Mit Musikwissenschaft  ins Berufsleben starten
Berufsfeld Musikwissenschaften: Welche Kompetenzen sollte man mitbringen und welche Chance bieten sich hier Fachkräften?

Mit Musikwissenschaft ins Berufsleben starten

Großer Andrang trotz spezieller Konditionen: Musikwissenschaftler/innen müssen sich auf Konkurrenz einstellen – und Zusatzqualifikationen sammeln.

Text: Stefanie Schweizer

Etwas angespannt ist Joshua Bredemeier dann doch: In der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover haben sich Studierende und Dozierende versammelt, um seinen Eigenkompositionen zu lauschen. Danach muss der Musiktheoretiker sein Werk in einer Verteidigung rechtfertigen und schließt damit sein Hauptfach ab. Zwar ist Bredemeier auf dem Papier noch Student, mit einem Bein steht er aber schon im Berufsleben. Er ist Hochschultutor für Musiktheorie und Gehörbildung, verfasst Arrangements für Chöre sowie Vokalensembles und gibt mit seiner Band deutschlandweit Konzerte.

Möchte an der Musikhochschule bleiben: Jo­shua Bredemeier hat gerade sein Studium in Hannover beendet. Foto: Chantal Seitz

Nach dem Studium strebt Bredemeier auf lange Sicht eine Festanstellung an einer Musikhochschule an. Denn eine Karriere in der Wissenschaft ermöglicht es, nah an der musikalischen Leidenschaft zu bleiben. Zu den Aufgaben von Hochschuldozierenden zählen unter anderem das Halten von Seminaren und Vorlesungen sowie die Vorbereitung derselben. „In den Semesterferien müssen zusätzlich Hausarbeiten korrigiert und Gutachten für Abschlussarbeiten erstellt werden. Außerdem widmet man sich in der vorlesungsfreien Zeit auch wieder verstärkt seiner Forschung, die überwiegend am heimischen Schreibtisch stattfindet“, erklärt Prof. Dr. Andreas Meyer, der auf eine Karriere mit vielen Stationen zurückblickt, zu denen auch die Arbeitslosigkeit zählte. Heute ist er Fakultätsdekan sowie Dozent für Musikwissenschaft an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart.

Stadt, Land, Hochschule

Wer die akademische Karriereleiter bis zur Professur aufsteigen will, benötigt früher oder später eine Promotion. Laut Meyer gibt es vor allem ein Problem: die Zeit danach. „Denn unbefristete Stellen für Promovierte unterhalb der Professorenebene sind in der Musikwissenschaft leider sehr selten“, erklärt er. Auch die Ausschreibung von langfristigen Vollzeitstellen ist rar – und die Konkurrenz groß. 2016 arbeiteten laut dem Deutschen Musikinformationszentrum mehr als 2.000 Menschen hauptberuflich an Musikhochschulen. Dabei gibt es davon in Deutschland gerade mal 24.

Zwar können Musikwissenschaftler/innen auch an Universitäten eine Anstellung an musikwissenschaftlichen Institutionen finden, doch erschweren dort ebenfalls Befristungen die Zukunftsplanung. Weiterhin ist die Übernahme in eine Festanstellung nach Jahren der Hochschularbeit nicht gewährleistet. Wird ein Vertrag nicht verlängert, finden sich Wissenschaftler/innen schnell in der sogenannten Einbahnstraße Hochschule wieder. Zwar haben sie während ihrer akademischen Karriere spezifische Kompetenzen ausgebaut, doch diese entsprechen häufig nicht den Anforderungen in der freien Wirtschaft.

Der Wechsel in eine andere Branche wird dadurch gegebenenfalls erschwert. Musikwissenschaftler/innen mit dem Berufswunsch Hochschuldozent/in, müssen sich davon aber nicht abschrecken lassen. Vielmehr gilt es, diese potenziellen Schwierigkeiten zu kennen und auf sie reagieren zu können – beispielsweise mit dem Erwerb sowie der Pflege von Zusatzqualifikationen. Denn die Anstellung an einer Hochschule kann sich auch lohnen – vor allem finanziell.

Um die 29 Euro pro Stunde: So viel verdienten laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2014 Angestellte für Lehr- und Forschungstätigkeiten im Allgemeinen. Sie werden nach dem sogenannten TV-L, Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder, bezahlt und sind fest angestellt. Damit können Musikwissenschaftler/innen mit akademischer Karriere im Vergleich zu anderen Branchen zu den Bestverdienern ihrer Fachrichtung gezählt werden. Es gilt jedoch zu beachten, dass der Bruttostundenlohn nach Bundesland, akademischen Grad sowie Arbeitsverhältnis variiert. Ebenfalls im oberen Einkommensbereich können beispielsweise Mitarbeitende der Stadt angesiedelt werden.

Sie werden nach Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) bezahlt. Der tatsächliche Bruttomonatsbetrag kann online, nach Angabe individueller Daten wie Steuerklasse und voraussichtliche Entgeltgruppe, errechnet werden. Als Angestellte der Stadt können Musikwissenschaftler/innen beispielsweise im Kulturamt unterkommen. Großstädte wie Hannover, Düsseldorf oder Hamburg, die für ihre vielfältige Musikszene bekannt sind, haben sogar eine eigene Sparte für die Musikförderung.

Zu den Hauptaufgaben als Angestellte/r in der Kultur- oder Musikförderung gehört die Organisation und Planung musikalischer Aktivitäten wie Konzerte, Veranstaltungen oder Festivals. Aber auch die Beratung von Chorverbänden, Musikvereinen sowie Musikern und Musikerinnen gehört zur Arbeit dazu. Als Kernkompetenzen sind hier Organisations- sowie Kommunikationsfähigkeit gefragt; während der methodische Inhalt der Musikwissenschaft – wenn überhaupt – lediglich gestreift wird. Dafür bietet die Arbeit in der Kulturförderung Musikwissenschaftler/innen die Möglichkeit, die musikalische sowie kulturelle Vielfalt der Stadt mitzugestalten.

Über Musik schreiben und sprechen

Einen Backstage-Pass fürs Konzert, Freikarten für die Oper oder den neuen Song vor allen anderen hören: Mit solchen Boni stellen sich viele Menschen die Arbeit von Musikjournalisten und Musikjournalistinnen vor. Allerdings handelt es sich dabei um ein Berufsbild, das in seiner klassischen Form zunehmend ausstirbt. „Solche Stellen gibt es praktisch nicht mehr“, bestätigt auch Professor Meyer. Die Aufgaben, die zuvor speziell von Musikjournalist/innen übernommen wurden, fallen heute meist in das Tätigkeitsfeld von Journalist/innen ohne thematische Spezifikation.

Punkten können Musikwissenschaftler/innen mit ihrem Fachwissen trotzdem: Wenn sie in einer Redaktion arbeiten, wählen sie Musiktitel aus, erstellen Kritiken, verfassen Reportagen und führen Interviews mit Musiker/innen – und das auch außerhalb der üblichen Arbeitszeiten. Konzerte oder Premieren beginnen in der Regal erst dann, wenn andere schon Feierabend haben. Ein Job also, der große Leidenschaft erfordert.

„Ich habe schon immer alles verschlungen, was mit Musik zu tun hat. Vor allem die Geschichten hinter den Songs interessierten mich“, erklärt die RBB-Volontärin Clara Ehrmann. Zwar absolvierte sie ihren Bachelor in Musikmanagement, das Studium habe jedoch hauptsächlich aus musikwissenschaftlichen Inhalten bestanden. Gut so, denn ins Management wollte Ehrmann nie: „Ich dachte es wäre gut, musikalisches Fachwissen vorweisen zu können, weshalb ich den Bachelor gemacht habe. Ich wusste schon seit meinem Abitur, dass ich Journalistin werden will. Damals noch unbedingt: Musikjournalistin.“ Mit dem gewählten Schwerpunkt Journalismus im Master Medien und Musik rückte Ehrmann diesem Traum bereits ein Stückchen näher.

Dem Portal Lohnspiegel.de zufolge erhalten Journalist/innen mit einer 38-Stunden-Woche ein Bruttomonatsgehalt von durchschnittlich 4.277 Euro. Dafür beschäftigen sie sich mit unterschiedlichen Themen, auch fernab der Musik, und müssen stets über politische, kulturelle sowie gesellschaftliche Entwicklungen informiert sein. Sie recherchieren im Netz oder in Datenbanken, treten in Kontakt mit Expert/innen, Politiker/innen und Institutionen.

Reine Musikjournalist/innen gibt es kaum noch. Trotzdem sind Radiosender mögliche Arbeitgeber, oft nach einem Volontariat. Foto: © Евгений Вершинин/Fotolia

Das Wissen über Musiktheorie und -geschichte sowie methodische Kenntnis kann vor allem für das Verfassen von Rezensionen oder die Diskussion fachspezifischer Thematiken wichtig sein. Doch müssen Journalisten/innen auch das technische Handwerk beherrschen. „Im Volontariat lernen wir unter anderem mit Schnittprogrammen für Bild und Ton umzugehen. Außerdem lernen wir die Technik im Tonstudio sowie Einsatzwagen kennen. Das sind praktische Kompetenzen, die ich in meinem Studium in dieser Form nicht hätte erlernen können“, so Ehrmann.

Mehr Qualifikationen sammeln

Mit dieser Aussage trifft die 27-Jährige einen wunden Punkt in Sachen Qualifikation von Musikwissenschaftler/innen. Denn häufig werden neben dem musikwissenschaftlichen Profil Zusatzqualifikationen gefordert, die außerhalb des Studiengangs erworben werden müssen. Im Verlagswesen beispielsweise können Musikwissenschaftler/innen mit juristischen Kompetenzen punkten, sind sie laut Deutschem Musikverlegerverband (DMV) doch hauptsächlich in den Bereichen Lektorat, Rechte und Lizenzen tätig.

Das Hauptgeschäft eines Musikverlags stellen der Erwerb und die Auswertung von Rechten an musikalischen Werken sowie deren Vertrieb an Radio, Fernsehen und Film dar. Auf die Frage nach hilfreichen Soft Skills im verlegerischen Berufsalltag antwortet die stellvertretende DMV-Geschäftsführerin Birgit Böcher mit „eine schnelle Auffassungsgabe“. Koordinationskompetenz und ein Händchen fürs Networking können ebenfalls hilfreich sein.

Auch Sebastian Hanusa hat ähnliche Erfahrungen gemacht: „Sehr viel, was ich im Studium gelernt habe, kann ich im Beruf anwenden. Und sehr viel, was ich für den Beruf benötige, habe ich nicht im Studium gelernt.“ Seit der Spielzeit 2014/2015 ist er als Musikdramaturg an der Deutschen Oper Berlin engagiert. Im Studium widmete er sich den Fächern Musikwissenschaft und Komposition sowie Philosophie und Musik auf Lehramt. Dramaturgen und Dramaturginnen sind in der Regel an Musiktheatern, Konzert- oder Opernhäusern an allen inhaltlichen Bereichen beteiligt.

Ihre Tätigkeit lässt sich stark vereinfacht in die Aufgabenbereiche Produktionsdramaturgie, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Spielplankonzeption gliedern. Ihr Hauptaugenmerk liegt auf der beratenden Tätigkeit im Zuge der Realisierung von Aufführungen. Beispielsweise geben sie Feedback zu den Proben, entscheiden, welche Werk- oder Stückfassung aufgeführt wird, und besprechen die jeweiligen Konzepte mit Regie, Bühnenbild und Orchesterleitung. Dafür ist vor allem fachliches Wissen über die einzelnen Stücke gefragt.

Organisationstalent gefragt

Musikwissenschaftler/innen mit dem Berufswunsch Dramaturg/in sollten laut Hanusa außerdem „Freude am persönlichen Umgang mit Menschen, eine breite Allgemeinbildung, Stressresistenz in emotional schwierigen Situationen, Kommunikationsfreude und eine gewisse Bereitschaft zur Selbstausbeutung“ mitbringen. Denn Arbeitszeit und Verdienst sind alles andere als Standard.

Die Mindestgage für Dramaturgen und Dramaturginnen wurde erst Anfang April 2018 auf 2.000 Euro Bruttomonatsgehalt erhöht. Außerdem besuchen Dramaturg/innen zusätzlich zur normalen Arbeitszeit Wochenend- oder Abendtermine wie Proben, Konzerte oder Matineen. Doch auch im Musikverlagswesen wird laut DMV-Expertin Böcher der Besuch von Veranstaltungen außerhalb der Arbeitszeit häufig vorausgesetzt. Da ist Organisationstalent gefragt: „Den Großteil meiner Arbeit teile ich mir selbst ein beziehungsweise muss ich mir selbst einteilen“, erklärt Hanusa. Die Balance zwischen Beruf und Privatleben sei nicht immer selbstverständlich und hänge nicht zuletzt von der Offenheit des jeweiligen Arbeitgebers ab.

Kompromissbereitschaft, Flexibilität, Belastbarkeit: Mit Blick auf den Arbeitsmarkt scheinen dies die unausgesprochenen Grundqualifikationen von Musikwissenschaftler/innen zu sein. Denn der Arbeitsmarkt verlangt einiges von ihnen. Nicht zuletzt die Bereitschaft, für die Musik Überstunden zu schieben, häufig umzuziehen und sich meist mit untertariflicher Bezahlung zufrieden zu geben. Sich gegen das System zu stellen, kostet viel Energie – und ist häufig nicht von Erfolg gekrönt.

Denn wie die Erfahrung zeigt: Irgendeine/r wird den Job schon machen, auch für weniger Geld. „Trotz der vergleichsweise schlechten Bezahlung und der in der Regel unsicheren Vertragsverhältnisse ist die Konkurrenz groß, und es ist schwer, eine feste Stelle zu finden“, erklärt Hanusa. Dabei seien die meisten Dramaturgiestellen jährlich befristet.

Nicht nur an der Oper oder im Theater besteht ein Run auf freie Stellen. Im Verlagswesen sieht die Lage laut aktueller Einschätzung des DMV ähnlich aus: Im Moment gebe es wenige offene Stellen. Und das, obwohl die durchschnittliche Bezahlung bei circa 2.000 bis 2.500 Euro Bruttomonatsgehalt liege. Ein Bild wie dieses zeichnet sich häufig im Kultursektor ab, zu dem auch viele Arbeitsbereiche für Musikwissenschaftler/innen zählen. Um die eigenen Fachkenntnisse anwenden zu können, müssen Anwärter und Anwärterinnen somit Kompromisse eingehen: beim Gehalt, bei der Arbeitszeit oder beim Anstellungsverhältnis. Expertinnen und Experten wie Stefan Simon sehen manche Entwicklungen des aktuellen Arbeitsmarkts und dessen Bedingungen für Musikwissenschaftler/innen deshalb kritisch (siehe Interview Seite VIII).

Ein fordernder Wirtschaftszweig

Warum sollte also irgendjemand in diesem Bereich überhaupt arbeiten wollen? Die Frage kann durchaus gestellt werden. Nicht befriedigend, aber dennoch erwähnenswert ist der Blick in andere Wirtschaftszweige: Denn auch in den Geistes- und Sozialwissenschaften, der medizinischen Pflege oder in den Naturwissenschaften finden sich ähnliche Bedingungen. Die Probleme von Musikwissenschaftler/innen sind somit zum Teil nicht branchenspezifisch, sondern beziehen sich auf den gesamten Arbeitsmarkt.

„Bereitschaft zur Selbstausbeutung" gehört zu Sebastian Hanusas Arbeit als Musikdramaturg in Berlin dazu. Foto: Jens Schittenhelm

Die meisten Musikwissenschaftler/innen wissen trotzdem ganz genau, warum sie sich für ihre Tätigkeit entschieden haben. „Der Gegenstand meines Berufs ist im weitesten Sinne der Gegenstand meines Studiums: Musik und Musiktheater – jedoch oftmals näher an der Praxis“, erklärt Hanusa. Auch RBB-Volontärin Ehrmann weiß um die Vorzüge ihrer Branche: „Den einen Arbeitstag gibt es bei mir nicht. Zwar wiederholt sich das Handwerk, mit dem man Beiträge anfertigt, aber nicht der Inhalt. Das ist unglaublich spannend.“ Zuletzt arbeitete Ehrmann bei Antenne Brandenburg in der Redaktion mit, davor machte sie Station beim Jugendsender 1Live und Radio Bremen. Auch Joshua Bredemeier sieht seine berufliche Zukunft optimistisch: „Auch wenn viele Arbeitsfelder eine gewisse Unbeständigkeit mit sich bringen, kann ich dem auch etwas Positives abgewinnen: Vielseitigkeit und Flexibilität.“

Ob als Journalist, Dramaturgin, Fachautor oder Managerin – viele der Tätigkeiten, die für Musikwissenschaftler/innen infrage kommen, können auch auf freiberuflicher Basis ausgeführt werden. Der eigene Chef oder die eigene Chefin zu sein, kann Vorteile haben und eine echte Alternative zu den teilweise unbeständigen Verträgen in der Kulturwirtschaft darstellen. Zwar erfordert eine freiberufliche Tätigkeit ebenfalls zeitliche sowie örtliche Flexibilität, allerdings können Freiberufler/innen diese gezielter kontrollieren. Sie entscheiden aktiv mit, wann, wie viel, wo und für wen sie arbeiten. Wer Verhandlungsgeschick mitbringt, hat außerdem die Chance, übertarifliche Honorare zu erzielen.

Doch sollten freiberufliche Musikwissenschaftler/innen auch einiges beachten. Beispielsweise müssen sie ihre Tätigkeit beim Finanzamt anmelden, ihre Versicherungsbeiträge selbst zahlen und sich vor der sogenannten Scheinselbstständigkeit in Acht nehmen. Für jene, die den Sprung in die Freiberuflichkeit wagen wollen, empfiehlt sich ein Termin bei einer Gründungsberatung oder einem Zentrum für Entrepreneurship. Dieser Service wird meist von der Stadt, dem Arbeitsamt oder von Hochschulen angeboten.

Konkurrenzfähig werden

Um sich von den Mitbewerbenden abzugrenzen, aber auch, um die eigene Marktfähigkeit unabhängig vom Studienwissen zu erhöhen, sollten Musikwissenschaftler/innen ihre Zusatzqualifikationen im Blick haben. Wie beispielsweise Bredemeier: Seine tontechnischen Fähigkeiten hat er sich im Zuge eigener musikalischer Projekte angeeignet. Denn Bredemeier findet: „Musik sollte nicht am Schreibtisch bleiben, und das sollte ein Musikwissenschaftler auch nicht.“ Durch die Arbeit im Tonstudio und auf Konzerten erweitert er seine Qualifikationen und kann diese Kompetenzen Dritten zur Verfügung stellen.

Auch das Erlernen einer Fremdsprache kann vorteilhaft sein, beispielsweise als Mitarbeiter der Kulturförderung bei der Zusammenarbeit mit internationalen Institutionen, Künstlern sowie Künstlerinnen. Clara Ehrmann hingegen hat sich trotz zahlreicher Journalismus-Praktika für das Volontariat entschieden, um ihre musikwissenschaftliche Kompetenz zu erweitern. „Man braucht ein Händchen fürs Schreiben und Lust, kreativ zu sein. Das lässt sich am besten in der Praxis lernen“, erklärt sie. Neben den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten bieten auch Institutionen wie beispielsweise die Deutsche Journalistenschule Volontariate an.

Klassik nicht nur genießen, sondern auch verstehen: eine wichtige Kompetenz in der Musikwissenschaft. Foto: © ykordik/Fotolia

Zusatzkompetenz per Mausklick

Die Aneignung von Zusatzqualifikationen kann aber auch im Kleinen stattfinden, beispielsweise durch Lehrgänge, Workshops oder Fortbildungen. Verbände und private Anbieter haben zum Beispiel Workshops zur Moderation oder zum Synchronsprechen im Programm. Die Medienakademie Ruhr bietet Seminare an, in denen Einsteiger/innen lernen, journalistisch zu arbeiten und ihren Schreibstil zu verbessern.

Auch für Musikwissenschaftler/innen, die eine Anstellung in der Musikdramaturgie anstreben, sei laut Sebastian Hanusa die Fähigkeit, über Opern und Konzerte diskutieren und schreiben zu können, unverzichtbar.

Musikwissenschaftler/innen im Kulturmanagement tun gut daran, sich Grundkenntnisse in gängigen Softwareprogrammen und Content-Management-Systemen anzueignen sowie den sicheren Umgang mit Bildbearbeitungs- und Layoutprogrammen zu üben. In Eigenregie werden Musikwissenschaftler/innen durch Projekte, Onlineplattformen und Youtube-Tutorials digital fit.

Letztlich bedeutet ein Blick über den Tellerrand nicht, sich von der Musik zu entfernen. Vielmehr betten Musikwissenschaftler/innen durch ihre überfachlichen oder zusätzlichen Qualifikationen ihre Liebe zur Musik in ein konkretes Umfeld ein. Und dann wäre da noch eine besonders wichtige Eigenschaft, die berücksichtigt werden sollte – wenn auch mehr für sich als für den Job: Gelassenheit. Davon bringt Joshua Bredemeier eine gesunde Prise mit und rät: „Hört Bach, er ist gut!“

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