So arbeiten Social Media Manager
Blick auf die Startseite: "de.hypotheses" ist ein nicht-kommerzielles Blogportal für Geistes- und Sozialwissenschaftler/innen in Deutschland. Foto: Screenshot Website http://de.hypotheses.org

So arbeiten Social Media Manager

Strategien entwickeln, Kanäle aufbauen, Workshops organisieren, Mitarbeiter überzeugen: Katja Evertz und Sascha Foerster arbeiten als Social Media Manager und Community Manager. Hier erzählen sie, wie sie zu ihrem Beruf gekommen sind.

Wie eine Behörde ins Social Web einsteigt

Katja-EvertzEs muss nicht immer Facebook sein. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, kurz BBK, ist seit Februar 2015 auf Twitter und hat um das deutlich bekanntere Facebook zunächst bewusst einen Bogen gemacht. „Twitter funktioniert als Echtzeitmedium sehr ereignisbezogen und wird von Multiplikatoren stark genutzt. Gerade auch bei Katastrophen und Notfällen ist Twitter deshalb besonders relevant – auch für das BBK und unsere Aufgaben“, sagt Katja Evertz. Sie ist Referentin in der Öffentlichkeitsarbeit und zuständig für Social Media.

Seit 2013 bringt sie die Bonner Behörde Stück für Stück ins Social Web. Keine einfache Sache. Denn die Bundesbehörde vereint – wie viele staatliche Institutionen – sehr unterschiedliche und komplexe Themen unter einem Dach. Und in den Fachabteilungen sitzen zahlreiche Experten. Doch von deren Kompetenz und Erfahrung bekommt die Bevölkerung wenig mit – erst recht im Netz, wo sich immer mehr Menschen über soziale Netzwerke schlau machen. Das zu ändern, ist das Ziel von Katja Evertz.

Zum Berufsfeld der Öffentlichkeitsarbeit ist sie während ihres Studiums gekommen. In Leipzig hat sie Amerikanistik, Journalistik und Psychologie studiert und fürs Uni-Radio gearbeitet. Durch ein Praktikum in der Öffentlichkeitsarbeit im amerikanischen Gerneralkonsulat ist sie auf den Geschmack gekommen. Als studentische Hilfskraft kümmerte sie sich danach um die Online-Kommunikation ihres Amerikanistik-Instituts. Schon früh setzte Katja Evertz Social Media ein, vom persönlichen Blog bis zum MySpace-Profil. Kurz nach ihrem Abschluss bekam sie ein Jobangebot von einer Online-Agentur aus Darmstadt – über Xing. „Die Zusage kam direkt nach dem Vorstellungsgespräch.“ Das war 2007.

Soziale Netzwerke wurden Jahr für Jahr größer und relevanter für Unternehmen und Organisationen. Und Katja Evertz suchte sich einen Job, bei dem sie sich noch stärker um das Themenfeld kümmern konnte, für das ihr Herz schlug. Als Web & Social Media Officer der Universität St.Gallen betreute sie ab 2011 die verschiedenen Kanäle der Universität – von Facebook über Twitter bis YouTube. Außerdem schrieb sie Texte für die Webseite und gab Schulungen. Aus privaten Gründen zog es sie nach zwei Jahren zurück nach Deutschland, und sie begann ihre Arbeit beim BBK.

Für ihre Behörde will sie nicht nur Twitter, sondern auch andere Social-Media- und digitale Kanäle mitgestalten – allerdings stark themenbezogen: „Für viele unserer Themen gibt es nur ein sehr kleines Publikum von einigen hundert Personen in Deutschland. Da macht eine groß angelegte Facebook-Seite wenig Sinn.“ Anders sehe es zum Beispiel bei der hauseigenen Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) aus, die viel besucht wird. Allerdings müssen auch hierfür eigene redaktionelle  Inhalte geschaffen werden. „Einfach nur auf die eigene Webseite verlinken, das reicht nicht, um auf Facebook eine relevante Reichweite aufzubauen. Wir müssen zudem immer die Balance zwischen Aufwand und Nutzen im Auge behalten.“

Genau diese konzeptionelle und strategische Arbeit macht ihr viel Spaß. Für die sozialen Netzwerke müssen zum Beispiel behördliche Abläufe gestrafft werden. Dafür braucht es andere interne Regeln, aber vor allem auch Verständnis für Kommunikation und Mut zum Ausprobieren. Deswegen gibt sie regelmäßig Workshops und hält Vorträge. „Seit wir einen eigenen Twitter-Account haben, ist das Interesse deutlich gestiegen. Die Skepsis weicht immer mehr einer gesunden Neugier.“

Doch Neugier ist nur der erste Schritt. Wichtig ist Katja Evertz vor allem der Austausch. Deshalb hat sie die Netzwerkveranstaltung „GoverBreak“ ins Leben gerufen. Dort treffen sich Social-Media-Verantwortliche aus Behörden und anderen öffentlichen Institutionen regelmäßig zum Austausch. Daneben berät und schult sie auch andere Behörden und Organisationen im Umgang mit Social Media.

Beim BBK kümmert sich Katja Evertz neben den sozialen Netzwerken auch um redaktionelle Inhalte für die Webseite und um eine App, die gerade in der Entwicklung ist. Wer sie auf dem Smartphone installiert hat, wird bei Katastrophen automatisch und in Echtzeit durch die zuständigen Behörden gewarnt. Die Zeiten ändern sich – auch in einer Behörde. / Text: Benjamin O'Daniel 

Katja Evertz twittert unter @katjazwitschert, mehr auch unter www.katjaevertz.de. Das BBK ist auf Twitter unter @BBK_Bund zu finden. Mehr Infos zu der Behörde im Netz unter www.bbk.bund.de.

Wie Wissenschaftler das Bloggen lernen

Sascha-FoersterErst kürzlich war es wieder so weit: Vor Sascha Foerster saßen rund 20 Wissenschaftler aus dem Rheinland. Offen und interessiert, aber zugleich auch zurückhaltend und skeptisch – so beschreibt der Community Manager die Grundhaltung, auf die er häufig trifft. Die Fragen seiner Workshop-Teilnehmer: Warum sollte man etwas ins Netz schreiben? Wie geht das technisch? Und wie funktionieren überhaupt Facebook, Twitter, YouTube und Co.?

Für große Teile der Gesellschaft ist das Social Web immer noch ein Rätsel mit sieben Siegeln. Das gilt auch für den öffentlichen Wissenschaftsbetrieb, der die vielen Möglichkeiten nur selten nutzt. „Dabei hat man durch Blogs die Möglichkeit, viel stärker wahrgenommen zu werden. Man kann seine Arbeit erklären und seine Themen bekannter machen. Und das mit sehr einfachen Mitteln“, sagt Sascha Foerster.

Als Community Manager betreut er mit drei Kollegen die Blogs und Social Media-Kanäle von „de.hypotheses“, einem nicht-kommerziellen Blogportal für Geistes- und Sozialwissenschaftler in Deutschland. Betreut wird das Portal von der Max Weber Stiftung, einer Dachorganisation für zehn deutsche geisteswissenschaftliche Institute im Ausland. Rund 2.000 Blogs von Wissenschaftlern aus ganz Europa wurden mittlerweile auf dem europäischen Portal Hypotheses veröffentlicht, davon sind rund 270 von deutschen Forschern.

Im Workshop richtet Sascha Foerster den Wissenschaftsbloggern zuerst einmal einen Testzugang ein, damit sie schnell ans Üben kommen. In Theorieblöcken erklärt er ihnen Hintergründe, etwa, worauf man beim Impressum achten muss, wie man mit Bildrechten umgeht oder wie man mehr Leser erreicht. Eben die kleinen Details, die viele davon abhalten, mit dem Bloggen zu beginnen. Auf dem Portal gibt es zahlreiche Communities: Philosophen, Historiker, Germanisten und viele mehr lesen sich untereinander und tauschen sich aus. Die Community Manager sorgen für zusätzliche Aufmerksamkeit, indem sie einzelne Beiträge auf der Startseite verlinken und in den Social Media-Kanälen des Portals darauf aufmerksam machen.

Sascha Foersters Karriereweg ist typisch für viele Social Media Manager: Sie machen ihre Leidenschaft und ihr Hobby zum Beruf. „Mich hat es schon immer interessiert, was im Netz passiert.“ 2008 startete er zunächst ein privates Reiseblog, weil er während seines Auslandsemesters in Südkorea seine Familie auf dem Laufenden halten wollte. Später schrieb er Blogartikel über einen Zitierstil in den Geisteswissenschaften, den er für ein Literaturverwaltungsprogramm geschrieben hatte. „Ich habe dazu keine brauchbaren Quellen im Internet gefunden und habe meine Ergebnisse veröffentlicht, um das Wissen zu dokumentieren und zu teilen.“

Außerdem entwickelte er einen Blog-Aggregator, der die Inhalte aller Bonner Blogs – mittlerweile über 400 – automatisch erfasst und kleine Auszüge veröffentlicht und ins Social Web weiterleitet. So möchte er die „vielseitige Bonner Blogosphäre sichtbarer machen und besser miteinander vernetzen.“

Etwa ein halbes Jahr vor seinem Uni-Abschluss in Geschichte und Psychologie ging er auf Jobsuche. In unserem arbeitsmarkt-Heft entdeckte er das Stellenangebot der Max-Weber-Stiftung, die einen Community Manager für ihr neues Portal suchte. „Geisteswissenschaften, Blogs, Bonn – da passte einfach alles.“

Neben seinem Beruf promoviert Sascha Foerster und setzt sich weiter dafür ein, dass die Wissenschaft und das Web stärker zusammenfinden. „Letztlich muss das wissenschaftliche Reputations- und Bewertungssystem verändert werden. Es kann nicht sein, dass man für eine Veröffentlichung in einer teuren, aber nicht verfügbaren Fachpublikation Anerkennung erhält – die Artikel dort aber viel weniger als im Blog wahrgenommen werden können. Die Öffentlichkeit nimmt daran nicht teil. Wenn man umgekehrt im Netz seine Arbeiten digital veröffentlicht, wird man schnell als Blogger herabgewürdigt und nicht als publizierender Forscher anerkannt.“

Aus dem Workshop mit den Wissenschaftlern aus dem Rheinland sind übrigens drei weitere Blogs auf de.hypotheses entstanden. Wieder drei Wissenschaftler mehr auf dem langen Weg ins Netz. / Text: Benjamin O'Daniel 

Sascha Foerster twittert unter @sascha_foerster. Mehr auch unter www.saschafoerster.de. Das Foto stammt von Beatrice Treydel. Hier die Webseite von de.hypotheses

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