
Tipps zur "Dritten Seite"
Die sogenannte "Dritte Seite" ist eine zusätzliche Bewerbungsanlage neben dem Anschreiben und dem Lebenslauf. Was es dabei zu beachten gibt, erklärt Andreas Pallenberg.
Zu den Grundlagen einer jeden Bewerbung gehört das Anschreiben und der Lebenslauf, sowie die Belege über den Studienabschluss und Arbeitszeugnisse. Das Problem: Genau so sehen alle Bewerbungen mittlerweile aus. Seit einiger Zeit macht deswegen eine Ergänzungsmöglichkeit die Runde: die sogenannte "Dritte Seite".
Die Erfindung der Dritten Seite wird meistens den Bewerbungsberatern Hesse/Schrader zugerechnet, stammt aber wohl aus den USA. Auf der Dritten Seite ist Platz für eine prägnante Kernbotschaft. In der Bewerbungsmappe liegt sie als Dritte Anlage zwischen dem Lebenslauf und den Zeugnissen.
Folgende Fakten zur Dritten Seite in Kurzform:
1. Eine Dritte Seite ist nur sinnvoll, wenn weder im Anschreiben noch über den Lebenslauf die besondere Eignung für eine ausgeschriebene Stelle angemessen und überzeugend transportiert werden kann.
2. Die Dritte Seite bekommt – da bei uns immer noch ungewöhnlich – besondere Aufmerksamkeit. Sie kann in Ihrer Diktion, Aufmachung und Argumentation den Eindruck der klassischen Unterlagen (Anschreiben, Lebenslauf) durchaus überstrahlen. Positiv wie negativ!
3. Es gibt kein Rezept für die Dritte Seite. Sie bietet aber eine Bandbreite an Möglichkeiten. Die Kernfrage sollte lauten: Was muss ich/will ich dem Adressaten unbedingt zusätzlich noch von mir mitteilen?
4. Die Dritte Seite sollte deshalb keine Wiederholungen bereits dargelegter Argumente und Inhalte in den ebenfalls vorliegenden Unterlagen beinhalten. Das wirkt aufgeblasen, bemüht und ist überflüssig bis lästig.
5. Unter einer Überschrift wie „Weshalb Sie mich kennen lernen sollten ...“, „Weshalb ich für diese Stelle die Richtige bin“, „Meine Stärken“, „Meine bisherigen Projekte“ oder „Was Sie noch über mich wissen sollten“ können Aspekte aus dem Anschreiben und dem Lebenslauf aufgegriffen, konkretisiert und weiterentwickelt werden.
6. Personaler werden von sich aus nicht lange grübeln, ob ein studierter Historiker oder eine Geowissenschaftlerin für eine Stelle im Vertrieb oder der Unternehmenskommunikation geeignet ist. Die „Beweislast“ dafür trägt der Bewerber. Hier bietet die Dritte Seite die Möglichkeit, das nicht auf den ersten Blick erkennbare „Matching“ mit der ausgeschriebenen Stelle darzulegen.
7. Somit bietet die Dritte Seite oft eine Anleitung zum Verstehen der vorliegenden Unterlagen und kann einen roten Faden in der Berufsbiografie aufzeigen, sofern er sich nicht unmittelbar erschließt.
8. Besonders bei gebogenen bis eckigen Berufsbiografien lassen sich gegebenenfalls Umwege und Brüche durchaus positiv und passend kommunizieren. Aber: Keine vorauseilenden Rechtfertigungen, die nur den Blick auf Lücken oder Defizite lenken.
9. Unspezifisch ausgebildete Akademiker wie Geisteswissenschaftler/innen oder Geowissenschaftler/innen haben über die Dritte Seite die Möglichkeit, ihre Eignung z.B. als Quereinsteiger plausibel zu machen.
10. Die Dritte Seite erfordert auch beim Leser zusätzlichen Aufwand. Der muss sich für ihn lohnen. Deshalb nur wenige kurze, stellen- und adressatenbezogene Ausführungen formulieren. Auf keinen Fall die Seite füllen, sondern einige wenige Kernaussagen (fünf bis zehn kurze Sätze in übersichtlicher und leicht lesbarer Form verfassen. Wenn das nicht gelingt – Finger davon!
11. Vermeiden Sie Auflistungen mit Selbsteinschätzungen von Softskills. Dies sind leere Behauptungen und wirken wie Waschmittelwerbung. Wenn aufgrund der Ausschreibung auf einzelne Fähigkeiten besonderer Wert gelegt wird, beschreiben Sie lieber kurz und prägnant, wo und wie Sie zum Beispiel Teamfähigkeit, Verhandlungsgeschick und Engagement konkret bewiesen haben.
12. Der Entwurf einer Dritten Seite ist gleichzeitig ein Anlass, sich grundsätzlich Gedanken über das eigene Bewerberprofil zu machen und dieses für die einzelne Stelle zu präzisieren. Eine gute Übung, auch wenn die Seite nicht abgeschickt wird. Spätestens im Bewerbungsgespräch können die Argumente dann zum Zuge kommen.
13. Nochmals Vorsicht: Wenn man im Einzelfall von der Substanz der Botschaft einer Dritten Seite nicht ganz überzeugt ist, besser darauf verzichten.
Der Artikel ist ein Auszug aus einem längeren Artikel, der in den Informationsdiensten arbeitsmarkt erschienen ist. Das Heft erscheint wöchentlich. Jede Woche stellen wir mehrere hundert qualifizierte Jobs zusammen - speziell für Geistes- und Sozialwissenschaftler oder für Umwelt- und Naturwissenschaftler.
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