Seit 1917 Stimme der Museumswelt
Ob mit hilfreichen Leitfäden, Netzwerkveranstaltungen oder im Kontakt mit der Politik – der Deutsche Museumsbund setzt sich für seine Mitglieder ein. Dazu zählen mittlerweile Fachkräfte aus 50 verschiedenen Berufen.
Text: Nicole Kretschmer
Technik, Kunst, Geschichte oder Popkultur: Über 7.000 Museen gibt es mittlerweile in Deutschland. Doch der Museumsbereich bietet nicht nur vielfältige Themen, sondern auch eine ganze Reihe von Berufsperspektiven. Die Bandbereite geht hier von Öffentlichkeitsarbeit über Sammlungsmanagement und wissenschaftliche Forschung bis zur Organisation von Führungen. Durch diese Vielfalt ist der Bereich sowohl für Geistes- und Sozialwissenschaftler*innen als auch für Absolvent*innen aus den Naturwissenschaften interessant.
„Damit ein Museum läuft, müssen viele verschiedene Fachkräfte zusammenkommen: Ein Museum ist also fast wie ein eigenes Ökosystem. Dazu zählen jedoch nicht nur die Menschen, die festangestellt innerhalb eines Museums arbeiten, sondern auch die temporären Angestellten wie selbstständige Expert*innen oder Projektangestellte, die von außen dazukommen“, erzählt David Vuillaume. Er ist Geschäftsführer des Deutschen Museumsbunds, der den Austausch zwischen den Institutionen und die Vertretung des Bereichs nach außen fördert.
Über 1.000 Museen sind Mitglied im Museumsbund: „Unser Anspruch ist es, für alle Museen und für alle Mitarbeitenden in den Museen da zu sein. Wir sind aber keine Gewerkschaft. Zu unseren Mitgliedern zählen ebenso Museumsdirektor*innen wie Angestellte im Bereich Presse oder Sammlungsmanagement. Außerdem können die Museen selbst und auch Unternehmen, die unsere Arbeit fördern wollen, Mitglied werden“, so Vuillaume.
Aktuelle Herausforderungen
Seit über hundert Jahren setzt sich der Museumsbund für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Museumslandschaft ein. Dabei geht es nicht nur um den Austausch und die Vernetzung untereinander, sondern auch um das Sammeln von Wissen innerhalb der Szene oder auch um das Engagement für einheitliche Standards – beispielsweise bei Volontariaten oder Arbeitsbedingungen. Dieses Wissen hält der Museumsbund in Handlungsempfehlungen oder Leitfäden fest.
Wie wichtig dieses Engagement ist, hat auch noch einmal die Corona-Pandemie gezeigt: „Der Museumsbund ist seit 1917 die Stimme des Bereichs. Wir fördern jedoch nicht nur den Austausch unter den Museen selbst, sondern wir treten auch als Vermittler gegenüber der Politik auf, denn diese wissen oft nicht, was Museen alles leisten – das hat die Corona-Krise deutlich gezeigt.“ David Vuillaume kritisiert, dass, obwohl Museen eine entscheidende Rolle als Bildungsinstitutionen spielen, sie durch die Schließungen während des Corona-Lockdowns ihrer Aufgabe nicht nachkommen konnten.
„Wir sind immer noch der Meinung, dass die Museen nicht unbedingt hätten schließen müssen. Es gab gute Hygienekonzepte. Außerdem haben durch die Pandemie einige junge Menschen den Zugang zu Bildung aufgrund der familiären Situation verloren. Wir hätten das in einer anderen Form anbieten können, aber wir mussten schließen.“
Bis zuletzt kämpfte die Museumswelt noch mit Hürden aufgrund der Corona-Pandemie. Im Gegensatz zu anderen Lokalitäten gab es hier hier strengere Auflagen wie Zeittickets und hohe Hygieneanforderungen.
Trotz dieser Einschränkungen findet der Geschäftsführer des Museumsbunds, dass die Branche relativ gut durch die Pandemie gekommen ist: „Das war keine einfache Zeit für die Museen, das muss man sagen. Aber bis jetzt gab es zum Glück wenig Entlassungen im Museumsbereich. Durch die coronabedingten Schließungen mussten Mitarbeitende im Besucherdienst zwar in Kurzarbeit, aber hinter den Kulissen wurde weitergearbeitet. Dadurch gab es auch einen großen Fortschritt im Bereich Digitalisierung. Zum Beispiel wurden von heute auf morgen digitale Führungen angeboten, und viele Museen haben erkannt, welches Potenzial digitale Angebote bieten.“
Darüber hinaus gibt es auch noch weitere aktuelle Themen, dener sich die Museen annehmen wie Nachhaltigkeit, die Konkurrenzfähigkeit zu anderen Medien oder der Umgang mit der kolonialen Vergangenheit von Sammlungen.
Einstieg mit Volontariat
Die thematische Vielfalt und die faszinierende Welt hinter den Museumstüren ziehen viele Berufseinsteiger*innen an. Doch wer in diesem Bereich Fuß fassen möchte, braucht vor allem Flexibilität und einen langen Atem. Denn nicht in allen Regionen werden regelmäßig Stellen ausgeschrieben:
„Im Museumsbereich ist es tatsächlich so, dass die Leute hier sehr gerne arbeiten. Das heißt, sie wechseln weniger oft die Positionen und haben diese lange inne. Das spricht natürlich auch für Qualität und für gute beziehungsweise sichere Arbeitsbedingungen. Das macht es Einsteiger*innen in diesem Bereich allerdings nicht leicht. Zurzeit haben wir aber ziemlich viele Ausschreibungen in unserem Stellenportal und voraussichtlich sogar noch einmal mehr Stellen als im letzten Jahr.“ David Vuillaume rechnet jedoch auch damit, dass im nächsten Jahr Kürzungen im öffentlichen Dienst vorgenommen werden könnten, und das hat auch Auswirkungen auf die Museen.
Wer also auf Jobsuche ist, sollte sich von der Masse der Bewerberinnen und Bewerber abheben. Daher rät er Fachkräften für die Bewerbung: „Jobsuchende sollten nicht nur schauen, welche Stellen ausgeschrieben sind und dann Bewerbungen rausschicken. Die Bewerberinnen und Bewerber sollten etwas mehr liefern. Denn für einen Arbeitgeber ist die Person dann interessant, wenn sie nicht nur die geforderten Qualifikationen mitbringt, sondern sich vielleicht ein wenig mehr mit dem Museum an sich, mit der Institution und ihren Zukunftsplänen auseinandersetzt und zeigt, wie sie Teil davon sein könnte. Diese Gedanken können Bewerberinnen und Bewerber dann in Form eines kurzen Konzepts mit einreichen und sich damit von anderen abheben. Das ist übrigens in jedem Bereich und nicht nur bei den Leitungsfunktionen gern gesehen.“
Der Einstieg gelingt oft über ein Volontariat, doch diese sind sehr begehrt. Für Interessierte ist der „Leitfaden für das wissenschaftliche Volontariat“ des Museumsbund gut geeignet, um sich über die Einstiegsmöglichkeiten, Voraussetzungen und Rahmenbedingungen zu informieren, denn einheitliche Standards für Volontariate gibt es in Museen nicht.
Vor dem Start genau hinzuschauen, rät auch David Vuillaume: „Es gibt meiner Meinung nach vier Themen, auf die die Jobsuchenden bei einem Volontariat achten sollten: Erstens ist ein Volontariat vor allem ein Weiterbildungsangebot. Das heißt die Berufseinsteiger*innen sollten hier auch wirklich etwas lernen. Zweitens sollten sie möglichst viele unterschiedliche Bereiche kennenlernen, sodass man die Institution als Ganzes versteht. Der dritte Bereich ist die Begleitung: Volontärinnen und Volontäre sollten möglichst feste Ansprechpartnerinnen und -partner haben, die ihnen während der Ausbildungszeit zur Seite stehen. Und zu guter Letzt sollte die Arbeit eines Volontärs oder einer Volontärin auch angemessen bezahlt werden. Wie empfehlen hier als Vergütung die Hälfte – also fünfzig Prozent – einer EG-13-Stelle.“
Perspektiven im Blick
Nicht nur thematisch ist der Museumsbereich im Wandel, auch beruflich hat sich einiges getan, denn die Vielfalt der Jobprofile hat sich in den letzten Jahren weiter ausdifferenziert: „Wir haben unsere Mitglieder bereits 2008 nach ihren Jobprofilen befragt. Damals haben wir zwanzig unterschiedliche identifiziert. 2019 haben wir die gleiche Befragung erneut durchgeführt und sind jetzt bei fünfzig Berufsprofilen“, so der Geschäftsführer des Deutschen Museumsbunds.
Wer Orientierung für die Perspektiven im Museumsbereich sucht, findet diese im Leitfaden „Professionell Arbeiten im Museum“, der die Profile auf insgesamt acht Bereiche aufteilt: Leitung und Organisation, Wissenschaft und Sammlung, Bestandserhaltung, Ausstellungen, Bildung und Vermittlung, Presse-, Öffentlichkeitsarbeit und Marketing, Gebäudemanagement und Betrieb sowie Verwaltung. Dabei sind diese acht Bereiche nicht nur auf dem Papier wichtig, weiß Vuillaume: „Egal in welches Museum man schaut, diese acht Fachbereiche findet man sowohl in den ganz großen als auch in den kleinen Institutionen mit nur ein paar Mitarbeitenden. Denn ohne diese acht Bereiche kann ein Museum nicht arbeiten. In kleinen Museen müssen sie dann von einer Person oder zwei Personen abgedeckt werden, während es in den größeren Museen mehrere Angestellte pro Bereich gibt.“
Informationen und Vernetzung
Der Museumsbund betreut aber nicht nur Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger. Fachkräften mit mehrjähriger Berufserfahrung bietet der Verband viele Vorteile, wie die Mitgliederzeitung „Bulletin“ und die Fachzeitschrift „Museumskunde“, die Museumskarte, die den kostenlosen Zutritt zu den Mitgliedsmuseen ermöglicht sowie die kostenlose Nutzung des Stellenportals. Außerdem können sich die Mitglieder auch in fünfzehn Fachgruppen und Arbeitskreisen engagieren und sich untereinander vernetzen.
Die Arbeitskreise orientieren sich dabei zum einen an den erwähnten Bereichen. Zum anderen gibt es Fachgruppen unter anderem zu den unterschiedlichen Museumsgattungen wie Technik, Geschichte oder Archäologie. Der Austausch, den die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Museen hier untereinander führen, ist auch für David Vuillaume eine der großen Stärken des Museumsbund:
„Durch die gute Vernetzung und den Austausch untereinander können sich die Fachkräfte auch selbst weiterbilden. Das führt dazu, dass man mit viel mehr Kenntnissen nach Hause geht und auch Anlaufstellen hat, wenn man im Berufsalltag ein Problem lösen muss. Die Bereitschaft zu unterstützen, ist in diesen Arbeitskreisen enorm. Da bin ich sehr stolz darauf, dass wir als Verband so zusammenhalten.“
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