviert werden. So bieten beispielsweise die Volkshochschulen häufig entsprechende Prüfungen an. Doch auch zahlreiche Institute und private Anbieter ermöglichen den Erwerb dieser Nachweise.

Bei Menschen, die längere Zeit im Ausland gelebt haben, ist der Erwerb eines Zertifikates selbstverständlich in den seltensten Fällen nötig. Denn schließlich wird anhand des Nachweises über den Auslandsaufenthalt deutlich, dass der Bewerber über gute Kenntnisse der jeweiligen Sprache verfügt.

Einen Überblick über unterschiedliche Sprachzertifikate und entsprechende Kurse und Weiterbildungen bietet die Seite http://www.sprachzertifikat.org/

Bewerbung und Vorstellungsgespräch

Ein absolutes Muss bei Stellenausschreibungen, die auf Englisch formuliert sind, ist eine Bewerbung ebenfalls in englischer Sprache. Auch das Einhalten landestypischer Standards ist dann obligatorisch. Denn eine Bewerbung ist längst nicht in jedem Land gleich aufgebaut und häufig unterscheiden sie sich auch inhaltlich. Muster sind etwa auf den Internetseiten der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt unter https://www.uni-frankfurt.de/38440713/haeufige_dokumente zu finden.

Ist der erste Schritt geschafft und die Einladung zum Vorstellungsgespräch liegt vor, sollte man damit rechnen, dass auch dieses Gespräch ausschließlich oder in Teilen beispielsweise auf Englisch, Französisch oder Spanisch geführt wird.

Eine gute Vorbereitung auf englische Vorstellungsgespräche ermöglichen auch sogenannte Toastmasters-Treffen. Die nicht kommerzielle Bildungsorganisation Toastmasters International bietet beispielsweise Redetrainings auch in englischer Sprache an. Unter www.toastmasters.org können Clubs in der Nähe gefunden werden.

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