Peter Fuhrmann ist langjähriger Karriere- und Businesscoach. Foto/Copyright: P. Fuhrmann

"Ein Zwischenzeugnis ist nichts Ungewöhnliches"

Peter Fuhrmann ist langjähriger Karrierecoach. Im Interview erklärt er, wie man den Jobwechsel einfädelt - und wie man mit Vorgesetzten umgehen sollte.

arbeitsmarkt: Welches sind die Vorteile, wenn man sich von einem Job in den nächsten bewirbt?

Peter Fuhrmann: Man hat die Möglichkeit, sich weiter zu entwickeln, neue Aufgaben zu übernehmen, auch entsprechend mehr Gehalt zu bekommen. Meistens in Verbindung mit mehr Verantwortung. In der Regel ist dadurch auch der nächste Karriereschritt getan.

Was sollte bedacht werden, wenn man plant, einen festen Job für einen neuen aufzugeben?

Fuhrmann: Man sollte seine Ziele formulieren, nicht umsonst wird man ja oft gefragt „Wo möchten Sie in fünf Jahren stehen?“ Sich aber auch darüber im Klaren sein, bin ich ein Einzelkämpfer, möchte ich im Team arbeiten, möchte ich Personalverantwortung und Führung übernehmen oder möchte ich lieber als Experte tätig sein. Die optimale Voraussetzung für einen geglückten Wechsel ist, dass man sich in der Festanstellung wohlfühlt, sich aber weiterentwickeln möchte.

Und dann suche ich mir eine neue Aufgabe, eine neue Herausforderung. Ich muss natürlich für die neue Organisation einen ganz bestimmten Nutzen anbieten, damit die Firma von meiner Arbeit etwas hat. Auch das sollte man im Vorfeld bedenken und für seine Bewerbungsstrategie berücksichtigen. Ganz schlecht ist es hingegen, sich nur aus Frust wegzubewerben. Da gehen dann Bewerberinnen und Bewerber irgendwo hin mit der Hoffnung, dass alles besser wird, aber die Probleme, die sie am alten Arbeitsplatz hatten, wurden nicht reflektiert und können sich in abgewandelter Form wiederholen.

Mit wem sollte man in der alten Firma darüber sprechen und mit wem nicht?

Fuhrmann: Man sollte mit Kollegen reden, zu denen man großes Vertrauen hat. Auf keinen Fall unreflektiert über seine laufenden Bewerbungen sprechen. Wenn man sich weiterentwickeln möchte, dann kann man auch mit seinem direkten Vorgesetzten das Gespräch suchen. Um dann nicht als Abtrünniger dazustehen, kann man darauf hinweisen, welche Karriereschritte man in der Firma gemacht hat. Man argumentiert ihm gegenüber damit, dass man weiterkommen möchte, sieht aber auch die Grenzen, die in der bisherigen Firma erreicht wurden.

Und dann kann es bei einem tragfähigen Vertrauensverhältnis sein, dass der Chef sagt: „Das sehe ich genauso, wir können Ihnen leider keine Weiterentwicklung anbieten, haben daher dafür Verständnis, wenn Sie sich woanders bewerben.“ Oder aber es ergibt sich doch noch eine Möglichkeit in der jetzigen Organisation, die man ohne das Gespräch nicht angeboten bekommen hätte. Und dass man heutzutage den Arbeitgeber wechselt, ist nichts Außergewöhnliches, das gehört heute dazu, wenn man Karriere machen will. In jedem Unternehmen gibt es immer eine normale, gesunde Fluktuation. Da sollten Wechselwillige keine Angst vorhaben.

Wenn man sich entschlossen hat, dem Chef nichts zu sagen, wie geht man mit der Bitte nach einem Zwischenzeugnis um?

Fuhrmann: Ein Zwischenzeugnis kann man sich durchaus geben lassen, am besten alle fünf bis sieben Jahre, unabhängig von einem Veränderungswunsch, vor allem aber dann, wenn der Vorgesetzte wechselt oder wenn sich der Aufgabenbereich verändert. Das ist in Firmen nichts Ungewöhnliches.

Was hat das mit der Bitte der Bewerber auf sich, wenn er den neuen potenziellen Chef um „Vertraulichkeit“ bittet? Funktioniert das überhaupt?

Fuhrmann: Das kann man durchaus machen, dann weiß der neue potenzielle Arbeitgeber, dass er nicht in der Firma anrufen soll, um sich über den Bewerbenden auszutauschen. In der Regel wird sich auch daran gehalten.

Womit sollte der Wunsch nach einem Wechsel im Bewerbungsgespräch begründet werden?

Fuhrmann: Grundsätzlich sollte man die bisherige Firma positiv bis neutral beschreiben, keinesfalls aber negativ. Ein klassisches Argument ist, dass man dort nicht weiter kommt. Alles was in Richtung Weiterentwicklung geht, wird gerne angenommen, da auch die Unternehmen weiter vorankommen und weiter wachsen wollen. Auf Nachfragen kann durchaus gesagt werden, dass in der bisherigen Firma die Decke erreicht ist, dass man dort mit seinen Qualifikationen keinen Schritt mehr nach vorn machen kann und eine neue Herausforderung sucht

Wie aber soll man sich verhalten, wenn der Wechsel nicht geklappt und der Versuch sich in der alten Firma herumgesprochen hat?

Fuhrmann: Wenn es dann raus ist, dann gilt es, mit dem Chef ein Gespräch zu führen. Bevor man es schwelen lässt, lieber offen darüber reden. Man sollte die Gründe für die Bewerbung anführen, sich aber nicht beklagen, sondern darauf hinweisen, dass man sich nicht hinreichend wahrgenommen oder zu wenig gefordert fühlt. Dann besteht vielleicht die Chance, dass man in der Firma neue Aufgaben erhält oder der Chef einen sogar dabei unterstützt, dass man sich weiter woanders hin bewerben kann.

Und wenn es überhaupt nicht weiter geht?

Fuhrmann: Falls man merkt, dass man in seinem Job nicht klar kommt, man aber auch nicht weiß, was man möchte, dann hilft es immer, sich Menschen zu suchen, mit denen man vernünftig reden kann – und manchmal hilft auch ein Gespräch mit einem Profi, z.B. einem Coach.

Zum Coach

Peter-FuhrmannPeter Fuhrmann ist Coachingexperte fur beruflichen Erfolg. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen bei Fragen und schwierigen Problemstellungen in Bezug auf Erwerbstätigkeit und Arbeit zu unterstützen und professionelle Lösungen zu deren Weiterentwicklung anzubieten. Als zertifizierter und anerkannter Business Coach arbeitet er seit über 15 Jahren in dieser Profession.

Peter Fuhrmann gibt im WILA Bildungszentrum Coachingseminare und gehört zu den Coaching-Kooperationspartnern der Informationsdienste arbeitsmarkt.

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