„Die deutsche Fachexpertise wird sehr geschätzt“
Wer als deutsche Umweltfachkraft im Ausland arbeitet, braucht neben Fachwissen auch politisches Fingerspitzengefühl. / Copyright Foto: GIZ

„Die deutsche Fachexpertise wird sehr geschätzt“

Bei Thailand, Brasilien oder Abu Dhabi denkt man zuerst an Sonne, Strand und Meer. Doch dort arbeiten auch deutsche Umweltfachkräfte. Einer davon ist Dr. Arnd Helmke. Im Gespräch mit Katharina Hamacher berichtet er über seine Erfahrungen.

Herr Dr. Helmke, Sie sind in Brasilien tätig. Was sind dort Ihre Aufgaben?

Dr. Arnd Helmke: Ich arbeite in der Hauptstadt Brasília als Berater für die GIZ. Meine Schwerpunktthemen sind Energieeffizienz und Klimapolitik. Dazu berate ich Ministerien und Entwicklungsbanken, zum Beispiel im Bereich Solarenergie. Hier haben wir kürzlich einen besonderen Erfolg erzielt: In Zusammenarbeit mit der Entwicklungsbank und dem Städteministerium haben wir Solarthermie im weltweit größten Wohnungsbauprogramm etabliert. 200 Millionen Euro werden in Brasilien damit zusätzlich in warmes Wasser zum Duschen investiert. Das ist für uns natürlich gleichbedeutend mit 200 Millionen Euro zusätzlich für den Klimaschutz.

Sie sind seit fünf Jahren für die GIZ in Brasilien. Wie sind Sie dort aufgenommen worden?

Arnd Helmke: Ich bin sowohl von den Partnern, mit denen die GIZ zusammenarbeitet, als auch von den brasilianischen Kollegen sehr herzlich aufgenommen worden, mit südamerikanischem Esprit. Die Arbeit ist dialogorientiert und liefert mir viele Denkanstöße, das schätze ich sehr.

Was schätzen Sie zudem an Ihrer Tätigkeit in Südamerika?

Arnd Helmke: Mir gefällt besonders die enge Zusammenarbeit auf Augenhöhe, mit dem Ziel, gemeinsam mit den Partnern maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln.

Wie wird Ihrer Erfahrung nach das Deutsche Know-How im Ausland wahrgenommen?

Arnd Helmke: Die Wertschätzung Deutschlands in Südamerika empfinde ich als sehr groß. Die deutsche Fachexpertise wird besonders im Bereich Erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Klimafinanzierung sehr geschätzt. Die Energiewende in Deutschland und unsere Forschung zu diesem Thema wird im Ausland sehr aufmerksam beobachtet. Die Energie-Teams aus Ingenieuren, Architekten und Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlern, mit denen ich zusammenarbeite, zeigen großes Interesse und fragen oft konkret nach.

Was sind wichtige Voraussetzungen, um als deutsche Fachkraft im Ausland zu punkten?

Arnd Helmke: Die wichtigste Voraussetzung und zugleich die größte Herausforderung ist sicher, Fachexpertise mit politischem Fingerspitzengefühl zu verknüpfen. Das eine funktioniert ohne das andere nicht. Um gemeinsam auf Augenhöhe zu arbeiten und individuelle Problemlösungen zu finden, muss man sich in die Partner hineinversetzen können. Dafür muss man nicht nur die Sprache beherrschen, sondern auch Kultur und Mentalität verstehen. In Stellenausschreibungen wird diese Schlüsselqualifikation oft als „interkulturelle Kompetenz“ bezeichnet.

  • Interviewpartner: 

    Dr. Arnd Helmke (Jahrgang 1978) ist als Berater für die Themen Energieeffizienz und Klimapolitik in Brasiliens Hauptstadt Brasília tätig. Er hat Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in Lüneburg studiert. Nach mehreren Auslandsaufenthalten im Rahmen seines Studiums promovierte der Volkswirt ebenfalls in Lüneburg zum Thema Windenergie. Seit 2010 arbeitet Helmke für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), direkt das erste Projekt führte ihn zurück nach Südamerika. Die Laufzeit des aktuellen Projekts ist bis Ende 2016 angelegt. Bereits vor seiner Tätigkeit bei der GIZ war er im Energiebereich international beratend tätig.

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Werden die Weichen dafür meist schon im Studium gestellt?

Arnd Helmke: Bei mir war das sicher so und ist in jedem Fall zu empfehlen. Ich bin viel gereist und hatte im Rahmen meines Studiums diverse Aufenthalte im Ausland, das hat mir sehr geholfen. Im Zuge eines Forschungsstipendiums des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) habe ich zum Beispiel in Südamerika rund 50 Experteninterviews im Rahmen meiner Promotion zum Thema Windenergie geführt. Dabei habe ich auch viel über die Menschen gelernt. Zudem war ich als Erasmusstudent in Spanien und habe nach dem Studium als freier Berater mit Fokus Südamerika gearbeitet, bevor ich zur GIZ kam. Auch meine Arbeitserfahrung in der Handelskammer in Santiago de Chile und in einer Interessenvertretung in Brüssel haben mir sehr geholfen.

Wie halten Sie sich über die fachlichen Entwicklungen in Deutschland auf dem Laufenden?

Arnd Helmke: Ich lese viele Fachpublikationen, u.a. des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), und etliche Newsletter zu den Fachthemen. Sehr wichtig ist für mich auch der Austausch mit Kollegen. Wir treffen uns mittags regelmäßig zum sogenannten Brownbag-Lunch, um über bestimmte Fachthemen zu sprechen. Da kommen sehr viele Fragen über die aktuellen Entwicklungen in Deutschland auf, über die ich natürlich auf dem Laufenden sein muss.

Vielen Dank!

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