Facebook-Profil im Lebenslauf
Noch einen Schritt weiter: Hier hat jemand seine Bewerbung direkt auf Facebook veröffentlicht. Screenshot: Brandon Kleinmann/Facebook

Facebook-Profil im Lebenslauf

Wie mit seinen Social-Media-Aktivitäten im Bewerbungsprozess umgehen? Alles verstecken oder im Lebenslauf fein säuberlich auflisten? Eine kurze Antwort gibt Benjamin O'Daniel.

"Facebook ist wie Alkohol: Man ist offener, redet Mist, wird süchtig und einem gefällt alles, egal wie blöd es auch sein mag.“ So lautet das Motto einer Facebook-Gruppe, in der täglich mehr oder weniger witzige Beiträge öffentlich gepostet werden. Und es ist eine Aussage, die Kritikern sozialer Netzwerke sicher aus der Seele spricht.

Und die satirische Beschreibung ist ja auch gar nicht so falsch: Für die meisten der 27 Millionen Nutzer in Deutschland ist Facebook eine Privatangelegenheit. Man quatscht rum, macht Witze und postet irgendwelche Bilder. Na und? Unbekannte bekommen davon in der Regel nichts mit, wenn man die Privatsphäre vernünftig eingestellt hat. Und das hat nach jahrelangen Mahnungen wirklich jeder begriffen, oder?

Um zum Thema zu kommen: Natürlich kommt das eigene private Profil auch nicht im Lebenslauf vor. Oder kennen Sie jemanden, der seine Partyfotos ausdruckt, in die Bewerbungsmappe einpflegt und dazu schreibt: „Ich freu‘ mich schon auf die Weihnachtsfeier“? Also arbeiten Sie besser ganz klassisch an Ihrem Lebenslauf, so wie es Andreas Pallenberg vor einigen Wochen beschrieben hat.

Anders sieht die Sache aus, wenn man das Social Web semi-professionell nutzt. Zum Beispiel, wenn man auf der eigenen Internetseite Arbeitsproben veröffentlicht, „ehrenamtlich“ in einem befreundeten Blog Artikel schreibt oder einen öffentlichen Twitter-Account betreibt, der mit dem eigenen Namen verknüpft ist. Es bringt wenig, solche Aktivitäten zu verschweigen. Die meisten Arbeitgeber werden per Google sowieso darauf stoßen. Also könnte man solche Aktivitäten im Zweifel unter „Hobbys“ kurz erwähnen – wenn sie denn interessant genug sind. Im Zweifel sollte man sich vorbereiten, im Bewerbungsgespräch selbstbewusst darüber sprechen zu können, ohne zu stottern oder sich gar zu schämen.

In manchen Branchen – Journalismus, Öffentlichkeitsarbeit, aber auch Kultur und Bildung – werden Social-Media-Kompetenzen mittlerweile häufig gerne gesehen, wenn nicht gar erwartet. Entweder werden die Online-Kompetenzen direkt in der spezifischen Stellenausschreibung benannt. Oder sie spielen im Auswahlprozess implizit eine Rolle. Wer also berufliche Digitalerfahrungen gesammelt hat, der sollte auch darauf hinweisen – und zwar nicht unter Hobbys, sondern prominent an geeigneter Stelle des Lebenslaufes. Welche Kanäle werden dauerhaft und professionell bespielt? Welche digitalen Projekte wurden umgesetzt? Welche Erfahrungen hat man dort gesammelt? In welchen Teil-Disziplinen hat man Weiterbildungen absolviert?

Es ist allerdings auch hier wahrscheinlich, dass der potenzielle Arbeitgeber gar nicht erst den Lebenslauf liest, sondern ebenfalls direkt ins Netz geht. So hat es kürzlich Stephan Plöchinger, Chefredakteur von süddeutsche.de, beschrieben: „Um in meiner Redaktion einen Job zu kriegen, müssen die Arbeitsproben überzeugen. Ich google inzwischen lieber nach Texten oder Tweets von Bewerbern, als ihre Lebensläufe zu lesen – die sind oft so ‚biographiepoliert‘, dass es keinen Spaß mehr macht. Wer dagegen Journalismus in Blogs, Gedrucktem, Videos oder sonstwo unter Beweis stellt –, den hätte ich gern“, schreibt der Chefredakteur im Blog „5 Fragen an 100 Journalisten“. 

Und weil das so ist, gehen mittlerweile die ersten Bewerber dazu über, ihre gesamten Bewerbungen direkt im Netz zu veröffentlichen, und zwar mit digitalen Mitteln wie in Form eines kreativen Fotos, eines Blogbeitrags, einer Infografik oder eines Youtube-Videos. Ein mutiger und sicher auch diskussionswürdiger Schritt. Die wenigsten Bewerber wollen derart öffentlich im Rampenlicht stehen. Als Inspiration dienen solche öffentlichen Bewerbungen aber allemal. Denn mit ungewöhnlichen Herangehensweisen unterscheidet man sich auf einen Schlag von tausenden anderen Bewerbern. 

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