Einblicke in den Kunstmarkt - zum Beispiel durch persönliche Gespräche, Praktika und den Besuch von Messen. Foto: © shotsstudio - Fotolia.com

"In Kontakt mit dem Kunstmarkt kommen"

Verena Voigt ist Kunsthistorikerin und gründete das „Praxisforum Kulturwirtschaft“. Jürgen Gauert sprach mit ihr darüber, welche Qualifikationen man für den Kunstmarkt braucht.

arbeitsmarkt: Wie kam es zur Idee des Symposions Kunstmarktberufe?

Verena Voigt: Der erste „Karrierekongress Kunstmarktberufe“ fand bereits vor 14 Jahren bei VAN HAM Kunstauktionen statt. 2001 analysierte das Praxisforum Kulturwirtschaft erstmals die Berufe des Kunstmarkts und ihre Anforderungen und Potenziale „im Wandel“. Damals war es unser Anliegen, Kunsthistorikerinnen und Kunsthistorikern einen Zugang zu einer Branche zu verschaffen, die gemeinhin als „verschlossen“ galt. 2003 förderte das NRW-Wirtschaftsministerium erstmals das Workshop-Programm des Praxisforums Kulturwirtschaft. Ende 2014 gab es plötzlich aus Düsseldorf das Signal, das Symposion Kunstmarktberufe wiederum fördern zu wollen. Das war natürlich großartig und bestärkte uns in dem Vorhaben, das Qualifikationsprogramm künftig weiter auszubauen und auf die neuen Bedürfnisse des internationalen Marktes auszurichten.

Welcher Antrieb stand dahinter?

Verena-VoigtVoigt (Foto Ralf Heil): Der Kunstmarkt hat sich grundlegend verändert: Neue Sammelgebiete sind hinzugekommen, ebenso neue Kunstmärkte in China, dem Mittleren Osten, Südamerika und Afrika. Das Internet, die Globalisierung und gleichzeitige Transparenz sowie das Investment haben das Arbeitsaufkommen erhöht: More Work – Different Skills. Hinzu kamen die jüngsten Fälschungsskandale, Restitutionsverfahren und nicht zuletzt die „Achenbach-Geschichte“. Das Symposion Kunstmarktberufe behandelte daher auch die Themen Sorgfaltspflicht, Kunst als Investment, Werte im Kunstmarkt und bezog neue Berufsfelder wie den Provenienzforscher, den Nach- und Vorlass-Verwalter ein. Gestellt wurden rechtliche wie berufsethische Fragen. Es entstand eine Veranstaltung, die Stellung bezieht und Verantwortung einfordert: „Changing Art Markets“ ist letztlich auch als Aufforderung an die neue Generation zu verstehen. Besonders gefreut hat mich, dass die geladenen Experten aus den unterschiedlichen Bereichen des Kunstmarkts den Arbeitsmarkt nicht nur abstrakt analysiert haben, sondern zum Teil auch Arbeitsangebote „mitgebracht“ und versucht haben, Fragen zur Berufsweg- und Karriereplanung zumeist sehr persönlich zu beantworten. Damit haben sie dazu beigetragen, auch eine innere Transparenz der Berufsfelder zu schaffen. Diese ist wichtig für die individuelle Berufsentscheidung der Absolventen beziehungsweise für die weitere Berufswegplanung.

Welche Zusatzqualifikationen brauchen Studierende der Kunstgeschichte für den Kunstmarkt – im Gegensatz zu denjenigen, die auf eine Arbeit im Museum fokussiert sind?

Voigt: Wer eine Karriere im Kunstmarkt anstrebt, sollte neben dem Kunstgeschichtsstudium jede Gelegenheit nutzen, in Kontakt mit dem Kunstmarkt zu kommen: Praktika in Galerien, bei Kunsthändlern, in Auktionshäusern oder bei Kunstmessen helfen herauszufinden, ob die kommerzielle Seite des Kunstbetriebs den eigenen Vorstellungen entspricht. In Düsseldorf und Köln werden mittlerweile an den Universitäten Seminare und Vorlesungen angeboten, die Einblicke in Themen geben, die später für die Kunstmarktberufe wichtig sind. Sinnvolle Kombinationen sind Kunstrecht oder BWL. Man sollte seine Sprachkenntnisse perfektionieren und Auslandserfahrungen sammeln, am besten in Kunstmarktunternehmen.

Welche besonderen Soft Skills braucht man für eine Arbeit etwa in Galerien oder Auktionshäusern?

Voigt: Man sollte die Energie in sich verspüren, Kunst, Kommerz und Expertise in ein „glückliches“ Verhältnis zueinander bringen zu können. In den Kunstmarktberufen ist ein hohes Maß an Dienstleistungsfähigkeit gefragt. Man sollte daher belastbar und begeisterungsfähig sein, eine psychologische Ader haben sowie eine Leidenschaft für die Kunst und ihre Sammler.

Ist eine Tätigkeit im Kunstmarkt für Studierende ein Plan B, sollte es mit dem Einstieg in öffentliche Sammlungen nicht klappen? Oder ist es eine ganz eigene Herausforderung, der man sich stellen sollte?

Voigt: Ein Kunsthistoriker, der im Kunstmarkt seine Zukunft sieht, sollte diese schon frühzeitig als „Plan A“ identifizieren und diesen Berufsweg ohne Umschweife strikt verfolgen. 

Welche Möglichkeiten bietet Ihr Praxisforum, um Absolventen der Kunstgeschichte bereits vor, aber auch nach dem Abschluss den Einstieg in den Kunstmarkt zu erleichtern?

Voigt: Das Praxisforum Kulturwirtschaft wird sie darin unterstützen.In Kürze beginnen wir ein Qualifizierungsprogramm mit Workshops, Exkursionen, Arbeitsgruppen und Netzwerkveranstaltungen. Diese Kurse werden effizient und erschwinglich sein, um gerade auch die wissenschaftlich herausragenden Studierenden für den Kunstmarkt zu begeistern. Wir werden versuchen, in diesen Veranstaltungen weiterhin Berufsein- und -umstiegsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Vielen Dank! 

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