Auf dem Silbertablett
Zehn Bewerbungsgespräche an nur einem Tag? Mit Job-Speed-Dating ist das kein Problem, sagt Nils Hille. Der Geschäftsführer der Deutschen Akademie für Public Relations (DAPR) organisiert das Berufseinsteiger*innen-Job-Speed-Dating „Komm Match“.
Interview: Anne Prell
WILA Arbeitsmarkt: An wen richtet sich das Job-Speed-Dating?
Nils Hille: Komm Match ist das Online-Speed-Dating für Einstiegsjobs in der PR- und Kommunikationsbranche. Bewerberinnen und Bewerber haben die Chance, an einem Tag bis zu zehn Vorstellungsgespräche zu führen. Das Ganze ohne großen Reiseaufwand und auch ohne zehn individuelle Bewerbungen zu schreiben. Alles, was man braucht ist ein Lebenslauf, und man sollte einen passenden Studiengang absolvieren oder abgeschlossen haben. Bachelor oder Master ist egal, die genaue Fachrichtung ist auch zweitrangig. Entscheidend ist das Interesse, in diese Branche zu gehen, und bereits praktische Erfahrungen in dieser Richtung zu haben.
Wie läuft das Job-Speed-Dating ab?
Erst einmal meldet man sich online kostenfrei an und wird daraufhin registriert. Für die Anmeldung sind nur das ausgefüllte Formular und ein aktueller Lebenslauf nötig. Vor der Veranstaltung informieren wir die Interessent*innen, ob sie am 1. Juli dabei sein dürfen oder nicht. Unser einziger Wunsch: Man sollte am 1. Juli dann auch Zeit haben und wirklich teilnehmen, um nicht jemand anderem einen Platz wegzunehmen. Kurz vorab bekommt man die Info, wann es genau losgeht, kriegt den Zugangslink und erfährt, wie viele Gespräche man führen wird.
Aber man weiß noch nicht, mit wem?
Nein, man weiß nur, dass es potenzielle Arbeitgeber*innen aus der Region sind, in der man arbeiten möchte, oder bei denen Arbeiten im Homeoffice möglich ist. Bewerber*innen erleben so Arbeitgeber*innen ganz unterschiedlicher Couleur, von kleinen spezialisierten Agenturen bis hin zu Non-Profit-Organisationen und Kommunikationsabteilungen großer Unternehmen aus ganz Deutschland. Im virtuellen Raum warten dann die Personalverantwortlichen. Dort hat man 15 Minuten Zeit, miteinander zu sprechen und sich anzuhören, was die oder der Arbeitgeber*in zu bieten hat. Es ist nicht ungeschickt, sich vorher zwei bis drei gute Fragen zu überlegen. Erst nach dem Gespräch erhalten die Arbeitgeber*innen den Lebenslauf von der Bewerberin oder dem Bewerber, und die Kontaktdaten werden ausgetauscht
Gibt es eine Art „Vormatching“?
Wir machen es gezielt so, dass wir nur abfragen, in welcher Region die oder der Jobsuchende arbeiten möchte. Das ist das einzige Kriterium, denn unsere Devise ist: Lasst euch auch mal auf Arbeitgeber*innen ein, die ihr noch nicht kennt. Das Spannende daran ist ja, wie bei einem Speed-Dating im Privatleben, dass man nicht weiß, wem man gegenübersitzt. Danach kann man entscheiden: Will ich die Person wiedersehen, oder entscheide ich mich dagegen? Wir haben die Erfahrung gemacht, dass oft Konstellationen zustande kommen, an die man gar nicht gedacht hätte. Die 15 Minuten dienen dazu, sich kurz vorzustellen und zu schauen: Geht es für uns weiter – oder eben nicht.
15 Minuten sind nicht lang. Wie überzeugt man in so kurzer Zeit?
Der klassische Elevator Pitch. Es geht nicht darum, ein komplettes Vorstellungsgespräch zu führen, sondern sich zu präsentieren und auch mal eine gute Frage zu stellen. Sich anzuhören, was die oder der Arbeitgeber*in anzubieten hat und zu gucken, was interessant sein könnte. Zum Beispiel können Bewerber*innen fragen: Was wären die Schwerpunkte meiner Arbeit? Kann ich mich nebenbei weiterbilden? Wird man nach einem Traineeship übernommen? Der erste Eindruck ist entscheidend. In einer Viertelstunde kann man schon einiges besprechen, und wenn die Zeit nicht reicht, ist das ein absolut gutes Zeichen für ein Wiedersehen.
Welche Vorteile sehen Sie beim Job-Speed-Dating?
Es baut Hürden ab. Es gibt derzeit sehr viele offene Stellen auf dem Arbeitsmarkt, auch für Einsteiger*innen. Meiner Erfahrung nach gibt es ein großes Fragezeichen „Wo soll ich hin? Wo bewerbe ich mich?“ Wir bieten Orientierungsmöglichkeiten und servieren verschiedene Optionen auf dem Silbertablett. Man kann eigentlich nicht verlieren. Im schlimmsten Fall knüpft man ein paar gute Kontakte in die Branche, im besten Fall hat man einen neuen Job.
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