Tipp oder Mythos?
Konzentration ist eine … – oh, ein Vogel! Das kommt Ihnen bekannt vor? Dann lassen Sie sich leicht ablenken. Wir schauen auf die gängigsten Tipps zur Verbesserung der Konzentration und welche davon wirklich funktionieren.
Text: Anja Schreiber
Sich zu konzentrieren bedeutet, seine Aufmerksamkeit bewusst auf einen ganz bestimmten Gegenstand oder eine Tätigkeit zu lenken. Der Begriff leitet sich vom lateinischen Wort ‚concentra‘ ab. Wörtlich lässt sich das mit „zusammen zum Mittelpunkt“ übersetzen. Und genau darum geht es: um die willentliche Fokussierung der Aufmerksamkeit. Wer mit hoher Konzentration an berufliche Aufgaben herangeht, erledigt sie effektiv und ist besonders produktiv. Aus diesem Grund hat auch der Gründer von Microsoft, Bill Gates, Fokus als wichtigsten Erfolgsfaktor bezeichnet. Die Konzentration hat aber auch Nachteile: Sie erfordert geistige Anstrengung und kann nur eine gewisse Zeit aufrechterhalten werden. Danach lässt sie nach. Weil sie aber so wichtig für den beruflichen Erfolg ist, suchen viele Fachkräfte nach wirksamen Hilfsmitteln zur Steigerung der Konzentrationsfähigkeit.
Funktioniert das wirklich?
Das Internet hält diesbezüglich viele Tipps bereits, von denen sich so mancher aber auch als Mythos entpuppt. Das Kaugummikauen zum Beispiel regt beim Kauen die Durchblutung des Gehirns an und kann so die Konzentration fördern. Doch: Dieser Effekt stellt sich allgemein beim Kaufen ein – der Kaugummi selbst ist also nicht die Ursache dafür, wenn Fachkräfte sich besser fokussieren können. Ein anderer bekannter Tipp lautet, Musik zu hören. Hintergrund dafür ist der sogenannte Mozart-Effekt: Eine Studie aus den 1990er-Jahren untersucht die Hypothese, dass das Hören von klassischer Musik die Konzentration verbessern solle. Ganz so einen durchschlagenden Erfolg scheint dieser Ratschlag aber doch nicht zu haben: Laut dem Online- exikon für Psychologie und Pädagogik wurde dieser Effekt in einer Metaanalyse an der Universität Wien im Jahre 2010 widerlegt.
Besonders häufig wird von Expert*innen Sport für die Steigerung der Konzentration empfohlen. Und tatsächlich handelt es sich hierbei nicht um einen Mythos, sondern um eine wissenschaftlich überprüfte Tatsache. So kam zum Beispiel eine Studie der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften an der Technischen Universität München aus dem Jahr 2022 zu dem Ergebnis, dass sich körperlich fitte Grundschulkinder besser konzentrieren können und eher den Sprung aufs Gymnasium schaffen als Kinder, die sportlich weniger leistungsfähig sind. Konzentration ist also kein Produkt des Zufalls, sondern lässt sich steigern – aber auch schwächen. Zu den verschiedenen Einflussfaktoren gehört neben dem körperlichen auch der psychische Zustand des Menschen. Hat jemand Schmerzen, wird er oder sie sich eher schlecht konzentrieren können. Das gilt auch für Menschen, die in einer privaten Beziehungskrise stecken. Weitere Faktoren sind die Ernährung und der Schlaf. Auch die Arbeitsumgebung mit ihrer Geräuschkulisse und ihren optischen Signalen spielt eine große Rolle. Laute Gespräche von Kolleg*innen stören die Konzentration genauso wie ungeplante Telefonate oder der ständige Blick aufs Smartphone.
Es ist Übungssache
Um die eigene Konzentration zu steigern, reichen schon einfache Maßnahmen, auch wenn es kein allgemeingültiges Rezept gibt. Das sieht man allein daran, wenn es um die Reduktion des wichtigsten Konzentrationskillers, der Ablenkung, geht. Introvertierte Mensch fühlen sich von Lärm, Geräuschen und sozialen Interaktionen schneller gestört als extrovertierte Fachkräfte. Wer durch äußere Einflüsse schnell den Fokus verliert, kann eine sogenannte stille Stunde einrichten. So schafft man sich einen Rückzugsraum, in dem man sich frei von Störungen auf seine Arbeit fokussieren kann. Kolleg*innen können Fachkräfte diese Zeit durch ein Schild oder in geteilten Büros durch kleine Lichter am Arbeitsplatz signalisieren: rot steht für „Bitte nicht stören und grün für „Bereit zu sprechen“. Übrigens können auch visuelle Reize wie zahlreiche Papiere oder Notizzettel auf dem Schreibtisch die Konzentration unterbrechen.
Damit sich Fachkräfte besser konzentrieren können, sollte neben dem Smartphone etwas anderes abgeschaltet werden: das Multitasking. Wenn Berufstätige zwischen mehreren Aufgaben hin- und herwechseln, geht das zulasten ihrer geistigen Ressourcen. Für die maximale Konzentration ist es also unerlässlich, zunächst eine Aufgabe vollständig abzuschließen und sich erst dann einer anderen zuzuwenden.
Die gute Nachricht lautet: Konzentration lässt sich auch trainieren. Nicht nur der Fokus auf eine Aufgabe nach der anderen hilft dabei. Wer sich beispielsweise in Meditation versucht, lernt auch außerhalb des Aufgabenbereichs, die Gedanken um einen einzigen Punkt kreisen zu lassen. Dabei geht es darum, nur eine Sache zu tun – und das mit voller Aufmerksamkeit. In diesem Zusammenhang empfiehlt sich eben zum Beispiel das Meditieren oder auch Achtsamkeitsübungen. Diese vermitteln gleichzeitig auch die Fähigkeit, sich in Geduld zu üben. Diese brauchen Fachkräfte nämlich, die langfristig an ihrer Konzentration arbeiten möchten.