Die Gemeinde stärken
Berufsfeld Engagementförder*innen: In der Gemeinde oder in ehrenamtlichen Bereichen setzen immer mehr auf die professionellen Fachkräfte.

Die Gemeinde stärken

Das Erzbistum Köln setzt verstärkt auf professionelle Engagementförder*innen wie Astrid Fox. Sie arbeitet hauptamtlich in der Servicestelle Meerbusch-Büderich der katholischen Kirchengemeinde St. Mauritius und Heilig Geist.

Text: Christine Lendt

Astrid Fox leitet das Team, das sich für die Engagierten der Gemeinde und für am Ehrenamt Interessierte einsetzt. Foto: Erzbistum Köln

Als Mitglied des Pastoralteams fungiert Astrid Fox wie eine Brücke: Selbst hauptamtlich tätig, ist sie Ansprechpartnerin für die rund 450 ehrenamtlich Tätigen in der Kirchengemeinde – und für alle Menschen, die sich für ein Engagement dort interessieren. „Es ist ganz natürlich, dass Seelsorge und Verwaltungsleitung die Dinge manchmal aus einer anderen Perspektive betrachten als die Gemeindemitglieder und Engagierten“, stellt die 39-Jährige fest. „Da hat es sich als sehr hilfreich erwiesen, wenn jemand eine vermittelnde Rolle einnimmt, sodass Konflikte im Idealfall gar nicht erst entstehen.“

Networking auch außerhalb der Kirche

Astrid Fox unterstützt die Engagierten auch in ihren bereits bestehenden Projekten und Gruppierungen während ihrer gesamten Ehrenamts-Karriere: Vom Erstgespräch über die Sicherstellung einer guten Begleitung im Projekt bis zum Abschied aus dem ehrenamtlichen Engagement. Zu ihren Aufgaben gehören auch die Beratung von Gruppierungen, die Öffentlichkeitsarbeit betreiben möchten, der Umgang mit Konflikten und die strategisch-konzeptionelle Entwicklung neuer Projekte.

Als einen besonders wichtigen Teil ihrer Arbeit sieht sie das Networking – auch außerhalb der Kirchenmauern. Sei es auf kommunaler und Kreisebene, mit Wohlfahrtsverbänden, Vereinen, Bildungseinrichtungen und den Kolleg*innen aus anderen religiösen Gemeinschaften. Dank guter Vernetzung und Kooperationen wird für sie einiges erst möglich und sichtbar. Eine nachhaltige Wertschätzungs- ­sowie Willkommenskultur weiterzuentwickeln, das begleitet ihre Arbeit ständig: „Ehrenamtlich können sich alle Interessierten bei uns engagieren, unabhängig von Herkunft, sexueller Ausrichtung und Religion.“

Dies geschieht ganz häufig in karitativen Projekten, für die sich viele Menschen ­begeistern, die sonst weniger Kontakt mit Kirche haben. So konnten Astrid Fox und ihr Team nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs in kürzester Zeit ein Begegnungscafé für ukrainische Geflüchtete und deren Kinder auf die Beine stellen. Etwa die Hälfte der Menschen, die im Café mitarbeiten, fühlen sich der Kirchengemeinde eigentlich nicht zugehörig, kommen aber über ihre ehrenamtliche Arbeit mit ihr auf neue Weise in Kontakt. Andersherum erhält die Kirchengemeinde durch die neuen Gesichter frische Impulse. So kann die Entwicklung der Kirche nach dem Bottom-up-Prinzip gelingen. Aus dieser Grundidee heraus ist die Engagementförderung im Erzbistum Köln entstanden.

Interdisziplinäres Team

Astrid Fox kam über einen Quereinstieg in ihre jetzige Position. Nach dem Abitur absolvierte sie zunächst eine Ausbildung zur Hotelfachfrau, bildete sich dann zur staatlich geprüften Betriebswirtin weiter. Ihr Weg führte sie zu Stationen in der Hotellerie/Touristik im In- und Ausland, wobei der Dienstleistungsgedanke, Beratung, Vertrieb und Öffentlichkeitsarbeit im Fokus standen.

Bevor sie Engagementförderin wurde, war sie einige Jahre bei einem Personaldienstleister tätig, lernte hier vieles zum Thema Recruiting und Personalführung und engagierte sich ehrenamtlich beim Sozialdienst katholischer Frauen und Männer (SKFM) Düsseldorf e.V. „All diese Erfahrungen waren eine perfekte Vorbereitung auf meine jetzige Stelle.“ Für das nächste Jahr plant sie nun, noch eine Weiterbildung zur psychoanalytisch-systemischen Beraterin zu beginnen, weil ihre Arbeit auch hiervon profitieren kann.

Derzeit arbeiten etwa 40 Fachkräfte auf einer Teilzeitstelle in der Engagementförderung im Erzbistum Köln. „Den“ Weg, um Engagementförder*in zu werden, gibt es nicht: Viele Kolleg*innen von Astrid Fox haben einen Hochschulabschluss. Zum bunt gemischten Team gehören neben Theolog*innen, Sozialarbeiter*innen und Pädagog*innen auch Absolvent*innen der Germanistik, Geografie, Kunstgeschichte und der Wirtschaftswissenschaften. Auch die Naturwissenschaften sind durch eine promovierte Chemikerin vertreten.

„Geeignet für diesen spannenden Beruf sind grundsätzlich Menschen, die Lust haben, auf andere Menschen zuzugehen und die Kirche mitgestalten möchten. Und die sich bewusst der katholischen Kirche zugehörig fühlen, sich mit ihren Aufgaben, Zielen und Werten identifizieren.“ Erwartet werden zudem eine selbstständige und gewissenhafte Arbeitsweise sowie die Fähigkeit, konzeptionell und visionär zu arbeiten. Hilfreich ist es, selbst schon einmal die Perspektive als ehrenamtlich Engagierte*r kennengelernt zu haben. „Wir freuen uns sehr über neue Interessierte an unserem bunten, spannenden Beruf“, betont Astrid Fox.

  • Infodienst-Trainee-Stellen Der Artikel ist im WILA Arbeitsmarkt erschienen. Neben den Artikeln im Online-Magazin bietet das Abo-Produkt mehrere hundert ausgewählte aktuelle Stellen pro Wochen – von Montag bis Freitag aktualisiert und handverlesen speziell für Akademiker*innen mit einem generalistischen Studienhintergrund.
  • Die Abonnentinnen und Abonnenten erhalten durch den redaktionellen Teil und die Stellen-Datenbank einen breiten und dennoch konkreten Überblick über derzeitige Entwicklungen in Berufsfeldern und Branchen, können sich anhand der ausgewählten Jobs beruflich orientieren und bleiben so bei der Jobsuche am Ball. Unsere Erfahrung: Viele Abonnent*innen stoßen auf Tätigkeiten, die sie gar nicht auf dem Schirm hatten.

Weitere WILA-Angebote